(2024) 7.06
Länge: 02h 19min
Genres: Drama, Komödie, Liebesfilm
Creator: Sean Baker
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Die selbstbewusste Anora, eine junge Stripperin aus Brooklyn, erhält die Chance auf einen Ausstieg, als sie Ivan, den Sohn eines Oligarchen, kennenlernt und ihn kurze Zeit später spontan in Las Vegas heiratet. Als die Nachricht Russland erreicht, ist ihr Traum von einer besseren Zukunft jedoch in Gefahr: Ivans Eltern reisen nach New York, um die Ehe zu annullieren.
Ani
Ivan
Igor
Toros
Garnik
Lulu
Diamond
Galina Zakharov
Nikolai Zakharov
Tom
Crystal
Aleks
Dasha
Nick
Nikki
Jimmy
Dawn
Jenny
Vera
Mansion Day Guard
Rachel
Sunny
Vlad
Vegas Hotel Manager
Toros' Wife
Tatiana's Hostess
Tow Truck Driver
Bartender
Pearl
Michael Sharnov
Judge
Court Guard
Divorce Center Clerk
Regisseur: Sean Baker
Creator: Alex Coco, Sean Baker, Samantha Quan
Land: United States of America
Originaltitel: Anora
Studios: Cre Film, FilmNation Entertainment
Pascal Wichmann
08.03.2025Sean Bakers Anora kam für mich, und wahrscheinlich viele andere Filmliebhaber überraschend ins Rampenlicht, als der Film bei den diesjährigen Oscars gleich sechs Nominierungen erhielt und fünf der begehrten Trophäen mit nach Hause nahm. Dabei stammt der Film nicht von einem großen Studio, sondern wurde mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln produziert – und genau das macht ihn umso beeindruckender. Anora ist ein klares Statement für das Kino, ein Film, der zeigt, dass gewisse Geschichten auf der großen Leinwand erlebt werden sollten. (Was Sean Baker in seiner Dankesrede im Hinblick auf 1.000 Kinoschließungen in den USA allein in 2024 unterstrich.)
Eine Geschichte, die unter die Haut geht
Die Handlung dreht sich hierbei um Ani (Mikey Madison), eine junge Frau, die sich als Sexarbeiterin in New York City über Wasser hält. Ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als sie den Sohn eines russischen Oligarchen kennenlernt. Was als bloßes Geschäft beginnt, entwickelt sich zu einer spontanen Romanze – und schließlich zu einer überstürzten Hochzeit in Las Vegas. Doch das Märchen hält nicht lange: Die mächtigen Eltern des Bräutigams sind entsetzt über die Verbindung und setzen alles daran, die Ehe zu annullieren.
Was folgt, ist ein emotionaler Drahtseilakt zwischen Hoffnung und Enttäuschung, zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlicher Selbstbestimmung. Bakers Inszenierung verzichtet dabei auf übermäßiges Pathos und bleibt erstaunlich nüchtern – ein Stilmittel, das die Wucht der Geschichte nur noch verstärkt.
Authentizität in jeder Szene
Die Stärke von Anora liegt nicht nur in seinem mutigen Drehbuch, sondern vor allem in den schauspielerischen Leistungen. Mikey Madison verkörpert Ani mit einer Intensität, die von der ersten bis zur letzten Szene fesselt. Ihre Figur schwankt zwischen Selbstbewusstsein und Unsicherheit, zwischen Optimismus und tiefer Ernüchterung – und Madison bringt jede dieser Facetten mit beeindruckender Echtheit auf die Leinwand. Besonders eine Schlüsselszene bleibt im Gedächtnis: Als ihr eiskalt ins Gesicht gesagt wird, sie sei „nur eine Prostituierte“, durchfährt sie ein Schockmoment, der tief unter die Haut geht. Ein stiller, aber umso gewaltiger Höhepunkt des Films, welcher auch mich als Betrachter nicht ruhig zurückließ.
Doch nicht nur Madison überzeugt: Die gesamte Besetzung fügt sich nahtlos in das realitätsnahe Setting ein. Bakers Kamera bleibt dicht an den Figuren, fängt intime Momente ein und verstärkt so das Gefühl, direkt in Anis Welt einzutauchen.
Ein Film, der Fragen aufwirft
Anora erzählt keine neue Geschichte, doch Baker gelingt es, sie auf eine Weise zu präsentieren, die zum Nachdenken anregt. Der Film ist nicht nur ein Drama über eine ungleiche Liebe, sondern auch ein Kommentar über gesellschaftliche Vorurteile und Machtstrukturen. Wie wird Sexarbeit wahrgenommen? Welche Vorurteile bestimmen unser Bild von Menschen, die sich für diesen Lebensweg entschieden haben? Und inwiefern sind wir alle gefangen in den Erwartungen der Gesellschaft?
Das offene, fast schon nüchterne Ende ließ mich, wie sicher auch das Publikum mit vielen dieser Fragen zurück – und genau das macht den Film so wirkungsvoll. Er zwingt einen, die eigene Haltung zu hinterfragen, ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger zu argumentieren.
Mein abschließendes Fazit zu Anora
Mit Anora beweist Sean Baker einmal mehr, dass großartiges Kino nicht von riesigen Budgets abhängt, sondern von starken Geschichten, mutigen Themen und herausragenden Darstellern. Es ist ein Film, der tief berührt, der einen zum Lachen und Weinen bringt – und der vor allem noch lange nach dem Abspann nachhallt. Wer sich auf eine emotionale Achterbahnfahrt einlassen möchte und Filme liebt, die sich nicht vor unbequemen Wahrheiten scheuen, sollte Anora unbedingt sehen. Abschließend möchte ich noch eines sagen: Mir ist klar, dass dieser Film womöglich nicht jedes Publikum anspricht. Und darin, das ist meine Meinung, schließt sich dann erneut der Kreis um die gesellschaftlich kontroverse Meinung über die Sexarbeit.
Stefan Brüning
16.02.2025Sean Bakers Version einer Pretty Woman Variante hat die typische deprimierende Weltsicht, wie alle seine Filme. Doch diesmal würzt er sein Werk mit einer ordentlichen Prise Cohen und Safdie-Brothers Humor. Das passt für 2 h. Allerdings ist der Ausklang des Ganzen, nicht mehr so unterhaltsam, wie der Rest.