Mit Asphaltgorillas wagt sich der deutsche Regisseur Detlev Buck an die Gangster-Szene der Bundeshauptstadt heran und erzählt eine wilde Geschichte voller Gewalt, Drogen und einer unwahrscheinlichen Love-Story.
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Titel | Asphaltgorillas |
Jahr | 2018 |
Land | Germany |
Regie | Detlev Buck |
Genres | Action, Drama, Komödie, Krimi |
Darsteller | Samuel Schneider, Ella Rumpf, Jannis Niewöhner, Kida Khodr Ramadan, Oktay Özdemir, Uisenma Borchu, Stefanie Giesinger, Georg Friedrich, Stipe Erceg, Алексей Гуськов, Julia Engelmann, Ssiawosch Sadat, Juju, Erdoğan Atalay, Ilknur Bahadir, Vedat Erincin, Алексей Гуськов, Gerdy Zint, Felix Leitermann, Raymond Tarabay, Almila Bağrıaçık, Nura Habib Omer, Till Wonka, Dimitrij Schaad, Wenka von Mikulicz, Sebastian Soukup |
Länge | 103 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV, Joyn Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, Alleskino, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, Alleskino, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Worum geht´s in Asphaltgorillas?
Atris ist ein junger Mann, der als Drogendealer für den Berliner Untergrundboss El Keitar arbeitet. Das ist bei Gott nicht sein Wunschleben, mangels Optionen hat unser Protagonist aber keine Wahl, als weiterhin sein Geld in der Untergrundszene der Bundeshauptstadt zu verdienen. Dies ändert sich jedoch, als er seinen alten Jugendkumpel Frank wiedertrifft, seines Zeichens hoch verschuldet bei sämtlichen Drogenbaronen und Gangsterbossen Berlins. Dieser unterbreitet ihm ein brisantes Angebot, mit dem er sich aus den Fängen der organisierten Kriminalität befreien könnte. Zusammen mit seiner ebenfalls gerade frisch aufgegabelten Freundin Bettina nutzt Atris die Chance und versucht alles, um sein Leben als Handlanger aufzugeben. Doch nicht nur sein Boss hat etwas dagegen.
Verschenktes Potential
Was als interessante Grundprämisse startet wird während des gesamten Films mehrfach aus den Augen verloren und gelegentlich wahllos wieder aufgegriffen. Atris´ Suche nach einem Leben, in dem er nicht nur der Handlanger ist, ist ein wahnsinnig interessantes Motiv, mit dem so viel mehr hätte gemacht werden können. Allerdings verrennt sich der Film zu schnell in ebenso übersichts- wie sinnlosen Aktionen seiner Charaktere. So stellt man sich während dem Ansehen nicht nur einmal die Frage, warum das Gezeigte überhaupt passiert und welcher Zweck hier verfolgt wird. Der Film legt mehr Wert auf erzwungen lustige Szenen als auf die Logik dahinter und versucht nur, möglichst schnell die verrücktesten Szenarien abzuhaken. Es ist, als hätten die Verantwortlichen so viele Ideen für ihre Figuren gehabt, dass sie die Kohärenz des Ganzen darüber komplett vergessen haben. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Charaktere derart blass bleiben, dass man gar nicht aus ihnen schlau werden kann.
Fadenscheinige Motive
Keine einzige der Figuren ist auch nur annähernd interessant oder nachvollziehbar geschrieben, jede einzige verkörpert ihr eigenes Klischee. In einigen Szenen ist dies aber überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil: Die Figuren sollen gar keine Katharsis erleben, darum geht es in Asphaltgorillas auch gar nicht. Viel interessanter ist es, die so verschiedenen aber allesamt vollends von ihren Idealen überzeugten Charaktere in Wechselwirkung miteinander zu sehen. Allerdings hat der Film durch genau diesen Ansatz zwei enorme Probleme: Erstens handelt es sich bei besagten Idealen, wie bereits angesprochen, um Klischees. Man hat es alles so oder so ähnlich schon mal gesehen, weder Charaktere noch Beziehungen wirken neu oder interessant.
Somit wirkt das ganze eher wie Standardunterhaltung von der Stange. Und zweitens liefert der Film für absolut keinen seiner Charaktere nicht nur keine nachvollziehbaren, sondern ausnahmslos gar keine Hintergründe für ihre Einstellungen. Dies mag bei einigen Nebencharakteren nicht weiter ins Gewicht fallen, doch besonders Hauptcharakter Atris leidet darunter. Als Zuschauer bekommt man keinen Einblick in sein „berufliches“ Leben und somit auch keinen Grund zu verstehen, was sein Problem mit seiner Situation ist. Oder ob er überhaupt eins hat. Alles passiert einfach aus heiterem Himmel, Atris handelt wie er handelt, weil es im Drehbuch steht. So ensteht beinahe während des kompletten Films ein unangenehmer Beigeschmack, da nichts so wirklich ineinander greifen will.
Stilistisch gelungen
Trotz aller Ungereimtheiten bezüglich der Handlung kann Asphaltgorillas in Sachen Atmosphäre punkten. Es war eine sehr gute Entscheidung, Großteile des Films in den nächtlichen, neonbeleuchteten Hochhausschluchten Berlins zu zeigen. Der Kontrast zwischen bunter Reklame und dunklen Gassen der Hauptstadt wirkt visuell sehr ansprechend und spiegelt hervorragend das Leben als Großstadtganove wider. Auch der Soundtrack ist ausnahmslos gelungen. Wummernde Gangsterrap-Beats und gefühlvolle Klänge wechseln sich gekonnt je nach Situation ab und untermalen das Geschehen exzellent.
Sehenswert sind außerdem die in Zeitlupe/-raffer und scheinbar ohne Cut ablaufenden Kampfszenen. Diese sind toll choreographiert und kreativ, allerdings nicht vergleichbar mit ähnlichem aus Hollywood. Einige Fragen dürfte aber der Gorilla aufwerfen, der Atris im Traum erscheint. Dass er auf die ohnehin schon im Titel offensichtliche Metapher des Großstadtdschungels und der dort scheinbar dominierenden Gangs anspielt, ist klar. Der Grund seiner Anwesenheit in gerade mal zwei kurzen Szenen zu Beginn des Films, die dann nicht einmal aufgegriffen werden, allerdings nicht. Diesen verzweifelte Versuch, dem Film eine tiefere Bedeutung zu geben, hätte sich Asphaltgorillas ruhig sparen können.
Der deutsche Film am Abgrund
So vielversprechend der Trailer zu Asphaltgorillas auch aussah, so enttäuschend ist das Endresultat. Somit verpasst der Film die Chance, den deutschen Film aus dem Loch zu holen, in dem er sich gerade befindet. Bereits seit Jahren wird der Markt mit immer und immer wieder der gleichen Ware geschwemmt. Immer derselbe erzwungene Humor, immer ähnliche Charaktere und dennoch Selbstbeweihräucherung im ganz großen Stil. Bucks neuestem Streifen kann man zumindest zu Gute halten, dass er sich nicht auf Namen wie Schweighöfer, Schweiger oder Herbig verlässt.
Stattdessen wartet Asphaltgorillas mit einem jungen Ensemble an Schauspielern auf und gibt eher genretypischen als kommerziell erfolgreichen deutschen Schauspielern Gastauftritte. Hier ließen sich beispielsweise Kida Khodr Ramadan (4 Blocks) oder Erdogan Atalay (Alarm für Cobra 11) nennen. Der junge Cast macht seine Sache durchgehend solide. Einzig Samuel Schneider als Atris kann wirklich herausstechen, und das trotz seiner unfassbar blassen Figur. Doch auch mit Berückichtigung dieser Tatsache ist der Film ein Beispiel für die immer schlimmer werdende Lage des deutschen Films.
Fazit
Asphaltgorillas verpasst es, trotz einer interessanten Grundprämisse, zum Aufschwung des deutschen Films beizutragen. Die unsäglich blassen Charaktere und ihre meist nicht erkennbaren Motive sorgen ebenfalls für einen eher negativen Gesamteindruck. Zumindest stilistisch ist der Streifen meist sehenswert. Wer Lust auf einen rasanten und atmosphärisch ordentlichen Film hat, bei dem man auch mal das Hirn abschalten kann, dürfte mit Asphaltgorillas gut beraten sein. Allen anderen ist aber definitiv davon abzuraten.
Unsere Wertung:
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