Schlaflosigkeit kann einen in den Wahnsinn treiben. Wenn plötzlich keiner mehr schlafen kann, führt das unweigerlich zum Chaos, aber auch zu einem interessanten Filmplot? Das erfahrt ihr in der Kritik zu Awake!
Titel | Awake |
Jahr | 2021 |
Land | Canada |
Regie | Mark Raso |
Genres | Drama, Science Fiction, Thriller |
Darsteller | Gina Rodriguez, Ariana Greenblatt, Lucius Hoyos, Shamier Anderson, Jennifer Jason Leigh, Finn Jones, Frances Fisher, Gil Bellows, Sergio Di Zio, Barry Pepper, Brigitte Robinson, Elias Edraki, Alex House, Patrick Garrow, Edsson Morales, Joan Gregson, Dan Beirne, Trevor Hayes, Shawn Ahmed, Bill Lake, Martha Girvin, Rebecca Ablack, Julia Dyan-Porter, Chai Valladares, Ryan Blakely, Khadijah Roberts-Abdullah, Helen Hayden, Shane Marriott, Katerina Taxia, Sebastian Pigott, Liz Adjei, Julia Chantrey, Robert Bazzocchi, Angel Jara |
Länge | 97 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Awake – Handlung
Nachdem weltweit plötzlich sämtliche elektronischen Geräte ausgefallen sind und die Menschen nicht mehr schlafen können, bricht überall das totale Chaos aus. Einzig Jill (Gina Rodriguez), eine ehemalige Soldatin mit schwieriger Vergangenheit, könnte mit ihrer Tochter (Ariana Greenblatt) den Schlüssel zur Lösung aller Probleme haben. Kann Jill ihre Tochter sicher deren Bestimmung zuführen und die Welt retten, bevor sie selbst den Verstand verliert?
Interessante Prämisse, viele Unstimmigkeiten
Das Motiv des Schlafentzugs wurde schon des Öfteren in Horrorfilmen und Thrillern verwendet. Da jeder, der schon mal zwei oder drei Tage durchmachen musste, weiß, wie schnell das an die physischen und vor allem auch psychischen Belastungsgrenzen geht, ist die Ausgangslage von Awake eigentlich vielversprechend. Leider werden im neuen Netflix-Film viele spannende Ansätze, wohin dauerhaftes Wachbleibenmüssen führen kann, nur angerissen. So gibt es dann Szenen, in denen die Betroffenen wie Zombiehorden durch zerstörte Städte taumeln oder andere, in denen sich die Ermüdung in einem plötzlichen Wutausbruch kanalisiert. Dabei wirken diese Sequenzen allesamt ziemlich beliebig und könnten aus jedem Mysterythriller der letzten Jahre stammen. Aus seinem Alleinstellungsmerkmal, der pandemischen Schlaflosigkeit, macht Awake viel zu wenig.
Allein schon der Zusammenhang zwischen einem globalen Stromausfall und dem plötzlichen Verlust der Fähigkeit einzuschlafen, wird weder erörtert, noch ergibt es im Gesamtzusammenhang Sinn. Zahlreiche logische Unzulänglichkeiten trüben von Beginn an das Sehvergnügen. Es stellt sich schnell der Eindruck ein, dass man mit Biegen und Brechen versucht, eine Erfolgsformel, mit der in den vergangenen Jahren A Quiet Place oder auch Bird Box punkten konnten, zu reproduzieren. Dabei ist es sehr ernüchternd zu sehen, dass Mark Raso offenbar nicht verstanden hat, dass das stimmige World Building und das überschaubare, immanente Regelwerk diese Filme ausgezeichnet hat.
Von den Darstellern erwartet man sich mehr
Eine weitere Parallele zu den beiden oben genannten Referenzen ist die Figurenkonstellation in Awake. So begleitet man auch hier hauptsächlich eine einzige Familie oder noch präziser ausgedrückt eine alleinstehende Mutter, die, wie eben in Bird Box, mit ihren beiden Kindern einen riskanten Roadtrip Richtung potenziellem Zufluchtsort erlebt. Während Sandra Bullock jedoch als Mutter im Überlebenskampf zu überzeugen vermochte, bleibt ihr Pendant hier, Gina Rodriguez, ziemlich blass. Ihrer Figur eine PTSD-Geschichte anzudichten, ist inzwischen leider auch ein viel zu häufig herangezogenes Stilmittel. Auch die Darstellerin ihrer Tochter Matilda, Ariana Greenblatt, schafft es nicht, an die Performance, die sie zuletzt in Love & Monsters an den Tag gelegt hatte, anzuknüpfen. Ihre manchmal etwas zu freche Art hat in der Monsterapokalypse mit reichlich selbstironischem Unterton exzellent gepasst. Hier jedoch, in dieser hanebüchenen Geschichte, die sich selbst viel zu ernst nimmt, wirkt sie fehl am Platz.
In weiteren Rollen verbrät man dann beispielsweise noch Jennifer Jason Leigh, Frances Fisher oder Barry Pepper, die sich sichtlich bemühen, die Seriosität zu wahren, aber das lückenhaften Drehbuch auch nicht kaschieren können. Selbst an den Figuren merkt man sehr deutliche Abnutzungserscheinungen. So gibt es wissenschaftliches Personal, wie man es stereotyper kaum zeichnen könnte. Und selbstverständlich hat die traumatische Vergangenheit der Hauptfigur Jill auch Auswirkungen auf die Suche nach einer Lösung der Krise. Wer nur einen Bruchteil der dutzenden vergleichbaren Filme innerhalb des letzten Jahrzehnt gesehen hat, wird in dieser Produktion wirklich keine einzige Überraschung erleben.
Langweiliger Standard-Thriller
Während die Menschen in Awake alles dafür geben würden, wieder Schlaf zu finden, fällt es beim Zuschauen wirklich schwer, eben nicht weg zu nicken. Die einzelnen Stationen des Roadtrips wirken teils zusammenhanglos, viele Figurenentwicklungen sind dagegen extrem vorhersehbar, und das Finale soll dem Konstrukt noch eine philosophische Ebene verleihen, wirkt dadurch aber nur noch deplatzierter. Weder als Familiendrama noch als Endzeitfilm oder gar Wissenschaftsthriller werden hier irgendwelchen neuen Akzente gesetzt. Zudem sind die Schauwerte weit vom Kinoniveau der A Quiet Place-Filme entfernt, von deren Atmosphäre ganz zu schweigen.
Ein paar Szenen, die darstellen, wie schlaflose Personen im Delirium beginnen, die wirrsten Dinge zu halluzinieren, machen durchaus Spaß und lassen erkennen, dass hier doch mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre. Die überschaubare Lauflänge und dass der Film ohne Aufpreis zu streamen ist, sprechen auch dafür, dem Sci-Fi-Thriller dennoch eine Chance zu geben. Und auch für Fans der Darsteller spreche ich eine zaghafte Empfehlung aus, denn obwohl sie jeweils schon stärker aufspielen konnten, kann man ihnen ihr Engagement definitiv nicht absprechen.
Unser Fazit zu Awake
Der neue Netflix-Mysteryfilm Awake ist ein vergeblicher Versuch, auf der Bird Box –Welle mitzureiten. Planlosigkeit zieht sich vom Missverständnis der eigentlich spannenden Prämisse bis zum Möchtegern-Paukenschlag-Ende durch die kompletten knapp 100 Minuten Laufzeit. Selbst wenn die Darsteller ihr Bestes geben, um zu retten, was zu retten ist, bleiben auch Gina Rodriguez, Jennifer Jason Leigh und Co. hinter den Erwartungen zurück. Alles in allem kann man dieses Netflix-Original getrost skippen.
Awake ist seit dem 9. Juni 2021 bei Netflix abrufbar!
Unsere Wertung:
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