Das russische Drama Ayka erzählt die Geschichte einer illegalen Einwanderin in Moskau. Ohne Arbeitserlaubnis, versucht sie ihr Überleben im Abgrund zu sichern. Allerdings fordert der Kampf um ihre Existenz seinen großen Preis. Erwartet uns daher eine ergreifende Charakterstudie oder nur einen weiteren von vielen Armuts-Dramen?
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Titel | Ayka |
Jahr | 2018 |
Land | China |
Regie | Sergei Dvortsevoy |
Genres | Drama |
Darsteller | Самал Еслямова, Dzhipargul Abdilova, Давид Алавердян, Cholponay Borubaeva, Nurzhan Kunnazarova, Sergey Mazur, Azamat Satimbaev, Askhat Kuchencherekov, Larisa Firsova, Polina Severnaya, Andrey Kolyadov, Александр Златопольский |
Länge | 100 Minuten |
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Worum geht es in Ayka?
Ayka ist eine junge Kirgisin, die illegal in Moskau eingewandert ist. Dort lebt sie mit weiteren Flüchtlingen im Untergrund und versucht, sich durch verschiedenste Berufe ihre Existenz zu sichern. Nachdem sie ein Kind zur Welt bringt, flieht Ayka aus dem Krankenhaus. Sie kann ihr Neugeborenes schließlich nicht ernähren. Ihre Suche nach Einkommen ist von stetigen Rückschlägen geplagt. Sie wird betrogen, gefeuert und ausgenutzt. Doch nicht nur damit muss sie sich herumschlagen. Ayka wird nämlich auch von der ständigen Angst verfolgt, gefangen und abgeschoben zu werden. Ihre Flucht wird daher von allen möglichen Problemen begleitet und zusätzlich beginnt die Kirgisin auch noch, unaussprechlich zu bluten. Unterstützung sucht sie ebenfalls vergebens. Zwar hat Ayka das Glück, hin und wieder Hilfe zu erlangen, doch sie bliebt auf sich alleine gestellt. Hat sie ein Hindernis überwunden, warten direkt schon zwei weitere auf sie.
Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen
Der Inhalt verrät bereits ziemlich deutlich, dass es sich um keinen Wohlfühl-Film handelt. Sergei Dvortsevoy hat es sich aber auch nicht zum Ziel gemacht, lediglich das Übel auf seine Protagonistin einprasseln zu lassen. Im Gegenteil, Ayka bemüht sich aktiv, etwas an ihrer Situation zu ändern. Dafür schreckt sie auch nicht davor zurück, schwere Arbeiten zu übernehmen, obwohl sie unter starken Schmerzen leidet. Auch der Konkurrenzkampf verleitet sie zu extremen Maßnahmen und selbst vor Gewalt schreckt Ayka nicht zurück. Dabei ist sie eigentlich nicht aggressiv, sodass solche Szenen nochmal zusätzlich an Schlagkraft gewinnen. Es sind nämlich diese Momente, in denen sie ihre eigene Moral überwinden muss, um sich irgendwie über Wasser zu halten. Es sind auch genau diese Szenen, die sich immer weiter zuspitzen, bis einem am Ende ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Bis dahin schafft es der Film aber leider nicht, emotional wirklich aufzuwühlen.
Die emotionale Nähe zu Ayka
Der Film verwendet einige Mittel, um seine Zuschauer emotional an die Hauptfigur zu binden. Das offensichtlichste Mittel ist natürlich wie immer das Schauspiel. Samal Yeslyamova wird wirklich eins mit ihrer Figur. Sie spielt die Verzweiflung und den Kampfgeist überaus glaubhaft. Die Szenen, in denen sie in Tränen ausbricht oder verzweifelt um ihren Beruf bettelt, nehmen einen schon mit. Gleichzeitig übertreibt sie es mit den Emotionen aber auch nicht, sodass alles sehr ausgewogen und authentisch wirkt. Das sah wohl auch das Cannes-Publikum ähnlich, denn für Yeslyamova gab es dort 2018 auch den Preis für die beste Schauspielerin. Sie trägt den gesamten Film auf ihren Schulten. Das wird natürlich auch damit bestärkt, dass sich die Story uneingeschränkt auf Ayka konzentriert und kaum zu anderen Charakteren abweicht. Der Film endet auch zu Recht mit Yeslyamovas schauspielerischen Paukenschlag, wodurch das Ende auch im Gedächtnis bleibt.
Die Kamera konzentriert sich ebenfalls uneingeschränkt auf die Protagonistin. Mit der Handkamera kleben wir fast die gesamte Zeit über an Ayka dran. Das führt dazu, dass wir uns besonders gut in ihre Lage hineinversetzen können. Andere Kameraperspektiven zeigen das Geschehen fast schon voyeuristisch, wodurch beim Zuschauer ein zusätzliches Unbehagen aufkommt. Allerdings ist eine so dichte Handkamera mitunter auch relativ unübersichtlich und anstrengend. Häufig verdecken Gesichter einen Großteil des Bildes. Das mag zwar gewollt sein, um die Emotionen zu zeigen, stört manchmal aber auch das Sehempfinden. Besonders wenn die Handkamera zu stark ins Wackeln gerät, wird das Zusehen manchmal zur Arbeit. Interessanterweise verzichtet Dvortsevoy darauf, seine Dramatik mit zusätzlicher Musik zu untermalen. Er verlässt sich lediglich auf seine Geschichte und Yeslyamovas Schauspiel. Es gibt zwar Musik, allerdings entsteht diese nur aus der Umgebung heraus und vielleicht ist das auch der Grund, weswegen mich einige Szenen nicht so richtig gepackt haben.
Mein Fazit zu Ayka
Ayka ist ein bedrückendes Drama über das Leben einer illegalen Einwanderin, Armut und Verzweiflung. Dabei bringt uns Dvortsevoy so nah wie möglich an die Protagonistin heran und wirkt dadurch stellenweise fast dokumentarisch. Allerdings verpasst er es, die Gefühle des Zuschauers wirklich aufzuwühlen. Die Geschehnisse sind zwar tragisch, doch auch ein wenig repetitiv und am Ende kann er sich nicht ganz von ähnlichen Filmen abheben. Auf der anderen Seite ist er mit seiner Erzählung aber auch konsequent und führt zu einem starken, emotionalen Ende, das zweifellos von dem mitreißenden Schauspiel profitiert. Jedem sollte klar sein, dass es kein leichter Film ist, den man mal eben nebenbei laufen lassen kann. Wenn man sich darauf einlässt, wirft er einen auch in die schonungslose Realität hinein, vor der man sonst zu oft seine Augen verschließt. Daher möchte ich Ayka auch trotz Schwächen jedem ans Herz legen.
Ayka ist ab sofort als DVD im Handel und Digital als VoD erhältlich.
Unsere Wertung:
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