Was passiert, wenn ein alternder Priester, eine aufstrebende Sängerin, ein geschwätziger Staubsauger-Vertreter und ein junges Hippie-Mädel in einem abgelegenen Hotel einchecken? Bad Times at the El Royale von Drew Goddard verrät es uns.
Titel | Bad Times at the El Royale |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Drew Goddard |
Genres | Thriller, Mystery, Krimi |
Darsteller | Jeff Bridges, Cynthia Erivo, Lewis Pullman, Dakota Johnson, Cailee Spaeny, Jon Hamm, Chris Hemsworth, Nick Offerman, Xavier Dolan, Shea Whigham, Mark O'Brien, Charles Halford, Jim O'Heir, Gerry Nairn, Alvina August, London Morrison, Bethany Brown, Rebecca Toolan, Hannah Zirke, Billy Wickman, Charlotte Mosby, William B. Davis, Manny Jacinto, Tally Rodin, Sophia Lauchlin Hirt, Jonathan Whitesell, Synto D. Misati, Austin A.J. Abell, Katharine Isabelle, Sarah Smyth, Richard Nixon, Jocelyne Gaumond, Austin James, Caroline Koziol, James Quach, John Specogna, Stephen Stanton, Vincent Washington |
Länge | 142 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Was ist los im El Royale?
Das El Royale liegt genau an der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien. So nah, dass diese Linie das Hotel genau in zwei Hälften teilt und die Gäste wählen können, in welchem Bundesstaat sie unterkommen möchten. Einst war das El Royale eine beliebte Unterkunft, in der viele berühmte Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe verkehrten. Jetzt, Ende der 1960er-Jahre, ist nicht mehr viel von diesem Glanz und Glamour übrig.
Dennoch begrüßt der junge Rezeptionist Miles Miller eines Tages auf einen Schlag vier neue Gäste. Da wären der Priester Father Daniel Flynn (Jeff Bridges), die Sängerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo), der Staubsauger-Vertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm) und das Hippie-Mädel Emily Summerspring (Dakota Johnson). Schnell stellt sich heraus, dass diese unterschiedlichen Personen ihre ganz eigenen, nicht unbedingt legalen Ziele verfolgen. Ob dies damit zusammenhängt, dass vor einigen Jahren ein gewisser Felix O’Kelly eine Tasche voll Geld unter dem Fußboden eines Hotelzimmers versteckt hat?
Bad Times at the El Royale: Drew Goddard ist zurück
Mit Bad Times at the El Royale präsentiert Drew Goddard seine erst zweite Regiearbeit nach dem cleveren Meta-Horrorfilm Cabin in the Woods. Dabei war der 43-jährige US-Amerikaner nach seinem Debüt alles andere als untätig. Er trat 2013 bei World War Z sowie 2015 bei Der Marsianer als Drehbuchautor in Erscheinung und produzierte 10 Cloverfield Lane, den zweiten Teil der Alien-Invasions-Reihe. Nun schließt sich mit Bad Times at the El Royale gewissermaßen der Kreis. Denn Goddard kümmert sich gleichermaßen um die Regie, die Produktion und das Drehbuch. Nach eigener Aussage möchte er mit seinem zweiten Film seine Liebe zum Film noir und zu alten Krimigeschichten ausdrücken.
Film noir bedeutet im Französischen zunächst einmal „schwarzer Film“ und bezieht sich inhaltlich auf die US-amerikanischen, schwarzweißen Kriminalfilme der 40er- und 50er-Jahre. Häufig wurden hier Privatdetektive oder Polizeikommissare mit der Aufklärung von Verbrechen beauftragt. Niedere Motive wie Eifersucht oder Geldgier, die zu Raub und Mord führten, zeichneten oft das pessimistisch-düstere Bild einer verdorbenen Gesellschaft.
In Bad Times at the El Royale geht es zwar nicht direkt um einen Kriminalfall und es findet keine Ermittlung statt, aber dennoch erzählt Goddard von kleineren und größeren dubiosen Machenschaften. Denn alle seine Figuren haben eine Vorgeschichte und sind nicht ganz zufällig im El Royale zu Gast. Blutige Konflikte sind dabei natürlich inklusive.
Tarantino…Tarantino everywhere
Nach den Pressevorführungen von Bad Times at the El Royale stürzten sich die Kritiker schnell auf Vergleiche mit Quentin Tarantino. In der Tat ist die Geschichte um eine Gruppe zwielichtiger Charaktere, die an einem Ort zusammenkommen und alle geheime Absichten verfolgen, ein typischer Stoff des Hollywood-Regisseurs. Gerade mit Reservoir Dogs oder in der jüngeren Vergangenheit The Hateful Eight zeigte Tarantino, wie er aus einem limitierten Setting maximalen Nervenkitzel über großartig geschriebene Dialoge und eine peppige Inszenierung herausholen konnte.
Von dieser Meisterschaft ist Goddard noch etwas entfernt. Weder die Dialoge noch die einzelnen Figuren sind wirklich skurril, witzig oder sonstwie markant genug, um über die Laufzeit für gute Unterhaltung zu sorgen. Dakota Johnson als besorgte Schwester und Hippie-Mädchen bekommt kaum Zeit, um ihrer Rolle irgendeine Form von Lebendigkeit zu verleihen. Chris Hemsworth als selbstverliebter Sektenführer, der sein Hemd anscheinend nur aufgeknöpft tragen kann, verkommt sogar zum lachhaften Klischee.
Die Figur von Cynthia Erivo ist zudem offensichtlich als Identifikationsfigur für den Zuschauer angelegt, so dass sie aus dem bunten Potpourri an Kriminellen und undurchsichtigen Figuren eher durch ihre Banalität heraussticht. Am ehesten punktet Altmeister Jeff Bridges als von Vergesslichkeit geplagter Pater. Mit sichtlichem Spaß an seiner Figur lässt er immer wieder durchschimmern, dass hinter seiner Fassade deutlich mehr zu stecken scheint, als nur ein einfacher Mann Gottes.
Statt offenem Konflikt oder nervenaufreibender Wortgefechte agieren die Figuren aufgrund ihrer eigenen Agenda lange Zeit aneinander vorbei und für sich in ihren Zimmern. Zusammen mit den Rückblenden, die wichtige Bruchstücke aus der Vergangenheit der einzelnen Figuren erzählen, ergibt sich so eine zeitlich verschachtelte Abfolge der Ereignisse. Das Zeitkolorit der späten 60er-Jahre unterstreicht die auffällig eingesetzten Original-Songs aus einer Jukebox und die Fernsehbeiträge über Vietnam.
Das El Royale – ein Hotel erwacht zum Leben
Als Vorteil für die Inszenierung von Goddards Geschichte erweist sich das authentische Setting. Das fiktive, detailliert ausgestattete El Royale inklusive Parkplatz ist tatsächlich eine einzige miteinander verbundene Kulisse, die nur für den Film entstanden ist. So befindet sich Goddard beispielsweise dabei in der Lage, die Kamera in Long Takes durch verschiedene Teile der Kulisse fahren zu lassen und Szenen mehrmals aus der Sicht anderer Figur zu zeigen.
Der Bedienstete Miles Miller erklärt zu Beginn, dass das Hotel halb in Kalifornien und halb in Nevada liegt, was zu unterschiedlichen Farbdesigns, Einrichtungen und Zimmerpreisen führt. Das mag für Goddard einen symbolischen Charakter haben. Für den Film ist es jedoch nicht mehr als ein schnell vergessenes Gimmick. Generell spielt sich das Geschehen schnell in den einzelnen Zimmer ab, die eher schmucklos im Stile eines typischen amerikanischen Motels ausfallen.
Insgesamt inszeniert Goddard seinen zweiten Film ziemlich klassisch. Mit ruhigen, stets übersichtlichen Master Shots fängt er alle wichtigen Details pflichtbewusst ein. Gerade hier ist es schade, dass der talentierte Regisseur nicht mehr auf dynamische Kamerafahrten setzt, um die Stimmung anzukurbeln. So richtig kribbelt es leider weder in den Gewaltsequenzen noch den Dialogen. Zudem eröffnen sich durch die Figuren auch zu viele verschiedene Motive und Nebengeschichten. Diese ergeben kein so wirklich rundes Gesamtbild, sondern bleiben mal mehr, mal weniger interessante Einzelteile. Auch das El Royale selbst hat ein düsteres Geheimnis, das für sich allein schon Stoff genug bieten würde, aber in diesem Puzzle ebenso nur Teilstück ist.
Fazit – Bad Times vor der Mattscheibe
Bad Times at the El Royale ist keineswegs ein schlechter, aber leider ein ziemlich belangloser Film. Die allzu formelhafte Räuberpistole von Handlung bauscht Goddard über eine eklatante Überlänge von 2 Stunden 21 Minuten künstlich auf. Während er in Cabin in the Woods noch vollkommen bewusst alle erdenklichen Horrorfilm-Klischees bediente, um sie dann mit einer cleveren Metaebene zu kommentieren, so verliert er sich hier offensichtlich in einer handwerklich guten Nachbetung seiner Vorbilder, ohne gleichwohl deren Klasse zu erreichen. So will der Funke letztlich nicht überspringen, und es bleibt schließlich viel Stückwerk übrig.
Bad Times at the El Royale ist am 7. beziehungsweise 21. Februar 2019 über 20th Century Fox Deutschland auf DVD, Blu-ray und digital on demand erschienen.
Unsere Wertung:
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