Immer noch ein seltenes Ereignis: Mit Barbarian kommt ein waschechter Horrorfilm ins Programm von Disney+. Die Kritiken des Films, der in den USA einen Kinostart bekam, haben die Erwartungen weit nach oben geschraubt. Zu hoch oder genau richtig?
Titel | Barbarian |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Zach Cregger |
Genres | Horror, Mystery |
Darsteller | Georgina Campbell, Bill Skarsgård, Justin Long, Matthew Patrick Davis, Richard Brake, Kurt Braunohler, Jaymes Butler, Sophie Sörensen, Rachel Fowler, JR Esposito, Kate Nichols, Kate Bosworth, Brooke Dillman, Sara Paxton, Will Greenberg, Derek Morse, Trevor Van Uden, Zach Cregger, Devina Vassileva, Kalina Stancheva, Julian Stanishkov |
Länge | 103 Minuten |
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Barbarian – Die offizielle Handlungsangabe
Eine junge Frau (Georgina Campbell), die wegen eines Vorstellungsgesprächs nach Detroit reist, bucht ein Miethaus. Doch als sie spät abends ankommt, stellt sie fest, dass das Haus doppelt gebucht wurde und ein seltsamer Mann (Bill Skarsgård) bereits dort wohnt. Entgegen jeder Vernunft entscheidet sie sich, die Nacht dort zu verbringen. Doch schon bald locken sie mysteriöse Geräusche in andere Teile des Hauses, wo erschreckende Entdeckungen zeigen, dass sie viel mehr zu fürchten hat, als einen unerwarteten Hausgast. Ebenfalls in Barbarian spielt Justin Long. Das Drehbuch stammt von Zach Cregger, der ebenfalls Regie führt.
Episodenhaft lange Zeit ein fesselnder Horror-Thriller
Auch Barbarian fällt in die Kategorie der Filme, von denen man im Vorfeld eigentlich so wenig wie möglich an Informationen haben sollte. Daher wird sich auch diese Besprechung noch mehr als in anderen Fällen im Vagen abspielen. Der Gesamteindruck steht im Fokus. Was man jedoch bedenkenlos sagen kann, ist, dass dieser Film grob in drei Kapitel aufgeteilt werden kann, die sich jeweils um Personen drehen, die nacheinander das Haus, in dem der Großteil des Thrillers spielt, aufsuchen. Dabei spielt der Film, wie so viele Horrorfilme der letzten Jahre wieder und wieder mit der Erwartungshaltung und auch eine Meta-Ebene darf hier selbstverständlich nicht fehlen. Der elevated-horror-Ansatz, den Regisseure wie Ari Aster und Jordan Peele in den Mainstream gerückt haben, wird zwar hier auch lange Zeit suggeriert. Aber mehr als der Anschein, dass man es hier mit einem weiteren Vertreter dieser Gattung zu tun hat, kann man dem Film letztendlich bescheinigen.
Die gesamte erste Stunde spielt gekonnt damit, dass das Publikum auf Basis dessen, was uns das Genre eben die letzten Jahre beigebracht hat, Theorien entwickelt, rätselt und spekuliert. Hier muss doch mehr dahinter sein? Worin liegt die Botschaft? Für was steht x und y sinnbildlich? Dieses Rätselraten gepaart mit dem überdurchschnittlich guten Händchens des Regisseurs für Spannungsaufbau macht die ersten gut 60 Minuten zu einem intensiven Erlebnis. Barbarian bannt seine Zuschauer und Zuschauerinnen und sorgt sicher dafür, dass der ein oder andere auch an den Fingernägeln knabbern wird – und das, obwohl der Film gar nicht so forciert mit Jump Scares und üblichen Horror-Platitüden arbeitet.
Das Ende vermiest die Ansätze
Das Kartenhaus der tieferen Bedeutungen und Aussagen fällt jedoch dann doch recht abrupt in sich zusammen. Denn das Schlussdrittel wirft nahezu alle guten Ansätze von jetzt auch gleich über Bord. Die Andeutung weichen Gore, die Meta-Ebene Blut und die subtile Spannung dem schieren Entsetzen. Das ist dann auch alles in allem handwerklich solide gemacht. Aber eben überhaupt nicht das, was man sich nach der subversiven Inszenierung der ersten beiden Kapitel verspricht. Barbarian entpuppt sich als Mogelpackung. Die Splatter-Effekte sind, wie gesagt, ordentlich und auch die Spannungskurve fällt eigentlich nicht komplett ein. Doch hier wäre definitiv mehr drin gewesen, wenn man den Mut bewiesen hätte, und nicht den einfachsten Weg gegangen wäre. Vielleicht war genau das auch die Intention von Cregger: Vorzumachen, dass man mehr zu erzählen hat und dann durch Vorhersagbarkeit zu überraschen. Dieses Konzept ist leider nicht ausgefeilt genug umgesetzt worden, um nicht nur als 08/15-Horror-Geschichte in Erinnerung zu bleiben.
Aus besagter Spoilergefahr soll hier nicht explizit auf die Entwicklungen, die sich ab dem entscheidenden Twist ereignen, eingegangen werden. Fest steht jedoch, dass man das alles schon zigfach gesehen hat und fast jede weitere Wendung dann meilenweit kommen sieht. Dem Hype, den der Film nach ersten Sichtungen bekommen hat, wird Barbarian nicht gerecht. Doch Spaß macht der Horror-Thriller trotzdem, vor allem, weil man sich im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern der letzten Zeit doch aufs Wesentliche beschränkt. „In der Kürze liegt die Würze“ – zumindest dieser Formel bleibt man treu.
Rettung durch starke Charaktere und Bilder
Zusätzlich zur angenehmen Lauflänge liegt es auch an den stark gespielten Figuren, dass man trotz der vergebenen Chance bis zum Ende an Bord bleibt. Georgina Campbell ist mehr als die klassische Scream-Queen, Bill Skarsgård hat auch ohne Pennywise-Schminke eine unheimliche Aura um sich und wertet inzwischen wirklich jede Produktion durch seine schiere Anwesenheit auf. Und der dritte Hauptdarsteller im Bunde, Justin Long, funktioniert hier als eher unsympathisch angelegter Charakter ebenfalls gut. Durch die Qualität des Hauptcast distanziert sich Barbarian recht klar von vielen Horrorfilmen von der Stange, durch die Güte seines Skripts leider weniger.
Über jeden Zweifel erhaben ist auch die Kameraführung dieser Produktion. Speziell die langsam gefilmten Nahaufnahmen, die klaustrophobischen Fahrten durch das AirBnB und die Perspektiven in den Schockmomenten bleiben hängen und haben vielfach Postermotiv-Potenzial. Gemeinsam mit dem Score stimmt das Look and Feel.
Unser Fazit zu Barbarian
Die erste Stunde ist ein Vergnügen, über das Schlussdrittel darf man geteilter Meinung sein. Letztlich ist Barbarian kein weiterer Fingerzeig im elevated-horror-Bereich, sondern mehr ein überdurchschnittlicher aber klassischer Splatter-Streifen. Mit der richtigen Erwartungshaltung hat man einen kurzweiligen Abend mit einem handwerklich gut umgesetzten Horrorfilm. Bill Skarsgård und seine Co-Stars halten das Publikum bei der Stange und die Optik stimmt auch. Schade nur, dass da noch mehr drin gewesen wäre.
Barbarian ist ab dem 28. Dezember bei Disney+ im Streaming-Angebot.
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