Der Produzent Charles Dorfman liefert mit Barbarians seine erste Regiearbeit ab und versucht sich dabei im Spagat zwischen Kammerspiel und Horrorfilm.
Titel | Barbarians |
Jahr | 2021 |
Land | United Kingdom |
Regie | Charles Dorfman |
Genres | Thriller, Horror |
Darsteller | Tom Cullen, Inès Spiridonov, Iwan Rheon, Catalina Sandino Moreno, Connor Swindells, Tommy McDonnell, Will Kemp, Kevin Ryan |
Länge | 90 Minuten |
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Die Handlung von Barbarians
Adam (Iwan Rheon), aufstrebender Regisseur, und seine Freundin Evelyn (Catalina Sandino Moreno), ihres Zeichens bildende Künstlerin, bewohnen einen extravaganten Landsitz im Grünen. An Adams Geburtstag sind dessen alter Kumpel und Makler Lucas (Tom Cullen) mitsamt Freundin Chloe (Inès Spiridonov) zum Dinner eingeladen.
Was als gemütlicher Abend mit guten Getränken und gutem Essen beginnt, kippt in seiner Stimmung jedoch alsbald. Denn: je später der Abend, desto weniger schön sind zwangsläufig die Gäste…
Gemächlicher Einstieg…
Charles Dorfman, bisher nur als Produzent (Rabid [2019], VFW, Honest Thief) in Erscheinung getreten, liefert mit Barbarians sein Regiedebüt ab. Dabei kann er sich auf eine verlässliche Darstellerriege rund um Game of Thrones-Fiesling Iwan „Ramsay Bolton“ Rheon verlassen.
Für die Vorstellung der Figuren nimmt sich Dorfman reichlich Zeit, es dauert jedoch nicht lange, bis deren Beziehungen zueinander infrage gestellt werden und die glatte Oberfläche des augenscheinlich perfekten Lebens erste Risse erhält.
Dabei sind die Selbstdarstellungen und kleinen Lügen, die sie allesamt an der Dinnertafel verbreiten, um sich in das rechte Licht zu rücken, von außen spannend zu verfolgen. Beispielsweise haben Adam und Eva früh im Film eine unschöne Begegnung mit einem Fuchs. Wir als Publikum wissen ganz genau, wie diese Situation gelöst wurde. Später ist es jedoch Adam, der den Ausgang des Geschehens vor Lucas völlig anders berichtet, um sich zu profilieren.
Generell nimmt sich Dorfman des typischen Gehabes von Alphamännern vor und lässt kein gutes Haar daran. Wie so oft brodelt und schwelt es hinter der makellosen Fassade und niederste Instinkte brechen sich Bahn. So sorgt das eigentlich entspannte Dinner zeitweise für regelrechte Gänsehaut, ob des zur Schau getragenen Fremdschams.
…und überhastetes Finale
Nach 50 Minuten platzt die Bombe und dem Wortgefecht folgen tatsächlich handgreifliche Auseinandersetzungen. Dabei kommen zeitweilig Vibes von Home Invasion-Streifen wie The Strangers oder Funny Games auf, jedoch ohne deren beklemmende Intensivität zu erreichen. Zwar ist es anfangs durchaus spannend, der Frage nachzugehen, wer die ominösen Fremden sind und was ihre Beweggründe sein mögen. Wer jedoch zu Beginn ein klein wenig aufmerksam war, kann sich hier schnell einen Reim auf die Geschehnisse machen.
Problematisch wird es eher, dass Barbarians bis zu diesem Zeitpunkt ein mit starker Figurenkonstellation ausgestattetes Kammerspiel war, welches nun förmlich durch seine restliche Laufzeit prescht. Der Film hätte sicherlich einen weitaus besseren Abschluss gefunden, wenn Dorfman den Horroranstrich ganz zurückgenommen und stattdessen den verbalen Schlagabtausch beider Pärchen zur Eskalation gebracht hätte. Immerhin: so bekommt man eine tänzerische Reminiszenz an Kubricks Klassiker Clockwork Orange. Der vermutlich angestrebte Überraschungseffekt verpufft dann doch etwas erfolglos und entlässt mit einem unbefriedigenden Finish.
Unser Fazit zu Barbarians
Barbarians beginnt geschwätzig, kostet seine Dialoge aber voll aus und schafft es so ohne Weiteres, dem Publikum schnell ein unangenehmes Gefühl des Fremdschams zu entlocken. Der abrupte und etwas zu gewollte Wechsel zum Horrorfilm möchte sich allerdings nicht wirklich organisch einfügen und wirkt teils eher befremdlich. Leider wird die vorher eher subtil aufgebaute Spannung etwas torpediert und ein angestrebter Oha-Effekt bleibt aus.
Barbarians feiert derzeit seine Deutschlandpremiere bei den Fantasy Filmfest Nights 2022.
Unsere Wertung:
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© Blue Finch Film Releasing