Batman v Jack the Ripper: In der DC-Animated Verfilmung des populären Comics „Gotham by Gaslight“ macht der Dunkle Ritter im viktorianischen Gotham City Jagd auf den legendären Serienmörder.
Titel | Batman: Gotham by Gaslight |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Sam Liu |
Genres | Thriller, Action, Animation, Science Fiction |
Darsteller | Bruce Greenwood, Jennifer Carpenter, Anthony Stewart Head, Scott Patterson, John DiMaggio, Yuri Lowenthal, Grey DeLisle, William Salyers, Bob Joles, Tara Strong, Kari Wuhrer, Lincoln Melcher, Bruce Timm, David Forseth, Chris Cox |
Länge | 78 Minuten |
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Handlung
Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert ist Gotham City in Batman: Gotham by Gaslight ein gesellschaftlicher Moloch. Doch als Bürgermeister Tolliver (Stimme: Bob Joles) mithilfe des Milliardärs Bruce Wayne (Stimme: Bruce Greenwood) durch eine Weltausstellung mit modernsten Errungenschaften für Aufschwung sorgen will, wird die Stadt von einer Verbrechenswelle heimgesucht. Ein blutrünstiger Killer, der sich selbst „Jack the Ripper“ nennt, treibt in den nebeligen Gassen der Metropole sein Unwesen und schlachtet kaltblütig Prostituierte nieder. Die örtliche Polizei um Commissioner James Gordon (Stimme: Scott Patterson) scheint machtlos, doch hat der Ripper seine Rechnung ohne eine weitere nachtaktive Gestalt gemacht: Batman (Stimme: Bruce Greenwood).
Kritik
Beinahe 30 Jahre ist es her, dass „Hellboy“ Erfinder Mike Mignola und Autor Brian Augustyn ein spannendes „Was wäre, wenn…“ Szenario ersannen: In „Gotham by Gaslight“ – in Deutschland unter dem Titel „Schatten über Gothams Vergangenheit“ erschienen – verfrachteten sie Batman in ein viktorianisches Setting, wo er in einem Gotham City kurz vor der Jahrhundertwende niemand Geringeren jagen durfte als den sagenumwobenen Serienmörder Jack the Ripper.
Damit sollte man in den späten 80er Jahren den Grundstein legen für eine ganze Reihe an sogenannten „Elseworlds“- Geschichten, die den Dunklen Ritter in verschiedensten, meist abgeschlossenen Alternativuniversen mit popkulturellen Gestalten von Dracula bis Frankenstein zusammenstoßen ließ.
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Bis heute erfreut sich der Comic in Fankreisen großer Beliebtheit und noch bevor Rocksteady Studios die Batman-Lizenz erwarb und mit der Arkham-Reihe jüngere Videospiel-Erfolgsgeschichte schrieb, bastelte ein unabhängiges Entwicklerstudio sogar an einer Umsetzung, von der man bis heute noch erstes Gameplay-Footage auf Youtube bewundern kann.
Angesichts der bis heute anhaltenden Popularität überrascht es aber dennoch, dass man sich für eine Verfilmung fast drei Dekaden Zeit gelassen hat.
Die eigenwillige Steampunk-Fantasie letzten Endes „nur“ als DC-Animated Movie umzusetzen, erschien folgerichtig, genießen diese doch, ganz im Gegensatz zu der jüngeren Kinoauswertung der DC-Superhelden, überwiegend einen vorzüglichen Ruf.
Ungute Vorzeichen
Skepsis war dennoch angebracht, denn Warner Bros. Animation verpflichtete einmal mehr als Regisseur Sam Liu, welcher zuletzt mit Batman & Harley Quinn und The Killing Joke zwei Werke abgeliefert hatte, die eher in einer Grauzone der Mittelprächtigkeit zu verorten waren. Insbesondere mit The Killing Joke scheiterte man 2016 an der Verfilmung einer der vielleicht kultigsten Batman-Geschichten aus der Feder von Comic-Ikone Alan Moore (Watchmen) und enttäuschte große Teile der Fangemeinde.
Erschwerend kommt bei „Gotham by Gaslight“ aber noch hinzu, dass man sich hier auf eine ebenso überschaubare, aber weniger starke One-Shot Kurzgeschichte stützen würde. Bereits dabei geriet nämlich die Idee eines viktorianischen Batman weitaus fasznierender als das, was Mike Mignola und Brian Augustyn letztlich damit anstellten.
Trotz all dieser weniger guten Vorzeichen ist es erfreulich, dass man das einzig Richtige getan hat. Dabei als Warnung vorweg: Wer sich von Batman: Gotham by Gaslight eine vorlagentreue Trickadaption der Graphic Novel erhofft hat, dürfte enttäuscht sein.
Zwar übernimmt man natürlich grob die spannende „Elseworlds“-Prämisse und lässt sogar vereinzelt Elemente der zweiten Geschichte „Master of the Future“ im gleichen Paralleluniversum einfließen, strickt daraus aber eine Handlung zusammen, die über weite Teile tatsächlich wie ein altmodischer Historienkrimi erzählt wird.
Gotham by Dimlight
Beinharten Comic-Puristen mag das möglicherweise zunächst böse aufstoßen, doch ist die Entscheidung, sich mehr vom Comic inspirieren zu lassen, statt ihn zu adaptieren, wohl das Beste, was Batman: Gotham by Gaslight passieren konnte.
Entgegen der eher rudimentären Kurzgeschichte lässt einem der Film nämlich nun sehr viel mehr Gelegenheit, das viktorianische Gotham City mit seinen nebelverhangenen, schwach beleuchteten Gassen näher zu erkunden. Ungemein stimmungsvoll erweckt man den Gesellschaftsmoloch zum Leben und schafft dabei durch diesmal recht klassisch angelegten Klänge des Deutschen Frederik Wiedmann eine wunderbar (un-)wohlige Atmosphäre. Da will man es dem DC-Animated Movie auch beinahe verzeihen, dass die Produktion wie schon viele ihrer Vorgänger einmal mehr als zu wertig fürs Fernsehen, aber als zu kostengünstig für’s Kino daherkommt. Schade ist dennoch, dass durch den einheitlichen Zeichenstil jener, den Mike Mignola mit groben, düsteren Zügen stark an Illustrationen aus dieser Zeit anlehnte, das Markante am Comic ebenso auf der Strecke bleibt.
Lebendiger Fanservice
Glücklicherweise weiß Batman: Gotham by Gaslight sein Setting aber nicht nur recht überzeugend zu bebildern, sondern auch zu beleben und so haben bekannte Gesichter aus dem Batman-Kosmos wie Dr. Hugo Strange (als erster Irrenarzt Gothams), Harvey Dent oder auch Pamela Isley aka Poison Ivy ihre mal mehr, mal weniger großen Auftritte.
Besonders amüsant gerät hierbei eine Gruppe von Straßenkindern – Charles Dickens‘ Oliver Twist lässt grüßen – die als „Straßenkehlchen“ (im Englischen schlicht „robins“ genannt) die Gegend unsicher machen und damit sogar noch gewitzt auf die „Baker Street Boys“ von Sherlock Holmes verweisen.
Nicht alle diese Anleihen sind gleich gut gelungen, da sie oftmals kaum etwas zur Handlung beitragen oder mehr sind als Lückenfüller. Dieser pure Fanservice funktioniert aber dennoch, da die vielen kleinen Anspielungen und Verweise auch ein Teil dessen sind, was den Reiz und Charme einer solchen „Elseworlds“ Erzählung ausmacht.
Die Einzige, der hier eine tragendere Funktion zukommt, ist Selina Kyle alias Catwoman. Der Film spielt der ambivalenten Figur, anders als der leider verschwendeten Poison Ivy, nicht den undankbaren Part einer Straßendirne zu, sondern den einer starken Frau, die Staatsanwalt Dent und Chief Harvey Bullock sowohl als Sängerin bezirzen, zum Anderen der Männerdomäne aber ebenso selbstbewusst Kontra geben darf.
Dabei mag ihre Figur beinahe zu modern feministisch angehaucht sein, dennoch ist Catwoman mehr als nur das schnurrende Love-Interest für Batman, mit dem sie, selbst auf der Jagd nach dem Ripper, unweigerlich aneinanderrasselt.
Gedimmter Ritter
Neben diesen vielen Erweiterungen und Neuzugängen gerät der Dunkle Ritter selbst in Batman: Gotham by Gaslight hingegen fast schon etwas langweilig.
Die imposante Erscheinung mit zeitgenössischem Umhang übernimmt man zwar recht genau aus der Graphic Novel und es ist durchaus begrüßenswert, dass Batman hier wieder mehr als Detektiv verstanden wird, der sich wissenschaftlicher Methoden bedient und nicht bloß die Fäuste sprechen lässt.
Abseits dessen fällt den Machern aber kaum etwas ein, um den viktorianischen Rächer interessant zu gestalten und ihm mehr abzuringen als einen notdürftigen „Batdachboden“ statt einer -höhle, ein überschaubares Gadgetarsenal sowie eine Art vorsintflutliches „Batpod“ (!), das trotz Steampunk-Einflüssen seltsam deplatziert anmutet.
Immerhin hat man in Bruce Greenwood (Die Verlegerin, Kingsman: The Golden Circle) einen würdigen Ersatz für Bat-Synchronveteran Kevin Conroy gefunden und in der deutschen Fassung mit Johannes Berenz ironischerweise jemanden verpflichtet, der bis vor ein paar Jahren dem derzeit amtierenden Fledermaus-Darsteller Ben Affleck seine Stimme lieh.
Who the f**k is Jack?
Auch wenn Batman: Gotham by Gaslight die Suche nach Jack the Ripper überwiegend nach klassischem Whodunit-Prinzip aufzieht, geht man besonders bei den Actionszenen in die Vollen. Hier muss Batman sich ein ums andere Mal vor spektakulärer Kulisse mit dem Ripper messen und bisweilen auch spürbar an seine Grenzen stoßen. Dank der hohen Altersfreigabe muss sich Regisseur Sam Liu kaum zurücknehmen und geizt auch bei den Ripper-Morden nicht mit blutigen Einzelheiten.
Wie bereits erwähnt, übernimmt die Verfilmung nur wenig aus dem titelgebenden Comic. So wird auch die Identität des Rippers, welche man dort bereits nach den ersten Seiten schon erahnen konnte, für den Film verändert und von einer eigens hinzuerfundenen Figur auf einen allseits beliebten Charakter übertragen. Um an dieser Stelle nicht zuviel vorwegzunehmen, sei daher nur gesagt, dass die Enthüllung sowohl für eine Überraschung als auch Gesprächsstoff sorgen dürfte. Ebenso gelingt es den Machern hier wesentlich besser als bei der doch recht plumpen Auflösung im Graphic Novel, den geheimnisumwitterten Schlächter mit einer einigermaßen schlüssigen Motivation auszustatten.
Fazit
Mit Batman: Gotham by Gaslight liefert Warner Animation wider Erwarten einen soliden Einstand im „Elseworlds“ Universum ab, der gerade deshalb relativ gelungen ist, weil er sich soweit wie möglich von der mittelprächtigen Comic-Vorlage entfernt und trotz gewissen Fanservice-Zugeständnissen eine angenehme Eigendynamik entwickelt.
Daher eine klare Empfehlung (nicht nur) für Batman-Fans!
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