Die Fangemeinde hat dreimal Beetlejuice gerufen und der alte Lottergeist kehrt mit Beetlejuice Beetlejuice nach langer Abstinenz aus dem Totenreich zurück. Kann der selbsternannte Bio-Exorzist immer noch „begeistern“?
Titel | Beetlejuice Beetlejuice |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | Tim Burton |
Genres | Komödie, Fantasy, Horror |
Darsteller | Michael Keaton, Winona Ryder, Catherine O'Hara, Jenna Ortega, Justin Theroux, Willem Dafoe, Monica Bellucci, Arthur Conti, Nick Kellington, Santiago Cabrera, Burn Gorman, Danny DeVito, Sami Slimane, Amy Nuttall, Mark Heenehan, Charlie Hopkinson, Liv Spencer, Skylar Park, Matt Lyons, Jane Leaney, David Ayres, Sophie Holland, Walles Hamonde, Max Pemberton, Rebecca O'Mara, Adam Speers, Daryl Kwan, Caroline Lawrie, Philip Philmar, Stephen K. Amos, Sean Verre, Noah Mendes, Juliana Yazbeck, Bea Svistunenko, Filipe Cates, Alex Michael Stoll, Rupi Lal, Georgina Beedle, Stefano Marchetti, James Fisher, Ian Hawkins, Tim Burton, Geena Davis |
Länge | 104 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Inhaltsangabe von Beetlejuice Beetlejuice
Das Familienoberhaupt der Familie Deetz ist den Weg alles irdischen gegangen. Zu diesem traurigen Ereignis kehrt seine Familie in den Ort Winter Rivers zurück. Vor allem seiner Tochter Lydia (Winona Ryder) fällt der Weg schwer, denn hier wollte der heimtückische Geist Beetlejuice (Michael Keaton) sie als Minderjährige entführen und heiraten. Dummerweise findet ihre eigene Tochter Astrid (Jenna Ortega) das Portal in die Unterwelt und es dauert nicht lange, bis Beetlejuice wieder sein Unwesen im Reich der Lebenden treiben kann.
Burtmans Rückkehr?
Eigentlich wollte Tim Burton nach seinem ersten Langfilm den „dunklen Ritter“ ins Kino bringen. Allerdings musste er sich vorher noch mit einem anderen Stoff beweisen. Vielleicht katapultierte ihn Beetlejuice deswegen in den Regieolymp. Das düstere Originaldrehbuch und das geringe Budget waren der Zündstoff für seine Weltkarriere. Er konnte und musste seine ganze Kreativität walten lassen, um den Stoff kinotauglich umzusetzen. Herausgekommen ist eine schwarze Komödie, die vor Ideenreichtum und Skurrilität strotzt. Die Einzigartigkeit der Umsetzung überzeugte das damalige Publikum und Burton hatte seinen ersten großen Hit.
Nach dem Erfolg erwarteten alle eine Fortsetzung. Es gab sogar eine absurde Drehbuchidee, welche die Handlung nach Hawaii verlagerte. Ein Jahr später fabrizierte Burton allerdings den Megaerfolg Batman. Dementsprechend war diese Fortsetzung wichtiger als Beetlejuice 2. Man ging den damals üblichen Weg und produzierte eine Zeichentrickserie für Kinder – bot sich beim Thema Horror und Zwangsehe mit Minderjährigen wohl an. Burton hingegen setzte nach Batmans Rückkehr wieder auf unverbrauchte Inhalte und etablierte seine eigene Marke. Doch spätestens Mitte der 2000er Jahre war die Masche ausgelutscht und seine sich ständig wiederholenden Mechanismen führten zu unnötigen Kopien seiner Erfolge. Beetlejuice Beetlejuice ist da leider keine Ausnahme.
Big Tricks
Ein Aufwärmen alter Ideen bringt zwangsläufig Wiederholungen mit sich. Aber gerade Burton hat mit seinem zweiten Batman-Film bewiesen, dass es nicht so sein muss. Bei seinem neuesten Werk hat er aber nicht den Mut, Studio und Fans vor den Kopf zu stoßen. Deswegen gibt es einfach mehr vom Gleichen, zumindest bei Effekten und Design. Die Totenwelt sieht wieder richtig schön schräg aus, ist kreativ gestaltet und toll getrickst. Durch das bekannte Setting und das Zitieren des eigenen Vermächtnisses – es erinnert doch einiges an Burtons vorherigen Animationsdesigns – fehlt allerdings der Wow-Effekt. Durch das höhere Budget kommt auch nie die staunende Frage auf, wie zur Hölle der Effekt auf Film gebannt wurde. Dafür kann die Welt erweitert werden. Aber je mehr Orte und Figuren eingeführt werden, umso schwieriger ist das erzählerische Verbinden. Die Handlungsorte im Jenseits wirken wie unzusammenhängende Bühnenbilder und einige schön-schaurig gestaltete Figuren haben zu wenig Präsenz.
Edward hat das Drehbuch getrimmt
Die Handlung ist dementsprechend aus Einzelteilen zusammengetackert, wie Monicas Belluccis Charakter. In den knapp 100 Minuten werden zu viele verschiedene Handlungstränge erzählt. Beetlejuice hat Ärger mit einer Frau, Lydya ist von ihrem Nachwuchs entfremdet und ihre Tochter verliebt sich. Ach ja, nebenbei geht es ja noch um die Beerdigung von Charles Deetz und eine Hochzeit. Da bleibt keine Zeit für Charakterentwicklung oder vernünftiges erzählen. So finden sich Figuren viel zu schnell mit bestimmten Gegebenheiten ab oder werden für eine gewisse Zeit vom Drehbuch vergessen. Das vermeintliche Zusammenführen der einzelnen Stränge wirkt komplett wahllos. Jede erzählerische Wendung geht überraschungslos unter und angedeutete emotionale Höhepunkte verpuffen.
Hintergrundgeschichten von Charakteren erfährt man nur über schlecht geschriebene Erklärbär-Dialoge – der Rest der gesprochenen Worte passt sich dem Niveau leider an. Selbst bei Rückblenden wird unnötigerweise auf erklärendes Voiceover gesetzt. Diese sind wohl nur im Drehbuch gelandet, weil Burton wieder Bock auf Expressionismus und Animation hatte. Zum restlichen Stil des Films passen sie jedenfalls nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Elemente aus Teil eins mit eingebracht werden. Die obligatorische Musicalszene ist nicht halb so gut wie beim Vorgänger und wirkt nur pflichtbewusst eingesetzt. Dabei war gerade das Zusammenspiel der Charaktere und das Vermischen vermeintlich nicht zu vereinender Bestandteile die Stärke von Beetlejuice. Vielleicht wäre eine Serie mit abgeschlossenen Episoden heutzutage die bessere Fortsetzungsmöglichkeit gewesen.
Ed Woods Schauspielschule
Aufgrund des schlechten Drehbuches kann kaum ein/e Darsteller:in punkten. Winona Ryder spielt, als ob sie die gleichen Tabletten wie ihr Charakter nimmt, Jenna Ortega ist anwesend, Monica Belluccis Rolle wird – wie immer, wenn man sie in Hollywood Blockbustern besetzt –verschenkt und Catherine O’Hara ist anstrengend. Allerdings darf Michael Keaton wieder zeigen, wie viel Spaß er an seinen alten Rollen hat und auch wenn der Charakter von Willem Dafoe komplett unnötig ist, reicht sein Charisma aus, damit er die Blicke auf sich zieht.
Tim Burton reagiert zusätzlich auf Kritik bezüglich seiner Besetzungspolitik. Es wird ihm vorgeworfen, dass er keinen diversen Cast nutzt. Dies trifft, bis auf wenige Ausnahmen, auch auf die Hauptrollen von Beetlejuice Beetlejuice zu, allerdings nicht auf die gesamte Besetzung. Wie er dem Thema in einigen Szenen begegnet, kann auch als deutlicher Mittelfinger an seine Kritiker gewertet werden. Denn mehr stereotypische Darstellungen findet man nur in den 70er Jahren. Sein Umgang mit Charles Deetz ist hoffentlich ein Affront gegen Jeffrey Jones.
Unser Fazit zu Beetlejuice Beetlejuice
Beetlejuice Beetlejuice ist nicht die lang ersehnte Fortsetzung, sondern ein weiterer Beweis dafür, dass Tim Burton noch lange nicht an seine guten Zeiten anknüpfen kann. Es gibt vereinzelte Szenen, wie das erste Zusammentreffen von Lydya und Beetlejuice, die Freude bereiten und die Optik ist großartig. Mit zunehmender Laufzeit nutzt sich diese aber ab. Die zerfaserte Handlung dagegen erstickt jede Emotion und Überraschung im Keim, sodass man bald genauso verwirrt und ratlos dreinblickt wie Beetlejuice‘ Handlanger. Dies hilft vielleicht die abgenudelten Klischees, wie das vermeintlichen Aufwachen aus einem Traum, zu ertragen. Auch wenn der Film schon jetzt Box-Office Erfolge feiert, hoffe ich inständig, dass man den Geist der Vergangenheit nicht nochmal herbeiruft.
Beetlejuice Beetlejuice ist seit dem 12. September 2024 im Kino zu sehen
Unsere Wertung:
© Warner Bros.