(2024) 7.70
Länge: 02h 10min
Genres: Musik, Komödie, Drama
Creator: Michael Gracey
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3.5Filmtoast
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Mit nur 15 Jahren wird der junge Robbie Williams ein Teil von Take That und katapultiert sich aus einfachsten Verhältnissen direkt in den Pop-Olymp. Doch seine einzigartige Weltkarriere wird zu einer emotionalen Achterbahnfahrt zwischen Erfolg, Selbstzweifeln, persönlichen Krisen und dem Kampf gegen die Drogensucht. Auf seinem kommerziellen Höhepunkt und kurz vor dem endgültigen Absturz steht Robbie vor der Entscheidung, ob er sich selbst zerstören oder sich seinen Dämonen stellen will…
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Robbie Williams (voice)
Robbie Williams
Nicole Appleton
Nigel Martin-Smith
Peter Williams
Betty Williams
Janet Williams
Nate
Guy Chambers
Chris Heath
Gary Barlow
Mark Owen
Young Robbie
Howard Donald
Jason Orange
Melissa Touabti
Theatre Kid
Young Robbie
Liam Gallagher
Noel Gallagher
Careers Advisor
Record Company Executive
Club Goer
Rehab Therapist
Natalie Appleton
Shaznay Lewis
Melanie Blatt
All Saints Label Executive
Tom Jones
Viv Nicholson
Albert Hall Patron (uncredited)
Sir Michael Parkinson
Regisseur: Michael Gracey
Creator: Paul Currie, Michael Gracey, Coco Xiaolu Ma, Jules Daly, Craig McMahon
Land: Australia, United Kingdom, United States of America, China
Originaltitel: Better Man
Studios: RocketScience, Facing East Entertainment, Sina Studios, Lost Bandits, Footloose Productions, VicScreen, RPW Productions, Azure Centrum, Partizan Films
loxliki05
16.01.2025Biopics über bekannte Musiker sind nicht erst seit gestern beliebt. Von Rocketman bis Bohemien Rhapsody über Elvis wurden bereits viele Künstler verfilmt, die eindeutig von ihrer Kunst getrennt wurden. Man blickte hinter die Fassaden und Kulissen, bekam ein Einblick in die Musikbranche, den klassisch großen Heldenreisen, dem Drogen-Downfall und die großen Geschichten der großen Größen. Blickt man auf die jüngsten Jahre zurück, ist es eine schöne, wenn auch eher ungewöhnliche Entwicklung, das Aufkommen der Biopic-Interessen zu stemmen. Allein 2025 stehen noch mehrere große Projekte an. Robbie Williams macht den Anfang, Kneecap über die Irische Hip-Hop Gruppe legt mit einem der besten Filme des Jahres nach, mit Maria schlüpft Angelina Jolie in die Rolle der Opernsängerin Maria Callas in den 70er Jahren, während Timotheé Chalamet als Bob Dylan noch vor den Oscars zittern muss und mit Michael noch eines der großen Biopics über die Musik-Ikone Michael Jackson erscheinen wird.
Better Man ist aufgrund der Unvielfalt und Gleichheit des Genres besonders in seiner ersten Hälfte ein hervorragendes Musik-Biopicdrama, welches die Persona Robbie Williams irgendwo zwischen Genie und Arschloch im familiären Umfeld, dem Werdegang in die Jugend und der ersten einhergehenden Gehversuche in Form der Boyband Take That auf dem Papier nahezu perfekt porträtiert. Mit welcher Abursidität der Verlauf angegangen wird, während ein emotionaler Kern schön in die visionär-visuelle Opulenz der Bilder eingewoben wird, beeindruckt und beeinflusst die magische Kinoleinwand vollumfänglich. In den ersten Minuten steigen bereits Tränen zu Augen, man ist nah an den Figuren, Gänsehaut überzieht den Körper und die Entfernung zum Geschehen ist spürbar zum greifen nah, während sich jedoch die Inszenierung von der Intimität zu den Inhalten des Kleinstadt-Milieus und parallel dem aufwachsenden und sich bildenden Robbie Williams prägend entfernt. Michael Graceys Ebene der Inszenierung ist der nächste wichtige Schritt in der Welt der Biopics - es wird sich inszenatorisch von jeglichen Konventionen des Genres gelöst. Einen Film wie Better Man hat man noch nie gesehen und doch schon viel zu oft.
Während Better Man in den ersten 70 Minuten nur so an dem Zuschauer vorbeifließt, der sich hervorragend „entertainen“ und einziehen lässt und von den Themen, die eher genreuntypisch und grundlegend anders angegangen wurden, überrascht wird, wird Wert auf den emotionalen Kern gesetzt, die Bindung zu der Familie, die Entwicklung eines Niemand zu einem Jemand, während die Eltern und Großeltern immer hinter einem stehen und tatkräftig unterstützen. Welchen Wert Better Man in diese Komponente einarbeitet und in dem Familiengedanken Verlust und Trauer einwebt, wenn der Vater alles zurücklässt oder zutiefst menschliche Schicksale ereilen, funktioniert. Nur hält der weitere Film mit der ersten Hälfte nicht stand. Die Emulsion der wertigen Erzählung und fantastischen Inszenierung geht lange Zeit Hand in Hand, während man von dem ersten großen Song auf der Straße Gefühle indisches Kinos bekommt und richtig gepackt wird. Die Atmosphäre ist dicht, Robbie Williams wird ordentlich ins Gericht genommen und ist deswegen solch eine ambivalente und spannende Figur, während das Konzept mit dem Affen perfekt in das Korsett von Better Man passt und die Inszenierung seines Gleichen sucht. Solche Bilder sieht man in Biopics wohl niemals wieder. Michael Gracey hat das bestmögliche aus vielen Jahren Musikgenre über Medienikonen erfolgreich geschaffen.
Nur kommt mit dem großen Downfall von Robbie Williams auch der des eigenen Filmes. Den angenehm gelegten Fokus, der schon etwas ins Schwanken geraten ist, weil Take That durchaus schnell beiseite gelegt wurde, wurde immer schwammiger. Während Michael Gracey inszenatorisch aus den Vollen schöpft, wurde sich inhaltlich zu vieler Genreklischees und klassischer Tropes bedient. Die Handlung basiert grundlegend natürlich auf wahren Begebenheiten und viele Musikerkarrieren laufen in der Branche nun auch gleich oder sehr ähnlich ab, aber diese erzählerische Besonderheit der ersten Halbzeit mit familiärer Nähe ist in der zweiten nicht mehr aufzufinden. Es geht um Drogensucht, Vernachlässigung, Aufmerksamkeitssuche, zerbrochene Ehen, Freundschaften, um Verlust, Geld, Macht und um Depressionen. Gracey verliert vollkommen den Fokus und den Faden vollkommen aus den Augen, geht von der Familie weg und auf die große Bühne der Themen. Das, was Robbie Williams in Better Man so besonders gemacht hat, ist nicht mehr das, was die zweite Hälfte präsentiert und preisgibt. Ein klassisches Biopic möchte Better Man nicht erst sein und doch bricht die Fassade. Gracey macht das, was alle machen und während die visuelle Opulenz gleichwertig bleibt und der innere, nazistische, Kampf mit sich selbst und den eigenen Erwartungen, ein Jemand zu sein, an Größe gewinnt, muss die Redundanz der Themen und Szenen für das Familiengebilde fallen.
Aufgrund des fehlenden Fokus geht schlussendlich auch der große emotionale Schlag verloren, auch wenn Better Man samt Fehler immer noch gut genug ist. Das einfühlsame Gefühl verlässt den Zuschauer, die Familie darf abseits des Vaters keinen Raum mehr finden und deswegen gehen diese nahbaren Themen, die Gracey sehr angenehm an die Realität angeglichen hat und trotz oder gerade wegen einer völlig für sich stehenden Inszenierung beeindruckend gelungen sind, nicht mehr wirken. Es geht wieder „nur“ um handelsübliche dramaturgische Kniffe, das Scheitern des parallel aufsteigenden Robbie Williams und das, was man schon seither in Musik-Biopic-Dramas auf erzählerischer Ebene in dieser Form gesehen hat. Auch deswegen geht der angenehme Fluss verloren, gegen Ende fehlt Better Man auch endgültig die Puste und Williams selbst probiert mit Gracey in den letzten 10 Minuten der zu langen 135 irgendwie noch das ganze Geschehen und die Figurenlage in kürzester Zeit ins positive transformieren zu lassen, ohne jedoch Reflektion und Einsicht gewehrt zu bekommen. Better Man entfernt sich vollkommen der Zugänglichkeit der Zuschauer und verschreibt sich surrealer Drogen- und Rauschszenen, die ab einer Szene auf einer Jacht nur noch wie in Trance klischeeüberladen regungslos an den Zuschauern vorbeiziehen und nur noch visuell überzeugen können.
Gracey gewinnt die Zuschauerbegeisterung immer wieder über hervorragenden und essenziellen CGI-Einsatz, während die Bildsprache, visuelle Erzählstruktur und auditive Gestaltung alles geben, um zu überzeugen und die visuelle Opulenz die Zuschauer nur so dahinschmelzen lässt. Nur erzählerisch wird das Geschehen immer sprunghafter, unkontrollierter, ungeeigneter und austauschbarer. Während die erste Stunde sehr gezielte, schön pointierte und sehr dynamisch ausschraffierte Biopic-Normen neu setzt und filmisch ordnet, setzt die letzte austauschbares Biopic-Drogenexzess-„Vergnügen“ surreal-verwaschener Herkunft auf Kosten der Austauschbar- und Glaubwürdigkeit mit falschem Fokus auf den unwichtigen Themen.