In Black Christmas muss es eine weibliche Studentenverbindung mit einem sexistischen Kult von männlichen Studenten aufnehmen. Kann die Neuinterpretation des Slasher-Klassikers an dessen Erfolg anknüpfen?
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Titel | Black Christmas |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Sophia Takal |
Genres | Horror, Mystery, Thriller |
Darsteller | Imogen Poots, Aleyse Shannon, Lily Donoghue, Brittany O'Grady, Caleb Eberhardt, Cary Elwes, Simon Mead, Madeleine Adams, Nathalie Morris, Ben Black, Zoë Robins, Ryan McIntyre, Mark Neilson, Lucy Currey, Jonny McBride |
Länge | 92 Minuten |
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Darum geht es in Black Christmas
Am Hawthorne College treibt sich ein Mörder herum! Nach und nach tötet er (überwiegend) weibliche Studentinnen. Von diesen Vorfällen bekommen die anderen Studenten zunächst nichts mit. Riley (Imogen Poots) versucht, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Sie kämpft immer noch sehr stark mit einem Trauma, welches aus der Vergewaltigung, die ein Kommilitone an ihr begangen hat, entstanden ist. Ihre Verbindungsschwestern helfen ihr so gut es geht. Als die Nachricht der Morde die Runde macht und klar wird, dass ein Kult, bestehend aus männlichen Studenten, dahintersteckt, muss Riley ihr Trauma besiegen, denn nur so können sie die nächste Nacht überleben.
Black Christmas 2019 ist nicht Black Christmas
Ihr lest die Kurzinhaltsangabe und denkt euch gerade auch „Moment Mal“?. Da seid ihr nicht alleine. 1974 kam ein kleiner kanadischer Film mit dem Namen Black Christmas in die Kinos. Der Horrorfilm, der bis heute gerne übersehen wird, wenn es um das Lostreten des Slasher-Genres geht (Halloween kam ganze vier Jahre später), erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit unter Genre-Fans. Darin hat es eine weibliche Studentenverbindung mit einem Killer, der sich auf dem Dachboden des Verbindungshauses herumtreibt, zu tun. Zwei ziemlich unterschiedliche Geschichten, oder? Klar, beide Filme spielen auf einem Universitätscampus und es geht vornehmlich um weibliche Studentinnen, aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Wenn das als Gemeinsamkeiten ausreicht, hätte man den neuen Black Christmas 2019 auch getrost Scream 2 nennen können.
Jesse wird von einem Killer überrascht. © Universal Pictures Germany
Warum das Ganze?
Fraglich ist, warum man sich entschieden hat, diesem Film, der eigentlich eine originelle Geschichte erzählt, den Namen eines weit verbreiteten IP’s (Intellecutal Property) zu verpassen. Außer den offensichtlichen Marketing-Gründen fällt mir dazu nichts ein. Bereits 2006 erschien ein Remake des ursprünglichen Black Christmas. Dieser erfand eine Hintergrundgeschichte zu Billy, dem Killer auf dem Dachboden, und legte auf den Gore-Aspekt noch eine ordentliche Schippe drauf, aber im Kern erzählte er die gleiche Geschichte. War man sich mit dem neuen Black Christmas also so unsicher, was seine Erfolgschancen angeht, dass man diesen Schritt für sinnvoll hielt? Geholfen hat es auf jeden Fall nicht, denn an den Kinokassen hat die Neuinterpretation keine sonderlich gute Figur gemacht.
Thema soll Story unterstützen und nicht andersrum.
Naja, hat man diese merkwürdige Entscheidung ignoriert und lässt sich auf den Film ein, wird schnell klar, worum es in diesem „Horror“-Film geht. Nein, nicht etwa darum, dass ein Killer Jagd auf Frauen macht. Natürlich passiert das auch hier, aber doch eher im Hintergrund. Die Regisseurin Sophia Takal beschäftigt sich bei Black Christmas mit dem Thema Sexismus, der fehlenden Gleichberechtigung und der Unterdrückung von Frauen. Themen, die auch 2020 noch von großer Wichtigkeit sind, die man allerdings in einem als „Slasher“ bewerteten Film doch eher im Hintergrund erwartet.
Hier ist es andersherum, der Horror passiert im Hintergrund, während Feminismus den Film beherrscht. Genauso gut könnte Takal uns jedem einmal einen Zaunpfahl über die Rübe ziehen. Natürlich gibt es keine Gesetze dafür, wie subtil ein Thema sein muss. Get Out schafft exakt das, was Black Christmas versucht. Zu keinem Zeitpunkt fühlen sich die Sozialkritiken, die Jordan Peeles Regiedebüt behandelt, gezwungen an. Hier ist das Gegenteil der Fall.
Ist das überhaupt noch Horror?
Es kommt darauf an, was man unter Horror versteht. In der ersten Hälfte des Films (das sind 45 Minuten) erlebt der Zuschauer einige Male, wie ein unbekannter Killer Frauen ermordet. Meistens passiert das nebenbei oder sogar Off-Screen, sodass wirkliche Spannung nicht zustande kommt. Als es dann doch an einer Stelle zu einem für Slasher-Filme typischen Szenario kommt, nämlich, dass der Killer mehrere Mädchen durch das Haus jagt, fängt der Film an, Spaß zu machen. Der Film weiß Räumlichkeiten zu nutzen, um ein Gefühl der Hilflosigkeit zu übermitteln.
Zumindest in dieser einen Szene, denn danach verwandelt sich der Slasher-Film in einen Revenge-Streifen. Die Verbindungsschwestern haben genug gesehen. Bis an die Zähne bewaffnet entbrennt eine Massenschlägerei. Takal wird nachgesagt, dass sie für das Produktionsstudio Blumhouse eigentlich gerne ein Remake zu I spit on your grave gemacht hätte, Blumhouse dafür aber die Rechte nicht kaufen konnte. Teile der Revenge-Geschichte scheint sie in Black Christmas zu recyceln.
Ein Charakter ist besser als kein Charakter
Leider kann Black Christmas auch nicht mit sympathischen Charakteren punkten. Es gibt so ziemlich vier Gruppen an Charakteren in dem Horror-Film. Frauen, die als einzige Charaktereigenschaft Feminismus haben, Männer, die als einzige Charaktereigenschaft Sexismus haben, Ein (1) Mann, der kein Sexist ist und eine (1) Frau, die keine Feministin ist. Das ist schade, denn wären die Charaktere besser gezeichnet, dann würde man ihnen vielleicht auch eher bei dem zuhören, was sie von sich geben. Von Charakteren kann hier auch eigentlich nicht die Rede sein, denn vielmehr verbringt man 90 Minuten mit handfesten Karikaturen.
Ausgenommen davon ist Riley. Sie bekommt eine Hintergrundgeschichte, einen Love-Interest und geht somit etwas tiefer als die anderen. Imogen Poots spielt ihre Rolle so sympathisch und überzeugend, dass sie der einzige Grund ist, warum ich Black Christmas bis zum Ende Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Unser Fazit zu Black Christmas 2019
Zusammengefasst erwartet man von dem Remake Black Christmas eine Neuinterpretation des klassischen Slasher-Films von 1974. Man bekommt einen Horrorfilm, der sich, wenn man ihn demaskiert, dann doch eher als Feminismus-Agenda zu erkennen gibt. Bewerten wir den Film trotzdem anhand seines Genres. Black Christmas ist ein vorhersehbarer, langweiliger Horrorfilm, der seinem Genre nichts hinzuzufügen hat, weswegen an seiner Daseinsberechtigung vehement gezweifelt werden darf. Imogen Poots hat auf jeden Fall etwas Besseres verdient. Sie sollte nicht anhand dieses Genre-Totalausfalls bewertet werden.
Black Christmas 2019 erscheint am 23. April sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray.
Unsere Wertung:
© Universal Pictures Germany