Das Warten auf Blade Runner 2049 war wie eine fiebrige Zitterpartie. Wird er gut? Furchtbar? Oder irgendwas dazwischen? Am Ende ist die Antwort eindeutig.
[su_youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=TBfVPpuwU-A“]
Titel | Blade Runner 2049 |
Jahr | 2017 |
Land | Canada |
Regie | Denis Villeneuve |
Genres | Science Fiction, Drama |
Darsteller | Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas, Dave Bautista, Robin Wright, Sylvia Hoeks, Mackenzie Davis, Jared Leto, Carla Juri, Hiam Abbass, Lennie James, David Dastmalchian, Sean Young, Edward James Olmos, Barkhad Abdi, Wood Harris, Tómas Lemarquis, Sallie Harmsen, Loren Peta, Mark Arnold, Krista Kosonen, Elarica Johnson, David Benson, Kingston Taylor, Ben Thompson, Ellie Wright, Suzie Kennedy, Stephen Triffitt, Vilma Szécsi, Kincsö Sánta, André Lukács Molnár, István Gőz, Pál Nyári, Joshua Tersoo Allagh, Zoltán Béres, Konstantin Pál, Ferenc Györgyi, Samuel Brown, Mary Lukasiewicz, Frank Sinatra |
Länge | 164 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, MagentaTV, Amazon Prime Video with Ads, AXN Black Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Microsoft Store Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Microsoft Store |
Tränen im Regen
Es ist der 05.10.2017 und Sturm Xavier hat den ganzen Tag über für Regen gesorgt. Nach fast drei Stunden, in denen wir langsam mit den Sesseln des Kinos verschmolzen, sehen wir den Abspann von Blade Runner 2049. Jetzt sind die einzigen Tropfen, die noch zu Boden fallen, die Tränen meiner Kinobegleitung. Es sind Freudentränen.
Über Blade Runner 2049 zu schreiben fällt mir nicht leicht. Diejenigen meiner Leser, die ihn noch nicht gesehen haben, sollen die Chance bekommen, sich vom Film so überraschen zu lassen wie ich. Also werde ich für diese Review einen anderen Weg wählen, als die Handlung zu beschreiben und Szenen zu sezieren. Stattdessen werte Leser werde ich euch hier den Rahmen zeichnen, den auch ich im Kopf hatte, als ich den Kinosaal betrat. Hinzufügen sollte ich noch: Ich habe den Film in Standart 2D und Originalsprache gesehen. Dementsprechend kann ich keine Aussagen über 3D Effekte oder die deutsche Vertonung treffen.
Umsonst gebangt
Blade Runner 2049 ist eine Fortsetzung, über die schon lange vorher geredet wurde. Fans des Originals erhofften und fürchteten ein Sequel gleichermaßen. Dabei ist es nicht die erste Fortsetzung einer Geschichte, die genauso gut eine furchtbare Idee hätte sein können. Der erste Blade Runner wird von seinen Anhängern als einer, wenn nicht sogar als der beste Science-Fiction Film aller Zeiten verehrt. Andere können überhaupt nichts mit Ridley Scotts Verfilmung eines Philip K. Dick Romans anfangen und finden ihn sterbenslangweilig.
Wann immer man mit einem Fan über Blade Runner spricht, wird die Rede auf die Ästhetik der Sets, die Lichtstimmung, den Soundtrack und die philosophischen Fragen des Films fallen. All das bietet Blade Runner 2049 auch. Doch die Fortsetzung ist kein Leichenfledderer, der sich an einem Meisterwerk bedient, um es mit einer unausgegorenen Geschichte zu verschandeln. Denn Blade Runner 2049 ist auf vielerlei Arten anders als der Vorgänger. Das Sequel ist der größere der beiden Filme, nicht nur was die Laufzeit betrifft.
Zusammenspiel aus Bild und Klang
Blade Runner 2049 weitet den Blick in seine eigene Welt. Wo sich der Vorgänger durch nachtschwarze, regennasse, Neongassen zwängte, zeigt das Sequel uferlose Landschaften im nebeltrüben Tageslicht. Mühelos pendelt die Filmwelt zwischen der urbanen Dystopie des zukünftigen Los Angeles, bei Nacht und seinem offeneren Umland, am Tage.
Doch die Klänge dieser Welt scheinen dissonanter, als jene des älteren Bruders. Während sich Vangelis Soundtrack 1982 z.B. mit den Klängen eines Saxophons in die Ohren des Zuschauers schmeichelte, donnert Hans Zimmers & Benjamin Wallfischs Thema 2017 mit epochaleren Klängen durch den Gehörgang. Blade Runner 2049s Thema gibt den hallenden Klang einer größeren Welt, ist allerdings nicht ganz so einprägsam wie Vangelis Sound.
Psst! Hier wird nichts verraten!
An dieser Stelle soll die Gicht den Redakteuren die Hände rauben, die da vor der rechten Zeit den Plot des Films verraten! Nur so viel, der von Ryan Gosling gespielte Blade Runner, der von seinen Kollegen nur K gerufen wird, tritt zu Replikantenjagd an. Doch Ks Jagd, hat viel weitreichendere Implikationen, als einst Deckards Hatz.
Was kann ich Euch erzählen, ohne Opfer meines eigenen Fluchs zu werden? Ganz einfach, die Hintergründe der Filmwelt! Blade Runner spielte in „der fernen Zukunft“, dem Jahr 2019. Seit dem ersten Teil sind also 30 Jahre ins Land gegangen. Dabei handelt es sich um eine so bewegte Zeit, dass der Regiesseur Denis Villeneuve veranlasste, dass andere Filmschaffende drei episodenhafte Kurzfilme beisteurten, um die Handlung von Blade Runner 2049 vorzubereiten.
30 harte Jahre
Kurz nach Tyrells Tod im ersten Teil, durch die Hände des Nexus 6 Roy Betty (Rutger Hauer), warf Tyrell Corp. die neue Generation Nexus 8 Replikanten auf den Markt. Diese hatten im Vergleich zu den Nexus 6ern eine natürliche Lebensspanne. Als neue Replikantengeneration dienten die Nexus 8 in Kriegen auf den äußeren Welten (den interstellaren Kolonien der Menschheit). Einige von ihnen lebten im Anschluss sogar auf der Erde.
Ruhe war ihnen keine vergönnt. Rassistische Bürgerbewegungen spürten die Nexus 8 Replikanten auf der Erde auf und lynchten sie. Infolgedessen kam es zu bürgerkriegsartigen Zuständen, die im Blackout von 2022 gipfelten, als Replikanten durch eine nukleare Explosion in der Erdatmosphäre einen EMP herbeiführten. Los Angeles versank in Finsternis, fliegende Autos fielen vom Himmel und die Speicher aller Computer wurden gelöscht oder nachhaltig beschädigt. Für die Tyrell Corp. wurde der Blackout zum Desaster. Während die Herstellung von Replikanten in ihrer Gesamtheit verboten wurde, nutzten die verbliebenen Nexus 8 Modelle das Chaos, um unterzutauchen. Die Reste der Tyrell Corp. wurden im Anschluss von der Konkurrenz geschluckt.
Neue Engel
Als neuer marktführender Konzern trat die Wallace Corp. bis 2049 auf den Plan. Deren Gründer Neander Wallace (gespielt von Jared Leto) machte sein Vermögen mit einer revolutionären Technologie für die Landwirtschaft, um grassierende Hungersnöte einzudämmen. Seinen neu gewonnen Einfluss nutzte Wallace, eine weitere Generation von Replikanten zu legalisieren und auf der Erde und den Kolonien einzusetzen. Denn noch immer schreien die Sterne, die der Mensch sich untertan macht, nach entbehrlichen Arbeitskräften.
In diesem Szenario strickt Blade Runner 2049 seinen neuen Plot, der ebenso ideenschwanger ist, wie der des Vorgängers.
Ein Meilenstein
Kritiker preisen Blade Runner 2049 bereits jetzt als ein Epos unserer Zeit; als einen Streifen der eine neue Generation von Filmemachern hervorbringen wird. Darüber weiß ich nichts zu sagen – wahr ist aber, Blade Runner 2049 hat mich mehr als überzeugt. Schon jetzt treibt es mich an, den Film noch einmal zu sehen, am besten in Verbindung mit seinem Vorgänger.
Die drei Stunden Laufzeit des Films sind gerechtfertigt. Weder trödelt Blade Runner 2049, noch übereilt er etwas. Seine Action setzt der Film pointiert ein, die Figuren kommen stets zuerst. Dabei ist der Cast für die Charaktere perfekt gewählt. Jede Interaktion zwischen den Figuren entwickelt ihre eigene Dynamik.
Unsere Wertung:
© Sony Pictures