Mit Blood Feast wagt sich Marcel Walz an eine Neuinterpretation des ersten offiziellen Splatterfilmes nach Herschell Gordon Lewis aus dem Jahre 1963.
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Titel | Blood Feast - Blutiges Festmahl |
Jahr | 2016 |
Land | Germany |
Regie | Marcel Walz |
Genres | Horror, Thriller |
Darsteller | Robert Rusler, Sophie Monk, Herschell Gordon Lewis, Caroline Williams, Sadie Katz, Roland Freitag, Wilfried Capet, Liliana Nova, Annika Strauss, Max Evans, Metisha Schaefer, Gioele Viola, Enya Maria Tames, Julia Diesner |
Länge | 96 Minuten |
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Mit Blood Feast anno 2016 ereignen sich gleich drei Premieren. Zum einen der für mich erste Film, den ich mir bewusst in seiner geschnittenen deutschen Veröffentlichung angeschaut habe. Zum anderen der für mich erste Film von Marcel Walz. Schlussendlich handelt es sich außerdem um meinen ersten Film aus dem Kanon der Blood Feast-Reihe.
Da mag manch einer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und anzweifeln, dass der vorliegende Film adäquat besprochen werden kann. Ich drehe aber schlagartig den Spieß um und behaupte: unvoreingenommener (bis auf den Aspekt der Gewaltzensur) kann man an den Film nicht herangehen.
Worum gehts in Blood Feast?
Fuad Ramses ist mit seiner Frau Louise und Tochter Penny aus den USA nach Frankreich gezogen. Dort betreibt die Familie wenig erfolgreich ein amerikanisches Diner. Um das Studium für Penny zu finanzieren, jobbt Fuad als Nachtwächter im Museum. In einer der unzähligen ereignisarmen Nächte erscheint ihm die Göttin Ischtar. Sie offenbart ihm, ihr Auserwählter zu sein. Außerdem trägt sie ihm auf, zur Feier ihrer Rückkehr ein Festmahl zu bereiten – und zwar eines aus äußerst fragwürdigen Inhaltsstoffen…
Bekannte Genregesichter
Man kann Walz für den Cast seines Remakes nur gratulieren. Blood Feast bietet einige Gesichter, die dem älteren Genrefan nostalgische Erinnerungen abrufen. Robert Rusler (Nightmare On Elm Street 2: Die Rache, Tales Of Halloween) trägt den Film fast schon allein. Sein Fuad spiegelt glaubhaft den fürsorglichen, aber mörderischen, Familienvater wider, der aber zusehends in den Wahnsinn abdriftet. Seine Paranoia kommt aber ziemlich schnell und ohne weitere Hintergründe auf. Allein aus dem Grund, dass er die Hauptfigur ist, wäre eine ausführlichere Beleuchtung seiner Figur wünschenswert gewesen.
Caroline Williams (Texas Chainsaw Massacre 2, Hatchet III, Tales Of Haloween, Profane Exhibit, mit Walz: Seed 2) mimt die treue Ehefrau. Sie spielt routiniert ohne sich sonderlich in den Vordergrund zu drängen. Sophie Monk (schon Slasher-Luft geschnuppert: The Hills Run Red) gibt die Tochter, ist aber mehr optisches Gimmick als wirklich relevante Figur. Robert Rusler wird als ambivalenter Hauptcharakter vom Drehbuch am meisten gefordert und erhält auch den meisten inszenatorischen Raum. Die restlichen auftretenden Figuren sind eher Mittel zum Zweck – was bei einem Film dieser Marschrichtung klar als Mordopfer definiert ist. Oder C-Prominenz in Form von Metisha Schäfer, aber das scheint bei einem Walz-Film zum guten Ton zu gehören. Man denke an Micaela Schäfer oder Gina Lisa Lohfink in seinen vergangenen Werken.
Sieht man genauer hin, entdeckt man dennoch einige nette Kurzauftritte: etwa Marc Rohnstock (Necronos – The Tower Of Doom, The Curse Of Doctor Wolffenstein), seines Zeichens Regisseur, Produzent und Schauspieler im deutschen Amateur- und Independent-Bereich. Kleines Highlight stellt außerdem der nur wenige Sekunden umfassende Auftritt vom Herschell Gordon Lewis als Professor Lou Hershell dar.
Modernes Gewand
Inhalt und der klitzekleine Cameo von H. G. Lewis sind allerdings die einzigen Verbindungsstücke zum altehrwürdigen Blood Feast von ’63. Während man dem Original seine Low-Budget-Herkunft ansieht, sieht das Remake schon deutlich besser aus, auch wenn es immer noch dem Independent-Sektor zuzurechnen ist. Schicke Drohnen- beziehungsweise Panoramaaufnahmen lockern die sonst begrenzten Schauplätze etwas auf. Das Bild ist stellenweise leider arg dunkel geraten, was es schwer macht, Details zu erkennen.
Atmosphärisch plätschert der Film leider über weite Strecken vor sich hin, allerdings ohne dabei wirklich langweilig geraten zu sein. Mit einer erweiterten Beleuchtung des Ischtar-Kults und einer tiefergehenden Charakterisierung von Ramses wäre hier aber mit Sicherheit mehr Spannung drin gewesen. Ein Lob muss man allerdings für das Finale aussprechen. Denn dort wird Ramses‘ Wahnsinn einfallsreich inszeniert und eine beinah schon surreal, kranke Stimmung erzeugt…die in der deutschen Fassung leider nur noch zu erahnen ist.
Die Intro-Sequenz des 2016er Blood Feast hält sich übrigens streng an den Trailer des Originals. Und verspricht damit verstörendes und blutrünstiges Material. Bleibt also eine Frage offen:
Blood Feast – Auch in der deutschen Fassung ein blutiges Festmahl?
Die FSK zeigte sich in letzter Zeit deutlich liberaler, was vor allem die Rehabilitierung und Neuprüfung vieler ehemaliger Nasties beweist. Was für die Jugendschützer jedoch noch immer ein rotes Tuch ist: Kannibalismus. Da neben den blutigen Morden auch das Verspeisen der Opfer ein Hauptbestandteil der Handlung ist, waren nötige Zensuren beinah so sicher wie das Amen in der Kirche. Zumal der Name Marcel Walz bei den Prüfern mit Sicherheit nicht für Jubelstürme gesorgt hat, bedenkt man die radikalen Kürzungen in der Mehrheit seiner früheren Werke.
Doch wie steht es nun bei seinem neuesten Streich? In der gekürzten FSK-18-Fassung sind noch immer einige Gewalttaten und Blutspritzer enthalten. Ohne die ungekürzte Fassung zu kennen, kann aber mit großer Sicherheit gesagt werden, dass die Zensurschere bereits während des Vorspanns nicht untätig war. Besonders ärgerlich wird dies, wenn im offiziellen deutschen Blood Feast-Trailer Gewaltspitzen enthalten sind, die es im endgültig geprüften Film so nicht mehr gibt (Augen mit dem Daumen ausdrücken, Fressflash im Finale). Weiterhin ist es bedauerlich, wenn das fiese Fressfinale nicht nur in puncto Radikalität entschärft wird, sondern durch einen deutlich hörbaren Tonsprung auch dem unerfahrensten Zuschauer auffällt.
Alles in allem doch sehr schade, da die zu erahnenden Effekte von Holzhammer-Regisseur Ryan Nichsolson (Regie: Gutterballs, Hanger, Live Feed; Effekte/Make-Up: eXistenZ, Blair Witch) nicht immer vor Originalität strotzen, aber blutig ausfallen und ehrlich handgefertigt sind.
So bleibt die Frage offen, ob Tiberius eine Unterlizensierung vornimmt, um den Film ungekürzt über die einschlägigen Labels in Österreich vertreiben zu können.
Unsere Wertung:
© Tiberius Film