Nach fast 20 Jahren erscheint das Surfer-Drama Blue Crush auf einer neuen Blu-ray als Double-Feature mit seiner Fortsetzung. Wir haben uns beide Filme wieder zu Gemüte geführt, um in Erfahrung zu bringen, wie sie heute wirken.
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Titel | Blue Crush |
Jahr | 2002 |
Land | Germany |
Regie | John Stockwell |
Genres | Abenteuer, Liebesfilm, Drama |
Darsteller | Kate Bosworth, Matthew Davis, Michelle Rodriguez, Sanoe Lake, Mika Boorem, Chris Taloa, Kala Alexander, Ruben Tejada, Kaupena Miranda, Asa Aquino, Faizon Love, Fiji, Shaun Robinson, Paul Hatter, Tamayo Perry, Kym Stys |
Länge | 100 Minuten |
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Worum geht’s in Blue Crush?
Die junge Surferin Anne Marie (Kate Bosworth) lebt gemeinsam mit ihren Freundinnen Lena (Sànoe Lake) und Eden (Michelle Rodríguez) in einer Hütte an der North Shore Hawaiis. Gleichzeitig muss sie sich noch um ihre minderjährige Schwester Penny (Mika Boorem) kümmern, seit ihre Mutter beide verlassen hat. Ihren Lebensunterhalt bestreiten die drei Freundinnen als Zimmermädchen in einem Hotel. Anne Marie träumt jedoch davon, professionelle Surferin zu werden und trainiert daher mit Lena und Eden für einen Wettbewerb. Seit sie ein Jahr zuvor einen folgenschweren Unfall hatte, kämpft sie allerdings mit Angstattacken. Als sie die Bekanntschaft des erfolgreichen Footballspielers Matt (Matthew Davis) macht, steht sie vor der Wahl: lässt sie sich mit ihm auf eine Romanze ein und vernachlässigt dafür ihren Traum? Oder beweist sie es sich, ihrer Schwester und ihren Freundinnen, indem sie sich beim Surfwettbewerb ihren Ängsten stellt?
Blue Crush als erster Surf-Film des neuen Jahrtausends
Blue Crush ist der zweite Kinofilm von John Stockwell, der seine Karriere als Schauspieler begann und in den 80er Jahren durch Nebenrollen in Christine und Top Gun auffiel. Ende der 90er Jahre verlegte er seine Arbeit hauptsächlich hinter die Kamera. Seine bekannteste Regiearbeit neben Blue Crush dürfte die folgende Produktion Into the Blue darstellen, die ebenfalls größtenteils auf dem Wasser angesiedelt ist. Beide Filme waren moderate Erfolge an den Kinokassen, danach begann Stockwells Stern jedoch zu sinken. In den letzten Jahren inszenierte er hauptsächlich billig produzierte Actionstreifen.
Blue Crush zeigt ihn jedoch auf dem Höhepunkt seines Könnens. Der Film basiert auf einem Artikel der preisgekrönten Journalistin Susan Orlean über junge Surferinnen auf Hawaii. Die Absicht der Filmemacher war dabei wohl auch eine Wiederbelebung des Surf-Films. Dies war ein Subgenre des Sport- und Dokumentarfilms, das sich in den 60er und 70er Jahren großer Beliebtheit erfreute und die Sportart erst einer breiten Masse bekannt machte. Als richtungsweisend gilt die Dokumentation The Endless Summer aus dem Jahr 1966. In den 80er und 90er Jahren machten sich surfzentrierte Filme jedoch rar, mit einigen Ausnahmen wie Gefährliche Brandung. Blue Crush sollte das Surfen nun auch für eine jüngere Generation attraktiv machen.
Beeindruckende Surf-Aufnahmen in einer altbekannten Story
Herzstück des Films sind dabei natürlich die Surf-Szenen. John Stockwell und sein Kameramann David Hennings gingen nah an ihre Protagonisten heran, wobei sie auch auf damals neuestes Kamera-Equipment setzten. So gelangen ihnen beeindruckende Aufnahmen auf, in, über und unter den Wellen und auch direkt auf den Brettern. Blue Crush vermittelt den Nervenkitzel des Wellenreitens wie auch das Lebensgefühl der adrenalinsüchtigen Surfer-Subkultur.
Demgegenüber nimmt sich die Handlung des Films allerdings als ziemlich fantasielos aus. Blue Crush erzählt leider nur die allzu bekannte Story von der Außenseiterin, die zur Gewinnerin wird und dabei ihre inneren Zweifel überwindet. Immerhin hat man sich hierbei um etwas Realismus bemüht, indem das Finale nicht allzu übersteigert geriet und die durchaus positive Botschaft transportiert wird, dass man nicht immer krampfhaft versuchen sollte, zu gewinnen, sondern es wichtig ist, dass man sich überhaupt den eigenen Ängsten stellt. Gleichzeitig vermittelt Blue Crush auch auf unaufdringliche Weise einen feministischen Subtext. Denn die Hauptfiguren sind junge Frauen, die sich in einer Männerdomäne beweisen müssen. Zwar werden sie in einigen Einstellungen etwas zu deutlich von der Kamera in Szene gesetzt, dies bewegt sich jedoch noch in einem vertretbaren Rahmen. Und ihre Charaktere nimmt der Film durchaus ernst.
Ein gut aufgelegter Cast voller aufstrebender Stars
Profitieren kann Blue Crush dabei auch von den talentierten Darstellerinnen. Kate Bosworth (Superman Returns, 21, Before I Wake) als an sich zweifelnde Heldin zieht in ihrer einzigen großen Hauptrolle die Sympathie sofort auf sich und zeigt, dass sie einen Film tragen kann. Die ansonsten kaum bekannte Sànoe Lake als überdrehte Lena und Michelle Rodríguez als toughe Eden verkörpern zwar nur stereotype Figuren, verleihen ihnen aber Leben. Lake, als einzige der drei auch im echten Leben eine erfahrene Surferin, hatte ihre einzige Hauptrolle im Independent-Film Half-Life aus dem Jahr 2008 und zog sich nach 2009 aus dem Filmgeschäft zurück. Rodríguez, die zuvor bereits in Girlfight, The Fast and the Furious und Resident Evil auf sich aufmerksam gemacht hatte, sollte in den folgenden Jahren die steilste Karriere von allen Castmitgliedern hinlegen.
Ebenso überzeugen können auch die damals erst fünfzehnjährige Mika Boorem (Der Patriot, Hearts in Atlantis) als aufsässige jüngere Schwester der Hauptfigur und Matthew Davis (Düstere Legenden 2, Vampire Diaries) als Love-Interest, dem hauptsächlich eine unterstützende Funktion zukommt. Comedian Faizon Love als dessen ungeschickter Freund sorgt schließlich noch für den meisten Humor. Darüber hinaus haben viele professionelle Surfer Kurzauftritte oder Nebenrollen in Blue Crush und tragen somit zu seiner Authentizität bei. Darunter Keala Kennelly, eine der erfolgreichsten Profi-Surferinnen, die sich selbst spielt und im Finale einen wichtigen Part übernimmt.
Eine sympathische Hommage an das Wellenreiten
Der dynamische Schnitt von Cutterin Emma E. Hickox lässt zudem keine Langeweile aufkommen. Besonders unterhaltsam ist beispielsweise eine witzige, beschleunigte Montage, bei der man die drei Freundinnen bei ihrer Arbeit als Zimmermädchen sieht. Auch die Surf-Szenen sind von einer Ästhetik im Videoclip-Stil geprägt. Dazu bietet der treibende Pop- und Alternative-Rock-Soundtrack mit Liedern von u.a. Lenny Kravitz, P.O.D. und N*E*R*D die passende Untermalung. Im liebevoll gestalteten Abspann kann man schließlich noch zahlreichen Personen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen beim Surfen zusehen. So wird deutlich, wie diese Sportart Menschen der verschiedensten Herkunft miteinander verbindet. Auch weitere Impressionen der drei Hauptdarstellerinnen beim Wellenreiten sind dabei zu bestaunen. Selbige wurden bei den besonders aufwändigen oder gefährlichen Nummern zwar gedoubelt, absolvierten den Großteil ihrer Stunts aber tatsächlich selbst.
Wie ist nun die neue Veröffentlichung von justbridge entertainment…
Fast 20 Jahre nach Erscheinen hat justbridge entertainment Blue Crush nun in einer neuen DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung gemeinsam mit seinem Nachfolger herausgebracht. Diese bietet den Film in einer ansprechenden Bildqualität, die sämtliche wichtigen Details im Bild erfasst, ohne zu künstlich zu wirken. Der Ton kommt angemessen druckvoll daher. Besonders gelungen sind noch die Extras, welche sich schon auf der ersten DVD von Universal befanden, hier jedoch erstmals auf Blu-ray erscheinen. Darunter 18 Minuten an entfernten Szenen, die ein wenig mehr Charaktertiefe und Humor hinzufügen. Sowie ein informatives Making-Of und mehrere kurze Videos, die weitere bei den Dreharbeiten entstandene Surfaufnahmen zeigen. Einziger Wermutstropen: die Audiokommentare der Darstellerinnen und des Regisseurs zum Film und einigen Special-Features sind hier nicht mehr enthalten.
…und Blue Crush als Film an sich?
Blue Crush ist an sich jedenfalls kein originelles Werk, aber toll fotografiert, überzeugend gespielt und dynamisch inszeniert. Er sollte zu seiner Zeit zwar keine neue Welle an Surf-Filmen auslösen, das Wellenreiten aber zumindest zeitweise wieder etwas populärer machen. Folgende Filme, die in diesem Milieu spielten, waren neben der Fortsetzung beispielsweise Soul Surfer und Chasing Mavericks. Vor allem stellte er jedoch eine Initialzündung für viele junge Mädchen und Frauen dar, sich in dieser Sportart auszuprobieren. Nicht zuletzt deswegen handelt es sich hierbei um einen gelungenen Film, der sich wiederzuentdecken lohnt.
Blue Crush ist ab dem 10.07.2020 auf DVD und als limitiertes Blu-ray-Steelbook als Double-Feature mit Teil 2 von justbridge entertainment erhältlich.
Unsere Wertung:
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