Bon Voyage – Ein Franzose in Korea ist die neueste Culture-Clash-Komödie aus Frankreich. Hierzulande erscheint der Film nur auf DVD und digital. Ob er sich auch fürs Kino angeboten hätte und ob er gelungen ist, erfahrt ihr hier.
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Titel | Bon voyage |
Jahr | 2003 |
Land | France |
Regie | Jean-Paul Rappeneau |
Genres | Drama, Komödie |
Darsteller | Grégori Derangère, Isabelle Adjani, Gérard Depardieu, Virginie Ledoyen, Yvan Attal, Peter Coyote, Jean-Marc Stehlé, Aurore Clément, Xavier de Guillebon, Édith Scob, Michel Vuillermoz, Nicolas Pignon, Nicolas Vaude, Pierre Diot, Pierre Laroche, Catherine Chevallier, Morgane Moré, Olivier Claverie, Wolfgang Pissors, Jacques Pater, Jean-Pol Brissart, Vincent Nemeth, Benjamin Bellecour, Marie-Armelle Deguy, Marie-Christine Orry, Serpentine Teyssier, Patrick Médioni, Gary Matthews, Benoît Bellal, Christian Drillaud, Michel Dubois, Christian Ruché, Jacques Roehrich, Robert Darmel, Gérard Collewaert, Edward Hamilton-Clark |
Länge | 114 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Bon Voyage – Ein Franzose in Korea
Der französische Koch Stéphane (Alain Chabat) führt ein Restaurant, lebt in Scheidung und hat zwei mittlerweile erwachsene Söhne. Sein Leben ödet ihn jedoch an. Abwechslung vom grauen Alltagstrott verschafft ihm nur seine Online-Bekanntschaft Soo (Doona Bae) aus Südkorea, mit der er sich über Instagram austauscht. Ihre Kunst, die sie über ihr Profil veröffentlicht, sagt ihm sehr zu. Er erwirbt eines ihrer Gemälde und beginnt, seine Gaststätte, die bisher schlechte Kundenbewertungen erhielt, umzudekorieren.
Als Soo ihm mitteilt, dass sie gerne einmal seine Bekanntschaft machen würde, lässt er kurzentschlossen alles stehen und liegen und reist nach Seoul. Am Flughafen holt sie ihn jedoch nicht ab. Tagelang harrt er dort aus und wird, da er sämtliche Erlebnisse und Bekanntschaften über seinen Instagram-Account teilt, ohne es zu merken zur Berühmtheit. Während sich seine Familie Sorgen um ihn macht, verliert er langsam die Hoffnung, Soo je zu treffen. Ob sich die beiden doch noch finden werden?
Eine Komödie über kulturelle Gegensätze und soziale Netzwerke
Bon Voyage – Ein Franzose in Korea trägt im Original den passenderen Titel #Jesuislà (was übersetzt bedeutet #Ichbinda) und ist eine typische leichtbekömmliche Komödie aus Frankreich. Thema sind, wie in ähnlichen Publikumserfolgen wie Ziemlich Beste Freunde und Monsieur Claude und seine Töchter, kulturelle Unterschiede. Wie es der Originaltitel schon andeutet, nimmt Bon Voyage dabei auch Bezug auf den Einfluss sozialer Medien auf zwischenmenschliche Beziehungen. Was in diesem Fall eine Online-Beziehung zwischen zwei Menschen ist, die von anderen Kontinenten und aus unterschiedlichen Kulturen stammen und die durch tausende Kilometer voneinander getrennt sind. Ohne das Internet waren solche zufälligen Bekanntschaften zuvor kaum möglich.
Bon Voyage thematisiert dabei allerdings auch einige Gefahren, die sich durch ständige Erreichbarkeit, unbeschränkte Mitteilungsmöglichkeiten und die Selbstpräsentation im Netz ergeben. Hier dargestellt durch private und kulturelle Missverständnisse, die sich aus zu knappen Chat-Mitteilungen ergeben. Und die unverhoffte Prominenz, mit der der Hauptcharakter nach einigen Tagen am Flughafen konfrontiert wird. Letzteres sorgt mit für die meisten Gags des Films, ist allerdings auch recht unglaubwürdig geraten. Denn dass Stéphane nur durch ein paar unüberlegte Instagram-Posts innerhalb so kurzer Zeit zur Berühmtheit in Korea wird, erscheint dann doch übertrieben.
Ein insgesamt glaubwürdig erzählter, aber fantasielos inszenierter Film
Die Beziehung zu Soo und die letztendliche Auflösung von Stéphanes Odyssee sind dagegen glaubwürdiger inszeniert. Denn Kitsch wird glücklicherweise vermieden und das erste richtige Treffen zwischen den beiden Hauptfiguren fällt dann sogar ziemlich ernüchternd aus. Diese Desillusionierung im letzten Drittel ist aber auch die größte Stärke von Bon Voyage. Denn so kann der Film seine Geschichte dann doch auf eine realistische Weise erzählen. Zudem transportiert er damit die durchaus wertvolle Botschaft, dass man sich nicht überzogenen Wunschvorstellungen hingeben, sondern auf dem Boden der Tatsachen bleiben sollte. Und lieber versuchen sollte, das zu reparieren, was im eigenen Leben schief läuft, anstatt sich in Abenteuer zu flüchten.
Leider ist die Geschichte an sich ansonsten kaum originell. Und die unaufgeregte Inszenierung ohne allzu viel Spannung, visuelle Spielereien oder besonders emotionale Momente ist zwar sympathisch, verhindert aber, dass Bon Voyage ausreichend bleibende Eindrücke hinterlässt. Regisseur Éric Lartigau, der auch den sehr erfolgreichen Verstehen Sie die Béliers? inszenierte, macht recht ausgiebig vom mittlerweile weit verbreiteten Stilmittel Gebrauch, Online-Posts im Bild einzublenden. Und in einer traumgleichen Szene, in der Stéphane die Berge seiner Heimat fotografiert, lässt er in den Wolken Detailaufnahmen von Soos Gesicht auftauchen. Wirklich Überraschendes bekommt man in den knapp 100 Minuten Laufzeit allerdings nicht geboten.
Gelungene Schauspielleistungen und lebensnahe Charaktere
Dass Bon Voyage dabei dennoch nicht langweilig wird, ist eindeutig dem spielfreudigen Cast zu verdanken. Der auch selbst als Regisseur tätige Alain Chabat (Asterix und Obelix: Mission Cleopatra) verkörpert den liebenswerten Hauptcharakter. Seine Tollpatschigkeit gleitet dabei nie ins Lächerliche ab. Die durch die Wachowski-Produktionen Sense8, Cloud Atlas und Jupiter Ascending international berühmt gewordene Doona Bae als reservierte Soo liefert eine besonders überzeugende Performance ab. Wobei ihr Part tatsächlich eher klein geraten ist. Abgesehen von ein paar kurzen Instagram-Videos in der ersten Hälfte tritt sie nur in einer längeren Szene auf, in der sich die beiden Hauptfiguren schließlich von Angesicht zu Angesicht begegnen. Erwähnenswert sind ansonsten noch die hierzulande kaum bekannten Ilian Bergala und Jules Sagot als gegensätzliche Söhne des Protagonisten.
Bon Voyage – Ein Franzose in Korea – Wie ist diese filmische Reise nun geworden?
Bon Voyage ist so insgesamt eine sympathische Mischung aus Liebes- und Tragikomödie mit realitätsnahen Charakteren und überzeugenden Darstellern. Dem Film fehlt nur leider das gewisse Etwas, um aus dem Durchschnitt hervorzustechen. Er hat witzige und gefühlvolle Momente, aber keine, die allzu lange im Gedächtnis bleiben. Das meiste hat man leider schon viel zu oft gesehen. Sucht man einen netten, kleinen Film, den man sich mit der Familie oder Lebenspartnern zur Entspannung ansehen kann, ist man hier aber an der richtigen Adresse.
Bon Voyage – Ein Franzose in Korea ist ab 24. September 2020 als DVD und digital erhältlich.
Unsere Wertung:
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