Brad Pitt steigt in den Bullet Train. Doch ob sein Zug das Ziel erreicht und Regisseur David Leitch ein überzeugender Action-Thriller gelungen ist, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Titel | Bullet Train |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | David Leitch |
Genres | Action, Komödie, Thriller |
Darsteller | Brad Pitt, Joey King, Aaron Taylor-Johnson, Brian Tyree Henry, Andrew Koji, Hiroyuki Sanada, Michael Shannon, Bad Bunny, Sandra Bullock, Zazie Beetz, Logan Lerman, Masi Oka, Karen Fukuhara, Kevin Akiyoshi Ching, Minchi Murakami, Kaori Taketani, Toshitaka Katsumi, Jim Garrity, Emelina Adams, Jenson Cheng, Nobuaki Shimamoto, Yoshi Sudarso, Johanna Watts, Ian Martinez, Tania Verafield, Pancho Cardena, Julio Gabay, Andrea Muñoz, Nancy Daly, Arnold Chun, Naomi Matsuda, Benmio McCrea, Pasha D. Lychnikoff, Primus Johnson, Miles Marz, Michelle Lee, Parker Lin, Garland Scott, Jason Matthew Smith, Zooey Miyoshi, Kamil Aydin, David Leitch, Channing Tatum, Ryan Reynolds, RiRia |
Länge | 127 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Joyn Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload |
Die Story von Bullet Train
Ladybug (Brad Pitt) steckt in einer Sinnkrise: Vom Pech verfolgt ist der Auftragskiller und dazu noch in Therapie. Sein neuer Auftrag klingt simpel. Er soll einen Koffer beschaffen. Allerdings befindet sich dieser im Bullet Train. So wird der Shinkansen-Zug auf der Strecke Tokio – Kyōto auch genannt, da er mit unglaublichen 320 Kilometern pro Stunde fährt und lediglich eine Minute an fünf Haltestellen anhält. An Bord des Shinkansen sind mit Tangerine und Lemon (Aaron Taylor-Johnson und Brian Tyree Henry), The Prince (Joey King) und Kimura (Andrew Koji) noch weitere Killer mit eigenen Interessen, so dass aus dem einfach anmutenden Job schon bald ein ein chaotischer Kampf auf Leben und Tod wird…
Eine Zugfahrt, die ist lustig…
Mit Bullet Train wagt sich Regisseur David Leitch an etwas (fast) Neues. Nach zwei Comicverfilmungen (Atomic Blonde, Deadpool 2) sowie dem Fast and Furious-Spin-Off Hobbs & Shaw ist der Zug-Actioner seine erste Romanadaption. Denn der Film basiert auf dem bisher vermutlich nur begrenzt bekannten Roman von Kotaro Isaka. Und diese literarische Herkunft kann man auch zu keiner Zeit ignorieren. Vom Aufbau und der Figureneinführung her wirkt alles sehr wie klassische Romanexposition, ohne allerdings zu langweilen. Dabei helfen neben der reizvollen Ausgangssitutation des Zuges, der nur begrenzt und kurzzeitig anhält, auch dessen Passagiere.
Natürlich hat es den von Selbstzweifeln geplagten, job-müden Profi-Killer, den Pitt lässig aus der Hüfte spielt, schon öfters auf der Leinwand gegeben und spätestens seit Hit-Girl in Kick-Ass ist das im braven Schulmädchen auftretende, es aber faustdick hinter den Ohren habende Killermädchen nicht die Neuerfindung des Rades. Da machen auch der schweigsame Kimura und das Duo Tangerine und Lemon mit ihren Frotzeleien keine Ausnahme, doch der Mix aus skurillen Figuren und den zumeist wunderbaren Dialogen stimmt einfach und so bereitet die Zugfahrt einen Großteil der Zeit einfach Freude. Welche Stärken Bullet Train noch zu bieten hat, könnt ihr im folgenden Absatz lesen.
Die Qualitäten von Bullet Train
Der Film kann erwartungsgemäß mit seiner Action punkten. Denn die Fights sind weder zerschnitten noch leiden sie an fehlender Übersichtlichkeit. Vielmehr bleiben sie nachvollziehbar und sind insgesamt abwechslungsreich und gut choreografiert. Dazu gefällt der Look, der zumeist auf bunte Farben und scharfe Kontraste setzt. Einen Großteil der Zeit kommt Leitch ohne CGI aus, wenn auch die Gewaltspitzen eher Unterstützung aus dem Computer erfahren. Dabei gelingt es neben der Action häufig, die richtige Tonalität zu treffen. Mal abgefahren, dann wieder sehr ernst, gleichzeitig auch lustig ist Bullet Train und Leitch schafft diesen Balanceakt mit Bravour. So ist im Vergleich zu einem Michael Bay der Humor zwar auch albern, aber weniger infantil und deutlich erwachsener. Und die ernsten, mit Pathos aufgeladenden Figuren und Einschübe passen zumeist, weil sich nicht vollständig darin gebadet wird.
Auch seinen Cast dirigiert Leitch in weiten Teilen überzeugend. Einem Michael Shannon oder Hiroyuki Sanada braucht man zwar ohnehin nicht viel an die Hand geben, denn ihr Charisma trägt so gut wie jede Figur. So verhält es sich auch hier, da ihre Charaktere doch etwas klischeehaft angelegt sind. Aber wenn selbst Brian Tyree Henry auf dem Nervlevel recht weit unten liegt, eine Joey King durchaus zu überzeugen weiß und Aaron Taylor-Johnson derart spielfreudig agiert und der Szenendieb ist, kann das Ensemble locker über die ein oder andere Drehbuchschwäche hinwegtäuschen. Eine der Stärken des Films ist allerdings zugleich auch Ansatzpunkt zur Kritik. Denn wie die Figuren miteinander verbunden sind und wie dies erst nach und nach offenbart wird, macht bis zu einem gewissen Punkt richtig Spaß. Wodurch der Zug allerdings dann doch ausgebremst wird, verraten wir euch im folgenden Absatz.
Leichte Durchhänger im Erzählfluss
Wie bereits erwähnt, stellt sich der Film irgendwann selbst ein Bein, da sich mit der Zeit beim Spiel mit Wendungen und Offenbarungen Abnutzungserscheinungen einschleichen. Wenn dazu mit der x-ten Rückblende gezeigt wird, wie clever alles verbunden ist und welche Details und Gegenstände wichtig werden, gerät das Pacing oder die Zugfahrt, um im Bild zu bleiben, zunehmend ins Stottern. Vor allem im dritten Akt schleichen sich so deutliche Längen ein, die es durch ein wenig Straffung und das Weglassen einiger Twists aus der Drehbuchtrickkiste nicht hätte geben müssen. Auch ist der Schlussakt im Vergleich zum restlichen Film zu sehr over the top und wirkt dadurch etwas bemüht und aufgebläht.
Außerdem fällt bei genauerer Betrachtung auf, wie selten der Film seinen begrenzten Handlungsort vollends ausnutzt. Man wird stellenweise das Gefühl nicht los, dass die gesamte Szenerie nicht zwingend in einem Zug stattfinden müsste. Auch hier spielen die vielen Sprünge in der Erzählzeit eine Rolle, denn häufig wird der Zug verlassen, um etwas zu erklären oder eine Situation erneut aufzugreifen und neu darzustellen. Doch insgesamt überwiegt der positive Eindruck eines spaßigen Actioners mit ordentichem Härtegrad und skurillen Figuren. Eine Empfehlung: Wenn möglich, empfiehlt sich der Besuch einer Vorstellung in der Originalfassung, denn den Wortwitz kann die deutsche Synchro vermutlich nur schwer, die herrlichen Dialekte einiger Figuren wohl gar nicht transportieren.
Unser Fazit zu Bullet Train
Nie war die Bezeichnung streckenweise sehr unterhaltsam so passend wie bei Bullet Train. So lange die Fahrt andauert, macht das Gerangel um einen Koffer und das Aufdecken unterschiedlichster Motivationen richtig Laune, aber gerade gegen Ende schleichten sich einige Längen ein und der Zug erreicht mit etwas zu großer Verspätung den Zielbahnhof. Doch aufgrund der Spiellaune seines Ensembles, des passenden Härtegrades und eines guten Mixes aus Action, Lachern und treffenden Dialogen verzeiht man das leichte Stottern im Erzählfluss und die verspätete Ankunft am Ziel. Somit lohnt sich das Lösen einer Fahrkarte am Ende durchaus.
Bullet Train startet am 04. August 2022 im Kino.
Unsere Wertung:
© Sony Pictures