Regisseur Stephan Brenninkmeijer mischt in Caged – Gefangene der Lust munter Erotik, Beziehungsdrama und Horror. Kann diese bunte Mischung gutgehen?
Titel | Caged |
Jahr | 2011 |
Land | Netherlands |
Regie | Stephan Brenninkmeijer |
Genres | Thriller, Drama |
Darsteller | Chantal Demming, Babette Holtmann, Joep Sertons, Victor Reinier, Жорж Девдариани, Lotte Taminiau, Corine van der Helm, Charmène Sloof, Brechje van Rij |
Länge | 105 Minuten |
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Die Handlung von Caged – Gefangene der Lust
In Stellas (Chantal Demming) routinierten und reichlich unbefriedigenden Alltag reiht sich mittlerweile auch ihr Ehe- und Sexleben ein. Selbst ein spontaner Quickie am Morgen passt nicht in des Gatten (leider ohne Credit) Tagesplan. Kurzerhand versucht Stella die Erfüllung ihrer Sehnsüchte und sexuellen Bedürfnisse auf andere Art und Weise zu erreichen. In Hotels oder auf Swingerparties erlebt sie nicht nur befriedigende Höhenflüge, sondern kann so ihr lange unterdrücktes Ich ausleben. Doch niemals hätte sie daran gedacht, dass sie ihre sexuelle Ungezwungenheit in ernsthafte Gefahr bringen würde. Eines Tages jedoch erwacht sie in einem kahlen Keller. Dort ist sie einem Unbekannten und dessen psychotischen Spielchen ausgeliefert…
Trotz Beischlaf…
Stephan Brenninkmeijers Film hat vorab bereits einen Stein im Brett: Er reiht sich ein in die Riege jener (Mainstream)Filme, die sich nicht davor scheuen, Sex unsimuliert und onscreen zu zeigen. Generell sorgt die unverkrampfte Thematisierung für Authentizität und stellt Sex als das dar, was er für Millionen von Menschen ist: völlig normal und alltäglich. Hier mag oft der Vorwurf hinsichtlich blanken Voyeurismus oder gar Pornografie im Raum stehen. Doch Werke wie Michael Winterbottoms 9 Songs, John Cameron Mitchells Shortbus oder auch Lars von Triers Nymphomaniac nutzen den echten Sex vor der Kamera als Stilmittel oder gar wichtiges Handlungselement. Von rein pornografischer Natur sind die dort zu findenden Darstellungen meist weit entfernt, da hinter diesen mehr steckt als bloßes Erregungsmaterial. Kontrovers diskutieren lässt sich sicherlich die Verwendung von Hardcore-Material bei Vergewaltigungsszenen wie beispielsweise dem schwedischen Thriller – en grym film oder dem französischen Baise-moi.
Von solcher Brisanz ist Caged jedoch weit entfernt. Entsprechend seines thematisierten Inhalts werden auch hier einige sexuelle Spielarten gezeigt: Masturbation, Oralverkehr oder auch dezente Spielarten von BDSM. Brenninkmeijer gelingt dabei der angesprochene Spagat zwischen Voyeurismus und Erotik. Die Kamera hält eben nicht auf jeden erigierten Penis oder weit gespreizte Schenkel, sondern deutet auch nur an. Wer sich unabhängig vom hier besprochenen Streifen für das Thema von echtem Sex im Spielfilm interessiert, kann einen Blick auf die entsprechende englischsprachige Wikipediaseite werfen.
Würde sich Caged auf seine erotische Facette beschränken, wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit ein annehmbarer Milieufilm. Doch Regisseur Brenninkmeijer wollte offenbar mehr als einen schnöden Erotikfilm. So hat er seine Arbeit leider um ein seichtes Beziehungsdrama und – wesentlich schlimmer – einen halbgaren Thriller erweitert.
…eher einschläfernd
Denn während die scheiternde Ehe von Stella und Vincent durch mittelprächtiges Schauspiel (den Mut der Darsteller zur full frontal nudity in allen Ehren) entgeistert, wirkt der Entführungspart mitsamt seiner Auflösung extrem weit hergeholt und schlichtweg hanebüchen. Hinzu kommen weitere Szenen, die Stella in Sitzungen mit einem Psychiater zeigen. Schnell kommt so der Verdacht auf, als ob Caged extra komplex erscheinen soll, um nicht in Verruf zu geraten, ein schamloser Sexfilm zu sein.
Das Problem dabei: die Hauptrolle, die ja durchaus als Identifikationsfigur für das Publikum dienen soll, bleibt trotz psychiatrischer Zwiegespräche und innerer Monologe dermaßen blass, dass die Gründe für die Entführung uninteressant sind. Prinzipiell haben die Autoren Stephan Brenninkmeijer und Marian Schutte mit Stella eine mutige (Frauen)Figur geschaffen. Sie begehrt gegen eingefahrene Stereotype auf, steht für die eigene Sexualität ein und nimmt ihre sexuelle Erfüllung selbstbestimmt in die Hand. Leider fallen die Dialoge (zumindest in deutscher Vertonung) hölzern und abgegriffen aus. Stella wirkt so mehr wie ein wandelndes Klischee, obwohl sie genau gegen jene ankämpft.
Die Figuren und ihre Schicksale sind somit allesamt egal, was jeglichen Thrill im Keim erstickt. Ebenfalls fraglich, ob es die minimalen Gewaltspitzen im Finale gebraucht hätte, ebenso wie die zaghaften Einschübe von Torture porn.
So bleibt letztendlich die Frage nach der Zielgruppe. Horrorfans erschaudern, weil nicht einmal das Kellerverlies Gruselatmosphäre verströmt. Thrillerfans schütteln aufgrund der flachen Spannungskurve mit dem Kopf. Erotikfans fragen sich, ob es denn die beiden zuvor genannten Elemente unbedingt gebraucht hat.
Unser Fazit zu Caged – Gefangene der Lust
Vielleicht ist die filmische Qualität ein Grund dafür, dass der Film erst mit gut zehn Jahren Verspätung auf dem deutschen Markt erscheint. Handwerklich gibt es kaum Kritikpunkte: Kamera, Ausstattung oder der Sound sind mindestens Durchschnitt. Leider schwächelt der Streifen bei den Dingen, die diese Eckpfeiler mit Leben füllen sollten. Langweilig, gestreckt und unnötig zerfahren.
Was man jedoch lobend erwähnen muss: Busch Media Group hat nach Cat Sick Blues erneut den Gang zur SPIO angetreten, um ihre Veröffentlichung in ungekürzter Form an die Interessierten zu bringen. Auch wenn es etwas kurios anmutet, weshalb die FSK ausgerechnet hier die Freigabe verweigert hat. Ab dem 8.4.2022 kann man also auf DVD, Blu-ray oder VOD zurückgreifen.
Abschließend natürlich ein anzügliches Wortspiel bei einem Film dieser Couleur, auf das alle warten. Nach knapp zwei Stunden in trauter Zweisamkeit mit Caged kann das Ergebnis nur lauten: unbefriedigend!
Unsere Wertung:
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© Busch Media Group