In Can You Ever Forgive Me?, der Verfilmung von Lee Israels durchtriebener Täuschungsgeschichte, brilliert Melissa McCarthy abseits ihrer Comedy-Konventionen. Warum die Biografie einen Blick Wert ist, erfahrt ihr hier.
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Titel | Can You Ever Forgive Me? |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Marielle Heller |
Genres | Drama, Krimi, Komödie |
Darsteller | Melissa McCarthy, Richard E. Grant, Dolly Wells, Ben Falcone, Gregory Korostishevsky, Jane Curtin, Stephen Spinella, Christian Navarro, Pun Bandhu, Erik LaRay Harvey, Brandon Scott Jones, Shae D'Lyn, Rosal Colon, Anna Deavere Smith, Marc Evan Jackson, Marcella Lowery, Roberta Wallach, Tina Benko, Sandy Rosenberg, Kevin Carolan, Ben Rauch, Ethel Fisher, Chris Lamberth, Joanna Adler, Mary B. McCann, Michael Laurence, Michael Cyril Creighton, Alice Kremelberg, Moisés Acevedo, Lucy DeVito, Josh Evans, Ricky Garcia, Charlotte Mary Wen, Marcus Choi, Justin Vivian Bond, Tim Cummings, Havilah Brewster, Dann Fink, Zabryna Guevara, Bonita Hamilton, Dan McCabe, Sean Oliver, Lori Prince, Armando Riesco, Sandy Rustin, George Aloi, Tiffany Blair, Linwood Brown, Kevin Cristaldi, Barbara Ann Davison, Peter Donovan, Antoine Drye, Liz Eng, George R. Golden, Anne Hollister, Katie Kocik, Ron Maestri, Doris McCarthy, Wayne J. Miller, Bill Walters |
Länge | 106 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Videoload |
Aus der Not in die Täuschung
Einst schrieb die Schriftstellerin Lee Israel (Melissa McCarthy) erfolgreiche Biografien zu Künstlern wie Katharine Hepburn. Doch mit den Jahren verblasste der Ruhm aus vergangenen Tagen und selbst ihren Job als Zeitschriftenjournalisten verlor sie. So lebt sie einsam und zurückgezogen mit ihrer kranken Katze in einer heruntergekommenen Wohnung und scheint an einem stetig steigenten Schuldenberg zu ersticken. In dieser Phase freundet sie sich mit den exzentrischen Jack Hock (Richard E. Grant) an, welcher ihr etwas Halt gibt. Beim Verkauf einer persönlichen Nachricht von Katharine Hepburn merkt Lee, dass man mit persönlichen Briefen von Berühmtheiten gutes Geld verdienen kann. Kurzerhand fängt sie an, diese Dokumente zu fälschen und teuer zu verkaufen. Schnell wird Jack ihr Komplize und die Beiden finden sich in einem Strudel aus Betrug und Raffgier wieder.
Can You Ever Forgive Me? punktet mit glaubwürdigen und interessanten Figuren
Deftige Komödien mit Humor unterhalb der Gürtellinie ist man von Melissa McCarthy gewöhnt. Doch, dass die Schauspielerin in ernsthaften Rollen mit ihrem Talent überzeugen kann, sieht man hingegen weniger. In der Rolle der Schriftstellerin Lee Israel spielt sie so stark auf, dass es ihr prompt eine Oscar-Nominierung für die beste Hauptdarstellerin einbrachte. Dabei gelingt es ihr, einer ambivalenten Figur ein glaubwürdiges und greifbares Gesicht zu geben. Der misanthropischen und kriminellen Schriftstellerin Sympathien entgegen kommen zu lassen, ist gar nicht so einfach. Doch mit einfühlsamen Zwischentönen schafft es McCarthy, dass man mit der Protagonistin leidet und fiebert. Man bekommt einen Einblick hinter die vulgäre und eigenbrötlerische Fassade der Figur und kann so Verständnis für diese aufbauen. Ein ungewohntes, aber sehr starkes Gesicht von Melissa McCarthy, welches sie gern öfters zeigen kann.
Nicht minder überzeugend ist Richard E. Grant als Israels Freund und Komplize. Der Brite mimt den exzentrischen Überlebenskünstler mit unglaublichem Charisma und fungiert als lebensfroher Konterpart gegenüber der verschlossenen Eigenbrötlerin. Zusammen ergeben die beiden ein herrlich gegensätzliches und charmantes Duo, welchem man die Straftaten nicht übelnimmt. Lobenswert ist auch, wie man mit der Homosexualität der beiden Figuren umgeht. Dieser Aspekt wird völlig normal und homogen in die Geschichte eingewoben, ohne diesen besonders zu thematisieren oder in den Vordergrund zu rücken. Diese Natürlichkeit ist erfrischend und ein richtiger und wichtiger Schritt.
Melancholische Charakterstudie
Lee Israel befindet sich zu Beginn des Films wahrlich nicht in der Hochphase ihres Lebens. Diese depressiven Begleitumstände wirken sich auch auf die Atmosphäre des Films aus. Mit seinem milchigen und grauen Tönen fangen die Bilder die melancholische Stimmung passend ein. Auch wenn sich die Umstände von Israels Leben kurzzeitig ändern, bleibt ein positiver Stimmungswandel verwehrt. Dennoch begegnet man diesen Bildern mit Melodien aus besseren Zeiten, denn die ausgewählten Musikstücke gleichen jenen, aus der Ära einer Katharine Hepburn und versprühen filmklassischen Flair. Diese melancholische Eleganz trifft mit ihren toll gespielten und ausgearbeiteten Figuren auf eine überschaubare und spannungsarme Geschichte. So ausgebufft die Idee und deren Ausführung auch sein mag, so trocken und unspektakulär ist es für den Zuschauer. Die Situation spitzt sich zwar immer mehr zu, richtig Spannung kommt dabei aber nicht auf.
Viel mehr ist Can You Ever Forgive Me? eine ausgeklügelte Charakterstudie über eine Frau, die mit den Themen Einsamkeit, Alkoholismus, Existenz- und Bindungsangst zu kämpfen hat. All diesen Fassetten wird ausgiebig Raum gegeben, um sich entfalten zu können. Diese sind auch deutlich interessanter, als die eigentliche Täuschungsgeschichte und skizzieren glaubhaft das Bild einer zurückgezogenen und eigenwilligen Misanthropin, die Katzen lieber hat als Menschen. Gerade der Kontakt mit ihrem Komplizen unterstreicht auf amüsante Art und Weise ihre Probleme.
Mein Fazit zu Can You Ever Forgive Me?
Die melancholische Geschichte einer raffinierten Betrügerin sorgt dafür, dass sich Melissa McCarthy aus ihrer Comedy-Komfortzone bewegt und zeigt, dass sie richtig gut schauspielern kann. Zusammen mit dem ebenfalls überragenden Richard E. Grant haucht sie der ungewöhnlichen, aber auch unspektakulären Geschichte ordentlich Leben ein. Der depressiven Grundstimmung des Films begegnen die beiden sowohl mit Witz, als auch nachdenklichen Momenten und kreieren damit eine interessante Charakterstudie. Dabei schafft es Melissa McCarthy der misanthropischen und eigenbrötlerischeren Figur sympathische Fassetten zu verleihen. Can You Ever Forgive Me? zeigt ein neues Gesicht der Darstellerin, welches sie in Zukunft gerne öfter zum Besten geben kann.
Can You Ever Forgive Me? Ist seit dem 11.07.2019 auf DVD und VoD erhältlich.
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