Insgesamt 20 Filme umfasst das Marvel Cinematic Universe (MCU) bisher und mit Captain Marvel erscheint nun endlich der erste und längst überfällige Film mit einer weiblichen Superheldin in der Hauptrolle. Brie Larson kämpft ab den 07.03.2019 weit vor dem Infinity War gegen die Skrull, einer außerirdischen Rasse von Formwandlern.
Titel | Captain Marvel |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Anna Boden |
Genres | Action, Abenteuer, Science Fiction |
Darsteller | Brie Larson, Samuel L. Jackson, Ben Mendelsohn, Jude Law, Annette Bening, Djimon Hounsou, Lee Pace, Lashana Lynch, Gemma Chan, Clark Gregg, Rune Temte, Algenis Perez Soto, Mckenna Grace, Akira Akbar, Matthew Maher, Chuku Modu, Vik Sahay, Colin Ford, Kenneth Mitchell, Stephen A. Chang, Pete Ploszek, Matthew 'Spider' Kimmel, Stephen 'Cajun' Del Bagno, London Fuller, Azari Akbar, Mark Daugherty, Diana Toshiko, Barry Curtis, Emily Ozrey, Abigaille Ozrey, Marilyn Brett, Stan Lee, Robert Kazinsky, Nelson Franklin, Patrick Brennan, Patrick Gallagher, Ana Ayora, Lyonetta Flowers, Rufus Flowers, Sharon Blynn, Auden L. Ophuls, Harriet L. Ophuls, Matthew Bellows, Richard Zeringue, Duane Henry, Chris Evans, Scarlett Johansson, Don Cheadle, Mark Ruffalo, Kelly Sue DeConnick, Vinny O'Brien, Joey Courteau, Anthony Molinari |
Länge | 124 Minuten |
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Reise in die Vergangenheit
Die Kree sind ein hochentwickeltes und militärisch getriebenes Volk vom Planeten Hala. Dort wird Vers (Brie Larson) von Yon-Rogg (Jude Law) zu einer Kriegerin der Elite-Einheit Starforce ausgebildet. Ihr erster Einsatz führt sie zu einer Mission gegen die Erzfeinde der Kree, den Skrull. Im Kampf gegen die Formwandler stürzt sie auf die Erde der 90er Jahre. Einem ihr unbekannten Planeten, so denkt sie. Visionen und Bruchstücke von Erinnerungen deuten auf eine Vergangenheit auf diesem Planeten hin. Nach ihrer Ankunft trifft sie auf den jungen SHIELD-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson), welcher nun nichtsahnend in einem intergalaktischen Konflikt landet. Denn ein Spionage-Trupp der Skrull ist unter der Führung des rigorosen Talos (Ben Mendelsohn) auf der Erde gelandet und macht Jagd auf Vers. Zusammen mit Fury stellt sie sich den Skrull und erforscht ihre Vergangenheit.
Captain Wer?
Dieses Jahr steht mit Avengers: Endgame das bis dato größte Event des MCU an, welches alles verändern und die Geschehnisse aus Avengers: Infinity War fortführen wird. Fans erinnern sich, was Thanos dort angestellt hat und dass Nick Fury in letzter Sekunde einen Notruf an Captain Marvel entsandte. Doch wer ist sie und wie kann sie helfen? Comic-Fans wissen Bescheid, doch besteht häufig ja auch ein Unterschied zwischen der Comic-Vorlage und dem MCU, denn dort hatte sie bisher noch keinen Auftritt. Passenderweise wird sie jetzt mit diesem Film eingeführt und alle Fragen im Hinblick auf Avengers: Endgame werden beantwortet. Geschickterweise ist auch Captain Marvel so konzipiert, dass er für Nichtkenner des MCU wunderbar als Einzelfilm funktioniert, aber auch genügend Entdeckungsmaterial für Fans bereithält.
Intergalaktische 90er
Mit den Guardians of the Galaxy hatte es angefangen und spätestens seit Avengers: Infinity War ist es ein wichtiger Bestandteil des MCU: das Weltall. Fremde Welten und Völker reichern das Inhaltsspektrum der Geschichten an und liefern mittlerweile ein stetes Wiedersehen. So auch mit den Kree, welche mit Ronan dem Ankläger an der Spitze in Guardians of the Galaxy eingeführt wurden. Deren militärischer Antrieb wurde schon damals durch den Angriff auf Xandar deutlich und wird nun in Captain Marvel in Form der Starforce-Einheit aufgegriffen. Nur sind diesmal die Rollen verdreht und die Kree kämpfen guten Willens gegen die kriegerischen Skrull.
Besonders lange befindet man sich aber nicht in den unendlichen Weiten, denn schon ziemlich bald wird der intergalaktische Konflikt auf der hiesigen Erde ausgetragen. Zeitlich peilt man dabei eine bisher ausgelassene Epoche des MCU an, die guten alten 90er Jahre. In Zeiten des Retrowahns ein raffinierter Kniff und eine wunderbare Möglichkeit, bekannte Figuren wiederzusehen oder einen neuen Blickwinkel auf diese zu bekommen. Der Großteil der Fans dürfte die 90er Jahre hautnah miterlebt haben, weshalb bei diesen viele Anspielungen und Gags voll ins Schwarze treffen. Die Anfänge des Internets, Videotheken, Bandshirts und vor allem die Song-Auswahl sorgen für wohlige Flashbacks.
Selbstfindung mit Überraschungen
Flashbacks der anderen Art verfolgen Vers auf ihrem Weg zu sich selbst und ihrer Vergangenheit. Schritt für Schritt vervollständigt sich ihr Erinnerungsmosaik und, so viel sei verraten, sie kommt tatsächlich von der Erde und ihr richtiger Name lautet Carol Danvers. Ein wichtiger Faktor ist dabei der junge Nick Fury, mit welchem sie in bester Buddy-Movie-Manier den Brotkrümeln ihrer Vergangenheit hinterherjagt. Stets sind ihnen dabei die Skrulls auf den Fersen, von denen Talos einen wunderbaren Konterpart zu dem Heldenduo abgibt. Mit aufwendigen Masken wurden die Skrulls zum Leben erweckt und Ben Mendelsohn schafft es dabei, seiner Figur vor und hinter der Maske Ausdruckskraft zu verleihen. Damit schwingt er sich zu einem der Highlights des Films und spielt seine Hintergrund- und Motivationskarten eindrucksvoll aus. Von dem Erscheinungsbild her erinnern die Skrulls an die Dunkelelfen aus Thor: The Dark Kingdom, ermöglichen mit ihren Formwandlungsfähigkeiten aber interessante Story-Kniffe.
Täuschung ist da ein gutes Stichwort, denn in Captain Marvel stecken so einige Überraschungen, mit denen man die Helden und auch Zuschauer nie in Sicherheit wiegen lässt. Wer ist wer, wem kann man trauen? Komplett unvorhersehbar ist das alles nicht, doch sorgen so manche Wendungen und auch Gags durchaus für überraschende Momente.
Übliche Marvel-Formel mit unscheinbarem Star
Einzelne Energiefünkchen versprüht sie schon zu Beginn, doch erst während des Films entwickelt sich Carol Danvers zu Captain Marvel und liefert damit eine waschechte Superhelden-Origin-Story. Anders als bei den Genre-Kollegen Batman, Spider-Man und Co gab es von ihr bis dato keine Verfilmung und auch der breiten Masse ist sie noch nicht so bekannt. Das lässt die Einführung frisch wirken, wenngleich auch sie den bekannten Mustern folgt und nicht sonderlich ausgefallen ist. Bekanntes Muster trifft auch auf den Status als MCU-Film zu. Auch Captain Marvel folgt der erfolgreichen und nicht von jedermann geliebten Marvel-Formel und liefert leichtverdauliches Popcorn-Kino, Fanservice und eine Fülle an Gags. Wer sich damit bisher nicht anfreunden konnte, wird auch dieses Mal keine Freude haben.
Wie von Marvel gewohnt ist der Produktionsstandard hochwertig, nur gegen Ende hapert man einmal mehr mit der Qualität der Computereffekte. Abgesehen davon sind insbesondere die Kostüme und Masken erstklassig und auch das 90er-Jahre-Flair wird gut eingefangen. Gelegenheiten, um die Design-Muskeln spielen zu lassen, gibt es aber kaum, dafür fehlen einfach die fantastischen Welten wie in Guardians of the Galaxy 1&2, Thor: Tag der Entscheidung oder Black Panther. Bis auf die kurzen Abstecher ins All spielt sich der Großteil auf der Erde ab. Dort glänzen Brie Larson und Samuel L. Jackson als stimmiges Buddy-Pärchen, welchen aber immer wieder durch eine kleine unscheinbare „Darstellerin“ die Show gestohlen wird. Denn die aus dem Trailer bekannte Katze entwickelt sich zum heimlichen Star des Films. Einmal mehr gilt es übrigens, bis zum Schluss im Kinosessel sitzen zu bleiben, denn Marvel-typisch folgen noch eine Mid- und End-Credit-Scene.
Mein Fazit zu Captain Marvel
Zeit ist es geworden, endlich steigt eine Superheldin mit ihrem eigenen Solo-Film in den MCU-Ring, und wie! Brie Larson mimt eine starke und sympathische Captain Marvel auf den Weg zu sich selbst und liefert einen erfrischenden MCU-Beitrag. Aus der simplen Origin-Story baut man einen unterhaltsamen und charmanten Streifen, der zu keiner Sekunde langweilig ist. Angereichert mit Buddy-Movie-Feeling und nostalgischem 90er-Jahre Flair bringt Carol Danvers trotz der üblichen Marvel-Formel frischen Wind in das umfangreiche Filmuniversum. Das Comicverfilmungsrad wird zwar nicht neu erfunden und auch MCU-Muffel wird man nicht bekehren können, doch Fans und Freunde launiger Blockbuster-Unterhaltung kommen voll auf ihre Kosten.
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