Das bereits 2015 gedrehte Regiedeübt Cat Sick Blues des Australiers Dave Jackson erhält in diesem Jahr endlich eine Veröffentlichung auf dem deutschen Heimkino-Markt. Hat sich die Wartezeit gelohnt?
Titel | Cat Sick Blues |
Jahr | 2015 |
Land | Australia |
Regie | Dave Jackson |
Genres | Horror, Komödie |
Darsteller | Matthew C. Vaughan, Shian Denovan, Rachel Rai, Cat Commander, Noah Moon, Meg Spencer, Andrew Gallacher, Jeni Bezuidenhout, Tanner Sumerset, Mahalia Brown |
Länge | 94 Minuten |
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Die Handlung von Cat Sick Blues
Claire (Shian Denovan) verliert bei einem tragischen Zwischenfall ihre Katze, die zugleich ein beliebtes Internetphänomen war. Zeitgleich zieht ein Killer durch die Stadt und massakriert Frauen auf bestialische Weise. Der Killer ist Ted (Matthew C. Vaughan), der hofft, mit neun Blutopfern seinen verstorbenen Kater wieder zurück ins Leben holen zu können. In einer Trauergruppe treffen Claire und Ted schließlich aufeinander…
Stil und Optik
Eines der unzähligen Memes über das Internet besagt ja gern, dass dieses vor allem for porn sei. Eben solch großer Beliebtheit erfreuen sich aber auch Videos von süßen Tieren, besonders gefragt hierbei: Katzen. Regisseur Dave Jackson zerpflückt den Ruhm der Katzen gleich in den ersten Minuten seines Films Cat Sick Blues. Zwei Mädels schauen sich den neuesten Content der kätzischen Internetberühmtheit Imelda an, nur um festzustellen, dass dieser nicht mehr unterhaltsam sei. Dabei steht dann die rhetorische Frage im Raum: waren Katzenvideos denn jemals witzig? Kurz darauf wollen die beiden Damen eine vermeintliche Katze verscheuchen, nur um dabei auf den Killer zu stoßen. Somit beenden sie ihr Dasein als erste Opfer im Film.
Cat Sick Blues beginnt damit für das Genre handelsüblich: Ein entspannter Abend mit Dope und Freunden auf der Couch. Doch allein das Outfit des Killers verpasst dem Film einen grotesken Anstrich. Eine Katzenmaske auf dem Kopf, ein viel zu knapper roter Pullover, krallenbesetzte Handschuhe und später ein überdimensionierter Strap-On nach katerlichem Vorbild, lassen Teds mordendes Alter Ego gleichermaßen bizarr wie auch furchteinflößend erscheinen.
Neben der ziemlich einmaligen Darstellung des Killers punktet der Film im Allgemeinen auf inszenatorischer Ebene. Die Musikauswahl stellt sich als ungeheuerlich stimmig dar und reicht von melancholisch anmutenden Stücken über satte Dubstep-Beats und soften Pop-Nummern bis hin zu kratzenden Noise-Sounds. Regisseur Jackson ist sich außerdem der Kraft der Bilder bewusst und setzt immer wieder auf feine Akzente: Zeitlupen, satte Farben oder harte Schnitte.
Und dann wäre da noch die Gewalt. Cat Sick Blues begleitet seinen verstörten Protagonisten bei ebensolchen Taten. Catman tötet seine Opfer auf grausame Weise, jedoch nie übertrieben effektheischend. Die gekonnte Inszenierung hinterlässt stattdessen sogar stilvolle und denkwürdige Bilder.
Atmosphärisch, aber überlang?
Dass die Opfer allesamt Frauen sind, greift der Film gegen Ende sogar selber auf. Cat Sick Blues reflektiert damit etwas die misogynen Vorwürfe, denen sich Horrorfilme öfter ausgesetzt sehen können. Weiterhin setzt Teds finales Opfer ihm die moralische Pistole auf die Brust und konfrontiert ihn mit seiner gestörten Psyche: Die Morde erfolgten nur aufgrund niederster Triebe und nicht, um seinen Kater zurück ins Leben zu holen.
Trotz dieses netten Anflugs von selbstreferenzieller Spiegelung ist Cat Sick Blues kein Metafilm. Aufgrund seiner isolierten Protagonisten erinnert er sogar etwas an Lustigs unangefochtene Nummer 1 des Horror-Thrillers im anonymen Großstadtsetting: Maniac. Zwar kann Dave Jacksons Debütfilm nicht mit der gleichen intensiv-schmierigen Atmosphäre aufwarten, besticht aber dennoch durch seine sehr eigenwillige Stimmung, die irgendwo zwischen bizarr-fesselnd und grotesk-abstoßend balanciert.
Ein großes Kompliment geht dabei an die beiden Hauptdarsteller. Insbesondere Matthew C. Vaughans Ted überzeugt auf ganzer Linie als sozial unangepasster Sonderling. Shian Denovan wirkt anfangs noch etwas steif, läuft sich im Laufe des Films aber warm und überzeugt als Identifikationsfigur Claire. Schauspielerisch kann sie leider dennoch nicht mit der verstörenden Figur des Ted mithalten.
Der Einstieg in den Film präsentiert sich anfangs noch etwas generisch, weiß aber alsbald zu fesseln. Nur im Finale gehen dann etwas die Pferde durch. Das eingeschobene Ende vor dem Ende wirkt wie ein stilistischer Bruch, der zu diesem bizarren Filmmonster passen würde, ist aber leider zu aufgebläht und eiert zu lange bis zu seiner Pointe herum. Das eigentliche Finish präsentiert sich dann jedoch wieder enorm atmosphärisch und wie aus einem Guss.
Fazit zu Cat Sick Blues
Dave Jackson hat ein gelungenes Debüt hingelegt, das nun endlich auch ein Release in Deutschland erhält. Sein Film überzeugt mit einer grotesken Stimmung, drastischen Gewaltakten und engagierten Darstellern. Einzig das Ende vor dem Ende wirkt wie ein Fremdkörper.
Trotz geringer finanzieller Mittel (eine Kickstarter-Kampagne förderte 14.500 australische Dollar zu Tage) ließ sich Regisseur Jackson nicht unterkriegen: Audiovisuell und inszenatorisch muss sich Cat Sick Blues nicht verstecken.
Die Busch Media Group hat sich die Rechte am Film gesichert und wird diesen voraussichtlich am 6.8.2021 veröffentlichen. Zur Wahl stehen neben der normalen DVD oder Blu-ray auch ein Mediabook mit beiden Medienträgern, so wie einem 24-seitigem Buchteil. Aufgrund der Ablehnung des Films durch die FSK nahm das Label den heute seltener werdenden Gang zur juristischen Kommission auf sich. Die SPIO hatte keine Probleme und gab Cat Sick Blues ungeschnitten mit „leichtem“ Siegel frei.
Unsere Wertung:
© Busch Media Group