Caveat – Die Warnung ist der gruseligste und unheimlichste Horrorfilm, der in den letzten Jahren im Kino zu sehen war. Glaubt ihr nicht? Dann lest unbedingt unsere Kritik zum Debütfilm von Damian McCarthy!
Titel | Caveat |
Jahr | 2011 |
Land | |
Genres | Thriller |
Darsteller | |
Länge | 76 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Caveat
Der mittellose Herumtreiber Isaac (Jonathan French) erhält von seinem Freund Moe Barrett (Ben Caplan) ein finanziell verlockendes Angebot: Als Babysitter soll er sich um seine Nichte, die psychisch instabile Olga, kümmern, die zwar schon erwachsen ist, aber etwas Gesellschaft benötigt. Zumal ihre Mutter seit längerem und ihr Vater seit Kurzem verstorben ist und sie ganz allein im Elternhaus auf einer abgelegenen Insel wohnt.
Vor Ort merkt Isaac jedoch schnell, dass dieser Job alles andere als normal zu sein scheint. Damit er Olga nicht zu nah kommen kann, wird er über ein Geschirr an eine Kette gebunden. So ist es ihm nicht mehr möglich, alle Räume des Hauses und vor allem nicht Olgas Zimmer zu betreten. Als sich rätselhafte, übernatürlich anmutende Ereignisse einstellen und Olga mit einer Armbrust bewaffnet durchs Haus streicht, findet sich Isaac in einem undurchsichtigen Alptraum wieder.
Ein Erstlingswerk aus Irland
Der britische Regisseur und Drehbuchautor Damian McCarthy feierte mit Caveat 2020 sein Langfilmdebüt, nachdem er zuvor diverse Kurzfilme gedreht hatte. Mitte des letzten Jahres kam dann das deutsche Kinopublikum auf den Fantasy Filmfest Nights XL in den Genuss seines Erstlings, der nur 250.000 Pfund gekostet haben soll. Doch gerade das Horrorgenre hat über die Jahrzehnte schon viele wunderbare Beispiele geliefert, wie ein junger Filmemacher mit purem Talent die finanzielle Limitierung seines Projektes überwindet.
Grundsätzlich ist das schmale Budget in der Ausrichtung des Films zu erkennen: Der Großteil der Handlung spielt in einem kleinen Haus auf einer abgelegenen Insel und es kommen die meiste Zeit nur zwei Darsteller zum Einsatz: Der ohne große Erklärung in die Szenerie geworfene Isaac trifft auf die ziemlich apathische Olga. Dass er von seinem Auftraggeber im Haus angekettet wird, genügt, um den ersten Schauer über die Rücken des Publikums zu jagen. Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?
Kleines Budget, großes Talent
Was nach einer wirkungsvollen Kurzfilmidee klingt und sich anfangs noch so anfühlt, entwickelt sich mit jeder weiteren Minute zu einem soghaften Alptraum, der die Zuschauer:innen mit sich zieht. Warum? Weil McCarthy mit der Verbindung aus Bild und Musik ein Unbehagen erzeugt, das wirklich und wahrhaftig selten in den letzten Jahren im Horrorgenre zu erleben war. Auch wenn inhaltlich keine Ähnlichkeit besteht, ist der Effekt am ehesten mit Ari Asters Filmen zu vergleichen. Denn hier wie dort glänzen beide Regisseure weniger durch direkte Schockeffekte als eine konsequente Verschiebung der Stimmung in ein schwer zu greifendes Unbehagen, das nicht aufhören will.
Musik und Soundeffekte gehen schnell unter die Hand, weil sie die Zuschauer:innen schrittweise in einen Klangteppich hüllen, der sich nicht mehr abstreifen lässt. Das heruntergekommene, mit gutem Auge für Details ausgestattete Haus tut sein Übriges, um zusammen mit den mehr als rätselhaften Vorgängen zu verstören. Wenn die psychisch labile Olga mit beiden Händen vor ihrem Gesicht auf dem Boden kauert oder regungslos am Küchentisch sitzt, entsteht schnell eine Komplizenschaft mit Isaac, der als Protagonist ebenso wie das Publikum in dieses Mysterium hineingeworfen wird.
Knapp 90 Minuten lang folgen wir ihm durch die Zimmer, Gänge und Schächte dieses von McCarthy vielseitig genutzten Hauses auf der Suche nach Erklärungen, nach zusammenpassenden Puzzlestücken unter den Ereignissen. Was ist eigentlich das Mysterium dieses Hauses und seiner Bewohner? Und vor allem: Ist es ein übernatürliches Phänomen oder doch ein ganz irdisches Drama?
Das gruseligste Spielzeug der Filmgeschichte
Kinderspielzeug ist in Horrorfilmen ein gern genutztes Gimmick. Wie kein zweiter hat dies James Wan in seinen vielen selbst gedrehten und mitproduzierten Filmen arrangiert, die mittlerweile als Conjuring-Universum zusammengefasst werden. Während Wan eher den klassischen Built-up eines Jump Scares bevorzugt, in dem ein Spielzeug präsentiert, benutzt und dann mit einem überraschenden Knalleffekt verabschiedet wird, spielt Caveat die Suspense-Karte voll aus. Keine plötzlich auftretenden Fratzen in Spiegeln oder im Rücken der Figuren, stattdessen verwendet McCarthy einen Spielzeughasen, der mit starrem, fast schon menschlich-lebendigem Blick eine kleine Trommel spielt.
Der Clou dabei: Der Hase scheint wie eine Art Peilsender zu funktionieren. Jedes plötzliche Trommelspiel scheint etwas anzukündigen und wird stärker, je nachdem zu welchem Ort die Figuren ihn tragen. So setzt Caveat jederzeit auf seinen einen großen Trumpf, die schiere Ungewissheit, die sich nur sehr langsam durch fragmentarische Informationen und ein paar Rückblenden gegen Ende verflüchtigt.
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben: Wer bei der Prämisse des Films, dem mehr als dubiosen Job von Isaac, schon kopfschüttelnd den Film ausschalten möchte, wer gerne Horror mit panischen Überlebenskämpfen, schweißtreibenden Hetzjagden und erschreckenden Geister- und Dämonenfratzen erleben möchte, wird sich vermutlich ziemlich langweilen. Auf den üblichen Horror-Hokuspokus verzichtet McCarthy nahezu völlig. Caveat ist ein Film, der deutlich versucht, andere Wege zu gehen und daher das Zeug hat, Vielgucker im Horrorgenre positiv zu überraschen.
Unser Fazit zu Caveat
Damian McCarthys Langfilmdebüt Caveat – Die Warnung ist eine faustdicke Überraschung im Horrorgenre, die tatsächlich enorm zu gruseln und durch seine Rätselhaftigkeit auch zu verstören weiß. Der irische Regisseur und Drehbuchautor holt aus seinem kammerspielartigen Setting und dem kleinen Figurenpersonal das Bestmögliche heraus, um eine durchgehend bedrückende und unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Jump Scares? Fehlanzeige! Dafür sorgt ein Spielzeughase im Alleingang dafür, dass sich das Publikum unwohl vor Anspannung im Sitz windet.
Gewisse Längen im Mittelteil und die ziemlich späten Erklärungen in Form von Rückblenden trüben etwas den Gesamteindruck, gleichzeitig bleibt die Geschichte rätselhaft und kryptisch genug, sodass Caveat auch nach den Credits noch in den Köpfen der Zuschauer:innen wirken kann. Damian McCarthy sollte man nach diesem Film unbedingt im Auge behalten.
Cavet – Die Warnung erscheint im Juni digital und am 8. Juli auf DVD und Blu-ray.
Unsere Wertung:
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