In Neill Blomkamps Sci-Fi-Actionfilm Chappie (2015) wird ein Roboter mit künstlicher Intelligenz von einer Gruppe von Gangstern entführt und manipuliert, damit er ihnen bei einem Überfall hilft.
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Titel | Chappie |
Jahr | 2015 |
Land | United States of America |
Regie | Neill Blomkamp |
Genres | Krimi, Action, Science Fiction |
Darsteller | Sharlto Copley, Dev Patel, Hugh Jackman, Ninja, Yo-Landi Visser, Sigourney Weaver, Chris Shields, Anderson Cooper, Jose Pablo Cantillo, Brandon Auret, Johnny Selema, Maurice Carpede, Jason Cope, Kevin Otto, Bill Marchant, Robert Hobbs, Eugene Khumbanyiwa, Mark K. Xulu, Sherldon Marema, Shaheed Hajee, James Hendricks, Julian Brits, David Davadoss, Anneli Muller, Kendal Watt, Chan Marti, Vuyelwa Booi, Mike Blomkamp, Anthony Bishop, Paul Dobson, Max Poolman, Alistair Prodgers, Wandile Molebatsi, Arran Henn, Thami Ngubeni, James Bitonti, Andea Volschenk, Hein De Vries, Dan Hirst, Paul Hampshire, Graeme Duffy, Miranda Frigon, Edwin Gagiano, Sean Owen Roberts |
Länge | 120 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV, Joyn Plus, Superfresh Amazon Channel, Galactic Stream Amazon Channel, ProSieben Fun Amazon Channel, Seven Entertainment Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload |
Handlung
In einer nahen Zukunft in Johannesburg nutzt die Polizei Roboter, genannt Scouts, im Kampf gegen die Kriminalität. Als es dem Entwickler der Scouts, Militäringenieur Deon (Dev Patel), gelingt, eine künstliche Intelligenz zu kreieren, will seine Vorsitzende (Sigourney Weaver) nichts davon wissen.
Als Deon daraufhin einen defekten Scout stiehlt und ihm die künstliche Intelligenz einpflanzt, wird er kurz darauf von drei Kriminellen (Yolandi Wisser, Watkin Tudor Jones und Jose Pablo Cantillo) überfallen. Die Kriminellen wollen den Scout, den sie Chappie taufen, für einen Überfall nutzen.
Der noch orientierungslose und sich wie ein Kleinkind verhaltene Chappie wird fortan von ihnen aufgezogen, manipuliert und mit zweifelhaften Moralvorstellungen ausgestattet. Da seine interne Batterie in wenigen Tagen leer sein wird und die Kriminellen ihm bei erfolgreichem Überfall einen neuen Körper versprechen, schließt er sich ihnen an.
Währenddessen will der auf den Erfolg von Deon eifersüchtige und eher erfolglose Entwicker Vincent (Hugh Jackman) mit aller Macht seinen eigenen Polizeiroboter zum Einsatz verhelfen und Deons Scouts sabotieren und Chappie zerstören.
Hintergrund
Chappie ist nach District 9 und Elysium Neill Blomkamps dritter Spielfilm. Blomkamp spezialisierte sich dabei auf Science-Fiction aus (mehr oder weniger) soziologischer Perspektive. Neben Chappie ist auch die Handlung in District 9 in Johannesburg angesiedelt.
Sharlto Copley, der bereits die Hauptrolle in District 9 und eine Rolle in Elysium übernahm, verlieh Chappie per Motion-Capture-Verfahren seinen Körper.
Zwei der Kriminellen, die von Chappie im Verlaufe des Film auch als Vater und Mutter betitelt werden, werden von Yolandi Wisser und Watkin Tudor Jones dargestellt, welche Mitglieder der südafrikanischen Band “Die Antwoord” sind.
Kritik
Zunächst sei gesagt, dass der Film eine interessante Ausgangssituation bietet. So sind die anfänglichen Erziehungsversuche von Chappie zwar ein wenig überspitzt, aber nicht unspannend inszeniert.
Das teuer erkaufte (dazu gleich noch mehr), aber durchaus Spaß machende Tempo inklusive Gespür für Pacing/Timing macht den Film doch recht kurzweilig und unterhaltsam. Auch wenn längst nicht jeder Witz zündet (und es recht schnell ein wenig redundant wird und teilweise auch leichtes Fremschäm-Potenzial vorhanden ist), hat der Film auch durchaus seine lustigen Momente, vor allem wenn er sich selbst nicht allzu ernst nimmt.
Die in fast jeder Szene spürbare Over-the-Top-Inszenierung mit dröhnendem Hans Zimmer Soundtrack und nervtötend coolen Gangstern lässt so manch sympathischen Moment aber doch schnell wieder vergessen.
Ein großer Schwachpunkt ist dabei auch der Cast. Während die beiden Musiker teilweise schon fast schmerzhaft schlecht agieren, wirken Jackman und Weaver schlichtweg unterfordert. Jackman weiß dies immerhin zwischendurch mit amüsantem Over-Acting zu kompensieren, was aber nicht wirklich in die Stimmung des Films zu passen scheint. Lediglich Dev Patel gefällt in seiner Rolle als junger Entwickler. Dadurch gelingt es Blomkamp auch nicht, wirkliche Sympathie- und Handlungsträger aufzubauen, denn auch Chappie selbst bietet sich da nicht wirklich an.
Wirklich schlecht ist es letztlich nicht, doch es tut teilweise fast weh, wie viel Potenzial und wie viele gute Momente hier vergeudet und im Keim erstickt werden.
Tiefe des Films Chappie
Leider verpasst es der Film, die wirklich interessanten Fragen und Ansätze zu vertiefen und weiterzudenken. Während gerade gegen Ende immer wieder potenzieller Diskussionsstoff angerissen wird, fehlt Blomkamp offensichtlich die Zeit, aber auch der Mut, tatsächlich Thesen zu wagen und Themen wirklich zu besprechen. Vom Leben ungebunden an einen Körper, über Unsterblichkeit dank eines potenziell immer wieder ersetzbaren Körpers, bis hin zur Schöpferfrage werden hier teilweise fast nebenbei in einem Halbsatz Themen angerissen, dann aber schlicht nicht weiter besprochen. Schade.
Die Thematik um die künstliche Intelligenz ist sogar recht passabel umgesetzt. Die Wichtigkeit des anfänglichen “Milieus”, in welches die K.I. ausgesetzt wird, und die der vermittelten Informationen und Werte, welche man an die K.I. weitergibt, wird zwar ein wenig arg plakativ, aber gut verständlich gezeigt. Ebenso integriert Blomkamp den Selbsterhaltungstrieb (Notwendigkeit eines neuen Körpers) und die sich stetig weiterentwickelnde Leistungsfähigkeit der K.I. und schafft so einen der Dramaturgie dienenden Rahmen. Auch wenn auch hier sehr viel Potenzial verschenkt wurde, hier tiefer in die Materie einzutauchen und wirklich interessant zu werden und auch wenn Chappie für eine K.I. doch stark vermenschlicht scheint, ist dies (gerade im Actiongenre) ein im Kern interessantes Script.
Neben der tatsächlich ordentlich umgesetzten (aber längst nicht konsequent gedachten) Thematik der künstlichen Intelligenz bleiben die philosophischen, ethischen und gesellschaftskritischen Perspektiven auf der Strecke. Dass sich Blomkamp letztlich doch eher für einen Unterhaltungsfilm entschieden hat, zeigt sich auch dadurch, dass einige noch verschmerzbare Ungereimtheiten, aber dann auch größere Lücken in Sachen Logik der Dramaturgie dienen müssen.
Unser Fazit zu Chappie
Hier wurde sehr viel Potenzial verschenkt. Für einen Actionfilm bietet der Film eine wirklich interessante Ausgangssituation und ein im Kern vielversprechendes Drehbuch. Leider gelingt es dem Film nie wirklich, die guten Ansätze zu nutzen, sondern driftet immer wieder aus dramaturgischen Gründen ab. Für ernsthaftes und anspruchsvolles Science-Fiction ist das unterm Strich definitiv zu dünn.
Blomkamp entscheidet sich hier für bekömmlicheres Unterhaltungskino. Als solches funktioniert der Film zwar auch halbwegs, aber dass es da in allen Belangen deutlich besseres gibt, muss wohl nicht weiter ausgeführt werden.
So ist es letztlich eine halbgare Mischung aus beidem. Mit mehr Mut wäre mehr drin gewesen.
Unsere Wertung:
© Sony Pictures