Bevor Charles Bronson als Paul Kersey die kriminelle Unterwelt zur Rechenschaft zieht, führten ihn schon in Chatos Land Rachegelüste mit Regisseur Michael Winner zusammen.
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Titel | Chatos Land |
Jahr | 1972 |
Land | United Kingdom |
Regie | Michael Winner |
Genres | Western |
Darsteller | Charles Bronson, Jack Palance, James Whitmore, Simon Oakland, Ralph Waite, Richard Jordan, Victor French, Sonia Rangan, William Watson, Roddy McMillan, Paul Young, Raúl Castro, Lee Patterson, Roland Brand, Peter Dyneley, Hugh McDermott, Verna Harvey, Sally Adez, Clive Endersby, Richard Basehart, Rebecca Wilson, Celestino González, Florencio Amarilla, Luis Amarilla, Juan Manuel Torres Gómez, Rudy Ugland |
Länge | 100 Minuten |
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Chato, ein indianisches Halbblut, erschießt in Notwehr den örtlichen Sheriff und flüchtet daraufhin in die Prärie. Bürgerkriegsveteran Quincy Whitmore nimmt mit einem Dutzend Männer, deren Beweggründe nicht unterschiedlicher sein könnten, die Verfolgung auf. Die langwierige Hetzjagd führt die Männer in immer unwegsameres Gelände: in das Land der Apachen…in Chatos Land.
Der geborene Racheengel
Charles Bronson kann man getrost als Film gewordenen Rächer bezeichnen. Am bekanntesten sollten dabei Spiel mir das Lied vom Tod und – natürlich – die berühmt-berüchtigte Death Wish-Reihe (unlängst mit einem Remake „geehrt“) sein. Zwischen beiden Filmen drehte Bronson 1972 gemeinsam mit Michael Winner Chatos Land. Gewissermaßen kann man diese erste von insgesamt sechs gemeinsamen Arbeiten Winners und Bronsons als Konglomerat der beiden oben genannten Filme sehen.
Während Setting, Ausstattung und auch die staubige Atmosphäre direkt aus typischen Westernfilmen entsprungen scheinen, stellt die Handlung indes einen gnadenlosen Rachethriller dar. Ganz konkret schert sich der Film sogar herzlich wenig um die gängigen Konventionen des Western. Die typische Rollenverteilung „weißer Mann = gut“ und „roter Mann = böse“ wird hier drastisch aufgebrochen. Der vermeintlich „böse“ (Halb)Indianer handelt im ersten Moment nur gewalttätig, um sich der Gewalt in letzter Instanz zu erwehren. Die „guten“ Weißen sind bis auf wenige Ausnahmen geleitet von unbändigem Hass und ihren niedersten Trieben.
Chatos Land – Nur ein typischer Western?
So entspinnt sich aus der augenscheinlich simplen Ausgangslage eine Analogie auf die USA nach dem beendeten Sezessionskrieg 1865. Quincy, selbst als Offizier am Krieg beteiligt gewesen, führt eine Horde desillusionierter, verzweifelter Männer an. Nach Ausgang des Krieges zu Gunsten der Nordstaaten sind die Männer innerlich zerrissen, auf der Suche nach Identität. Unzufriedenheit schürt den Hass auf das Fremde, Unbekannte und scheinbar Böse. Heißblütig, jähzornig, verbittert, unvorhersehbar, aber immer brutal und barbarisch – die Emotion übersteigt die Vernunft.
Während die Gruppe sich so zusehends selber jeglicher Menschlichkeit beraubt und zerfleischt, hat Chato leichtes Spiel mit seinen Verfolgern. Die einstigen Jäger werden zu Gejagten. Chato huscht einem Schatten gleich über zerklüftete Berghänge und schaltet einen nach dem anderen erbarmungslos aus. Scheinbar unsichtbar, aber stets präsent, versetzt er seine einstigen Peiniger in Angst, die schon dem Wahnsinn nahekommt.
Beeindruckende Physis
Bemerkenswert dabei: nicht nur charakterlich überflügelt Chato seine Feinde. Sein Handeln ist stets besonnen und von Taktik durchzogen, keine seiner Taten geschieht aus dem Affekt oder unüberlegt. Auch physisch kann ihm der Mob nichts anhaben. Spätestens wenn sich Bronson nur vom Lendenschurz bedeckt durch die unwirtliche Landschaft schlägt, wird klar: er ist seinen Peinigern haushoch überlegen. Überhaupt arbeitet Bronson fast ausschließlich mit seiner definierten Physis. Das Drehbuch gesteht ihm nur wenig Text zu, was zu seinem einsamen Rächer passt. Im Gegensatz dazu stehen die Mitstreiter um Jack Palance als Quincy. Hier wird geplaudert und debattiert, schlussendlich sogar sprichwörtlich um Kopf und Kragen geredet.
Doch all die verbalen Ausflüchte helfen nicht, was vor allem das einprägsame Schlussbild in brutaler Grausamkeit offenlegt. Chato vergilt seinen Jägern mit eben solcher Brutalität, die ihm entgegengebracht wurde. Dabei überraschen der raue Ton und die ein oder andere Gewaltspitze für die damalige Zeit, insbesondere in einem Westernfilm.
Wie für das Label typisch bringt Capelight den Film in einem Mediabook. Dieses erhält wie schon einige der letzten Mediabook-Veröffentlichungen vom gleichen Label eine angeraute Oberfläche, enthält neben der Blu-ray den Film auf DVD sowie ein Booklet mit Essay zum Film.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures