Civil War ist nicht nur der neuste Film von Alex Garland, sondern auch der erste Versuch der Erfolgsschmiede A24 einen Blockbuster-Hit zu landen. Ob das Independent-Studio sich bald in die Reihen der Großen begeben darf, erfahrt ihr in der Review.
Titel | Civil War |
Jahr | 2024 |
Land | Finland |
Regie | Alex Garland |
Genres | Kriegsfilm, Action, Drama |
Darsteller | Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny, Stephen McKinley Henderson, 李志傑, Nick Offerman, Jefferson White, Evan Lai, Vince Pisani, Justin James Boykin, Jess Matney, Greg Hill, Edmund Donovan, Sonoya Mizuno, Tim James, Simeon Freeman, James Yaegashi, Dean Grimes, Alexa Mansour, Martha B. Knighton, Melissa Saint-Amand, Karl Glusman, Jin Ha, Jojo T. Gibbs, Jared Shaw, Justin Garza, Brian Philpot, Tywaun Tornes, Juani Feliz, Jesse Plemons, Jeff Bosley, Ryan Austin Bryant, Brent Moorer Gaskins, Evan Holtzman, Cora Maple Lindell, Temper Lavigne, Miles Johnson, Kevin Kedgley, Timothy LaForce, Randy S. Love, Cody Marshall, LePrix Robinson, Easy Ian Radcliffe, Ernest 'Scooby' Rogers, Daniel Patrick Shook, Vinnie Varon, Jaclyn White, Robert Tinsley, Joe Manuel Gallegos Jr., Lauren Marie Gordon, Kevin Howell, Anthony King-West, Ashley Lillig, Xavier Mills, Juan Szilagyi, Adam Rivette, Peter Nguyen |
Länge | 109 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Kino on Demand, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Civil War
Ein Bürgerkrieg teilt die Vereinigten Staaten von Amerika, doch die Front ist mittlerweile bis nach Washington vorgedrungen. Eine vierköpfige Gruppe von Kriegsjournalisten macht sich auf den Weg zum weißen Haus, um den Präsidenten noch einmal zu interviewen, bevor er der Opposition zum Opfer fällt. Bei ihrer Reise quer durch das vom Krieg geplagten Land dokumentieren die vier das Geschehen und geraten dabei auch selbst in die Schussbahn. Doch die Zeit läuft ihnen davon.
Figuren im Wandel
Lee (Kirsten Dunst) ist schon lange als Kriegsfotografin tätig und hat bereits vor dem Bürgerkrieg einiges mitgemacht. Sie ist auch über ihre Branche hinaus bekannt und renommiert. Als sie bei einer Demonstration ist, um das Geschehen dort zu dokumentieren, trifft sie auf Jessie (Cailee Spaney), welche sich ebenfalls für die Fotografie begeistert. Sie ist noch Jung und unerfahren, will aber ebenfalls die Schrecken des Krieges festhalten. Sammy (Stephen McKinley Henderson) befindet sich auf der anderen Seite des Spektrums und ist schon seit vielen Jahrzehnten hinter der Kamera. Er ist inzwischen zu alt, um sich direkt an die Front zu begeben, ist aber gewillt seine Erfahrung zu teilen und sein Wissen an die nächste Generation abzugeben. Joel (Wagner Moura) hingegen stürzt sich in Getümmel und wirft sich zwischen die Soldaten um ein gutes Bild zu bekommen. Er arbeitet schon lange mit Lee. Der Krieg ist in den letzten Zügen und deswegen bilden die vier eine Reisegruppe nach Washington.
Die Beziehung zwischen Lee und Jessie beginnt etwas schwierig. Die angesehene Journalistin ist verschlossen und lässt die junge Fotografin nicht an sich heran und versucht sie zu beschützen. Jessie hingegen ist voller Tatendrang und gewillt, zu lernen. Lee ist dabei nicht nur ihr Idol, sondern wird im Laufe der Handlung immer mehr zu einer Art Mutterfigur für sie. Während sie beginnt zu verstehen, was der Preis dafür ist, wenn man sich lange mit so viel Leid und Elend umgibt, bekommt Lee Stück für Stück ein bisschen ihres verlorenen Mitgefühls zurück. Das spiegelt sich vor allem in dem Schauspiel der beiden wieder. Kirsten Dunst ist zu Beginn wortkarg und zurückhaltend, während Cailee Spaney aufgeregt und wissensdurstig daherkommt. Sehr nuanciert erhalten die beiden Charakterzüge der jeweils anderen, während Sammy als gutes Herz und Gewissen der Gruppe agiert.
Fotografie als Stilmittel
Fotos sind ein wichtiger Aspekt in Civil War. Sie sind nicht nur Teil der Handlung, sondern werden auch als Stilmittel verwendet. Immer wieder werden statische Aufnahmen mehrere Sekunden lang gezeigt, damit sie ihre Wirkung voll entfalten können. Dadurch, dass es Momentaufnahmen aus dem Geschehen sind, sind sie auch nicht immer scharf. Oft sind sie verwackelt, überbelichtet oder nicht richtig im Fokus. Im Film wird sogar adressiert, dass oft nur jedes 30. Bild verwendet werden kann. Tragisch, wenn man bedenkt, was auf diesen Fotos teilweise abgebildet wird. Zwischen Schönheit, Tragik und Kriegsverbrechen ist alles mit dabei.
Bild und Ton
Technisch gesehen ist Civil War über jeden Zweifel erhaben: Bei den Bildeinstellungen wurden viele Motive aus der Fotografie verwendet, was den visuellen Bezug zur Thematik noch einmal verdeutlicht. Dabei werden häufig sehr offene Blenden mit geringer Tiefenschärfe genutzt. Der Fokus liegt dadurch an einem Punkt, während der Hintergrund in der Unschärfe verläuft. Das führt besonders bei den ruhigen Passagen zu einem verträumten Bild. Kameramann Rob Hardy spielt viel mit solchen Motiven, weiß aber auch, wenn es genug ist. So wirken solche Momente auch niemals Fehl am Platz.
In den Ton hat man ebenfalls sehr viel Arbeit gesteckt. Auch wenn es vielleicht ein wenig zu viele Einspieler von Popmusik über Bildmontagen gibt, hat man durch hervorragendes Sounddesign stets ein immersives Gefühl. Besonders im letzten Akt wird aus dem Vollen geschöpft. Die Präsenz des Kriegs wird hier durch den Sound enorm spürbar: Schüsse, Schreie und Explosionen sind aus allen Richtungen zu hören, sogar wenn es gerade nicht im Bild ist. Die Schlacht findet nicht nur da statt, wo die Kamera ist. Das kann man bei Civil War auch hören.
Pressefreiheit
Journalismus und Presse sind nicht nur inhaltlich das zentrale Thema des Films, sondern werden auch als Stilmittel verwendet. So tragen die Figuren den Aufdruck “Press” (engl. Presse) wie ein Schutzschild vor sich, das sie vor allem Unheil bewahren soll. Das funktioniert häufig, weshalb sie für ihre Dokumentation oft mit Soldaten sprechen oder von ihnen mit auf kurze Einsätze genommen werden. Dabei werden jedoch nie Gründe für Einsätze genannt oder Stellung bezogen. Zuschauende soll sich Anhand der Geschehnisse ein eigenes Bild machen. Alle Seiten werden gleichbehandelt und neutral dokumentiert. Doch es gibt Parteien, welche die Journalisten angehen und angreifen. Eine direkte Attacke auf die Pressefreiheit.
Unser Fazit zu Civil War
Civil War ist ein beeindruckender Film, dem der Spagat zwischen journalistischer Neutralität und Menschlichkeit gelingt. Audiovisuell ist der Film ebenfalls auf einem ausgesprochen hohen Niveau. Besonders das Sounddesign hat im Kino überzeugt und zeigt, was mit einer ausgeklügelten Tonspur für eine Immersion erreicht werden kann. Mit Civil War traut sich A24 einen massentauglichen Film in die Kinos zu bringen, der dennoch den Ansprüchen seiner Fans gerecht wird: Ein Film, der nachhallt und sicherlich auch in kommenden Jahren nicht an Relevanz verlieren wird.
Civil War startet am 18. April 2024 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung: