Wer wäre nicht gerne mal ein kolossales Monster, dass alles platt treten kann, dass sich uns in den Weg stellt? … 😉
Titel | Colossal |
Jahr | 2017 |
Land | Canada |
Regie | Nacho Vigalondo |
Genres | Drama, Fantasy, Science Fiction |
Darsteller | Anne Hathaway, Jason Sudeikis, Austin Stowell, Tim Blake Nelson, Dan Stevens, Hannah Cheramy, Nathan Ellison, Sarah Surh, Haeun Hannah Cho, Joe Costa, Melissa M. Montgomery, Christine Lee, Rukiya Bernard, James Yi, Alyssa Dawson, Miho Suzuki, Charles Singh, Jenny Mitchell, Mad Harper, Everett Adams, Agam Darshi, Hettie Lynne Hurtes, Alex Cohen, Steve Julian, Andrew Suttar, Cole Turner |
Länge | 110 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: ArthouseCNMA, Arthouse CNMA Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Diese Kritik nimmt Teile der Handlung vorweg, da für die Bewertung wichtig..!
Was für ein schräges Erlebnis…
Jeder von uns muss es einfach schon mal geträumt haben. Ein Traum erlebt und empfunden haben, in dem wir, ohne Rücksicht auf Verluste, als Monster alles niedergetrampelt haben, was sich uns in den Weg stellt. Und warum auch nicht, oder? Jeder muss mal Dampf ablassen und nicht immer hilft ein Song von Slipknot um sich wahrhaftig abzureagieren. Ist doch wahr, oder?
Worum geht es denn in diesem Colossal…?
Gloria, die wunderbar von Anne Hathaway verkörpert wird, darf selbiges nun auch in Colossal ausprobieren. Sie lebt am Anfang noch in New York und bei ihrem, wie soll man das nennen?…, Ex-Freund Tim (Dan Stevens). Wie immer überaus charmant und charismatisch, hier, von Dan Stevens verkörpert. Durch ein ganz kleines Loch in ihrer Birne, dass sich Alkoholismus nennt, muss sie für einige Zeit fort und kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Sie kehrt dorthin zurück, wo sie aufgewachsen ist und trifft überraschend und schnell den, aus ihrer Kindheit bekannten, Oscar (Jason Sudeikis) wieder.
Beide finden sehr schnell wieder zueinander und Oscar richtet ihre Wohnung ein, gibt ihr einen Job als Kellnerin und sorgt sich um sie. Das mutet schon zu Anfang sehr geheimnisvoll an, denn die beiden haben sich ewig nicht mehr gesehen und alles scheint sehr schnell zu gehen. Aber Nacho Vigalondo weiß auch, wie man die Story langsam, aber atmosphärisch einfängt.
Nach einigen Tagen, die sie wieder in ihrer Heimat ist und den Alkohol ohne große Sorge genießen kann, taucht in den Nachrichten plötzlich ein „Kolossales“ Monster auf, dass in Tokio sein Unwesen treibt. Hier erzählt Nacho Vigalondo ein tolles Märchen, dass sich an Gesellschaftskititik und Werten orientiert. Die Atmosphäre nimmt zu, wenn Gloria entdeckt, dass sie Colossal ist, das Monster im Film. Ist es denn überhaupt ein Monster?
In weniger Entfernung zu ihr und ihrer aktuellen Wohnung befindet sich ein kleiner, sehr kleiner Spielplatz. Einen Fuß dort reingesetzt, um genau 5 nach 8 morgens, und sie erscheint in Form des Monsters in Tokio. Sobald sie dies erkennt und versucht ihren Alkoholismus unter Kontrolle zu bekommen, entdeckt ihr guter Freund Oscar, dass auch er zu einem Colossal werden kann, wenn er in die Erde des Spielplatzes tritt.
Hier spielt Vigalondo erneut mit den Sehgewohnheiten des Zuschauers, denn bis hier hin gab es viel Witz und Charme, die Handlung aber schwenkt schnell um und erzeugt Unbehagen bei uns und in den Charakteren. Indes macht sich ihr Ex-Freund, Dan Stevens, der leider zu wenig zu sehen ist (ich liebe diesen Kerl), große Sorgen um seine Kleine und Oscar möchte sie nicht mehr gehen lassen.
Colossal wird zum Psychothriller, nachdem er eine Komödie war, während er Drama ist und mit passender Musik untermalt wird. Das ist ein Kraftakt, den Vigalondo hier stemmt und er macht es mit Bravour.
Wir halten fest: Colossal ist bis hier Drama, Fantasy, Science Fiction, Thriller und Komödie. Die Frage nach der Moral und der Menschlichkeit schwebt aber ebenso die ganze Zeit über Colossal und lässt eine wundervolle Message mitschwingen, die man in einem Godzilla-Abklatsch sicher nicht bekommen hätte. Wenn Gloria gerade einfach mal so 100 Menschen oder mehr platt macht, weil ihr Alkoholproblem sie zum Stürzen bringt, dann bleibt das doch erstmal ironisch-zynisch am Zuschauer und Gloria selbst kleben. Wenn dann Oscar, der eigentlich mordssympathisch daherkommt, einen Witz darüber macht und alles als „Ach komm, bleib locker, trink ein Bierchen. Du kannst doch nichts dafür, also hey…“ abtut, dann wird aus Colossal ein lustig-verzwicktes Weizenbräu, dass irgendwann dann doch nicht mehr so gut runtergeht.
Colossal bleibt nicht stehen, sondern trampelt immer weiter und weiter, reißt unmögliche Witze, lässt die Charaktere scheitern, sich finden, aber nicht zusammen wachsen. Gloria ist unbedeutend, hat ein ernstes Alkoholproblem, ihr Ex-Freund ist bedeutend und wichtig, Oscar ist ein kleiner Looser und die Kollegen in der Kneipe, in der sie arbeiten darf, sind ebenso alle unbedeutend. Ein Trott aus unbedeutenden Charakteren, auch Tim, die nach einer Möglichkeit suchen, sich zu offenbaren.
Alle Charaktere in Colossal sind gestört, Gloria tritt in die Erde eines Spielplatzes und wird zum (Ehm?) Monster, Oscar plagen Verlustängste und wird völlig wahnsinnig und Glorias Ex-Freund Tim ist überfürsorglich und kann nicht loslassen. Ein tolles Gemisch, dass aus Colossal etwas wahrhaft Großes macht, dass vielseitig, innovativ und zynisch ist.
Fazit zu Colossal
Colossal ist ein Leckerbissen. Aber keiner, der besonders leicht runtergeht, sondern erstmal zwischen den Zähnen hängen bleibt, haften bleibt und erst zum Ende hin wieder köstlich und fröhlich stimmt. Das Ende ist übrigens auch ganz hervorragend geworden und hat bis zur letzten Sekunden fragende Blicke bei mir hinterlassen. Ich sah es nicht kommen und auch das ist ein Kunststück, dass nicht jeder Film zur Gänze hinkriegt. Nacho Vigalondo ist ein märchenhaftes, humanitäres und spannendes Science-Fiction-Fantasy-Komödie-Drama Gemisch gelungen, dass durch Wort und Tat, Bild und Dialog, Farbe und Musik überzeugen kann! Definitv ein KOLOSSALES ERLEBNIS…
Unsere Wertung:
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