Just nach Gladiator 2 kommt ein weiterer Kinofilm, der in Rom spielt in die Kinos. Doch Konklave spielt nicht in der Arena, sondern im Vatikan. Ist der Papstwahl-Thriller aber womöglich der spannendere und bessere Film – ganz ohne Blut, Brot und Spiele?
Titel | Konklave |
Jahr | 2024 |
Land | United Kingdom |
Regie | Edward Berger |
Genres | Drama |
Darsteller | Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Lucian Msamati, Carlos Diehz, Sergio Castellitto, Brían F. O'Byrne, Merab Ninidze, Thomas Loibl, Jacek Koman, Bruno Novelli, Rony Kramer, Valerio Da Silva, Joseph Mydell, Vincenzo Failla, Garrick Hagon, Madhav Sharma, Loris Loddi, Roberto Citran, Antonio Toma, Balkissa Souley Maiga, Romuald Kłos, Willie Jonah |
Länge | 120 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Konlave– Die offizielle Handlungsangabe
Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kappelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weißer Rauch dem Schornstein der Kapelle entsteigt…
Nach dem Oscar gleich der nächste Hit?
Edward Berger, der mit Im Westen nichts Neues (2022) international für Aufsehen sorgte und gleich vier Oscars mit nach Hause nahm, hat mit Konklave nun sein nächstes ambitioniertes Projekt vorgelegt. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Robert Harris, wechselt der neue Filme das Setting: vom Schlachtfeld geht es in die Machtzentrale der katholischen Kirche, in der Machtspiele, Manipulationen und Geheimniskrämerei die Grundlage für reichlich Spannung sein sollen. Berger will damit direkt nach dem Kriegsepos etwas komplett anderes machen, um nicht auf ein bestimmtes Genre festgelegt zu werden. Doch erstaunlicherweise steht der zweite Hollywood-Film, der zu einem großen Teil in den römischen Cinecitta-Studios entstanden ist, dem oscarprämierten Vorgänger in Sachen Nervenkitzel in nichts nach, obwohl oder gerade weil hier statt Waffen nur die Mittel des verbalen Intrigenspiels zum Einsatz kommen.
Ein Blick ins sonst Verborgene
Die ersten Minuten werfen das Publikum direkt in die spannende Atmosphäre der katholischen Kirche, kurz nach dem Tod des Papstes. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) betritt Rom zu Fuß, sein Ziel: das päpstliche Appartement. Dort findet die Trauerfeier für den verstorbenen Papst statt, und es wird schnell klar, dass der Tod des Pontifex nicht nur religiöse, sondern auch politische Erschütterungen mit sich bringt. Schon im ersten Moment, als Kardinal Bellini (gespielt von einem glänzenden Stanley Tucci) als letzter Kardinal nach Rom eintrifft, zeichnen sich die ersten Machtkämpfe ab. Das Bild eines geheimen, spannungsgeladenen Spiels um den Thron des Papstes entsteht schon in wenigen Szenen.
Die darauffolgende Zeit der sede vacante – der Zeit des vakanten Stuhls – wird von Berger meisterhaft inszeniert: Die Kamera fängt die Isolation der Kardinäle in den versiegelten Mauern ein, während sie sich auf die Wahl vorbereiten. In den Dialogen, den subtilen Blicken und den inneren Kämpfen der Protagonisten wird der Machtkampf um das Papstamt spürbar. Wer wird die 108 wahlberechtigten Kardinäle für sich gewinnen? Welche Intrigen und Verschwörungen sind notwendig, um sich die wertvollen Stimmen zu sichern? Diese Fragen ziehen sich als roter Faden durch den Film, während sich die Kardinäle mit unterschiedlichen Ideologien und Werten positionieren. Konklave gelingt es auf diese Art, die politischen und religiösen Spannungen des Romans in Bilder zu übersetzen und das Publikum in die durch Geheimnissen aufgeladene Atmosphäre im Schaltzentrum des Katholizismus zu entführen.
Peak Schauspiel …
Neben der gelungenen Inszenierung trägt vor allem das hochkarätige Schauspielensemble zur Faszination bei: Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence, Stanley Tucci als Kardinal Bellini und John Lithgow als der weise, aber durchtriebene Kardinal Tremblay sind eine kraftvolle Mischung, die den Thriller mit Präsenz und Tiefe durchzieht. Besonders hervorzuheben ist auch die Leistung von Isabella Rossellini als Schwester Agnes, die eine Schlüsselrolle einnimmt. Die Aktrice bringt sowohl eine mystische als auch eine undurchsichtige Präsenz mit, die den Film bereichert. Die Chemie zwischen den Schauspielenden ist hervorragend und trägt wesentlich zur dichten, beinahe erdrückenden Stimmung bei. Mimik und Gestik fangen die innere Zerrissenheit und die angespannten Allianzen perfekt ein, sodass die Zuschauenden jederzeit das Gefühl haben, Teil des geheimen Treibens sein zu können.
Berger gelingt damit eine glaubhafte Illusion, dass es tatsächlich so ablaufen könnte, wenn die Kirchenoberen ihren obersten Chef aus ihrer Mitte heraus küren. Es ist dem deutschen Filmemacher sehr hoch anzurechnen, dass ihm dies trotz dessen gelingt, dass die tatsächliche Handlung streng genommen doch ziemlich zugespitzt und dramaturgisch konstruiert daherkommt.
… und audiovisuelle Umsetzung zum Staunen
Die visuelle Umsetzung ist von großer Wucht. Die Kameraarbeit fängt sowohl die weiten, leeren Räume des Vatikans, als auch die engen, fast klaustrophobischen Momente eindrucksvoll ein. Fast traumtänzerisch oder wie eine Choreografie wirkt es, wenn die Kardinäle in ihren roten Roben mit Regenschirmen über den Innenhof schreiten und dabei aus der Vogelperspektive aufgenommen werden.
Dann aber erdrückt einen die Schwere der dicken Mauern nahezu, die durch die Bilder erstaunlich gut eingefangen werden können. Farbe spielt in Konklave ohnehin eine gewichtige Rolle. Nicht nur die symbolisch aufgeladenen liturgischen Gewänder sagen mehr aus, als dass sie rein dem optischen Kontrast zur Tristesse in der Architektur dienten. Auch über das Selbstbild der Kirche soll damit etwas gesagt werden; nicht zufällig tragen in verschiedenen Stadien des Thrillerdramas auch die weiblichen Figuren andere Farben. Raum für Interpretation, vor allem aber Bilder zum genießen: Gemäldeartig-nüchtern und damit wiederum ein Kontrapunkt zu der Kunst in der Sixtinischen Kapelle, die hier ein brisanter Schauplatz ist.
Der minimalistische, aber hochgradig stimmungsvolle Soundtrack von Volker Bertelmann (u.a. schon bekannt durch seine Arbeit an Im Westen nichts Neues) verstärkt die Düsternis und transportiert die unterschwellige Bedrohung, die in der Luft liegt, auch akustisch. Der Soundtrack spielt eine zentrale Rolle dabei, die Spannung zu steigern, ohne zu oft in den Vordergrund zu treten. Und wenn sich dann doch ein Moment ergibt, indem der Score zu Akzentuierung eingesetzt wird, könnte dies kaum treffender sein.
Unser Fazit zu Konklave
Konklave ist zweifellos einer der besten Filme des laufenden Kinojahres. Edward Berger hat es verstanden, die komplexe Vorlage von Robert Harris nicht nur respektvoll, sondern auch packend auf die Leinwand zu bringen. Die starken Schauspieler, die stimmungsvolle Inszenierung und die feinen psychologischen Details machen das Werk zu einem fesselnden Erlebnis. Wer sich für Intrigen, Machtspiele und die dunklen Seiten der katholischen Kirche interessiert, wird bestens unterhalten. Insgesamt handelt es sich um ein Thrillerdrama, das sowohl Fans des Buches als auch Neueinsteiger abholt. Es ist nicht schwer zu behaupten, dass die Papstwahl in der kommenden Oscar-Saison eine starke Präsenz zeigen wird.
Konklave läuft seit wenigen Wochen in den deutschen Kinos und wird im Frühjahr 2025 fürs Heimkino erscheinen.
Unsere Wertung:
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