Und noch ein Seuchenthriller: In Contamination – Tödliche Parasiten sind für die Erkrankungen allerdings keine winzigen Viren verantwortlich, sondern mutierte Würmer. Und die Befallenen kriegen Durst, großen Durst. Ob der Film ganz ernst zu nehmen ist, erfahrt Ihr hier.
Titel | Contamination - Tödliche Parasiten |
Jahr | 2012 |
Land | South Korea |
Regie | Park Jung-woo |
Genres | Thriller, Drama |
Darsteller | 김명민, 문정희, 김동완, 이하늬, Uhm Ji-sung, 강신일, 조덕현, 전국환, 최정우, 이형철, 정인기, 송영창, 최일화, 김새벽, 조한철, Kim Ran-heun, Lee Il-sub, Jang Tae-min |
Länge | 109 Minuten |
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Darum geht’ s in Contamination – Tödliche Parasiten
Es beginnt harmlos: In Contamination – Tödliche Parasiten werden in Flüssen am Rand der südkoreanischen Hauptstadt Seoul völlig ausgezehrte Wasserleichen entdeckt. Zunächst geht die Polizei von Selbstmorden aus. Die örtlichen Politiker versuchen, alles unter den Tisch zu kehren. Könnte doch die beliebte Ausflugs- und Urlaubsregion in Verruf geraten. Ist da etwa was im Wasser? Kennt man spätestens seit Spielbergs Der weiße Hai.
Doch als sich die Leichen häufen, stellen Forscher die Ursache fest: Ein mutierter Rosshaarwurm, eine Art Bandwurm, hat sich in den Opfern festgesetzt und nährt sich eifrig an ihnen. Das Viech übernimmt die Kontrolle über bestimmte Hirnareale – und der große Durst beginnt. Denn der Wurm will sich vermehren, was er nur im Wasser kann. Erst trinken die Befallenen Unmengen, bis sie schließlich wegen ihres unstillbaren Durstes ins Wasser gehen.
Contamination – Tödliche Parasiten folgt dabei zwei ungleichen Brüdern, die aus unterschiedlichen Richtungen mit den Hintergründen des seuchenartigen Parasitenbefalls konfrontiert werden. Während die Erkrankten massenhaft entweder in den Tod gehen oder in großen Hallen interniert werden, suchen sie nach einer Rettungsmöglichkeit. Die Verbreitung der mutierten Würmer ist allerdings kein Zufall.
Die Seuche im Zeichen der Sozialkritik
Offenbar im Zeichen der Corona Pandemie setzt die Busch Media Group bewusst auf die Sogkraft von Seuchenthrillern, bevorzugt aus Fernost. Nach Pandemie und Infection legt sie nun mit Contamination – Tödliche Parasiten einen dritten vermeintlichen Schocker nach. Der ist indes bereits 2012 entstanden und damit eigentlich der erste Seuchenthriller aus südkoreanischer Fertigung. In seinem Heimatland war der Film seinerzeit mit rund 4,5 Millionen Besuchern ein Megaerfolg, bei uns schaffte er nur den Weg ins Heimkino.
Dass er in Südkorea so viele Menschen in die Kinos ziehen konnte, mag auch an der kräftigen Portion Gesellschaftskritik liegen. Denn in seinen vielleicht besten Momenten ähnelt Contamination – Tödliche Parasiten einer Sozialsatire – ohne dabei allerdings die Qualität eines Parasite zu erreichen. Nicht ungeschickt serviert uns Regisseur Park Jung-woo (Pandora) ein Kontrastprogram sozialer Unterschiede. Der Film beginnt mit einem Ausflug in einen Vergnügungspark, bei dem Jae-hyuk (Kim Myeong-min) die Kinder seines Chefs begleitet. Ein Ausflug, den er sich mit seinen eigenen Kindern nicht leisten könnte.
Der unterwürfige Trottel vom Dienst
Jae-hyuk ist der Prototyp des unterwürfigen Angestellten. Er hat seine gesamten Ersparnisse bei einem schlecht gelaufenen Aktiendeal verloren, und nun ist bei seiner Familie Schmalhans Küchenmeister. Nicht nur am Anfang wirkt er wie der Trottel vom Dienst, eingespannt in das starre System gesellschaftlicher Konventionen. “Vielleicht könnte ich auch arbeiten gehen”, schlägt seine Frau vor. Er antwortet: “Willst Du mich vielleicht in Verlegenheit bringen?”
Sein Bruder Jae-pil (Kim Dong-wan) ist das ganze Gegenteil des fleißigen Strebers. Er ist ein fauler Polizist, dessen falscher Börsentipp an der Misere seines Bruders nicht unschuldig ist. “Wieso ist er Polizist?”, fragen sich die Kollegen. Einer antwortet: “Er muss wohl Kredite abzahlen.” Soviel zu seiner Motivation. Doch dann kommt halt der große Durst, und Jae-pil wächst über sich hinaus.
Da kommt einem etwas vertraut vor
Dass die Profitgier eines Pharmakonzerns, der gerade erst durch einen Global Player aufgekauft worden war, wesentlich zur Katastrophe beiträgt, ist kein ungewöhnlicher Plot. Er wird in Contamination – Tödliche Parasiten aber zum gesellschaftskritischen Kernelement. Inklusive einer angebotenen Lösung, die im Grunde einer Vergesellschaftung von Firmengeheimnissen gleichkommt. Die Seuchenbekämpfung der hilflosen Regierung erinnert in Teilen in der Tat an das Agieren der Behörden in Corona-Zeiten. Auch wenn die Beschneidung persönlicher Freiheiten in der Realität dann doch nicht die Ausmaße der Fiktion erreicht.
Dass in einer massiven Seuchenlage Erkrankte in Quarantäne müssen, ist durchaus vertraut. Eine Internierung wäre der übernächste Schritt bei einer Eskalation der Ereignisse. Dass ihnen die Handys weggenommen werden, erscheint dagegen angesichts der aktuellen Wirklichkeit fast schon vernünftig: “Oder wollen sie, dass das ganze Land wegen dieser Tweets aus dem Ruder läuft?” begründet der Regierungschef die Maßnahme. Manchmal würden auch aufrechte Demokraten einem Attila Hildmann gerne das Mobiltelefon aus der Hand nehmen.
Zwischen Parodie und Actionthriller
Contamination – Tödliche Parasiten wirkt zumindest in seiner ersten Hälfte fast wie eine Komödie. Dass Jae-hyuk den Rest seiner Familie immer nur beim Essen sieht, ist ein Running Gag, dessen Sinnhaftigkeit erst im weiteren Verlauf erkennbar wird. Hinzu kommen einige fast schon alberne Szenen. Wenn seine Frau Gyung-seon (Moon Jeong-hee) lautstark rülpst, und als Entschuldigung sagt: “Sei froh, dass ich nicht pupse”, ist das eher ein Schenkelklopfer für Zwölfjährige. Wenn sich die durstigen Menschen massenweise ins Wasser und sogar in Aquarien stürzen, wirkt das so übertrieben, dass man den Film tatsächlich als Parodie begreifen möchte, womöglich auf die konkrete Angst von Menschen vor Rosshaarwürmern.
Parodistisch wirken auch die Szenen, in denen die Entscheidungsträger wichtige Beschlüsse fassen: Sie eilen in Gruppen durch irgendwelche Gänge, der dynamische Anführer vorneweg. Einer befiehlt, die anderen gehorchen. Bilder, die man seit den 1950er Jahren gut aus japanischen Kaijū-Klassikern a la Godzilla in Erinnerung hat. Nun, als Parodie wäre dies alles zwar auch nicht erste Sahne, ginge aber noch in Ordnung. Als unfreiwillige Komik in einem Disaster-Movie wäre es etwas seltsam. Also im Zweifel für den Angeklagten.
Konfuse Hektik ermüdet
Diese Unentschiedenheit zwischen Komik und Dramatik ist einer der größten Schwachpunkte des Films, aber nicht sein einziger. Viele Dialoge sind etwas steif. Insbesondere in den ersten Szenen wird krampfhaft versucht, ganze Familiendramen in wenigen Sätzen konzentriert unterzubringen. Je konfuser die Lage, desto hektischer wird dann der Film. Wackelkamera, extrem schnelle Schnitte und abrupte Szenenwechsel sollen vermutlich die zunehmende Verwirrung der Protagonisten auf den Zuschauer abfärben lassen. Das klappt nur bedingt. Manchmal wirkt das komisch, oft aber auch ermüdend.
Hinzu kommen die wenig berauschenden darstellerischen Leistungen. Immerhin kann Kim Dong-wan als ambivalenter Bruder mit Charisma überzeugen. Der Rest des Casts bleibt eher farblos, auch wenn Moon Jung-hee einen Preis als beste Nebendarstellerin erringen konnte. Doch für westliche Sehgewohnheiten wirkt auch ihr Spiel stark überzogen.
Mein Fazit zu Contamination – Tödliche Parasiten
Der erste südkoreanische Seuchenthriller bewegt sich unentschlossen zwischen Katastrophenaction und Parodie. Mit großem Aufwand auch an Statisten umgesetzt und gut fotografiert verliert sich die Geschichte von Contamination – Tödliche Parasiten in konfuser Hektik. Die Charaktere bleiben fahl. Dabei hätte die Storyline mit ihren gesellschaftskritischen Implikationen durchaus Tiefgang haben können, würde sie nicht durch schwammige Dramaturgie verwässert. Was ja zumindest zum Thema des großen Durstes passt. Ein Film, der dem südkoreanischen Publikum sicher stärkere Identifikationsanreize bieten kann, als dem europäischen. Für Fans asiatischer Filme empfehlenswert, für alle anderen nur bedingt.
Contamination – Tödliche Parasiten ist seit dem 9. April 2021 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich, als VoD gibt es den Film bereits seit dem 12. März.
Unsere Wertung:
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