Das Attentat – The Man Standing Next ist ein von wahren Begebenheiten inspirierter Politthriller aus dem aktuell wohl angesagtesten Kinoland der Welt: Südkorea. Ein weiterer Tipp für Cinephile oder doch eher Standardware?
[su_youtube URL=“https://www.youtube.com/watch?v=TqwbT3Tahqg&feature=youtu.be“]
Titel | Das Attentat - The Man Standing Next |
Jahr | 2020 |
Land | South Korea |
Regie | 우민호 |
Genres | Drama, Thriller |
Darsteller | 이병헌, 이성민, 곽도원, 이희준, 김소진, 서현우, 김민상, 김홍파, 박지일, Ji Hyun-jun, 박성근, Lee San-ho, Kim Seung-hoon, 주석태, 이양희, Jo Hye-joo, John D. Michaels, Lee Seung-jin, Park Hyun-woo, Choi Jae-hoon, Choi Woo-jun, Son In-yong, 정미형, Kim Dong-hwan |
Länge | 114 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Das Attentat – The Man Standing Next
Südkorea, 1979: Präsident Park Chung-hee (Lee Sung-min) ist nach der Revolution Anfang der 60er Jahre mittlerweile 18 Jahre an der Macht. Beginnen wird der Film mit der Anweisung zum Attentat auf den diktatorischen Staatsmann. Doch der Stein, der diese Entwicklung ins Rollen brachte, bekam bereits 40 Tage zuvor den nötigen Anstoß. Der frühere Leiter des südkoreanischen Geheimdienstes KCIA, Park Yong-gak (Kwak Do-won), sagt in Washington, D.C. gegen seinen Präsidenten aus und kündigt die Veröffentlichung seiner Memoiren mit allen Details an – in der Hoffnung auf Asyl in den USA. Deswegen soll dessen Nachfolger Kim Gyu-pyeong (Lee Byung-hun) die Schriften sicherstellen und dem Präsidenten überreichen. Doch Kim beginnt langsam selbst an seinem Staatsoberhaupt zu zweifeln…
Hintergrund & Fokus
Der Politthriller basiert dabei lose auf den Veröffentlichungen aus der südkoreanischen Tageszeitung Dong-a Ilbo, die sich auf Aussagen von den Leitern des Geheimdienstes berufen. Da sich Regisseur Woo Min-ho allerdings einige kreative Freiheiten genommen hat, änderte er die Namen aller Beteiligten leicht ab – außer die des Präsidenten Park Chung-hee, eine der umstrittensten Persönlichkeiten der südkoreanischen Geschichte. Einerseits festigte er rein wirtschaftlich die zu dem Zeitpunkt noch arg vom Koreakrieg gebeutelte Nation und legte damit das Fundament, auf dem die heutige Industrienation steht. Andererseits unterdrückte er – selbst früher Revolutionär – die Demokratiebewegung des Landes mit diktatorischer Eisernheit.
In den 40 Tagen bis zum tatsächlichen Attentat entfaltet sich dann eine durchaus spannende Geschichte, die im Westen eher unbekannt sein dürfte. Trotz einiger zu merkender Namen und obwohl die politischen Umstände eher vage sind, ist das Geschehen allerdings auch für Zuschauer ohne Vorwissen leicht nachzuvollziehen. Denn im Mittelpunkt stehen die Spannungen zwischen den Charakteren, allen voran zwischen Kim Gyu-pyeong und Kwak Sang-cheon (Lee Hee-joon), dem Sicherheitsleiter des Präsidenten, sowie dem Militärchef Chun Doo-hyeok (Seo Hyun-woo), die beide mehr und mehr Einfluss auf den Präsidenten gewinnen. Das geht soweit, dass das Staatsoberhaupt mit Panzern und Luftwaffe gegen Protestierende vorgehen würde – das passt Kim ganz und gar nicht.
Perspektive in Grautönen
Rückblenden zur Erleichterung der Verständlichkeit sind schwarzweiß, die Charaktere sind dagegen eher in Grautöne gehalten; ein klassisches Gut gegen Böse gibt es nicht. Jeder hat hier seine Leichen im Keller – mal sprichwörtlich, mal wortwörtlich. Auch das Ende bleibt offen und lässt den Zuschauer grundsätzlich entscheiden, was die letztendlichen Beweggründe für das Attentat waren, auch wenn doch relativ deutlich impliziert wird, dass Kim auf der moralisch richtigen Seite steht. Das ist allein schon dadurch gegeben, dass wir der Geschichte vorrangig aus der Perspektive Kims folgen. Und auch als nach dem packenden Ende die realen Personen durch Archivaufnahmen ihre Sichtweisen erläutern, hat Kim Jae-gyu (auf dem Kim Gyu-pyeong basiert) das letzte Wort.
Koreanische Starpower
Verkörpert wird der Protagonist durch einen echten Superstar: Lee Byung-hun ist der mittlerweile in der breiten Masse wohl bekannteste Hollywood-Import aus Südkorea. Erste größere Aufmerksamkeit erlangte er zur Jahrtausendwende durch Park Chan-wooks Joint Security Area. Mit seinen drei groß angelegten Rollen in den Filmen von Kim Jee-woon – dem Action-Drama Bittersweet Life, der Western-Persiflage The Good, The Bad, The Weird und dem nihilistischen Rachethriller I Saw the Devil – verschaffte er sich nicht nur in seinem Heimatland großes Ansehen und so klingelte 2009 das Telefon aus Hollywood für eine Rolle in G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra. Mit dessen Fortsetzung sowie mit R.E.D. 2, Terminator: Genisys und dem 2016er Remake von Die glorreichen Sieben konnte er sich im Popcorn-Kino der amerikanischen Filmeschmiede auch international einen Namen machen. Zuletzt war er im südkoreanischen Katastrophenfilm Ashfall zu sehen.
Dass er nicht nur stumpfe Action, sondern auch großes Schauspiel kann, beweist er unterdessen nicht zuletzt in Das Attentat. Sein Spiel ist sehr nuancenreich, denn als hohes Tier im politischen System Südkoreas ist er meist gefasst, aber bestimmt – und wenn er doch mal die Fassung verliert, dann aber richtig. Die Wut bringt sein Gesicht zum Zittern, die Stimme fängt das Beben an. Allgemein weiß er mit seinem Sprachorgan gut umzugehen; zumindest im koreanischen Original können seine Betonungen und sein Anheben und Senken der Stimme überzeugen. Dem von Lee gespielten Kim steht vor allem Sicherheitsleiter Kwak gegenüber, dem indes leider jegliche Nuancen fehlen. Er wird als absoluter Vollidiot dargestellt, selbst sein Laufstil wirkt vollkommen trottelig. Klar, spätestens seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten kann man sich derlei Charaktere durchaus in wichtigen Positionen vorstellen, hier wirkt es allerdings einfach nur penetrant und aufgesetzt.
Effektive Inszenierung
Zurückhaltend ist dagegen die Inszenierung von Das Attentat. Die ist äußerst effektiv und schnörkellos; wohlwollend kann man sagen, dass sie zu keinem Zeitpunkt von der Geschichte ablenken will. Andersherum wäre aus künstlerischer Sicht zu bekritteln, dass sie bis auf ein paar tolle Bilder kaum bis gar keine Besonderheiten liefert – hier ist der aufmerksame Zuschauer von einigen südkoreanischen Produktionen in den letzten Jahren besseres gewohnt. Besonders generisch ist dabei die Musik, die im Hintergrund vor sich hin schlummert und wummert und einige wichtige Momente durch anschwellende Lautstärke dramatisiert. Klanglich erinnert sie dabei etwas an die Modern Warfare-Teile aus der Videospielreihe Call of Duty – hämisch könnte man sagen, sie stammt aus der Feder einer billigeren Version von Hans Zimmer.
Der Fokus liegt eben – wie bereits erwähnt – ganz klar auf der Geschichte und dem Hauptcharakter, der durch seine Ambivalenz stets mit Interesse verfolgt wird. Da stören auch die ein oder anderen klischeehaften Momente nicht übermäßig. Beispielsweise wenn wichtige Persönlichkeiten im Theater sitzen, während ihre Befehle ausgeführt werden. Eine typische Parallelmontage, die in ähnlicher Variante bereits hunderte Male im Kinosessel zu betrachten war. Auch wenn zur Erklärung für den Zuschauer nochmals Teile von vergangenen Szenen eingespielt werden, wirkt das etwas unbeholfen. Doch im Großen und Ganzen sind sowohl Erzählung des Films als auch die Inszenierung grundsolide.
Unser Fazit zu Das Attentat – The Man Standing Next
Zwar liefert der Politthriller keine wirklich neuen Ansätze und spult im Grunde nur bereits vielfach Gesehenes ab, ist dabei in seiner Erzählung und Inszenierung aber immerhin solide. Die spannende Geschichte gipfelt in einem packenden Ende, bis zu dem wir den Protagonisten Kim (stark gespielt von Lee Byung-hun!) stets mit Interesse folgen.
Das Attentat – The Man Standing Next erscheint am 14. August auf Blu-ray und DVD.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures