1988 erschien endlich das Sequel Phantasm 2 und hatte dank des größeren Budgets mehr Splatter und Action zu bieten als der extrem günstig produzierte Vorgänger. Don Coscarelli war als Regisseur und Autor wieder an Bord. Doch wie gut ist die Fortsetzung wirklich?
Titel | Das Böse 2 |
Jahr | 1988 |
Land | United States of America |
Regie | Don Coscarelli |
Genres | Action, Horror, Science Fiction, Thriller |
Darsteller | James Le Gros, Reggie Bannister, Angus Scrimm, Paula Irvine, Samantha Phillips, Kenneth Tigar, Ruth C. Engel, Mark Anthony Major, Stacey Travis, J. Patrick McNamara, A. Michael Baldwin, Irene Korman, Troy Fromin, Katie Carlin, June Jordan, Ed Gale, Phil Fondacaro |
Länge | 97 Minuten |
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Die Handlung von Phantasm 2
Phantasm 2 schließt unmittelbar an die Ereignisse des ersten Teils an. Gerade als Mike (James LeGros) von seinem Freund Reggie (Reggie Bannister) erfahren hat, dass sein Bruder bei einem Autounfall gestorben ist, nehmen ihn die kleinwüchsigen Schergen des Tall Man gefangen. Doch mit der Hilfe seines Freundes entkommen beide aus Mikes Elternhaus, das kurz danach durch eine Explosion in Flammen aufgeht.
Sieben Jahre später wird Mike aus einer Nervenheilanstalt entlassen, weil er nach der Einschätzung seiner Therapeuten von seinen Wahnvorstellungen befreit wurde. Doch die Zeichen stehen auf Rache. Gemeinsam mit Reggie macht sich Mike auf die Suche nach dem Tall Man und seinen Helfern. Denn über die telepathische Verbindung zu dem Mädchen Liz (Paula Irvine) erfährt Mike, dass dieser immer noch sein Unwesen treibt. Er rottet nicht mehr nur seine Heimat Morningside, sondern viele weitere Städte nach und nach aus. So entwickelt sich ein alptraumhafter Roadtrip, um Liz aus den Fängen des Tall Man zu retten und ihm endgültig das Handwerk zu legen.
Die Rückkehr des Schöpfers
Rund zehn Jahre nachdem Don Coscarelli mit Phantasm (im Deutschen schlicht Das Böse) einen stilistisch beeindruckenden und enorm eigenständigen Horrorfilm hingelegt hatte, kehrte er 1988 für die erste der insgesamt vier Fortsetzungen zurück. War der talentierte Regisseur und Autor bis dahin untätig gewesen? Nein, aber sein Fantasy-Projekt The Beastmaster (1982) war finanziell nicht gerade ein durchschlagender Erfolg. Da kam es natürlich wie gerufen, dass Universal insgesamt 3 Millionen (und damit das höchste Budget der Reihe) bereitstellte, um Phantasm 2 möglich zu machen.
Dass ein Filmemacher zu seinem eigenen Franchise zurückkehrt, um an alte Erfolge anzuknüpfen, ist dabei nicht unüblich. Man denke beispielsweise an Sam Raimi, der nach zwischenzeitlichem Misserfolg einen weiteren Hit mit Evil Dead 2 landete. Doch wie so oft war mit dem zur Verfügung gestellten Studiogeld auch eine gewisse Erwartungshaltung in der Umsetzung verbunden, die der künstlerischen Freiheit Coscarellis in die Quere kam. Ganz grundsätzlich erscheint Phantasm 2 audiovisuell als deutlich hochwertiger als sein Vorgänger, der mit nur 300.000 US-Dollar realisiert wurde.
Doch Universal erlaubte keine Traumsequenzen oder ähnliche Elemente, die den Zuschauer verwirren könnten. Das Ergebnis? Die Handlung wird wesentlich geradliniger erzählt und lässt sich besser nachvollziehen. Dafür fehlt der Fortsetzung nahezu ganz der eigenwillige und gewissermaßen einzigartige Charme des grandiosen Erstlings. Die fiebertraumartige Atmosphäre weicht größtenteils einer generischen Horrorstimmung, wodurch Phantasm 2, gerade bei der starken Konkurrenz in den 80er-Jahren, leider an Wiedererkennungswert und Eigenständigkeit verliert. Während sich Horrorfans darüber freuen dürften, dass die späteren Special-Effects-Ikonen Greg Nicotero and Robert Kurtzman die Splatter-Sequenzen des Films arrangierten, enttäuscht auch die von Universal forcierte Neubesetzung der Hauptrolle durch James LeGros.
Mehr von … allem?
Typischerweise steht Phantasm 2 als Sequel und dank des höheren Studio-Budgets ganz im Zeichen des “Mehr”. Das heißt mehr Action, mehr Splatter, mehr Tall Man, mehr Zwerge, mehr fliegende Kugeln und mehr Schauplätze. Fakt ist: Coscarelli tut gut daran, das Setting zu erweitern und das morbide Handwerk des Tall Man über die Kleinstadt Morningside hinaus auf die USA als Ganzes auszuweiten. Nachdem die letzten Verbindungen von Mike und Reggie zu ihrem Heimatort gekappt wurden, entwickelt sich Phantasm 2 zu einem Roadmovie. Wir folgen Mike und Reggie bei der Spurensuche und Verfolgung des Tall Man durch die amerikanische Einöde. Abgelegene Ortschaften verkommen zu Geisterstädten, weil der Tall Man nicht nur die Toten, sondern auch alle Lebenden einsammelt, um sie nach und nach zu seinen Sklaven zu machen.
Während der Film die traumhaft-verstörende Stimmung des Vorgängers vermissen lässt, sorgen zumindest diese ausgestorbenen Städte zusammen mit den unheimlichen Friedhofsanlagen für eine wohlige Gruselstimmung. Einen Horrorfilm über weite Strecken als düsteres Roadmovie aufzuziehen, ist ebenso mutig wie erfrischend. Doch obwohl Phantasm 2 als Fortsetzung deutlich schneller in die Vollen gehen könnte, entwickelt sich der Plot und der Spannungsbogen fast genauso langsam wie im Vorgänger.
So hat man an sich an den gleichförmigen Weiten der amerikanischen Landschaft mit der Zeit satt gesehen und wartet sehnsüchtig, dass Mike und Reggie endlich dem Tall Man zur finalen Schlacht gegenübertreten. Zudem durchlebt die junge Liz in der Zwischenzeit anhand ihrer Großeltern noch einmal ähnliches wie Mike im ersten Teil. Der heiß erwartete Showdown erfolgt wieder mal nur in den letzten 20 Minuten, um dann erneut ein größtenteils entschädigendes Effektfeuerwerk abzubrennen.
Tschechows Gewehr hat Ladehemmungen
Es ist geradezu ärgerlich, wie Phantasm 2 dem Zuschauer viel zu früh einen launigen Action- und Splatterspaß nach dem typischen “Bigger is better”-Prinzip verspricht. So brechen Mike und Reggie vor ihrem Roadtrip in einen Baumarkt ein, um sich mit Kettensäge, Flammenwerfer, Hämmern und diversen Waffen auszurüsten. Reggies selbstgebastelte vierläufige Schrotflinte wird aber im ganzen Film nur ein einziges Mal abgefeuert. Mike wiederum darf seinen Flammenwerfer nutzlos durch die Gegend tragen. Während das Publikum sich also freudig die Hände reibt, schippert die Handlung erstmal als größtenteils ereignisloses Roadmovie durch die erste Stunde.
Phantasm 2 ist darüber hinaus der einzige Teil, der auch heutzutage noch eine satte 18er-Freigabe trägt. Und das ist durchaus gerechtfertigt. Denn zu den bekannten silbernen Kugeln gesellen sich auch noch goldene, die sich mit ihren kreisrund rotierenden Klingen in Windeseile wie Termiten im Zeichentrick durch menschliche Körper fräsen. Das Mehr an Budget wurde glücklicherweise auch in mehr Effekte wie Latexmasken und das gelbfarbige Blut der alienartigen Antagonisten um den Tall Man gesteckt.
Neues aus dem Phantasm-Universum?
Das Schöne an einer zusammenhängenden Reihe wie Phantasm ist natürlich, dass man als Zuschauer immer wieder in das Universum eintauchen kann und sich darauf freut, wie die einzelnen Elemente weiterentwickelt und die Figuren und ihre Erlebnisse weitererzählt werden. So darf der Tall Man in Phantasm 2 auf eine größere Horde an Zwergen zurückgreifen. Diese bekommen hier quasi einheitlich eine monströse Latexfratze unter der Kapuze spendiert. Dabei sollten sich doch laut des Originals nur geschrumpfte Menschen unter der Kutte verbergen.
Ebenso irritierend wirken die zwei neuen Gehilfen des Tall Man, die wohl während Mikes Aufenthalt in der psychiatrischen Anstalt angeworben wurden, um den Chef dieser etwas anderen Monster AG zu entlasten. So kümmert sich nun ein geheimnisvoller Mann mit Gasmaske, genannt Totengräber, um das Ausbuddeln der Särge und Leichname. Ein weiterer Anzugträger sorgt für die Einäscherungen, was etwas kontraproduktiv wirkt, wenn der Plan lautet, aus den Leichen Sklaven zu machen. Dafür dürfen wir nun miterleben, wie das Blut aus den toten Körpern herausgesaugt und durch die bereits bekannte gelbe Flüssigkeit ersetzt wird.
Neben diesen Ungereimtheiten im Detail ist die telepathische Beziehung zwischen Mike und Liz das neue Kernelement von Phantasm 2. Diese besondere Begabung wirkt ebenso lieblos hineingeschrieben wie die Liebesbeziehung der beiden, um Mike und Reggie nicht nur auf Rachefeldzug, sondern auch auf Rettungstour für Liz zu schicken. Warum zudem beide Teenager eine ebenso besondere mentale Verbindung zum Tall Man angedichtet bekommen, wird nie wirklich erklärt. So scheint es schlichtweg Mikes Bestimmung zu sein, seinen Widersacher aufzuspüren und dessen Machenschaften ein für alle mal zu beenden.
Unser Fazit zu Phantasm 2
Mehr Budget, weniger Ideen: Aus dem eigenwilligen und äußerst kreativen Erstling wurde zehn Jahre später ein Studioprojekt, das in allen Belangen professioneller, glatter und vor allem generischer daherkommt. Etwas Love Story hier, ein massentauglicher Hauptdarsteller da und ein geradliniger Plot dort machen aus Phantasm 2 einen deutlich weniger ausgefallenen Horrorfilm. Während der Zuschauer bereits früh einen blutigen Action- und Horrorspaß suggeriert bekommt, sorgt stattdessen ein ungewöhnlicher Roadtrip für moderate Gruselstimmung. Erst in der letzten halben Stunde holt die Fortsetzung die Kohlen aus dem Feuer und bietet wieder mal prickelnden Splatterspaß.
Phantasm 2 ist zwar nicht wesentlich schlechter als sein Vorgänger, aber muss sich eben den Vorwurf gefallen lassen, dass er kaum etwas Neues zu bieten und zu erzählen hat. Gerade bei der starken Konkurrenz an Horrorfilmen in den 1980er-Jahren reiht sich diese Fortsetzung irgendwo im Mittelfeld ein und dürfte nur noch Fans der Reihe wirklich überzeugen.
Unsere Wertung:
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