Home Sweet Home – jeder wünscht sich ein Zuhause, in dem man sich sicher und geborgen fühlt. Das altehrwürdige Anwesen von Hill House ist jedoch mehr schauriges Spukschloss als trautes Heim. 1999 versuchte sich Speed-Regisseur Jan de Bont mit Das Geisterschloss an einem Remake des Gruselklassikers Bis das Blut gefriert (1963) um das geheimnisumwobene Herrenhaus. Ob das für schaurig-schöne Gänsehaut oder verzweifeltes Haare Raufen sorgt, erfahrt Ihr in unserem Review.
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Titel | Das Geisterschloss |
Jahr | 1999 |
Land | United States of America |
Regie | Jan de Bont |
Genres | Horror, Thriller, Fantasy, Mystery |
Darsteller | Liam Neeson, Lili Taylor, Catherine Zeta-Jones, Owen Wilson, Bruce Dern, Marian Seldes, Alix Koromzay, Todd Field, Virginia Madsen, Michael Cavanaugh, Tom Irwin, Charles Gunning, Saul Priever, M.C. Gainey, Hadley Eure, Kadina de Elejalde, Alessandra Benjamin, Karen S. Gregan, Brandon Jarrett, Mary McNeal, William Minkin, Debi Derryberry, Jessica Evans, Sherry Lynn, Miles Marsico, Courtland Mead, Kelsey Mulrooney, Kyle McDougle, Hannah Swanson, Travis Tedford |
Länge | 113 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Microsoft Store Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Microsoft Store, Freenet meinVOD |
Worum geht es in Das Geisterschloss?
Dr. Marrow (Liam Neeson) erforscht das psychologische Phänomen der menschlichen Angst. Um die Finanzierung seiner Arbeit zu sichern, tarnt er eine Studie als „Schlafstörungsforschung“ und lädt eine Handvoll freiwilliger Probanden ins Hill House ein, einem verlassenen Herrenhaus mit paranormaler Aura. Darunter ist auch Eleanor (Lili Taylor), die ihr Lebtag ihre kranke Mutter pflegen musste und in der Studie ihre Chance auf ein kleines Abenteuer sieht. Die anfängliche Begeisterung über die architektonischen Sonderheiten des Anwesens wandelt sich jedoch bald in panische Angst, denn nachts passieren unheimliche Dinge in den alten Gemäuern…
Willkommen zurück in Hill House
Alles begann 1959, als US-Autorin Shirley Jackson ihren Schauerroman Spuk in Hill House veröffentlichte. Die Geschichte um den Großindustriellen Hugh Crane und den Fluch, der auf seinem prachtvollen Anwesen liegt und jeden Bewohner heimsucht, lässt bis heute Lesern weltweit die Nackenhärchen zu Berge stehen. Kein Wunder also, dass Jacksons Buch bis heute bereits dreimal als Film oder Serie adaptiert wurde: Regisseur Robert Wise schuf 1963 mit Bis das Blut gefriert einen zeitlosen Gruselklassiker in schwarz-weiß, der durch subtilen Psychohorror und revolutionäre Kamerafahrten zu Recht Kultstatus genießt.
2018 orientierte sich Oculus-Schöpfer Mike Flanagan mit seiner Netflix-Serie Spuk in Hill House am Ursprungsstoff und transportiere ihn mit jeder Menge inszenatorischem Einfallsreichtum ins nächste Jahrtausend. Und dann war da noch das Jahr 1999: Steven Spielbergs Filmschmiede DreamWorks Pictures beauftragte den niederländischen Action-Regisseur Jan de Bont, bekannt für die Speed-Filmreihe, mit einer Neuauflage. Heraus kam Das Geisterschloss – ein Film mit Licht und Schatten.
Die Geister, die ich rief
Das Grundrezept für Das Geisterschloss ist simpel: Man nehme als Basis ein altes Herrenhaus, eine Handvoll naiver Protagonisten und ein ganzes Einmachglas gruseliger Gespenster. Das ergibt wahrlich keine Festtagstorte, aber ein einfacher Blechkuchen tut’s ja auch. De Bonts Gruselstreifen gibt sich bedeutungsschwanger und will seiner Hauptfigur Eleanor „Nell“ Vance eine tragische Hintergrundgeschichte mit mystischem Twist verpassen. Was anfangs immerhin Neugier beim Publikum anregt, wandelt sich mit jeder Wendung mehr und mehr in dröges Desinteresse. Autor David Self schafft es zu keinem Zeitpunkt, den Psychoterror der Vorlage auf seine Figuren oder das Setting zu übertragen. Eines von Shirley Jacksons stärksten Elemente, der Fokus auf Eleanors monologisierten Gedanken, fällt völlig hinten runter. Auch der namhafte Cast um Liam Neeson kommt nie zum Zug und spielt uninspiriert seine Szenen herunter. Ob gemeinsame Abendessen mit anzüglichen Witzen, Gruselgeschichten am Kaminfeuer oder Kampfeinlagen mit lebendig gewordenen Greifenstatuen – alles wirkt blutleer und lieblos.
Die CGI-Hölle
Das Einzige, was die wirre und überdramatisierte Handlung noch übertrifft, sind die Spezialeffekte von Das Geisterschloss. Die anfangs noch schaurige Inszenierung vom Anwesen mit seinen pompösen Zimmern und endlosen Fluren driftet nach der ersten Stunde in ein Dauer-CGI-Feuerwerk aus der Hölle ab. Die kindlichen Geister, die das verfluchte Herrenhaus bevölkern, offenbaren sich nach und nach als heimliche Beobachter der menschlichen Besucher: Sie lassen Vorhänge wehen, Türen schlagen und tarnen sich sogar als Kopfkissen. Sie werden jedoch vom verstorbenen Hausherrn Hugh Crane verfolgt, der sie als Unterhaltungssklaven in seinen Gemäuern gefangen hält. Und wenn der gruselige Ebenezer Scrooge-Verschnitt die Bühne betritt, biegen sich wortwörtlich die Balken: De Bont zeigt das Geisterschloss als lebendes Schauergemäuer, das jederzeit Physik und Logik außer Kraft setzen kann. So werden Statuen, Bettgestelle und Dachgebälk handgreiflich und machen unbarmherzig Jagd auf die Eindringlinge. Das würde auch funktionieren, wären die Spezialeffekte nicht so grausig anzusehen.
Haben Sie herausgefunden, was Sie wissen wollten, Doktor?
Es gibt jedoch auch positive Aspekte an Das Geisterschloss. Einer hiervon ist das Produktionsdesign: Hill House wirkt wie ein abstraktes Puzzle aus diversen englischen Landschlössern. Zahllose Statuen, Büsten und Putten schmücken die meterhohen Steinsäle, während die Zimmer pompös bis unter die Decke mit storchbeinigem Edelholzmobiliar ausgestattet sind. Auch der Aufbau des Hauses wirkt wie ein Labyrinth mit abenteuerlichen Fluren und Flügeln, sogar ein komplett verspiegelter Tanzsaal mit Spieluhrmechanismus ist vorhanden. Detailliebhaber kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Auch die Kamera hebt die Absurdität vom Spukhaus abseits des Animationswahnsinns durch imposante Bilder hervor und spielt solide mit Licht und Dunkelheit. Und sogar musikalisch kann der Gruselfilm einiges wettmachen. Komponisten-Legende Jerry Goldsmith steuerte die musikalische Untermalung bei und kreierte einen schaurig-schönen Soundtrack.
Unser Fazit zu Das Geisterschloss
Die filmische Neuadaption von Shirley Jacksons Schauerroman Spuk in Hill House verursacht Gänsehaut, jedoch von der unangenehmen Sorte. Jan de Bont inszeniert ein wirres und effektüberladenes Geisterbahnspektakel, das weder gruselt noch gut unterhält. Der Speed-Regisseur jagt seinen namhaften Cast um Liam Neeson und Co. quer durch das imposant hergerichtete Landschloss, ohne dabei atmosphärische oder schreckhafte Erwartungen an einen Gruselfilm zufriedenstellend zu erfüllen. Lediglich das Produktionsdesign und der Score von Jerry Goldsmith wissen zu beeindrucken. Die Blu-ray-Auswertung tut Das Geisterschloss zudem einen Bärendienst, da die schlechten Animationen noch stärker herausstechen und den Unterhaltungswert noch weiter schmälern.
Das Geisterschloss erschien am 10. Dezember 2020 auf Blu-ray.
Unsere Wertung:
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