Das SF-Drama Das letzte Land zeigt uns zweierlei: Dass in Deutschland nicht nur RomCom geht und es keine Unsummen braucht, um einen wettbewerbsfähigen Genrefilm zu produzieren. Auf dem SHIVERS Film Festival konnten wir den Film sehen. Warum ihr ihn euch vormerken solltet, lest ihr in unserer Review!
Titel | Das letzte Land |
Jahr | 2021 |
Land | Germany |
Regie | Marcel Barion |
Genres | Drama, Science Fiction |
Darsteller | Torben Föllmer, Milan Pešl, Vincenz Türpe |
Länge | 113 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Google Play Movies, YouTube, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Google Play Movies, YouTube, MagentaTV, Videoload, Verleihshop |
Das letzte Land – Handlung
Adem (Torben Föllmer) ist auf der Flucht. Er ist aus einem Gefängnis ausgebrochen und konnte sich bei seiner Reise durch die Wüste nur noch knapp in einem alten Raumschiff-Wrack verstecken, bevor ein Sandsturm ihn erwischt. Doch als er sich gerade in Sicherheit wiegt, taucht auch schon sein Verfolger auf und will ihn festnehmen. Nach einem kurzem Disput stellt Novak (Milan Pešl) allerdings fest, dass das vermeintliche Raumschiff-Wrack noch intakt ist. Daraufhin beschließen die beiden unterschiedlichen Männer zusammen zu arbeiten und in den Weiten des Alls eine neue Heimat zu suchen…
Eine Reise ins Ungewisse
Das letzte Land erzählt von der Reise, die Adem und Novak erleben. Zuerst ohne wirkliches Ziel, sind beide auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Dies geschieht in einem recht langsamen Tempo, jedoch ohne dabei langweilig zu werden. Vielmehr zelebriert der Film jede einzelne Szene und lässt einem genug Zeit, um die vielen Details in ihrer Gänze zu erfassen. Ihre Reise durchs All birgt viele Gefahren. Sei es das fast schon ablegereife Raumschiff, das Pflege benötigt, Komplikationen von Außerhalb oder sogar Streitigkeiten zwischen den beiden Protagonisten. So entstehen immer wieder Situationen und Konflike, die es schnell zu lösen gilt. Denn die dichte und klaustrophobische Atmosphäre verstärkt sich mit der Zeit, weil die beiden vor ihren Problemen nicht weglaufen können. Sie sind auf dem Schiff quasi zusammen gefangen.
Adem und Novak sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Eigenschaften, Stärken und Schwächen. Während Novak eher der Typ für’s Grobe ist, das Schiff funktionsfähig hält und es fliegt, so ist die Hauptaufgabe von Adem ihre Reise in den Logbüchern zu dokumentieren. So erfahren wir nicht nur Dinge, die zwischen den Szenen passieren, sondern erhalten auch Einblick in seinen Kopf, wie er über die Reise und seinen Gefährten denkt. Denn die Geschichte entfaltet sich erst nach und nach. Das letzte Land wirft dem Zuschauer immer wieder kleine Häppchen hin, die am Ende ein Ganzes bilden. Mit dabei ein seltsames Signal, welches die beiden von ihren Instrumenten abgelesen haben, aber nicht recht zuordnen können.
Die Geschichte in der Geschichte
Außerdem erzählt Das letzte Land neben der eigentlichen Geschichte, der Reise, auch noch eine längst vergangene. Und zwar die der alten Crew des Schiffs. Das passiert hauptsächlich über das Logbuch dieser Crew, durch das sich Adem über die Laufzeit des Films durcharbeitet. Manchmal muss man minutenlang die grell-grünen Textblöcke auf dem Bildschirm lesen, um das ganze Außmaß der letzten Expidition zu erfahren. Aber auch über die vielen kleinen Details, die teilweise gar nicht erwähnt werden oder nur als Randbemerkung fallen. Zum Beispiel über Kleidung und Gegenstände, die im Schiff verteilt sind, oder die Tatsache, dass alle Lautsprecher im Schiff zerschnitten zu sein scheinen. Diese zweite Geschichte des Films verteilt sich bildlich über das gesamte Setting im Raumschiff.
Die Liebe zum Detail
Die Hightlights von Das letzte Land sind auf jeden Fall das Setdesign und die tollen praktischen Effekte, die sogar diverse internationale Preise gewonnen haben. Das Raumschiff selbst bildet ein vollständiges Set, welches die Crew vollständig selbst und aus eigenen Mitteln gebaut hat. Ebenso haben sie die Miniaturen entworfen und zusammengesetzt, die für die Außenaufnahmen des Raumschiffs verwendet wurden. Denn durch die Detailverliebtheit, die in das Set und in die Miniaturen des Kammerspiels geflossen ist wurde, wirkt er sehr authentisch und greifbarer als vergleichbare Filme, die vieles mit CGI kaschieren würden. Generell sieht der Film, besonders in Anbetracht der Produktionsbedingungen, einfach sehr stimmig aus.
Ein komplettes Making Of gibt es auf der Website des Films zu sehen, wird aber auch Teil der physichen Veröffentlichung sein, die im Laufe des Sommers 2021 erscheinen soll.
Unser Fazit zu Das letzte Land
Das letzte Land ist kein sehr zugänglicher Film, denn er ist langsam, schwer greifbar und dramaturgisch nicht immer ganz rund. Aber wenn man die Geduld aufbringt, auf Details achtet und über ein paar Schönheitsfehler hinwegblicken kann, dann öffnet er sich in all seiner Pracht und fesselt bis zur letzten Minute. Er belohnt einen dann mit schön inszenierten Szenen, einer sehr dichten Atmosphäre und einer Geschichte, die sehr viel mehr erzählt, als es zuerst den Anschein hat. Wer auch schon die großen Vorbilder 2001: Odyssee im Weltraum, Alien oder Solaris mochte, der kann hier eine Science-Fiction Perle aus Deutschland erleben, wie es sie lange nicht mehr zu sehen gab.
Das letzte Land soll im Sommer 2021 in den Kinos und auf DVD und Blu Ray erscheinen.
Unsere Wertung:
© Indeed Film