In Das Letzte, was er wollte verliert eine erfahrene Journalistin (Anne Hathaway) den Faden in ihrer eigenen Geschichte, als sie einen Auftrag für ihren Vater (Willem Dafoe) annimmt und damit unbewusst ins Zentrum der Story rückt, an der sie gerade arbeitet. Dee Rees (Mudbound) übernimmt die Regie der Adaption des gleichnamigen Romans von Joan Didion in dieser Netflix-Produktion. Ob der Film neben Ben Affleck und weiteren Oscarpreisträgern auf der Besetzungsliste auch durch seine Story überzeugen kann, erfahrt ihr in dieser Filmkritik.
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Titel | Das Letzte, was er wollte |
Jahr | 2020 |
Land | United Kingdom |
Regie | Dee Rees |
Genres | Drama, Thriller |
Darsteller | Anne Hathaway, Ben Affleck, Rosie Perez, Willem Dafoe, Edi Gathegi, Mel Rodriguez, Onata Aprile, Toby Jones, Carlos Leal, Ben Chase, Julian Gamble, Robert Sedgwick, Bill Kelly, David Vadim, César Galindez, Diomedes Rodriguez, Casiano Ancalle, Lee Markham, Betty Jeune, Laura Niemi, James Scully, Danny Loecken, Adam Hose, J. Scott Browning, DeVere Jehl, Dylan Wilson Barnes, Ed Berliner, Charles Gemmill, Barbara Andres, Sewell Whitney, Jené, Sarah Tolan-Mee, Janayra Reyes, Sandra Rodriguez, Yetta Gottesman, Romain Gateau, Antonio De Leo, Luis Echeverri, Brian Rechkemmer, Josette Pagan, Juan Carlos Diaz, Aurelio Lima, Camilo José Torres, Yasiel Trinidad, Marcos Ramos, Sulma Hernández, Maurim E. Chiclana Andino, María Ruperto, Norman Santiago, Axel Cintrón, Mariel Pabón, Francisco Viñolo, Kira Kirk, Jason Lumberjack Johnson, Matt Minich, Christopher Páez Rivera, Michael Biggam, Norman Grant, Iván Llanos, Abraham Henderson, Julio Gastón Ramos, Ndsettia Argyle, Michael Ray Davis, Lee Poehlman, Florent Gateau |
Länge | 116 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Was erzählt Das Letzte, was er wollte?
1984: Elena McMahon (Anne Hathaway) hätte eigentlich als Journalistin gerade genug damit zu, über die Präsidentschaftswahl zu berichten. Als ihre Mutter verstirbt, entscheidet sie sich jedoch dazu ihren Vater (Willem Dafoe) bei seiner Arbeit in Mittelamerika zu unterstützen. Schnell muss sie sich die Frage stellen, ob sie ihrem beruflichen Ethos treu bleiben will oder ob ihr die Loyalität zu ihrem Vater wichtiger ist. Der ist nämlich in illegale Waffengeschäfte verwickelt.
Ehe sich Elena versieht, ist sie selbst Teil einer Verschwörung. Diese zieht sehr weite Kreise. Nicht nur Guerillas in Nicaragua sind in die Machenschaften involviert, sondern Geheimdienste der USA und hohe Regierungskreise, allen voran der Diplomat Morrison (Ben Affleck).
Unsere Kritik:
Auf dem Papier könnten es kaum vielversprechender sein: Ein Politthriller mit überragendem Cast und von einer Regisseurin, die schon einmal in jüngster Vergangenheit einen Film gemacht hat, der das Niveau der Netflix-Filme auf einen Schlag anheben konnte. Und generell ist auch die Prämisse dieses Werks mehr als solide. Waffenhandel, Verschwörungen in der US-Diplomatie, eine ambitionierte Journalistin, die selbst in den Fall, über den sie berichtet, verstrickt wird.
Spannungsbogen – Fehlanzeige
Leider ist dieser Film im Ergebnis sehr schwer zu beurteilen, denn wirklich schlau darüber, was die eigentliche Geschichte sein soll, ist man auch nach den knapp zwei Stunden nicht. Vielmehr zerfällt Das Letzte, was er wollte in seine Einzelteile und die Auflösung am Ende sorgt weder für einen Aha-Moment, noch für eine Befriedigung beim Zuschauer. Der Aufbau könnte, wie er angelegt ist, eigentlich eine wirklich klassische Enthüllungs-/ Verschwörungsgeschichte im Stile von Die Unbestechlichen oder zuletzt Spotlight erzählen. Diese zeitlosen Klassiker sind deswegen so packend, weil sie eben genau wissen, in welchem Tempo und mit welchen Stilmitteln man Step by Step die Spannungskurve ansteigen lässt. Diese Formel vermisst man in Dee Rees’ neuem Politthriller schmerzlich.
Blasse Oscarpreisträger in Das Letzte, was er wollte
Wenn nun die Schauspieler in ihren Rollen überzeugen würden, könnte das ein orientierungsloses Skript eventuell noch an der ein oder andere Stelle übertünchen. Aber auch die Stars liefern nicht ab. Anne Hathaway wirkt ziemlich lethargisch und sorgt selten dafür, dass man ihr die Rolle einer eifrigen Enthüllungsjournalistin wirklich abnimmt. Was jedoch fast noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass sie auch als Tochter oder Mutter kaum authentisch rüberkommt.
Ben Affleck sehr unterkühlt
Was den zweiten Hochkaräter betrifft, ist der Eindruck zumindest etwas positiver. Das liegt zum einen daran, dass er sehr wenig Screentime hat und dadurch in Einzelszenen präziser seine Figur stets noch etwas mystifiziert lassen kann. Zum anderen passt die ebenfalls kalte Darstellung seines Charakters eindeutig besser auch zu seinem Rang im Film.
Der Rest war auch meist schon mal besser
Die weiteren Namen, mit denen Netflix augenscheinlich versucht, Fans gezielt zu adressieren sind Willem Dafoe, Rosie Perez und Toby Jones. Das Trio spielt alles in allem routiniert und insbesondere Dafoe zeigt doch wieder, wenn auch nicht wirklich passend für diesen Film, dass er mit großer Leidenschaft auch die ekligen Typen übernimmt. Perez, die zuletzt in Birds of Prey in einer doch wesentlich größeren Rolle mit von der Partie war, taucht ziemlich ab und leider taucht auch die interessante Figur von Jones viel zu kurz auf.
Schöne Kameraarbeit und tolle Locations
Dass die Crew eigentlich Potential für eine sehenswerten Film hat, sieht man in der wirklich guten Kameraarbeit. Die Szenen in Gebäuden sind top fotografiert und speziell die Außenaufnahmen machen deutlich, dass man scheinbar schon mit einem gewissen Budget arbeiten konnte. Ärgerlich, wenn man daraus so wenig Nachhaltiges macht.
Fazit zu Das Letzte, was er wollte:
Jedem Filmfan blutet das Herz, wenn Erwartungen, die ein Projekt schürt, so krass verfehlt werden. Es bleibt kaum eine Szene nach dem Abspann noch im Kopf und stattdessen fragt man sich, ob das jetzt ein Politthriller, ein Charakterdrama oder ein semidokumentdarisches Zeitbild aus den Achtzigern sein sollte, das nur in leisen Nebentönen eine aktuelle Politikkritik hat versucht mitschwingen zu lassen.
Wirklich empfehlen kann ich den Film Das Letzte, was er wollte niemandem, nicht mal Fans der Darsteller, da auch die ,nicht wie gewohnt, keinen Glanz versprühen.
Ich selbst habe die Vorlage nicht gelesen. Womöglich wären zumindest die Kenner hiervon noch am ehesten als Zielgruppe auszumachen.
Das Letzte, was er wollte ist ab dem 21. Februar 2020 bei Netflix abrufbar.
Unsere Wertung:
Alternativen zu Das Letzte, was er wollte:
Abschließend sollen noch drei Filme erwähnt werden, die man sich ansehen sollte, wenn man sich folgendes versprochen hat:
- Wer einen mitreißenden Film sehen will, der einen wahren Fall darstellt und ebenfalls sensationell besetzt ist, sollte sich Spotlight ansehen.
- Wer einen Film mit einem eiskalten Ben Affleck sehen will, der sollte doch lieber zu The Accountant ausweichen.
- Und wer “die Mutter aller Enthüllungsfilme” noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt Die Unbestechlichen mit Robert Redford und Dustin Hoffman nachholen.
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