Die Fortsetzung zu Deadpool 2 ging in letzten Jahren aufgrund der Disney-Turbulenzen durch die Produktionshölle. Als dann die Ankündigung kam, dass es zu einem Zusammentreffen von zwei der größten und beliebtesten Marvelfiguren kommt, war der Jubel grenzenlos. Doch kann Deadpool & Wolverine nun die hohen Erwartungen auch erfüllen?
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Titel | Deadpool & Wolverine |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | Shawn Levy |
Genres | Action, Komödie, Science Fiction |
Darsteller | Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin, Matthew Macfadyen, Dafne Keen, Jon Favreau, Morena Baccarin, Rob Delaney, Leslie Uggams, Jennifer Garner, Wesley Snipes, Channing Tatum, Chris Evans, Henry Cavill, Wunmi Mosaku, Aaron Stanford, Tyler Mane, Karan Soni, Brianna Hildebrand, Shioli Kutsuna, Stefan Kapičić, Randal Reeder, Lewis Tan, Nick Pauley, Sonita Henry, Ryan McKen, Nanak Phlora, Aydin Ahmed, Leemore Marrett Jr., James Dryden, Ollie Palmer, Greg Hemphill, Aaron W Reed, Mike Waters, Rob McElhenney, James Reynolds, Ed Kear, Paul G. Raymond, Blake Lively, Inez Reynolds, Nathan Fillion, Matthew McConaughey, OIin Reynolds, Paul Mullin, Alex Kyshkovych, Billy Clements, Daniel Medina Ramos, Jade Lye, Nilly Cetin, Eduardo Gago Muñoz, Chloe Kibble, Curtis Rowland Small, Ayesha Hussain, Jessica Walker, Harry Holland, Kevin Fortin, Luke Bennett |
Länge | 127 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Deadpool & Wolverine – Die offizielle Inhaltsangabe
Die Marvel Studios präsentieren ihren bisher größten Fehler. Seine Tage als Deadpool liegen hinter ihm, ein lustloser Wade Wilson schuftet im zivilen Leben. Doch als seine Heimat bedroht wird, zieht er widerwillig seinen super Anzug wieder an, um Wolverine zu überzeugen … was zur Hölle, schaut euch einfach den Film an!
Das Beste aus drei Welten?
Lange bevor überhaupt Gedankenspiele kursierten, so etwas wie das heutige Marvel Cinematic Universe aufbauen zu wollen, gab es bei Fox mit den X-Men eine erfolgreiche Superhelden-Reihe – und lange bevor Robert Downey Jr. als Ironman zum Megastar wurde oder auch nur Tobey Maguire sich erstmalig in die Herzen des globalen Mainstream-Publikums schwingen durfte, war bereits Hugh Jackman als Wolverine zur Ad-Hoc-Kultfigur avanciert. Denn auch wenn die Figur in den Comics schon ikonisch war, war es doch die Verkörperung durch Jackman, die aus dem Mutanten einen Charakter machte, der mitunter einer der wenigen Comic-Interpretationen überhaupt ist, auf den sich sowohl Fans der Vorlagen als auch Außenstehende verständigen konnten und noch immer können. Seine Reise ging dann über etwa ein Dutzend Filme und endete virtuos mit Logan. Eigentlich der perfekte Schlussakkord…
… Eigentlich… Denn wäre da nicht eine Idee aus den Comics, die das globale Fandome über Jahrzehnte nicht ruhig schlafen ließ, ehe man sie auch in Live-Action-Form sehen dürfte. Denn Wolverine verbindet in den Heften eine lange Historie mit einer Figur, die lange Zeit als nicht umsetzbar galt, ehe ein gewisser Ryan Reynolds sie vereinnahmte und quasi zu einer Art Alter Ego entdeckte: Deadpool. Ein Hindernis das jedoch noch hinzukam war dann die Übernahme von Fox durch Disney – und die Ausrichtung in Sachen Familienfreundlichkeit dort, die die Zukunft des blutigen Deadpool-Ansatzes infrage stellte. Dementsprechend existierten nunmal lange Zeit drei verschiedene Reihe nebeneinander her: Das Mainstream-MCU, das ehemalige X-Men-Fox-Universum, naja und Deadpool in seiner eigenen Suppenküche.
Doch Abrakadabra: Mit dem Ende der Thanos-Saga begann die Multiverse-Saga des MCU und somit die Etablierung von parallel existierenden Welten, die beispielsweise durch Formate wie Loki oder in den Filmen Spider-Man: No Way Home oder Multiverse of Madness schon anreißen durften, dass eigentlich nur noch eine Regel gilt: Es gibt keine Regeln. Und so wurde – auch dank der privaten Verbindung der Hauptdarsteller Jackman und Reynolds – nun der Fantraum wahr und über das Hintertürchen namens TVA aus der Loki-Serie der Superhelden-Clash herbeikonstruiert. Man nimmt nun für Deadpool & Wolverine Komponenten aus den unterschiedlichen Reihen und hofft, dass auch das Zusammenspiel funktioniert. Tut’s das? Und fast noch wichtiger: Ist der Blockbuster auch mehr als nur ein Fanservice auf Zelluloid gebannt und bringt das strauchelnde Cinematic Universe wieder in die Spur, indem man endlich die Versprechen in Sachen Multiversum einlöst?
Endlich Multiverse wie aus den kühnsten Comicnerd-Träumen…
Die Trailer haben es angedeutet und direkt der Einstieg macht klar, dass es tatsächlich der “Merc with a Mouth” sein soll, der (diesmal wirklich) “all in” in Sachen Springen zwischen den verschiedenen Comic-Universen geht. Möglich wird dieses Gehüpfe durch die TVA (angeführt von einem äußerst gut gecasteten Matthew MacFadyen als Mr. Paradox), die den Titelhelden vor eine Aufgabe stellen, von der – wie so häufig – das Schicksal der Welten und – ebenfalls wie recht oft – sein Familienheil abhängt. Und um das direkt klar zu machen, genauer muss man wirklich nicht auf die dedizierte Handlung eingehen und kann man auch nicht, ohne ins Spoiler-Territorium abzugleiten. Es sollen hier nun weder die Dutzende Cameos bzw. “Varianten” verraten werden, die allein schon in der ersten halben Stunde durchs Bild flitzen noch soll zu tief über die Inspiration der Handlung gesprochen werden, da auch dies schon viele Überraschungsmomente verderben könnte.
Was jedoch gesagt werden kann, ist dass sich in diesem Abenteuer keiner der “Besucher” fehl am Platz anfühlt bzw. wirklich nur um des Gags Willen auftaucht. Klar, Sinn und Essenz von Cameos ist der Fan-Service, aber wenn dies so charmant, mit Liebe zu den Figuren und Comics und so smart eingebaut wie hier passiert, dann zeugt dies von Fingerspitzengefühl für die Materie und das Genre und nicht von Anbiederung an das Fantum. Deadpool & Wolverine macht so viel richtig, wo die letzten Multiverse-Beiträge des MCU noch wegen angezogener Handbremse die Erwartungen verfehlten. SO. MUSS. MULTIVERSE.
Das erinnert dann tatsächlich mehr an die animierte Spider-Verse-Welt mit den unzähligen Spideys und weniger an die Suggestion von Parallelwelten wie in Multiverse of Madness, wo lediglich in einer kurzen Sequenz tatsächlich ein Multiversumkonzept voller Kreativität angedeutet wurde. Hier bedient man sich bei den Marvel-Welten der letzten 30 Jahre nach Belieben, spielt dann jeweils auf die Tonalität an und geht mit den jeweiligen Gastauftritten jeweils noch weiter als es sich die Fans anhand der Prämisse erhofft hatten.
… und mehr “meta” als Disney erlaubt
Eine der zugegeben etwas an den Haaren herbeigezogenen Motivationen von Deadpool ist sein Wunsch nach Anerkennung und wie könnte die für den einstigen Fox-Superhelden besser erreicht werden als durch einen Aufstieg in die Riege der Avengers in Erde 616 – also dem was Disney, ähm ich meine natürlich die TVA *hust*, zum “echten” Zeitstrahl erklärt hat. Ja, Deadpool war schon immer “meta” und hat sich durch die vierte Wand ans Publikum gewandt, aber in Deadpool & Wolverine treibt er es auf die Spitze – und lässt keinen Gag liegen. Die Sticheleien gegen Disneys Politik sind kalkuliert frech, aber wenn man sich selbst mit der Materie auseinandersetzt, dann kann man gar nicht anders, als ständig hellauf zu lachen – und sich ein Stück weit auch immer wieder ertappt zu fühlen…
Man kann es selbstredend als anstrengend bezeichnen, dass wirklich jede Szene hier mit Witzen aufgeladen, gebrochen oder teils torpediert wird und dadurch dann streckenweise der Rest von Seriosität noch flöten geht. Hier scheiden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Geister in puncto Beurteilung des Films. Doch wer sich nach ein paar Minuten eingrooven kann, der bekommt hier ein pausenloses Meta-Gag-Feuerwerk, das am Ende aber auch Momente aufweist, die bei all dem Klamauk ans Herz gehen.
Blutig, actiongeladen und doch nicht ganz rund
Neben dem Metahumor waren es auch die doch überbordende Gewalt und die expliziten Gore-Effekte, die für das R-Rating der Reihe mit Reynolds standen. Das wirklich gelungene und originelle Intro stellt hier gleich klar, dass man auch unter dem Disney-Schirm nun auf die Kacke hauen darf – wenngleich alles durch das digitale Blut nicht ganz so brutal wirkt wie beispielsweise der Splatter-Value bei der Konkurrenz von The Suicide Squad. Auch die Kämpfe sind in Deadpool & Wolverine toll choreografiert und rücken die Fähigkeiten und ikonischen Merkmale der beteiligten Recken immer ins rechte Licht. Trotzdem sind die Fights verglichen mit dem Bombast andernorts im Genre angenehm bodenständig und vor allem gut verfolgen, da man als Zuschauer nie die Orientierung verliert.
Abzüge gibt es dann für ein eher unterwältigendes Finale und den ein oder anderen digitalen Effekt, der nicht ganz so gelungen umgesetzt wurde. Auch ist die Auflösung der Story eher löchrig in Sachen Logik und Kohärenz, aber das war bei Filmen mit dem roten Großmaul noch nie der primäre Anspruch. Das wichtigste ist – und dabei muss ich natürlich in meine rein subjektive Perspektive wechseln, dass dieser gut zweistündige Comic-Actioner extrem Spaß macht, wenn man, wie ich, etwas mit den beiden Protagonisten verbindet und daher die zahlreichen Rückbezüge und Referenzen zu schätzen weiß. Für Gelegenheits-MCU-Gucker oder gar Neueinsteiger ist der Streifen womöglich zu unfokussiert, vielleicht sogar zu infantil/unreif oder schlicht bonbonbunter Unsinn.
Doch Reynolds und Jackman reißen’s voll raus
DAS Herz von Deadpool & Wolverine ist – wie sollte es anders auch sein? – die Dynamik zwischen D & W – zwischen Ryan Reynolds und seinem Buddy Hugh Jackman. Die beiden sind ohnehin der Inbegriff von Fan-Pleaser und Sympathiebolzen, aber was sie hier im Zusammenspiel abliefern, ist schlicht und einfach ein neues Level an On-Screen-Bromance. Superhelden-Pack schlägt sich, Superhelden-Pack verträgt sich. Die langerwarteten Sticheleien – sei es in verbaler oder tatsächlich messerscharfer Art – machen so einen Spaß, dass man irgendwann komplett vergisst, warum sie gerade schon wieder gegenseitig die Heilungskräfte auf die Probe stellen. Emotional packt einen dann auch der kleine (vorhersehbare) Zwist im Schlussakt und auch einige Charaktermomente zwischen den beiden und Figuren, die man aus früheren Filmen kennt (no Spoiler…) gehen voll auf. Dabei ist es insbesondere Hugh Jackman, der hier zwar einen anderen Logan als im gleichnamigen Film spielen soll, aber im Endeffekt natürlich auch dessen Charaktertiefe hier noch einmal voll aufflammen lassen kann.
Jahrelang, wie auch Deadpool selbst im Film mehrfach zu betonen vermag, haben wir als Fans auf dieses Team gewartet. Und das was Shawn Levy nun aus den Zutaten gemacht hat, schmeckt äußerst befriedigend, wenngleich es eigentlich auf Basis der Routine der beiden Topstars wohl ein Selbstläufer war, bei dem gar nicht viel Zutun eines Regisseurs von Nöten gewesen sein dürfte.
Unser Fazit zu Deadpool & Wolverine
Es ist nicht wirklich Deadpool 3, sondern womöglich das beste, was man nach dem jahrelangen Hin und Her jetzt unter der Disney-Flagge aus dem Anarcho-Antihelden herausholen konnte. Die Dynamik zwischen Ryan Reynolds und Hugh Jackman und der sinnvolle Fanservice-Galore machen dieses lockere Action-Abenteuer mit überschaubarer Fallhöhe zum Rettungsanker des MCU. Endlich nutzt man die Möglichkeiten des Multiverse, um die Stärken einer Reihe zu katalysieren und nicht zu kannibalisieren. Ja, ein bisschen fühlt sich Deadpool & Wolverine wie eine Nummernrevue an und wirkliche Komplexität innerhalb der Story darf keiner erwarten. Doch speziell Fans der Comics und der beiden Titelfiguren kommen sowas von auf ihre Kosten!
Deadpool & Wolverine ist ab dem 24. Juli 2024 in den deutschen Kinos zu sehen und wird voraussichtlich im Oktober 2024 bei Disney+ im Streamingangebot auftauchen!
Unsere Wertung:
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