Mit Deathcember erwartet die volljährigen Kinder unter uns ein filmischer Adventskalender mit blutigen Weihnachts-Episoden. Ob sich die nette Idee hinter dem Projekt auch in der filmischen Qualität der einzelnen Episoden niederschlägt, erfahrt ihr in unserer Review.
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Titel | Deathcember - 24 Doors To Hell |
Jahr | 2019 |
Land | Germany |
Regie | Sadrac González-Perellón |
Genres | Horror |
Darsteller | Barbara Crampton, Tiffany Shepis, AJ Bowen, Jeffrey Reddick, Haydée Lysander, Marie Nasemann, Barkley Harper, Kue Lawrence, Detlef Bothe, Aza Declercq, Sam Eidson, Pablo Guisa Koestinger, Eric Podnar, Ryan Fisher, Victor Peeters, Patrick Dewayne, David Brückner, Mathias Van Mieghem, Peter Kotthaus, Max Haaga, Bronson Haaga, Barbara Magnolfi, Pollyanna McIntosh, Peter Stickles, Clarke Wolfe, Sandra Staniszewska, Frédéric Moulin |
Länge | 145 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Deathcember – erst eins, dann zwei,…
Mit einem CGI-Kalender verbirgt sich hinter jedem Türchen ein Kurzfilm. Eröffnet wird die Horror-Anthologie Deathcember mit A Door Too Far. Ein verfressener Junge mampft die gesamte Schokolade seines Kalenders weg und vertilgt anschließend den Inhalt des Adventskalenders seiner Schwester. Mit braun-versiffter Schnute läuft er zum nächsten Laden und vergeht sich auch dort an einem Adventskalender. Doch die Strafe naht und ein böser Fluch wird ihm auferlegt.
Hinter dem zweiten Türchen verbirgt sich All Sales Fatal und zeigt uns die blutige Auseinandersetzung zwischen einer Kundin und einem Kassierer. Streitgrundlage dafür ist ein fehlender Beleg für den Umtausch von gekaufter Ware.
Eine Kurzzusammenfassung jeder einzelnen Geschichte ersparen wir uns an dieser Stelle. Auch wird nicht jede Folge besprochen, im Fazit wird der Gesamteindruck der Sammlung berücksichtigt. Die hohe Gesamtzahl der Folgen, die sich inklusive dem Abspann auf 26 Filme bemisst, sprengt den Rahmen für eine Review, wenn jedes Segment gleichermaßen Berücksichtigung findet. Die Besprechung dient dazu, herausstechende Werke vorzustellen, seien sie positiv oder negativ.
Ein Lichtlein brennt? In Deathcember gibt es X-Mas On Fire
X-Mas On Fire ist der erste Beitrag, der auf positive Weise heraussticht. Schnell wird deutlich, dass dies eine parodistische Verbeugung vor Quentin Tarantinos grandiosem Debüt Reservoir Dogs ist. In diesem Beitrag planen Gangster im Weihnachtsmann-Kostüm einen Juwelier zu überfallen. Doch der Überfall verläuft nicht nach Plan und es endet in einem Blutbad. Nicht nur die Story, auch einzelne Dialoge sind an Tarantinos Film angelehnt. So werden die Räuber ebenso von ihrem Oberhaupt nach Farben benannt. Amüsant ist, dass der Titel X-Mas On Fire an City On Fire angelehnt ist. Tarantino wird häufig vorgeworfen, dass er sich bei Reservoir Dogs in großem Umfang an den japanischen Actionklassiker bedient hat. Eine Glanztat ist der amateurhaft inszenierte X-Mas On Fire zwar nicht, aber ein sympathischer Beitrag, der zumindest manchen Filmkennern Freude bereiten wird.
Wer nicht brav ist, wird bestraft – gilt auch für Erwachsene
Gelungen ist auch der Beitrag Milk And Cookies. Ein Junge, der unter seinem erziehungsuntauglichen Vater leidet, schreibt Briefe an den Weihnachtsmann. Ein Psychopath erfüllt ihm seine Wünsche, zum Unglück seines Vaters. In der kurzen Laufzeit werden die Figuren treffend charakterisiert und lassen Publikum mit dem bemitleidenswerten Jungen mitfiebern. Zugegeben, die Handlung ist denkbar einfach gehalten und dass Sympathien zugunsten des Jungen ausfallen, ist kein schwieriges Drehbuch-Dilemma. Aus welchen Gründen der Vater seinen Sohn schlecht behandelt, wird höchstens angedeutet. Einige Minuten mehr hätten dem Film sicher gut getan. Dennoch funktioniert er trotz seiner Vorhersehbarkeit.
Größtenteils schwache Lichter an der Kette
Insgesamt zeigt sich, dass bereits die wenigen, positiven Filmbeispiele lediglich mit Einschränkungen funktionieren. Zwischen einigen recht ansehnlichen Beiträgen, vielen belanglosen bis schlechten Filmbeiträgen finden sich auch ein paar Filmchen, die nur wenig mit der Thematik zu tun haben oder höchst fragwürdig sind. Ein Beispiel für solche, die kaum mit der Weihnachts-Thematik zu tun haben, ist Lucky McKees They Once Had Horses. Das Western-Segment ist eine gelungene Abwechslung, auch wenn die Schwarzweiß-Färbung durch den Digital-Look etwas befremdlich wirkt. Im Angesicht des Todes unterhalten sich zwei Cowboys ein letztes Mal miteinander. Die Bedrohung ist lediglich zu hören. Das ist an sich ganz nett, wirkt für sich alleine stehend jedoch unnütz. Als Opening für einen Monsterschocker, der im Wilden Westen seinen Schauplatz findet, wäre die Szene ein guter Einstieg. Um Teil eines Kurzfilm-Adventskalenders zu sein, ist es allerdings zu wenig – denn er spielt lediglich zu Weihnachten.
Ähnlich fehlgelagert ist Aurora, der in der fernen Zukunft angesiedelt ist. Dort wird am 24. Dezember ein Virus freigesetzt. Ein zweimaliges Ansehen des Sci-Fi-Kurzfilmchens in Plastikoptik hat keinen Aufschluss über den Sinn der Episode geben können. Der Film ist wirr erzählt und neben der Handlung lässt auch die Pointe lediglich Fragen zurück. Mit Weihnachten hat das ebenfalls nichts zu tun.
Historisch geht es neben They Once Had Horses auch in The Hunchback Of Burg Hayn zu Werke. Zum einen spielt dieser zur Zeit des Mittelalters, zum anderen ist er in einem Stummfilm-Look gehalten (von der Digital-Optik einmal abgesehen). Leider strapaziert der vorhersehbare Beitrag seine kurze Laufzeit. Ähnlich verhält es sich bei Villancicos. Zwar funktioniert der Kurzfilm durch seinen schwarzen Humor und die gelungene Inszenierung, jedoch wird der Gag gnadenlos ausgewalzt und die wenig überzeugende Pointe damit hinausgezögert.
Der wahre Horror…
Höchst fragwürdig zeigen sich die Beiträge Crappy Christmas und Pig. Crappy Christmas ist ein Claymotion-Kurzfilm, in der ein Junge mehrfach von Priestern vergewaltigt wird und anschließend auf blutige Weise Rache nimmt. Auch wenn die Claymotion-Animationen wirklich gut gelungen sind, so ist es höchst verwerflich, die perversen Gelüste von Kinderschändern in wenigen Minuten gequetscht und im Gewand von kindgerechten Knetfigürchen aufzuarbeiten. Zudem ist das Gezeigte selbst in dieser verniedlichten Form nicht auszuhalten. Nach der Flucht des Jungen gelangt dieser an eine Weggabelung. Sämtliche Schilder spielen auf Vergewaltigung und Mord an Kindern durch die katholische Kirche an. Wird sich daran versucht, sich gegen eine Kirche aufzulehnen, deren Dreck ständig erneut an die Oberfläche des Sündensumpfes von Kirchenvertretern gerät und vielerorts ohnehin massiv an Mitgliedern verliert? Soll der Film zeigen, wie grausam solche Taten sind? Dies in vollem Umfang darzustellen, kann ein Kurzfilm nicht ansatzweise leisten!
Pig ist optisch äußerst gelungen anzusehen. Inszenatorisch hätte Andreas Marshalls Film durchaus das Highlight der Sammlung werden können. Leider kann der Schluss bedenklich leicht missverstanden werden. Das Opfer einer Vergewaltigung will zusammen mit ihren Freundinnen Rache am Täter nehmen. Doch sie erwischen den Falschen. Die Pointe? Es gibt keinen Falschen. Vor allem im Kontext weiterer Kurzgeschichten, die oftmals sexuellen Missbrauch thematisieren, erweist sich solch eine Episode problematisch, die erst auf den zweiten Blick eine tiefergehende Interpretationsebene zulässt. Ob diese überzeugen kann, ist eine andere Frage. Wenn sich der Regisseur noch zur korrekten Einordnung des Werks in Q&A’s äußern muss, darf sich die Frage stellen, ob er seine Intention nicht einfach verfehlt hat.
Manche Tür bleibt besser verschlossen
Totalausfälle gibt es in Deathcember jedoch ebenfalls wenige zu vermelden. Kill Santa ist einer davon. Hier planen Mutter und Tochter gemeinsame Rache an einem Kaufhaus-Weihnachtsmann. Lieblos umgesetzt und trotz der kurzen Lauflänge langweilig anzusehen. They Used To Laugh And Call Him Names ist ein eben solcher Murks, der Kill Santa lediglich in seiner miserablen Umsetzung übertrifft. Der überwiegende Teil hingegen ist belanglos, austauschbar und häufig schneller vergessen, als die Episoden andauern.
Unser Fazit zu Deathcember
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die kurze Dauer der einzelnen Segmente dafür sorgt, dass sehr schwache Beiträge schnell aus dem Gedächtnis des Publikums verbannt werden. Wirklich herausragende Kurzfilme verbergen sich in diesem besonderen Adventskalender keine, einige wenige sehenswerte Beiträge finden sich aber dennoch. Größtenteils herrscht jedoch Spannungsarmut, Ideenlosigkeit und inszenatorisches Missgeschick vor. Zudem lässt sich bei manchen Beiträgen die Nähe zu den Festtagen bestenfalls erahnen. Wer an Anthologien wie The ABCs Of Death seine Freude hatte und dieses in Form eines grauenerregenden Adventskalenders genießen will, könnte mit Deathcember eine schöne Bescherung erleben. Alle anderen sollten zum Umtausch den Kassenbeleg behalten.
Deathcember ist seit dem 4. Dezember auf Blu-ray, DVD und als Stream verfügbar.
Unsere Wertung:
@ Busch Media Group