Mit Der einzig wahre Ivan kommt nach Artemis Fowl der nächste eigentlich fürs Kino geplante Film direkt zu Disneys hauseigenem Streamingdienst Disney+. Wie sich der CGI-animierte Gorilla im Vergleich mit anderen Disneyfilmen schlägt, erfahrt ihr hier bei uns.
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Titel | Der einzig wahre Ivan |
Jahr | 2020 |
Land | United States of America |
Regie | Thea Sharrock |
Genres | Familie, Komödie, Drama |
Darsteller | Bryan Cranston, Sam Rockwell, Brooklynn Prince, Angelina Jolie, Danny DeVito, Ariana Greenblatt, Helen Mirren, Phillipa Soo, Mike White, Ron Funches, Chaka Khan, Ramón Rodríguez, Owain Arthur, Kevin Mathurin, Hannah Bourne, Betsy Graver, Beckett Handley, Larry Ridley, Eleanor Matsuura, Kriss Dillon, Max Dowler, Indira Varma, Gary Greenham, Davina Sitaram, Filiz Fairweather, Jacqueline Ramnarine, Ireland Frost, Dean Phillippi Sr., Jude Allenby-dos Santos, Jeffrey Crisp, Tyrone Love, Sean Casey, Danny La Placa, Roberto Vivancos, Richard J. Valentine, Jeremy Oliver, Jessica Hyde |
Länge | 93 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube |
Worum geht es in Der einzig wahre Ivan?
Der Silberrücken-Gorilla Ivan (im Original gesprochen von Sam Rockwell) lebt in einem heruntergekommenen Zirkus, der sich innerhalb der Big Top Mall, einem Einkaufszentrum an der Autobahn, befindet. Neben vielen anderen Tieren lebt er hier mit der Elefantendame Stella (gesprochen von Angelina Jolie) und dem streunenden Hund Bob (gesprochen von Danny DeVito) zusammen. Er erinnert sich nur schwach an sein früheres Leben im Dschungel, aber als das Elefantenbaby Ruby (gesprochen von Brooklynn Prince) ankommt, löst ihre Gegenwart etwas tief in ihm aus. Ivan wird aus seinem Trott gerissen, was ihn dazu bewegt, sein Leben in Frage zu stellen und eine Änderung für Ruby und sich selbst anzustreben.
„Hi. Ich bin Ivan. Ich bin ein Gorilla“
Zu Beginn von Der einzig wahre Ivan stellt Hauptfigur Ivan sich selbst und seinen Alltag in der Mall vor. Hier lebt er, neben der bereits erwähnten Elefantendame Stella und dem Streuner Bob, zusammen mit einem Baseball spielenden Huhn, einem Seehund, der darauf fixiert ist, einen Ball auf der Nase zu balancieren, und einem Hasen, der ein Spielzeug-Feuerwehrwagen fährt, sowie einem Papagei und der Pudeldame Snickers. Mal abgesehen von Bob führt ein jeder von ihnen seine mehr oder weniger artistischen Kunststücke vor, ehe Mack (Bryan Cranston), der Besitzer des kleinen Zirkus, voller Inbrunst mit den titelgebenden Worten seinen Star auf die Bühne ruft. Brüllend und wild zeigt sich Ivan dem Publikum und hämmert sich dabei imposant mit seinen Fäusten auf die Brust.
An sich ist der Silberrücken zufrieden mit seinem Leben, doch fragt sich der liebenswerte Ivan seit jeher, warum die Menschen so beeindruckt sind von einem wild gewordenen und angsteinflößenden Gorilla. Als Halbwaise Julia (Ariana Greenblatt), die Tochter von einem Mitarbeiter des Zirkus, ihm Buntstifte und Papier gibt und später der Babyelefant Ruby hinzukommt, beginnt sich Ivan mehr und mehr an seine Vergangenheit zu erinnern und die Handlung beginnt ihren Lauf zu nehmen.
Basierend auf einem Roman, inspiriert durch wahre Ereignisse
Doch nur zum Teil, denn Der einzig wahre Ivan, der auf dem gleichnamigen Roman von Katherine Applegate basiert, welcher wiederum inspiriert wurde von wahren Ereignissen, ist leider nicht immer so mitreißend, wie es der Trailer vielleicht vorgibt. Das adaptierte Drehbuch von Autor Mike White (School of Rock), der im Original als der Seehund zu hören und in einem kurzen Cameo zu sehen ist, wirkt des Öfteren unstimmig und versucht, zu viele Themen auf einmal im Film abzuarbeiten.
Die unterschiedlichen Geschichten, Themen und Ideen, die der Film aufzugreifen versucht, sind in sich genommen nicht irrelevant und durchaus ergreifend. Aber gleichzeitig sind diese der gesamten Dramaturgie nicht sonderlich dienlich und bedauerlicherweise schafft es der Film selten, die Stimmung seiner starken Momente in die nächste Szene mitzunehmen. Darüber hinaus versucht Der einzig wahre Ivan zu sehr, sowohl junge Kinder als auch Erwachsene gleichzeitig anzusprechen und büßt dabei häufig zu viel seiner Spannung ein. Einerseits entsteht hierdurch halbwegs ein wenig generischer Ablauf der Geschehnisse, dennoch bleibt der Film größtenteils vorhersehbar und wenig überraschend.
Beeindruckende visuelle Effekte, die Emotionen auslösen
Die vollends animierten und dennoch realistisch wirkenden Tiere sind keine Neuheit. Disney setzte diesbezüglich bereits bei den Realverfilmungen zu The Jungle Book und Der König der Löwen Maßstäbe. Überraschend ist hingegen die Tatsache, dass Regisseurin Thea Sharrock (Ein ganzes halbes Jahr) mit Der einzig wahre Ivan etwas gelungen ist, dass insbesondere den ebenfalls CGI-animierten Tieren in Der König der Löwen oder auch Dumbo abging: Ivan und die anderen Tiere schaffen es, den Zuschauer emotional mehr zu erreichen. Die ausdrucksstarken Gesichtszüge transportieren die Empfindungen und Emotionen definitiv besser und erreichen dadurch viel mehr das Publikum. Unterstrichen wird dies durch den zurückhaltenden und sehr ergreifenden Score von Craig Armstrong (Der große Gatsby). Dieser bemüht sich regelrecht, auf die Tränendrüse zu drücken, und schafft es für kurze Zeit, dass der für Disney typische magische Moment in der Luft liegt.
Doch trotz dieser Augenblicke und einiger sehr charmanter Lacher, die vor allem in den Gesprächen zwischen Ivan und Bob entstehen, möchte sich dieses wohltuende Empfinden nie vollends entfalten. Die beeindruckenden visuellen Effekte und der prominente Cast können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass am Ende einiges zum Disneyklassiker fehlt. Der einzig wahre Ivan steht sich häufig selbst im Weg und lässt außerdem gänzlich Spannung vermissen. Ein Grund, warum der Film kaum Spannung erzeugen kann, ist das Fehlen eines wahren Antagonisten. Der vermeintliche „Bösewicht“ scheint mit Besitzer Mack, den Bryan Cranston (The Infiltrator) spielt, schnell ausgemacht.
Viel Prominenz, aber kein Antagonist
Doch dieser zeigt zu keiner Zeit derartig böswillige Züge, dass er ausnahmslos als der Schurke des Films verstanden werden könnte. Stattdessen stellt sich dieser sogar als recht sympathisch heraus, denn Mack kümmert sich liebevoll um Ivan, seit er ihn als Jungtier bei sich aufgenommen und dafür sogar seine Ehe geopfert hat. Selbst die Tatsache, dass er seine Tiere ausstellt, kann ihm nur schwer als böse Absicht unterstellt werden. Cranston zeigt wie immer eine tolle Ausstrahlung und mit Sicherheit wäre er in der Lage gewesen, einen tollen Disney-Schurken darzubieten. Allerdings vermag auch er es nicht, seinem Charakter mehr Tiefe einzuhauchen als es die Vorlage zulässt.
Eine ambivalente Disney-Schurkin durfte Angelina Jolie beispielsweise bereits in Maleficent – Mächte der Finsternis spielen und fungiert hier als Mitproduzentin des Films. Neben ihrer Aufgabe als Produzentin spricht sie im Originalton die weise Stella, die Ivan zu Beginn vorstellt. Die Hauptfigur selbst wird bei der originalen Fassung von Sam Rockwell (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) gesprochen. Es ist erkennbar, dass sich Rockwell bei seiner Sprechrolle um eine sehr ruhige und feinfühlige Ausdrucksweise bemüht hat.
Ein weiterer Star des Films, der nur zu hören sein wird, ist Danny DeVito, der Ivans besten Freund Bob spricht. Dieser avanciert zum geheimen Star in Der einzig wahre Ivan, denn der aufgedrehte und redselige Hund sorgt für die meisten Lacher des Films. Besonders die kleinen Zuschauer werden sicherlich mit dem streunenden Vierbeiner ihre wahre Freude haben. Weitere prominente Sprecher wie Helen Mirren (Fast & Furious: Hobbs & Shaw) als Pudel, Musikerin Chaka Khan als Huhn oder Phillipa Soo (Hamilton) als Papagei kommen leider kaum zur Geltung bzw. fallen nicht genügend auf, um lange nach dem Film in Erinnerung zu bleiben.
Unser Fazit zu Der einzig wahre Ivan
Regisseurin Thea Sharrock inszenierte mit Der einzig wahre Ivan einen Familienfilm mit beeindruckenden visuellen Effekten. Vor allem die Emotionen der Tiere werden besser transportiert als beispielsweise bei der Realverfilmung von Der König der Löwen. Doch trotz ergreifender Momente, einer Menge Witz durch die animierten tierischen Helden, und der prominenten Synchronsprecher wie realen Darsteller um Sam Rockwell und Bryan Cranston fehlt Der einzig wahre Ivan der letzte Funken, der ihn in typischer Disney-Art magisch werden lässt. Der Versuch, die diversen Geschichten und Ideen in Einklang zu bringen, gelingt nur vereinzelt. Ohne richtige Antagonisten innerhalb der Handlung erzeugt der Film am Ende nicht genügend Spannung und Dramatik, um ausreichend mitzureißen.
Aber eines darf nicht vergessen werden: Auch wenn versucht wurde, sowohl ein junges wie ein älteres Publikum zu erreichen, die Zielgruppe bleibt mehr der junge Zuschauer. Ein Zuschauer, der weit weniger Filme gesehen hat, die Geschichte nicht erahnen kann und darüber hinaus die Witze lieben und sicherlich mit der Hauptfigur mitfiebern wird. Hierdurch wird Der einzig wahre Ivan zu einem Film, den man unbeschwert mit der ganzen Familie schauen und seinen Spaß haben kann.
Der einzig wahre Ivan kann ab dem 11. September bei Disney+ gestreamt werden.
Unsere Wertung:
© Disney