Seinerzeit verschmäht, ist Der Flug des Phoenix von Robert Aldrich zu einem echten Klassiker herangereift. Da stellt sich nun nur die Frage, ob auch die Wiederauferstehung im HD-Gewand geglückt ist. Mehr dazu hier!
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Titel | Der Flug des Phönix |
Jahr | 1965 |
Land | United States of America |
Regie | Robert Aldrich |
Genres | Abenteuer, Drama |
Darsteller | James Stewart, Richard Attenborough, Peter Finch, Hardy Krüger, Ernest Borgnine, Ian Bannen, Ronald Fraser, Christian Marquand, Dan Duryea, George Kennedy, Gabriele Tinti, Alex Montoya, Peter Bravos, William Aldrich, Barrie Chase, Stanley Ralph Ross |
Länge | 142 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Der Flug des Phoenix – Absturz in der Wüste
Eine Transportmaschine der Ölförderungsgesellschaft ARABCO gerät auf dem Weg nach Bengasi in einen Sandsturm. Als die Vergaser verstopfen, müssen Pilot Frank Towns (James Stewart) und Co-Pilot Moran (Sir Richard Attenborough) die Maschine mitten in der Sahara notlanden. Dabei löst sich ein Teil der Ladung und tötet zwei der zwölf Passagiere und zerquetscht einem ein Bein. Nachdem die Überlebenden die Lage überblickt haben, wird ein Signalfeuer entzündet. Doch allgemein ist man sich gewahr, dass hier mitten in der Wüste kaum mit Hilfe zu rechnen ist. Der Deutsche Heinrich Dorfmann (Hardy Krüger) schlägt vor, aus den Wrackteilen eine neue, kleinere Maschine zu bauen. Dieser Vorschlag jedoch stößt bei Towns auf wenig Gegenliebe, wird als Phantasterei abgetan. Stattdessen will Captain Harris (Peter Finch) versuchen, zu Fuß in die nächste Siedlung zu gelangen. Sein Untergebener Sergeant Watson (Ronald Fraser) soll ihn begleiten, täuscht jedoch eine Verstauchung vor.
Allerdings hat sich der psychisch labile Cobb (Ernest Borgnine) in den Kopf gesetzt, mitzukommen. Weil Psychologe Dr. Renaud (Richard Marquand) wie auch Harris ihn davon abhalten, schleicht er sich am Morgen unbemerkt hinterher. Towns begibt sich darauf auf die Suche nach Cobb, kann ihn aber nur noch tot bergen. Da man auch Harris‘ Chancen, gerade allein, eher gering einschätzt, überredet Moran Towns, doch auf den Vorschlag von Dorfmann einzugehen. Auch die anderen Überlebenden würden lieber aktiv an einer Lösung arbeiten, denn passiv auf Rettung oder Tod zu warten. Während die Arbeit an dem Flugzeug die meisten von ihnen eint, entbrennt zwischen Towns und Dorfmann ein Konflikt über die Führung der Truppe…
Ein Klassiker erst im zweiten Anlauf
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Elleston Trevor aus dem Jahre 1964 hatte zur Zeit seiner Erstveröffentlichung einen schweren Stand. Eigentlich wurde Der Flug des Phoenix nach positiven Screenings und wohlwollenden Reviews als Hit gehandelt. Am Box Office erwies sich der Film dann aber als flügellahm, wurde für das Studio ein finanzieller Reinfall. Als künstlerisches Werk konnte er sich allerdings rehabilitieren und gleich des Feuervogels über die Jahre aus seiner Asche erheben. Er gilt heute als ein Klassiker des Abenteuerfilms. Sein Ruf ist über die Jahre so sehr gereift, dass man 2004 ein Remake mit Dennis Quaid in der Hauptrolle drehte. Dies hat dabei die Story nahezu 1:1 übernommen, aber eine Frau zum Cast hinzugefügt. Aber hier und jetzt geht es natürlich um das Original.
Hoffnung haben oder Hoffnung machen?
Das größte Plus des Films ist dabei, dass er sich genügend Zeit für seine Figuren nimmt. Es wird hier eine bunte Mischung geboten. Wir haben den pflichtbewussten, aber störrischen Piloten, dessen oberstes Ziel es ist, das Überleben aller zu sichern. Sein Co-Pilot ist Alkoholiker, ihn trifft eine Teilschuld an dem Unglück. Dazu gesellen sich u.a. noch ein psychisch labiler Vorarbeiter nebst Seelenklempner, ein pragmatischer Ingenieur und ein schwer Verwundeter, dem Tode geweiht. Alle wirken sehr authentisch, auch wenn der Offizier Captain Harris ein wenig stereotyp scheint. Allerdings wird das durch den ihn hassenden Watson sehr gut konterkariert. Gerade wenn die Herren gegen Ende, mit gegerbter Haut und chronisch schlechter Laune, in Auflösung begriffen sind, fühlt sich das menschlich, echt, an. Nebenbei bemerkt ist dies ein Punkt, der dem Remake leider vollkommen abgeht.
Schnell schält sich die Rivalität zwischen dem geltungsbedürftigen Dorfmann und dem risikoscheuen Towns heraus. Der Pilot versucht, den Status Quo zu erhalten und alle Verbliebenen bis zur vermeintlichen Rettung am Leben zu halten. Dahingegen drängt der Ingenieur, der wegen seiner Nationalität auch mal kritisch beäugt wird, darauf, aktiv an einer Lösung zu arbeiten. Der große Trumpf des widerspenstigen Towns ist dabei, dass er für den Plan Dorfmanns als Pilot unverzichtbar ist. Nach dem Tod Cobbs ist es dann der Druck der Gruppe, der den Widerstand ihres Leithammels bricht. Mit diesem Aufwind fühlt sich der Deutsche den anderen überlegen und in seiner Funktion als Macher unentbehrlich. Das hinterlässt in dieser Kombination doch einen bitteren Beigeschmack, wird aber nicht allzu krass ausgespielt. Zudem verlässt sich Aldrich nicht einzig auf diesen Konflikt, um den Film bis zum Ende interessant zu halten.
Der Film schöpft aus dem Vollen
Das Ensemble von Der Flug des Phoenix ist dabei durch die Bank top besetzt. James Stewart war nicht nur Hitchcocks Liebling (u.a. Das Fenster zum Hof, Vertigo), sondern einer der erfolgreichsten Schauspieler der 40er- und 50er-Jahre, und gehörte auch hier noch nicht zum alten Eisen. Aber er bringt eine gewisse Reife wie auch desillusionierte Wehmut mit ein, um Frank Towns überzeugend zu verkörpern. Demgegenüber bietet der jüngere, mit dem aktiveren Part gerüstete Hardy Krüger (Hatari, Die Wildgänse kommen) ausgesprochen reizvolle Reibepunkte. Mit etwa Richard Attenborough (Jurassic Park), Peter Finch (Network) und Ian Bannen (Ein Haufen verwegener Hunde) waren auch die Nebenrollen in guten Händen. Besonders hervorheben muss ich Ernest Borgnine (Convoy, Die Klapperschlange), der wieder einmal einen phänomenalen, wenn auch recht kurzen, Auftritt als gebrochene Respektsperson abliefert. Sein Trucker Cobb begibt sich lieber auf einen Weg ohne Wiederkehr, denn noch eine Zurück- oder Zurechtweisung hinnehmen zu müssen.
Technisch gesehen gibt sich der Film keine Blöße. An der Kamera fängt Joseph F. Biroc die tödliche Unendlichkeit der Wüste sehr schön ein. Die eher karg anmutende Ausstattung inmitten vom trockenen Ozean aus Sand verströmt einen unbehaglichen Realismus. Wenn die Männer im Laufe des Films immer zerzauster und dreckiger erscheinen, ist es glaubhaft und nachfühlbar. Das ist der Inbegriff für „unrasiert und fern der Heimat“. Sie sind gestrandet im Nirgendwo, und es gibt kaum Hoffnung am Horizont. Das Regisseur Robert Aldrich (Das dreckige Dutzend, Die Chorknaben), wohl aus praktischen Gründen, gleich mehrere verschiedene Flugzeuge für den Film verwendet, fällt unter Nichtkennern sowieso nicht ins Gewicht.
Unser Fazit zu Der Flug des Phoenix
Ich weiß nicht, warum Der Flug des Phoenix seinerzeit gefloppt ist. Es ist Männerkino, das, abgesehen von einer Fixierung für Praktikabilität und Mechanik, nicht auf die gängigen Klischees setzt. Die beiden Hauptcharaktere sind keine hitzigen Alphatiere, die sich frontal angehen. Der Konflikt der beiden wird subtiler ausgetragen, da die Situation es schlicht verbietet, dass sie gegeneinander arbeiten. Die Überlebenden bilden eine Zwangsgemeinschaft, die ihre Gruppendynamik in Einklang bringen und halten muss, um der Wüste zu entkommen. Es ist ein Abenteuer, dessen Weg im Kopf stattfindet, jenseits des physischen Raumes. Vielleicht war das einfach nicht kernig genug. Denn letztlich lässt sich festhalten; auch wenn das Ganze fast 2 Stunden nicht von der Stelle kommt, vergeht der Film wie im Flug!
Die Blu-ray zu diesem Film war längst mehr als überfällig. Trotz seiner wiedererlangten Reputation und dem Status als Klassiker sind gute Veröffentlichungen des Films rar gesät. Und leider verzichtet auch die deutsche HD-Erstveröffentlichung komplett auf Extras. Enthalten ist nur der Film alleine, mit gutem Mono-Ton und sehr gutem, farbenfrohen Bild. Und alleine deswegen kann ich nicht anders, als eine Empfehlung auszusprechen.
Seit dem 28.04.2019 als DVD und Blu-ray erhältlich!
Unsere Wertung:
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