Adam Sandler ist in den letzten Jahren speziell in seinen Netflix-Filmen wohl kaum noch mit schauspielerischen Glanzleistungen aufgefallen. Umso spannender ist dafür nun aber, dass ausgerechnet die Safdie-Brüder, die mit Good Time bereits Robert Patinson von einer gänzlich anderen Seite gezeigt haben, nun Adam Sandler mal auch wieder jenseits des Klamaukkinos inszenieren wollen. Ob dies in Der Schwarze Diamant gelungen ist, lest ihr hier in dieser Kritik.
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Titel | Der schwarze Diamant |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Josh Safdie |
Genres | Drama, Thriller, Krimi |
Darsteller | Adam Sandler, LaKeith Stanfield, Julia Fox, Kevin Garnett, Idina Menzel, Eric Bogosian, Judd Hirsch, Keith William Richards, Mike Francesa, Jonathan Aranbayev, Noa Fisher, The Weeknd, Mesfin Lamengo, Sun Zhi Hua-Hilton, Liang Wei-Hui-Duncan, Deneke Muhugeta, Habtunu Africho, Warren Finkelstein, Tommy Kominik, Maksud Agadjani, Ca$h Out, Andrea Linsky, Roman Persits, Pom Klementieff, Paloma Elsesser, Sean Ringgold, Jeremy Sample, Todd Vulpio, Damany Eastman, Gerard 'Dash' McQuiller, Arthur Borukhov, Darien Howard, Ronald Greenberg, Marshall Greenberg, Michael A. Sollecito, Shemsi Selimaj, Jacob Dylan Igielski, Hailey Gates, Mitchell Wenig, Stuart Wenig, Raleem Moses, Keren Shemel, Aren Topian, Louis Anthony Arias, Marcia DeBonis, Anthony Mecca, Max Bartos, Jake Ryan, Shiv Pai, Lino Eisenberg, Kerwin Frost, La Mar Taylor, Trinidad James, William Sappe, Greg Yuna, Victor Plajas, Ricky Barksdale, Tilda Swinton, Jennifer Venditti, Natasha Lyonne, Larry Sloman, Benjy Kleiner, Svetlana B. Levitin, Roza Babekova, Josh Ostrovsky, Jessica Mullayev, Izra Malakov, Sahar Bibiyan, Brad Davidorf, Ralph Colucci, Marty Tendler, John Amos, Conor Coyne, Alexander Gilkes, Jennifer Sacks, Wayne Diamond, Debbie DeLisi, Chad Neves, Ara Daglian, Glenn 'Doc' Rivers, Erika Wachter, Sunny Wu Jin Zahao, Ry Armstrong |
Länge | 130 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Wovon handelt Der Schwarze Diamant?
Howard Ratner (Adam Sandler) ist ein mittelmäßig erfolgreicher, aber beliebter Diamantenhändler in New York City, der sowohl im Privatleben als auch in seinem Job eine falsche Entscheidung an die nächste reiht. Nicht nur, dass er eine Affäre vor seiner Ehefrau verstecken muss, macht ihm das Leben schwer. Insbesondere seine Spielsucht sorgt dafür, dass er sich kaum über Wasser halten kann und aus der Not heraus große Risiken eingeht. Als ihm ein sehr kostbarer Edelstein in die Hände fällt, trifft er erneut einen fatalen Entschluss und muss fortan die Konsequenz dafür erleben.
Pech im Spiel, Glück in der Liebe?
Vor ein paar Jahren hat Adam Sandler einen exklusiven Deal mit Netflix abgeschlossen. Infolgedessen kamen in regelmäßigem Abstand sehr seichte, größtenteils negativ aufgenommene Komödien beim Streamingdienst ins Programm. Sandler, der ohnehin schon immer ein umstrittener Schauspieler war, hat sich damit fast endgültig in eine Schublade verfrachtet, in der man als ernsthafter Darsteller nicht landen will: Für viele ist der Amerikaner ein Sinnbild schlechten Geschmacks in Sachen Comedy.
Auch wenn ihm zumindest gelungen ist, quasi ein eigenes Subgenre, die „Sandler-Filme“, zu etablieren, ist ihm dieser Ruf wohl doch selbst zum Dorn im Auge geworden. Zum Glück hat er nun mit den Safdie-Brüdern zwei Helfer aufgetan, deren ambitioniertes Vorhaben, Adam Sandler als seriösen Schauspieler zu rehabilitieren, famos geglückt ist.
Sandler spielt auch hier einen Vollidioten…
Der Film beginnt nach einem Rückblick in eine Diamantenmine in Afrika und dem kreativen Opener mit der Einführung von Howard Ratner, dem von Sandler gespielten New Yorker Edelsteinhändler, bei einer Darmspiegelung. Zu diesem Moment könnte durchaus der Fehleindruck entstehen, dass auch hier wieder viel Klamauk jenseits des guten Geschmacks zu erwarten ist.
…, aber diesmal ohne Slapstickeinlagen
Dieser Schein trügt jedoch, wie sich schnell herausstellt. Vielmehr verzichtet der Comedian in diesem Film wirklich fast zu 100 Prozent auf peinliche Witze und setzt auf sein größtes Talent: Die Darstellung eines unbeholfenen, aber liebenswerten Menschen, dem man trotz seiner Makel schnell ins Herz schließt. Er muss nicht nur mit einer ausufernden Spielsucht zurechtkommen, sondern hat zusätzlich schon Geldeintreiber am Hals, die als ständige Bedrohung in seinem Laden auftauchen und in fast schon tagtäglich zu verfolgen scheinen. Als wäre das nicht genug, zerfällt Stück für Stück die Fassade seines Familienlebens, während er versucht, seine Freundin weiterhin vor seiner Frau zu verheimlichen. All diese tragischen Elemente eines scheiternden Mannes, der eigentlich gut Geschäfte machen könnte, wenn die Verlockungen privater Natur nicht so groß wären, stellt Sandler wirklich einmalig überzeugend dar.
Ekelhafte Typen in einem ekelhaften Milieu
Die Darstellung des Diamantenviertels von New York City hinterlässt auch einen bleiben Eindruck. Der Eindruck, der sich beim Zuschauer schnell einstellt, ist, dass in diesem Metier wirklich nur Halunken die Strippen ziehen. Allen voran die Kredithaie rund um Arno (Eric Bogosian) sind derart widerwärtig gezeichnet, dass man um den Stadtteil wohl einen weiten Bogen machen würde, wäre man selbst in dieser Stadt. Die Methoden, die die Geldeintreiber beim Ausführen ihres Jobs an den Tag legen, sind überzeugend realistisch dargestellt. Natürlich denkt man hierbei oft an die Klassiker der Mafiafilme, aber so radikal geht es (anscheinend) in US-Großstädten zu, wenn man bei den falschen Personen in der Kreide steht.
Gastauftritte von Superstars aus Sport und Musik
Neben den schmierigen Mafiatypen gibt es noch eine weitere Kategorie von Figuren, die den Film prägen. Nicht nur The Weeknd taucht als er selbst in einer längeren Szene auf. Kevin Garnett hat sogar eine zentrale Rolle in persona. Die Schauspielerei des Basketballstars ist natürlich nicht auf dem Level gelernter Darsteller. Trotzdem macht dies aber genau den authentischen Charme von Der Schwarze Diamant aus. Man kann sich gut vorstellen, dass neureiche Sportstars tatsächlich so einen Umgang mit Geld an den Tag legen, auch seine Marotten könnten der Wirklichkeit entsprechen.
Die Frauen im Cast von Der Schwarze Diamant überzeugen
Auch die Darstellerinnen sind extrem überzeugend in ihren Rollen. Hervorzuheben sind dabei die Ehefrau von Howard, die von Idina Menzel gespielt wird, und die Geliebte des Protagonisten, die Julia Fox verkörpert. Die Präsenz von Adam Sandler in Der Schwarze Diamant ist zwar dominierend, aber trotzdem tragen seine Beziehungen wesentlich zu seiner Charakterzeichnung bei. Speziell gegen Ende des Films hat Julia Fox eine handlungstragende Rolle, in der sie schauspielerisch glänzt. Die Schlusspointe des Films gibt ihrer Figur nochmals eine Spur mehr Tragik und wir Zuschauer wollen definitiv nicht in ihrer Haut stecken, obwohl sie scheinbar den glücklichsten Moment ihres Lebens hat.
Die Safdies bleiben ihrem Stil treu
Die wichtigste Komponente, die diesen Film zu einem wirklichen Highlight macht, ist der charakteristische Stil der beiden Regisseure. Wer Good Time mit Robert Patinson gesehen hat, wird relativ schnell die Handschrift der Safdie-Brüder wiedererkennen. Die Synthesizer-Klänge, die den Score dominieren und den Film antreiben. Die körnige Auflösung und die farbliche Gestaltung. Das detailverliebte und etwas überkandidelte Szenenbild. All diese Dinge unterstreichen die Milieustudie mit derartiger Prägnanz, dass die Szenen um ein Vielfaches immersiver geraten als wenn man sich für Hochglanzoptik und Hip-Hop-Musik entschieden hätte. Die noch jungen Filmemacher haben einen authentischen Stil kreiert, der in ihrem Film noch die Kirsche auf der Sahne ist.
Unser Fazit zu Der Schwarze Diamant:
Ohne auf das erschütternde Ende einzugehen, kann man definitiv festhalten, dass mit Der Schwarze Diamant ein Film gelungen ist, der lange nachwirkt. Die einnehmende Inszenierung der Safdie-Brüder sorgt für den Rahmen, der Adam Sandler wie den titelgebenden Edelstein glänzen lässt – so wie lange nicht mehr. Jeder, der schon die Diskussion mitbekommen hat, dass der zu Unrecht abgestempelte Komiker bei den Oscarnominierten sträflich übergangen wurde, dem sei gesagt: Ja, Sandlers Leistung ist wirklich oscarreif!
Auch alle fast zu Statisten degradierten Nebendarsteller sind wahnsinnig gut gecastet und sorgen nochmals dafür, sich mehr mit dem eigentlich unvorbildlichen Hauptdarsteller zu identifizieren. Man darf gespannt sein, ob Sandlers Ausflug in die seriöse Schauspielerei mehr als nur ein Gastspiel war. Auf diesem Niveau wäre dies jedoch sehr traurig und würde künftige Oscarchancen torpedieren, die die Ignoranz der Academy in diesem Jahr Lügen strafen würde!
Abschließend empfehle ich ohne Zögern diesen Film allen, sogar den größten Sandler-Skeptikern! Und da das Meisterwerk bei Netflix läuft, muss man nicht mal das Geld fürs Kinoticket riskieren.
Der Film ist seit dem 31. Januar 2020 bei Netflix zu sehen!
Unsere Wertung:
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