Spion wider Willen – diese Rolle spielt Benedict Cumberbatch im Film Der Spion. Darin soll er als britischer Geschäftsmann möglichst unerkannt Geheimnisse von Moskau nach London schmuggeln. Ob dieses Szenario schlussendlich unterhaltsam ist, besprechen wir in unserer Review!
Titel | Der Spion |
Jahr | 1917 |
Land | Germany |
Regie | Heinz Karl Heiland |
Genres | Abenteuer, Kriegsfilm |
Darsteller | Ferdinand Bonn, Conrad Veidt, Leontine Kühnberg, Bruno Lopinski, Ellen Richter |
Länge | 90 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Der Spion
Im Fokus der Handlung stehen der britischen Geschäftsmann für Elektroteile Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) und der ehemaligen russischen Geheimdienstoffizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze). Penkowski versorgt inmitten der Hochzeit des Kalten Krieges britische und amerikanische Geheimdienste mit geheimen Informationen, da er eine Eskalation des Konfliktes seitens des Kremls befürchtet.
Deswegen sollen vertrauliche Dokumente von Moskau nach London geschmuggelt werden. Infolgedessen wirbt die CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) zusammen mit dem MI6-Agenten Dickie Franks (Angus Wright) den unscheinbaren Geschäftsmann Greville Wynne an. Dieser soll auf fingierten Geschäftsreisen in die Sowjetunion den kapitalistischen Handelsvertreter mimen und dabei bei der Beschaffung der Informationen helfen.
Jedoch entwickeln Penkowski und Wynne bei dessen Besuchen nach und nach eine freundschaftliche Beziehung, die weit über deren Geschäftsinteressen hinausgeht. Dies bleibt natürlich auch der sowjetischen Führung und Wynnes Ehefrau Sheila (Jessie Buckley) nicht verborgen. So verfängt sich unser Protagonist langsam immer tiefer in dem persönlichen und politischen Ränkespiel der Großmächte und gleitet überdies in eine selbstzerstörerische Spirale aus Existenzängsten und Alkohol.
Spannungsvoll und geerdet
Zeitlich anfangs der 1960er-Jahre angesiedelt, besticht der Film zuerst einmal durch seine Schauplätze. Denn das Duett aus der Darstellung der westlichen Metropole London und dem Ostblockcharme Moskaus als deren Gegenstück setzt einen interessanten Rahmen für die Handlung, die auf einer wahren Geschichte basiert. Darüber hinaus vermitteln viele Establishing Shots und Locationwechsel das Gefühl, adäquat in beide Städte eintauchen zu können und machen dem Publikum deren Differenzen unaufdringlich bewusst. Dazu tragen die detailreichen Kostüme ihren Teil dazu bei, ein authentisches Gefühl der geschichtlichen Ära zu vermitteln.
In diesem Sinne lassen sich auch die Schauspielleistungen, vor allem der beiden Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch und Merab Ninidze, lobend erwähnen. Denn diese tragen den Film vor allem durch ihr überzeugendes Spiel, ermöglichen einen guten Einblick in das Innenleben ihrer Rollen und füllen die historischen Persönlichkeiten mit Leben.
Zusammen mit einer interessanten Farbpalette, die sich überwiegend aus Erdtönen, wie Braun, Orange oder Grautönen zusammensetzt, aber nichtsdestotrotz schön anzusehen ist, bietet das gesamte Produktionsdesign einen rundum gelungenen Gesamteindruck.
Zudem bleibt die Handlung um den etwas unfreiwilligen Spion Greville trotz weniger Wendungen und einer eher linear erzählten Geschichte immer spannend. Insbesondere dadurch, dass der Film ohne große Actionszenen oder erzählerische Höhepunkte auskommt, ein so nicht zu erwartender Umstand. Dabei besonders relevant ist der Fokus auf den sozialen Interaktionen zwischen den beiden Protagonisten. Gepaart mit deren persönlichen Ängsten, zeichnet Der Spion interessante Charaktere, die den Film quasi alleine tragen. Denn über allen Entscheidungen der Figuren steht nur eines: die Sicherheit des eigenen Lebens sowie des der Familie.
Mutlos und einseitig
Zwar weiß die spannende Erzählung durchaus zu überzeugen, jedoch fühlt sie sich die meiste Zeit wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Setpieces an. So wirkt der Schnitt zwischen den einzelnen Sequenzen oft abrupt und wirft das Publikum unvermittelt in den nächsten Erzählabschnitt. Überdies sucht man vergeblich nach großen dramaturgischen Einfällen, auch das Ende der Handlung lässt sich als mäßig erfahrener Filmfan schnell erahnen.
In diesem Zuge sind auch die musikalische Untermalung und die cinematographische Inszenierung zwar mindestens hübsch anzuhören und anzusehen, mehr als die Prädikate konventionell und stilsicher können aber unsererseits nicht verliehen werden.
Genauso konventionell aufgezogen ist leider auch die Darstellung der russischen Seite des Konfliktes. Auch wenn es sich hier um eine britische Produktion handelt, macht es sich der Agententhriller mit seiner recht klaren Aufteilung in Gut und Böse wie viele Hollywood-Produktionen ein wenig einfach. Gerade im Hinblick auf die authentische optische Darstellung der Ära stößt hier der geschichtliche Erzählanspruch an seine Grenzen. Hier wäre durchaus mehr Ambivalenz wünschenswert gewesen.
Unser Fazit zu Der Spion
Insgesamt lässt sich der Film sehr passend mit einer vielzitierten Phrase umschreiben: Geschichts-Fans greifen zu, Agentenfilm-Fans gucken Probe. Denn hier trifft eine konventionelle Erzählung wahrer Ereignisse und gute Schauspielleistungen auf eine überraschungs- und höhepunktarme Handlung. Weil der Streifen gänzlich ohne Actionszenen auskommt, ist Der Spion vermutlich eher etwas für Personen, die sich an der paranoiden Grundstimmung des Kalten Krieges und spannenden Figurenzeichnungen erfreuen können. Emotional involviert ist man hier jedoch nur selten und das Rad wird durch den Agenten-Thriller mit Sicherheit auch nicht neu erfunden. Nichtsdestotrotz ist der Film eine solide Spionage-Geschichte, die man guten Gewissens einlegen darf.
Der Spion ist seit dem 09.11.2021 digital und ab dem 23.11.2021 auf DVD & Blu-Ray verfügbar!
Unsere Wertung:
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