Mit Der Wolf bringt der deutsche Independent-Filmer David Brückner, nach Rapunzels Fluch, seinen nunmehr zweiten Horrorfilm mit Märchengewand ins Heimkino. Dieses Mal wird eine Gruppe von Jugendlichen in einem Theater eingesperrt, welche nach und nach einem Killer mit Wolfsmaske und Krallen zum Opfer fallen. Doch wer ist dieser Wolf im Lammfell in ihren Reihen?
Titel | Der Wolf und die 7 Geißlein |
Jahr | 2021 |
Land | Germany |
Regie | David Brückner |
Genres | Horror, Mystery, Thriller |
Darsteller | Davis Schulz, Kiana Klysch, Robin Czerny, Camelia Minicuta, Robin Leo Hoffmann, Sabine Heinen, Marta Shkop, Arman Kashani, Wolfgang Riehm, Sebastian Walter, Michael Krug, David Brückner, Jennifer Trommer, Daisuki Yuna |
Länge | 83 Minuten |
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Die Handlung von Der Wolf und die 7 Geißlein – Theater des Todes
Emma hat heute ihren letzten Tag im Alptheater und hilft abschließend dem Team bei der Umdekorierung der Lobby für die Premiere des neuen Stücks: Eine Neuinterpretation von Der Wolf und die 7 Geißlein der Gebrüder Grimm. Doch schon bald findet sie sich mit ihren Kollegen eingeschlossen im Theater wieder, in dem ein Killer mit Wolfskostüm sein Unwesen treibt und die Teenager nach und nach blutig tötet. Mit verschlossenen Türen versuchen die Geißlein die Nacht zu überstehen und nicht vom Wolf gerissen zu werden. Doch wer steckt hinter der Maske?
Auf den Spuren der Gebrüder Grimm
Der Wolf und die 7 Geißlein ist nicht der erste Film von David Brückner, welcher ein Märchen der Gebrüder Grimm als Basis haben. Schon in Rapunzels Fluch hat der Berliner Regisseur gezeigt, dass er mit solch einer Thematik einen Horrorfilm inszenieren kann. Auch bei seinem neusten Film ist das nicht anders. Allerdings ist die Handlung des Märchens, wie schon beim Vorgänger, rein oberflächlich und dient deswegen nur der generellen Thematisierung des Films. In diesem Fall gibt es einen Wolf als Killer und Sieben Geißlein als Opfer. Viel mehr, als dass das Märchen im Film namentlich erwähnt wird, geht der Film auf das Werk der Gebrüder Grimm dann allerdings nicht ein.
Klischees, die bedient werden wollen
In dem Genre, dem sich der Film selbst zuordnet, gehört es schon fast zum guten Ton, wenn man sich als DrehbuchautorIn irgendwelche unglaubwürdigen Szenarien ausdenkt, die Dialoge oberflächlich sind oder die Figuren selten dämlich handeln. Deshalb erfüllt Der Wolf und die 7 Geißlein auch sämtliche dieser Klischees und schlägt dabei leider etwas über die Stränge. In diesem Fall fallen die sehr konstruierte Prämisse oder die dummen Charakterentscheidungen gar nicht mal so sehr ins Gewicht. Dafür sind die Dialoge und teilweise auch der Cast weit unter dem restlichen Niveau des Indie-Films. Die Doku-Soap ähnlichen Leistungen einiger DarstellerInnen sind stellenweise wirklich zum Augenrollen und gerade in Kombination mit den flachen Dialogen fast schon zum Fremdschämen.
Gerettet wird das ganze durch die Inszenierung und den Humor des Films. David Brückner referenziert nämlich nicht nur Genregrößen, wie Scream, sondern auch sich selbst. Nicht nur, dass Brückner selber in seinem Film mitspielt, es hängen auch jede Menge Plakate seiner letzten Werke im Hintergrund. Es wird sogar ein Gespräch darüber geführt, wie dämlich die Figuren diese finden. Diese Art von selbst referentiellem Humor funktioniert wirklich hervorragend und setzt eine ganz andere Tonalität für den Film, der sich selbst nicht ganz so ernst nimmt und weiß, dass er die genannten Klischees bedient.
Große Vorbilder
Inszenatorisch ist Der Wolf sichtlich von den Genregrößen des letzten Jahrhunderts inspiriert. Besonders bei der Ausleuchtung, welche in einigen Sequenzen sehr von Primärfarben dominiert ist, erinnert stark an die Stilistik des italienischen Regisseurs Dario Argento. Brückner spielt generell viel mit Licht und Schatten und greift bei seinen häufig wechselnden Kameraeinstellungen auf die volle Palette zurück. Manchmal gehen deswegen die Dialoge in einem regelrechtem Schnittgewitter unter. Dadurch entstehen leider einige Anschlussfehler im Redefluss der Darsteller und in der Lichtsetzung, was nicht wirklich negativ auffällt, aber stellenweise ein bisschen befremdlich wirkt. Auch der Synthesizer-lastige Score des Films lässt den Zuschauer automatisch an die Horror- & Slashergrößen der 1980er denken. Somit setzt sich der Film zumindest audiovisuell problemlos in diese Nische hinein.
In einem Slasher dürfen die Kills natürlich nicht fehlen. Diese sind grundsätzlich mit praktischen Prothesen und einer Menge Kunstblut inszeniert, was dem Slasherfan das Herz aufgehen lässt. Die Special Effects sind für das Budget nicht zu verachten, aber leider gestalten sich die Morde etwas unkreativ und repetitiv. Ein paar finden sogar im Off statt, was sehr schade ist, weil David Brückner und sein Team bereits bewiesen haben, dass sie es auch anders können.
Unser Fazit zu Der Wolf und die 7 Geißlein – Theater des Todes
Man merkt zu jeder Minute der knackig kurzen Laufzeit, dass Der Wolf und die 7 Geißlein eine Independent Produktion ist – im positiven wie im negativen Sinne. Besonders einige der DarstellerInnen fallen negativ auf, und die dürftigen Dialoge helfen da ebenfalls nicht weiter. Dafür spürt man das Herzblut, welches in die Inszenierung geflossen ist. Regisseur David Brückner zitiert Genregrößen und zollt den Slasherfilmen der 1980er Jahren seinen Respekt. Die praktischen Effekte sehen sogar richtig gut aus. Zusammenfassend kann man sagen, dass Fans von leicht trashigen 80s-Slashern mit viel Blut und tollen praktischen Effekten durchaus auf ihre Kosten kommen werden, insofern man nicht viel Gewichtung auf Drehbuch und Darsteller legt.
Des weiteren gibt es eine Besprechung zum Film zusammen mit Regisseur David Brücker bei uns im Podcast.
Der Wolf ist seit dem 25. Februar 2022 auf Blu-ray, DVD und als VOD verfügbar!
Unsere Wertung:
© White Pearl Movies/Daredo