In Die Besessenen trifft Terminator: Dark Fate-Star Mackenzie Davis als Privatlehrerin auf zwei verhaltensauffällige Kinder, die ebenso wie ihr Zuhause, ein mysteriöser Landsitz in Maine, ein dunkles Geheimnis zu bergen scheinen.
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Titel | Die Besessenen |
Jahr | 2020 |
Land | India |
Regie | Floria Sigismondi |
Genres | Horror, Thriller |
Darsteller | Mackenzie Davis, Finn Wolfhard, Brooklynn Prince, Mark Huberman, Niall Greig Fulton, Kim Adis, Joely Richardson, Denna Thomsen, Barbara Marten, Karen Egan, Darlene Garr |
Länge | 94 Minuten |
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Die Handlung von Die Besessenen
Die junge Lehrerin Kate Mandell (Mackenzie Davis) bekommt eines Tages ein lukratives Angebot: Als Gouvernante soll sie sich auf einem herrschaftlichem Anwesen in Maine um das Mädchen Flora (Brooklynn Prince) kümmern. Sie und ihr älterer Bruder Miles (Finn Wolfhard) haben ihre Eltern bei einem Unfall verloren. Während Miles im Internat lebt, wohnt Flora allein mit der Haushälterin Mrs. Grose (Barbara Marten) auf dem Landsitz der Familie.
Das Angebot scheint zu gut, um es auszuschlagen, doch bald muss die junge Frau feststellen, dass mysteriöse Ereignisse einen Schatten über Haus und Hof der Familie Fairchild geworfen haben. So verschwand die vorherige Hauslehrerin Jessel (Denna Thompson) nicht nur spurlos, auch der Reitlehrer Quint (Niall Greig Fulton) starb plötzlich bei einem Unfall. Als dann Miles wegen gewaltsamen Verhaltens nach Hause geschickt wird, häufen sich für Kate die verstörenden Erlebnisse. Welches düstere Geheimnis steckt hinter allem? Auf dem Weg zur Lösung dieses Rätsels scheint sie, wie ihre im Pflegeheim wohnende Mutter Darla (Joely Richardson), zunehmend den Verstand zu verlieren…
Eine weitere Adaption der Henry-James-Novelle
Was haben Die Besessenen (2020), Schloß des Schreckens (1961 & 2009), Das Loch in der Tür (1971) und Obsession (1994) miteinander gemeinsam? Sie alle (und noch einige weitere) sind Verfilmungen der Novelle „The Turn of the Screw“, die der amerikanische Schriftsteller Henry James Ende des 19. Jahrhunderts in einer Wochenzeitschrift als Fortsetzungsgeschichte und 1908 auch in Buchform veröffentlichte.
Der besondere Kniff dieser psychologisch aufgeladenen Geistergeschichte liegt in ihrer Erzählweise, denn das Geschehen wird aus der Perspektive der neu eingestellten Gouvernante als Ich-Erzählung wiedergegeben. Ob sich die geisterhaften Erscheinungen tatsächlich so ereignen oder nur künstliche Gebilde in der Wahrnehmung eines gestörten Geistes sind, ist eine der spannenden Grundfragen von James‘ Roman. Denn beide Lesarten sind möglich, wodurch ein faszinierendes Wechselspiel entsteht.
Der Titel „The Turn of the Screw“ bezieht sich dabei zum einen auf eine ganz bestimmte, freudianisch aufgeladene Szene, in der die junge Flora einen Mast in ein Boot dreht. Zum anderen spielt dieser wunderbar auf den „Turn“ der Gouvernante an, also auf das Durchdrehen und Abdriften in den Wahnsinn aufgrund des rätselhaften Spuks. So passt der englische Originaltitel der jetzigen Neuverfilmung, The Turning, perfekt zum Sujet seiner Vorlage. Leider geht die deutsche Fassung mit Die Besessenen wieder mal eigene Wege und schürt eine ganz andere, völlig unpassende Erwartungshaltung. Denn so wird suggeriert, die beiden Kinder Flora und Miles könnten besessen sein, was aber zu keiner Zeit Thema des Films ist.
Geistergeschichte vs. pathologischer Wahnsinn
Die Hauptrolle der Privatlehrerin und Nanny, altertümlich Gouvernante genannt, spielt Mackenzie Davis, die bereits 2018 in Tully als gutmütiges Kindermädchen in Erscheinung trat. Mit ihrem neuen Job trifft sie auf ein ihr gänzlich unvertrautes Milieu. So weißt sie die bissige Haushältern Mrs. Grose ein ums andere Mal daraufhin, dass Miles und Flora wohlbehütet sind und aus gutem Hause kommen. Das wecke zwangsläufig Neid und Missgunst, weil den Sprösslingen ein ganz anderes Leben zuteil wird als vielen anderen Menschen.
Leider erweißt sich diese Rolle schnell als unglaubwürdig. Von Unsicherheit zerfressen, strahlt sie zu keiner Zeit eine pädagogische Autorität aus und verzweifelt beim kleinsten Gegenwind durch die Kinder. Wie sie zuvor eine ganze Klasse leiten und unterrichten konnte, bleibt schleierhaft. Offensichtlich bemüht sich das Drehbuch mehr schlecht als recht, die Hauptfigur möglichst fragil darzustellen, um sie langsam dem Wahnsinn anheimfallen zu lassen. So verschwimmt schrittweise die Grenze: Sind Flora und Miles für einige seltsame Vorkommnisse verantwortlich oder treiben Geister ihr grausames Spiel? So drängt sich der jungen Lehrerin alsbald die Vermutung auf, dass ihre Vorgängerin Jessel und der verstorbene Reitlehrer Quint als Spukerscheinungen zurückgekehrt sind.
Auch bei der Inszenierung des nächtlichen Grusels enttäuscht Die Besessenen auf ganzer Linie. Wenn sich ein Schockmoment zum x-ten Mal als Alptraum herausstellt, wird schnell klar, dass Regisseurin Floria Sigismondi die Regeln und Gepflogenheiten des Genrefilms auf biederste und dürftigste Weise bedient. Zudem scheinen sich die Macher auf das pompöse Ambiente des herrschaftlichen Landsitzes verlassen zu haben. Ein riesiges, unübersichtliches Herrenhaus, umgeben von weitläufigen, labyrinthischen Gärten, soll in unzähligen Nachtszenen mit Nebelschwaden alleine schon für ein befriedigendes Gruselerlebnis sorgen. Als Horrorfilm bleibt Die Besessenen erschreckend zahm und spielt selbst die typischen Jump Scares audiovisuell lasch und unmotiviert aus.
Unser Fazit zu Die Besessenen
Hätte es also noch einer weiteren Verfilmung der klassischen Geistergeschichte „The Turn of the Screw“ von Henry James bedurft? Zumindest in der Form von Die Besessenen lautet die Antwort ganz klar nein. Denn das nötige Feingefühl und künstlerische Talent, um den mehrdeutigen Geist der Vorlage herauszukitzeln, lassen Drehbuch und Regie schmerzlich vermissen. Die letztendliche Auflösung ist derart wirr und gezwungen, dass sich viele Zuschauer sicherlich unmittelbar vor den Kopf gestoßen fühlen und im Netz auf die Suche nach einer Erklärung gehen werden. Auch das alternative Ende, das direkt nach den Credits mitgeliefert wird, bringt kaum mehr Verständnis ins Geschehen, sondern präsentiert ebenso nur einen forcierten Paukenschlag.
Verfilmung misslungen – aber taugt Die Besessenen zumindest als gruseliger Horrorfilm? Auch hier ist ein ganz klares Nein unumgänglich. So ist es wirklich erschreckend, wie sehr der Film bis kurz vor Schluss eher als seichtes Drama mit leichtem Gruseleinschlag vor sich hindümpelt. Sein Sammelsurium aus abgeschmackten Schockmomenten fällt dermaßen einfallslos aus, dass der Film leider wirklich niemandem zu empfehlen ist.
Die Besessenen ist am 3. September 2020 auf Blu-ray & DVD sowie on demand über die gängigen Streamingdienste erschienen.
Unsere Wertung:
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