Es ist bereits über 40 Jahre her, dass Robert de Niro und Christopher Walken für Regisseur Michael Cimino durch die Hölle gegangen sind. Mit diesem Film hat er einen zeitlosen Antikriegsfilm geschaffen, der zahlreiche folgende Werke inspiriert hat. Warum das Ganze auch heute noch funktioniert, erfahrt ihr in unserer Kritik!
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Titel | Die durch die Hölle gehen (The deer hunter) |
Jahr | 1978 |
Land | USA |
Regie | Michael Cimino |
Drehbuch | Michael Cimino, Deric Washburn, Louis Garfinkle, Quinn K. Redeker |
Genre | Kriegsfilm, Drama |
Darsteller | Robert De Niro, Christopher Walken, Meryl Streep, John Cazale, John Savage, George Dzundza, Chuck Aspegren, Rutanya Alda |
Länge | 183 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Weltkino Filmverleih |
Worum geht’s in Die durch die Hölle gehen?
Eine Gruppe junger russisch-orthodoxer Amerikaner genießt ihr Leben in vollen Zügen. Sie machen das beste aus ihrer Arbeit in der Schweißerei, betrinken sich gerne ab und zu und gehen gemeinsam im Hochland jagen. Steve, einer der jungen Männer, heiratet sogar bald das Mädchen, das er liebt. Auch wenn die Gruppe unterschiedlicher nicht sein könnte, sind die engen Freunde stets zusammen und gut aufgelegt.
Doch die meisten von ihnen haben beschlossen, der Army beizutreten und auf Seiten der Amerikaner im Vietnamkrieg zu kämpfen. Darunter sind auch Michael und Nick, die in vietnamesischer Kriegsgefangenschaft landen. In dieser misslichen Lage überlebt nur, wer einen kühlen Kopf behalten kann und die richtigen Gelegenheiten nutzt. Doch können das alle Beteiligten von sich behaupten und die wortwörtliche Hölle unbeschadet überstehen?
Alle Zeit der Welt
Die durch die Hölle gehen ist ein klar strukturierter Film, der in drei große Akte gegliedert ist: Die Hochzeit und Abschiedsfeier, Vietnam und die veränderte Situation nach den grausamen Ereignissen im Krieg. Dabei nimmt sich Cimino alle Zeit, die er seiner Meinung nach braucht, und das ist eine ganze Menge. Gerade der viel diskutierte erste Akt ist dabei ein Streitthema, denn die Feierlichkeiten brauchen wortwörtlich ewig. Das mag zwar einen künstlerischen Hintergrund und einen Sinn in der Dramaturgie haben, der Unterhaltung tun diese Szenen allerdings keinen Gefallen. Es passiert einfach viel, viel zu wenig, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Außerdem finden diese Szenen relativ zu Beginn statt. Man hat noch keine Beziehung zu den Figuren aufgebaut und weiß, dass der Streifen über drei Stunden gehen wird. Dem entsprechend mag das viele Zuschauer am Anfang abschrecken, doch was danach kommt, lohnt sich.
Dieses Prinzip verfolgt Cimino nämlich auch in den anderen beiden Akten des Films, und hier erzielt es eine völlig andere Wirkung. Extrem abrupt schneidet Die durch die Hölle gehen nach der idyllischen Familienfeier zu den Wirren des Krieges. Die gesamte Vietnam-Sequenz zeigt eindrucksvoll die Schrecken des Krieges und fühlt sich trotz einer relativ kurzen Zeitspanne von Ereignissen wie eine Ewigkeit an. Man hat fast das Gefühl, als wäre man selbst dabei und würde all das durchleiden, was die Hauptcharaktere erleben müssen. Erst hier setzt die emotionale Verbundenheit ein und schlägt ein wie eine Bombe, denn durch die extrem dramatische Inszenierung kann der Zuschauer nicht vorhersehen, was passieren wird. Jeder könnte sterben, was die Szene natürlich merkbar spannender macht. In diesen Momenten zahlt sich die anfängliche Geduld aus und der Film entfaltet sein volles Potential.
Gut gealtert
Trotz der Zeit, die der Film bereits auf dem Buckel hat, merkt man Die durch die Hölle gehen sein Alter nicht an. Klar, der ganze Flair und die technischen Bedingungen der 70er scheinen auch heute noch durch, aber das ändert nichts daran, dass viele Einstellungen immer noch wunderschön anzusehen sind. Man merkt einfach, wie viel Mühe sich bei der Produktion gemacht wurde. Die bereits angesprochene Hochzeit beispielsweise ist trotz ihrer fragwürdigen Inszenierung eindeutig bis ins letzte Detail geplant und sorgt damit für eine ungeheuer dichte Atmosphäre. Selbiges gilt für den Krieg in Vietnam: Einige Szenen brauchen nicht einmal den Vergleich mit Apocalypse Now scheuen und erzielen eine ähnlich eindrucksvolle Wirkung.
Besonders beeindruckend ist der Soundtrack, welcher sich extrem subtil und nur an den wichtigsten Stellen in den Film einfügt. Über weite Strecken bleibt Ciminos Kriegsdrama nämlich sehr still oder wird nur von interner Musik begleitet. Durch die zusätzliche Zäsur des Soundtracks auf bestimmte Szenen erzeugen diese noch eine deutlich größere emotionale Verbundenheit zum Geschehen und werten den Film damit enorm auf. Lediglich die etwas einseitige Darstellung der agierenden Parteien ist vom heutigen Standpunkt aus ein wenig problematisch. Jeder Vietnamese wird als sadistischer Kriegsverbrecher und jeder Amerikaner als seine Pflicht erfüllender Held gezeigt. Gut, es waren andere Zeiten, negativ auffallen tut es dennoch.
Unglaubliches Schauspiel in Die durch die Hölle gehen
Die absoluten Stars des Films sind aber unbestritten Robert De Niro und Christopher Walken. Der Film beginnt relativ ruhig und zeigt keine Szenen, die besonderes schauspielerisches Talent fordern. Allerdings merkt man bereits hier, dass gerade diese beiden vollends mit ihren Charakteren verschmolzen sind. Durch ihr makelloses Schauspiel vergisst man zeitweise, dass man hier einen Film schaut und keine Privataufnahmen, und genau darum sollte es auch gehen. Lediglich der Blick aus der heutigen Perspektive schwächt den Eindruck ein wenig ab. Weil Walken und besonders De Niro in den folgenden Jahrzehnten eine beeindruckende Karriere hingelegt haben, bleibt der „Star-Faktor“ leider zu jeder Zeit bestehen. Das ist aber selbstverständlich kein Kritikpunkt, lediglich eine durch die vergangene Zeit bedingte Beobachtung.
Das volle schauspielerische Potential der beiden entfaltet sich aber im zweiten Teil des Films, der in Vietnam spielt. Wie bereits erwähnt lässt sich Die durch die Hölle gehen ziemlich viel Zeit bei fast allem, was er zeigt. Das schlägt sich besonders in einer der intensivsten Szenen nieder, die ich jemals bewundern durfte. Im Kriegsgefangenenlager werden Michael und Nick gezwungen, gegeneinander russisches Roulette zu spielen. Diese sadistische Situation zieht sich bis ins Unendliche, und das ist absolut positiv gemeint. Gekrönt wird diese grausame Szene nur noch vom unfassbaren Schauspiel der Hauptakteure. Man kauft beiden den Schrecken in ihren Augen, die absolute Hoffnungslosigkeit, die alles überschattende Todesangst vollends ab. Da läuft es einem nicht nur einmal kalt den Rücken runter, und genau das muss Schauspiel bewirken!
Fazit
Auch nach über vier Dekaden kann Ciminos Die durch die Hölle gehen noch überzeugen. Zwar lässt sich der Film an vielen Stellen sehr viel Zeit, was besonders auf Kosten des Unterhaltungswerts geht, doch kann er an allen anderen Fronten überzeugen. Kostüme, Kriegsszenen und Soundeffekte können sich nach wie vor sehen und hören lassen und besonders letztere gehen durch Mark und Bein. Highlight sind aber unbestritten Christopher Walken und Robert De Niro, die mit das beste Schauspiel ihrer Karriere hinlegen. Klare Empfehlung für Leute mit Sitzfleisch, die Lust auf einen Kriegsfilm der anderen Sorte haben.
Die restaurierte Fassung von Die durch die Hölle gehen erscheint am 13.12.2019 auf DVD, Blu-ray und als VoD!
Unsere Wertung:
Titel | Die durch die Hölle gehen |
Jahr | 1978 |
Land | United Kingdom |
Regie | Michael Cimino |
Genres | Drama, Kriegsfilm |
Darsteller | Robert De Niro, Christopher Walken, John Cazale, John Savage, Meryl Streep, George Dzundza, Rutanya Alda, Pierre Segui, Amy Wright, Richard Kuss, Joe Grifasi, Dennis Watlington, Shirley Stoler, Chuck Aspegren, Mary Ann Haenel, Mady Kaplan, Paul D'Amato, Christopher Colombi Jr., Victoria Karnafel, Jack Scardino, Joe Strnad, Helen Tomko, Charlene Darrow, Jane-Colette Disko, Michael Wollet, Robert Beard, Joe Dzizmba, Stephen Kopestonsky, John F. Buchmelter III, Frank Devore, Tom Becker, Lynn Kongkham, Nongnuj Timruang, Po Pao Pee, Dale Burroughs, Parris Hicks, Samui Muang-Intata, Sapox Colisium, Vitoon Winwitoon, Somsak Sengvilai, Charan Nusvanon, Jiam Gongtongsmoot, Chai Peyawan, Mana Hansa, Sombot Jumpanoi, Phip Manee, Ding Santos, Krieng Chaiyapuk, Ot Palapoo, Chok Chai Mahasoke, Joel Thingvall, Gary A. Jones |
Länge | 182 Minuten |
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