Ein Quanten-Paläontologe (!), eine schlaue Studentin in Hot Pants und ein einfältiger Souvenirshop-Besitzer gehen auf einen Parallelwelten-Trip mit Dinos, Affenmenschen und Froschmonstern. Das Sujet von Die fast vergessene Welt klingt nach fast zu vergessendem B-Movie-Quatsch. Oder ist da mehr dran? Das erfahrt Ihr in unserer Rezension.
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Titel | Die fast vergessene Welt |
Jahr | 2009 |
Land | United States of America |
Regie | Brad Silberling |
Genres | Abenteuer, Komödie, Science Fiction |
Darsteller | Will Ferrell, Anna Friel, Danny McBride, Jorma Taccone, John Boylan, Matt Lauer, Bobb'e J. Thompson, Sierra McCormick, Shannon Lemke, Steven Wash Jr., Brian Huskey, Kevin Buitrago, Noah Crawford, Jon Kent Ethridge, Logan Manus, Ben Best, Scott Dorel, Sean Michael Guess, Dennis McNicholas, Chris Henchy, Kurt Carley, Travis Samuel Clark, Daniel George, Todd Christian Hunter, Marti Matulis, Tim Soergel, Douglas Tait, Patrick Wedge, Ana Alexander, Moran Atlas, Jesse Golden, Eve Mauro, Pollyanna McIntosh, Ania Spiering, Paul Adelstein, Adam Behr, Daamen J. Krall, Leonard Nimoy, Michael Papajohn, Kiernan Shipka, Dylan Sprayberry, Zach Callison |
Länge | 101 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Darum geht es in Die fast vergessene Welt
Rick Marshall (Will Ferrell) ist ein abgehalfterter Wissenschaftler, der sich mit seiner Theorie der Quanten-Paläontologie ins Abseits geschossen hat. Seine Behauptung, einen Tachyonen-Generator bauen zu können, mit dem man in der Zeit nicht vor und zurück, sondern seitwärts in parallele Dimensionen reisen könne, eben in Die fast vergessene Welt, ist da kaum hilfreich. Als die Studentin Holly Cantrell (Anna Friel) ihm allerdings im Millionen Jahre alten Dinosaurierfossil den Abdruck eines Feuerzeugs zeigt, in dem Marshall sogleich sein eigenes Feuerzeug erkennt, baut er die Maschine fertig.
Mit Holly fährt er an den Fundort, der in einer wasserführenden Höhle liegt, die Will Stanton (Danny R. McBride) zu einer Art Geisterbahn umgebaut hat. Zu dritt geht’s mit dem Schlauchboot hinein. Als Marshall den Generator anwirft, löst er ein Erdbeben aus. Der Bach verwandelt sich in einen reißenden Fluss, der in einen Wasserfall mündet. Der Sturz führt das Trio durch Zeit und Raum. In Die fast vergessene Welt stoßen sie auf einen T-Rex und andere Echsen, schließen Freundschaft mit dem Affenmenschen Cha-Ka (Jorma Taccone) und erleben etliche Abenteuer. Schließlich müssen sie die Eroberung des Universums durch die froschartigen Sleestaks und ihren tyrannischen Anführer verhindern.
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Von der TV-Show zum Kinofilm
Der Film von Spielberg-Schüler Brad Silberling (Casper, Stadt der Engel) beruht auf der bei uns eher unbekannten TV-Serie Im Land der Saurier aus den Jahren 1974 bis 76. Deren Entwickler, die Brüder Sid und Martin Krofft, produzierten auch den Ableger fürs Kino. Die Handlung folgt einem ähnlichen Muster, wenn auch auch aus der TV-Familiengeschichte, in der Holly Marshalls Tochter ist, die kinotauglichere Variante eines möglichen Love Interests geschaffen wurde.
Die fast vergessene Welt beginnt dabei vielversprechend mit einer Art Prolog zur Einstimmung, der zwar für den weiteren Handlungsverlauf irrelevant, optisch aber ungemein reizvoll ist. Ein Astronaut landet nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre in einem Urzeitdschungel. Er blickt nach oben. Im Helmvisier seines Raumanzugs spiegelt sich der Vollmond, über den sich das Spiegelbild eines Dinokopfes schiebt. Im Schatten des T-Rex wird das Gesicht des Astronauten erkennbar. Mensch und Dino öffnen zeitgleich ihre Münder, der eine zum Schreien, der andere zum Fressen. Schnitt. Willkommen im Jurassic Irgendwo.
Ein starker Einstieg in Die fast vergessene Welt – was leider so nicht anhält. Als nächstes sieht man Marshall in der TV-Show Today, wo er von Moderator Matt Lauer (spielt sich selbst) wegen seiner Theorie verspottet wird. Sein Buch, so Lauer, sei in der Abteilung „In meinem Kronleuchter sind nicht mehr alle Lampen an“ zu finden. Marshalls Wutanfall wird mit dem Inhalt eines Feuerlöschers gestoppt.
Haben Dinosaurier Möpse?
Drei Jahre später hält der Wissenschaftler einen imposanten Vortrag über Tachyonen, während im Hintergrund das bombastische „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauß ertönt, spätestens seit Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum Inbegriff der Science-Fiction-Hymne. Das Licht geht an, Marshalls Publikum entpuppt sich als ein Haufen Achtklässler. Die Kinder stellen so spannende Fragen wie: „Wenn mann eine Tonne Hasch auf die Sonne schießt, würden dann alle auf der Erde nach dem Verbrennen high werden?“ Eine Schülerin fragt Marshall, ob er Viagra nehme, und ein anderer möchte wissen: „Haben Dinosaurier Möpse?“
Ein paar flache Witze und der Fertigstellung des Tachyonen-Generators später folgt der Ausflug in die Höhle des Teufels-Canyons. Und nach etwa 15 Minuten Laufzeit erreichen wir Die fast vergessene Welt: Nach dem Sturz durch Raum und Zeit erwacht das Trio in einer an Bilder des surrealistischen Malers Salvador Dali erinnernden Wüstenlandschaft unter drei Monden mit zahlreichen Anachronismen: Mitten im Sand steht eine einsame Tür ohne Haus, dahinter liegt ein Wikingerschiff im Sand, in dessen Deck sich eine abgestürzte Cessna gebohrt hat.
Kommunikation mit Busengrabschen
Optisch hat Die fast vergessene Welt einiges zu bieten. Die fantastischen Fantasy-Landschaften würden einem erstklassigen Videospiel alle Ehren machen. Die Animationen sind wie die Kostüme wie in einem billigen B-Movie bewusst künstlich gehalten, bieten mit äußerst fließenden Bewegungen aber reichlich Schauwerte. Das macht Spaß. Jedenfalls mehr als der oftmals unter die Gürtellinie zielende Humor. Wenn die ersten Kommunikationsversuche mit Affenmann Cha-Ka zur Busengrabscherei ausarten, ist das eher platt. Ganz am Ende wird der Fäkalhumor komplett auf die Spitze getrieben. Doch das ist dann fast schon wieder lustig.
Es gibt durchaus viele Gags, die funktionieren. Wenn der T-Rex auf die herablassenden Äußerungen Marshalls bezüglich seiner Intelligenz – schließlich habe er ja nur ein Gehirn von Walnussgröße – sauer reagiert, ist das stark. Erst recht, wenn er Marshall zeigt, wie groß eine Walnuss in seiner Welt tatsächlich ist. Auch Will Ferrells Grimassen, wenn er beim Singen von einer Urwaldmücke ausgesaugt wird, machen Spaß. Ebenso sein Tanz zwischen den Eiern eines Flugsauriers, während der wie ein Gettoblaster aussehende Tachyonen-Generator Musik aus A Chorus Line von sich gibt. Da ist Ferrell ganz in seinem Element.
Darüber hinaus stellt Die fast vergessene Welt wenig Ansprüche an die schauspielerischen Leistungen, die solide sind, einen aber auch nicht vom Hocker reißen. Die Musik von Michael Giacchino (Jurassic World 1 und 2, Jojo Rabbit) gefällt, und man mag sich bei der ein oder anderen Gelegenheit dabei ertappen, den Takt mitzuklopfen. Aber auch er hat natürlich schon weitaus bessere Soundtracks abgeliefert.
Unser Fazit zu Die fast vergessene Welt
Brad Silberlings Abenteuer- und Fantasy-Komödie punktet vor allem mit optischen Werten. Die fast vergessene Welt ist voller surrealistischer Bilder, die faszinieren und stark an die Gemälde Salvador Dalis erinnern. Da mag man eintauchen, wie unsere Protagonisten in den Swimmingpool mitten in der Wüste. Die hanebüchene Handlung ist dagegen wenig überraschend und eher irrelevant. Es gibt eine Reihe gelungener Gags und jede Menge flacher Witze. Der Film macht durchaus Spaß, aber man kann zwischendurch ruhig mal ein paar Erdnussflips holen gehen, ohne die Pausentaste drücken zu müssen.
Die fast vergessene Welt erscheint am 28. August erstmals auf Blu-ray in einer limitierten Steel-Edition.
Unsere Wertung:
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