In Die Känguru-Chroniken lernt der (Klein-)Künstler Marc-Uwe ein sprechendes Känguru kennen. Überzeugt die Film-Adaption der erfolgreichen Buchreihe?
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Titel | Die Känguru-Chroniken |
Jahr | 2020 |
Land | Germany |
Regie | Dani Levy |
Genres | Komödie |
Darsteller | Dimitrij Schaad, Marc-Uwe Kling, Rosalie Thomass, Henry Hübchen, Adnan Maral, Tim Seyfi, Carmen-Maja Antoni, Bettina Lamprecht, David Brückner, Oskar Strohecker, Daniel Zillmann, Moritz Katzmair, Fred Aaron Blake, Janina Agnes Schröder, Paulus Manker, Lena Dörrie, Katrin Pollitt, Nils Dörgeloh, Axel Werner, Patrick Finger, David Bredin, Joey Zimmermann, Daniel Krauss, Marie-Luise Lux, Victor Pape-Thies, Monika Gossmann, Celine Wagner-Ozana, Joshua Levy, Frederic Koziel, Phileas Heyblom, Günter Gierlinger, Marco Albrecht, Helge Schneider |
Länge | 92 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: WOW, Sky Go Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Die Känguru-Chroniken – Handlung
Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) lebt in einer heruntergekommenen Wohnung im Herzen von Berlin. So heruntergekommen wie seine Wohnung lässt sich auch sein Leben beschreiben. Marc schläft bis weit in den Tag hinein, hat ständig Kopfschmerzen und denkt nicht einmal daran, seinen Schlafanzug gegen normale Klamotten zu tauschen. Für den (Klein-)Künstler ändert sich plötzlich alles, als sein neuer Nachbar bei ihm klingelt: Ein sprechendes Känguru fragt ihn nach Zutaten, die Marc ihm bereitwillig überlässt. Dem Känguru gefällt das so gut, dass es kurzerhand entscheidet, bei ihm einzuziehen…
Die Schwierigkeit einen stringenten Film zu erzählen
Die Vorlage für den Film Die Känguru-Chroniken liefert offensichtlich das literarische Werk des Autoren/Künstlers/Kabarettisten Marc-Uwe Kling. Dabei handelt es sich um eine Sammlung an Kurzwerken, die oft daraus bestehen, dass ein „Ich-Erzähler“ zusammen mit dem namensgebenden Känguru Dialoge über Gott und die Welt führt.
Dieses Prinzip ist als Film nur schwer umzusetzen, weswegen sich eine stringente Handlung ausgedacht wurde, in der es um die rechtsextreme Partei AfD… Entschuldigung, AzD geht. Marc und das Känguru schließen sich zusammen, um den AzD-Politiker Jörg Dwigs davon abzuhalten, den Görlitzer Park in eine Wohnanlage mit Wolkenkratzer zu verwandeln.
Bissige Comedy fällt Geschichte zum Opfer
Leider führt die Entscheidung, die Dialoge zwischen dem Känguru und Marc-Uwe in den Hintergrund zu stellen, dazu, dass eine Geschichte in den Vordergrund tritt, die man fast schon als banal beschreiben könnte. Es gibt einen klassischen Konflikt zwischen links und rechts, bei welchem das rechte Lager komplett überspitzt und als Karikatur dargestellt wird. Mehrere Schichten oder tiefere Ebenen sucht man hier vergeblich. Das zeigt sich auch an den Witzen, die während dieser übergreifenden Handlung wie vom Fließband wirken. Slapstick gibt sich Sex-Witz die Türklinke in die Hand. Gerade in den ruhigen Momenten aber strahlt der Humor durch die Oberfläche, der die Känguru-Chroniken überhaupt erst so berühmt gemacht hat. Bissige Gesellschaftskritik und politische Referenzen treffen hier genau ins Ziel. Leider kommt das über die ganze Laufzeit viel zu selten vor.
Visual Comedy
Anders als die meisten Komödien aus Deutschland setzt Die Känguru-Chroniken neben inhaltlichen Humor auch auf visuelle Gags. Wenn zum Beispiel während eines Faustkampfes die Textzeilen „kritischer Treffer“ und „K.O“ eingeblendet werden, dann erinnert das sofort an Edgar Wrights Scott Pilgrim Vs. The World. Es lässt sich sehr schnell erkennen, dass Filme dieser Art als direkte Vorbilder genommen wurden. Gerade für Komödien aus Deutschland bringt dieser Aspekt frischen Wind in das Genre. Dabei kommen die visuellen Witze allerdings nicht an die ihrer Vorbilder heran. Sie wirken oft plump und als wären sie in letzter Sekunde eingeführt worden, um Szenen etwas mehr Pep zu verleihen.
Das Känguru
Unbedingt herausstellen muss man die Arbeit der visuellen Künstler. Das Känguru selbst sieht ausgezeichnet animiert aus und wirkt in keiner Szene wie ein CGI-Wesen. In dieser Hinsicht überzeugt der Film auf ganzer Linie. Allerdings sollte das auch als Standard gelten, wenn sich quasi der ganze Film um dieses Tier dreht. Erfreulicher Weise gilt dieser Fakt aber auch für die meisten anderen Spezialeffekte.
Auf inhaltlicher Ebene verhält es sich ein wenig anders. Während des Films kam mir der Gedanke, dass die Macher scheinbar versucht haben, das Känguru so unsympathisch wie möglich zu inszenieren. Natürlich ist es Teil der Idee, ein Fabelwesen zu erschaffen, welches provoziert und aneckt, aber wenn z. B. ein Charakter, zwei Minuten nach seiner Einführung, einen Hund misshandelt, dann keimt schnell eine gewisse Antipathie auf. Es ist dann auch egal, dass sich kurz darauf herausstellt, dass der Hund Eigentum von Neonazis ist.
Witze auf Meta Ebene
Die Känguru-Chroniken ist durchzogen von so genannten Meta-Witzen. Der Film setzt sich sogar in gewisser Weise mit dem Medium Film auseinander. Allerdings ist es ein schmaler Grad für einen Film, so etwas zu tun, denn wenn man das Medium kritisiert, oder sich über Aspekte selbiges lustig macht, sollte man aufpassen, die gleichen Fehler nicht selbst zu begehen. Zum Beispiel wird sich im Film selber über plumpe Exposition lustig gemacht, während der Film selbst davor auch nicht zurückschreckt.
Ebenfalls sind sehr viele popkulturelle Anspielungen auf andere Filme zu finden. Von Pulp Fiction über Deadpool 2 bis hin zu Fight Club ist alles dabei. Allerdings wirken diese Anspielungen, wenn sie denn tatsächlich welche sein sollen, eher wie ideenloses Abschreiben. Es wird kein interessanter Twist oder eine Pointe hinzugefügt. Zum Beispiel findet sich die legendäre Golduhr-Szene aus Pulp Fiction fast gänzlich im Film vor, allerdings ohne dass ihr etwas hinzugefügt wurde. Da Die Känguru-Chroniken eine Altersfreigabe von Null Jahren hat, lässt sich hier auch die Frage stellen, wie viele der Zuschauer diese so genannten Anspielungen (eigentlich Kopien) wirklich verstehen.
Unser Fazit zu Die Känguru-Chroniken
Nach dem riesigen Erfolg der Buchreihe und des Hörspiels brauchte man keine Kristallkugel, um vorhersehen zu können, dass irgendwann eine Film-Adaption von Die Känguru-Chroniken erscheinen würde. Die Frage, die damals aufgekommen sein muss, ob man das Prinzip vielleicht für einen Spielfilm zu sehr verändern muss, würde ich heute mit ja beantworten. Die Komödie leidet unter der stringenten Geschichte, die hergezaubert wurde, um das Ganze zu verpacken. Viele der Witze könnten auch aus anderen deutschen Komödien stammen, und nur selten blitzt der bissige Humor der Vorlage durch die dicke Schicht des Gewöhnlichen. Sehr stark animiert, aber inhaltlich meist belanglos ist Die Känguru-Chroniken ein Film, den man sich anschauen kann, der einem aber nicht lange im Gedächtnis bleibt.
Die Känguru-Chroniken gibt es ab dem 20. August als Blu-Ray und DVD zu kaufen!
Unsere Wertung: