In Francis Ford Coppolas Verfilmung des gleichnamigen Romans The Outsiders stehen sich in den 1960ern zwei rivalisierende Jugendgangs gegenüber. Jetzt bietet die „The Complete Novel“-Fassung fast vierzig Jahre nach Erstveröffentlichung restaurierte Bildqualität, einen neuen Soundtrack und fast 30 Minuten mehr Lauflänge. Ob sich der Film sowohl für Fans als auch für Erstseher lohnt, das erfahrt Ihr in unserer Review!
Titel | Die Outsider |
Jahr | 1983 |
Land | United States of America |
Regie | Francis Ford Coppola |
Genres | Krimi, Drama |
Darsteller | C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Emilio Estevez, Tom Cruise, Glenn Withrow, Diane Lane, Leif Garrett, Darren Dalton, Michelle Meyrink, Tom Waits, Gailard Sartain, William Smith, Tom Hillmann, Hugh Walkinshaw, Sofia Coppola, Teresa Wilkerson Hunt, Linda Nystedt, S.E. Hinton, Brent Beesley, John C. Meier, Ed Jackson, Daniel R. Suhart, Trey Callaway, Ronald Colby, Flea, Cam Neely, Jonnie Parnell, Nicolas Cage |
Länge | 91 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Arthaus Channel, Arthaus+ Apple TV channel, Arthaus+ Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, LaCinetek Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, LaCinetek |
Die Handlung von The Outsiders
The Outsiders ist eine gefühlsbetonte Coming-of-Age-Erzählung, die in Oklahoma, genauer in Tulsa, während der 1960er Jahre spielt. Besagte Stadt ist in zwei verfeindete Jugendgangs gespalten: Auf der einen Seite die „Socs“ – kurz für „socials“ – herausgeputzte Wohlstandskinder, die aus reichen Verhältnissen stammen. Und auf der anderen Seite die ärmlichen, verlorenen „Greasers“, die als „schmieriger“ Fluch der Gesellschaft verstanden werden sollen. Vernarrt in Cadillacs, Lederjacken und Haarwachs begleitet das Publikum den bekannten Konflikt zwischen Arm und Reich aus Sicht der letzteren Gruppe, deren Hauptfigur Ponyboy Curtis (C. Thomas Howell) ist.
Dieser bildet zusammen mit seinen älteren Brüdern Sodapop (Rob Lowe) und Darrell (Patrick Swayze) eine Patchwork-Familie, nachdem die Eltern der drei Jungs bei einem Unfall ums Leben kamen. So steht das Dreiergespann, ähnlich wie die Greasers, untereinander für sich ein und ist bereit sich bis aufs Blut zu verteidigen.
Als dann in diesem Zuge Johnny (Ralph Macchio), der beste Freund von Ponyboy, einen der verfeindeten Socs bei einer Auseinandersetzung in Selbstverteidigung tötet, verstecken sich die beiden jungen Greaser. Hierbei hilft den Dallas (Matt Dillon), einer der älteren Gangmitglieder.
Starschmiede dank Lehrerin
„Es ist einen Versuch wert“. Das dachte sich wohl eine Lehrerin, die zusammen mit ihrer Klasse dem Star-Regisseur Coppola einen Brief schrieb, in dem sie erklärten, dass The Outsiders ihr Lieblingsbuch sei und sie es gerne verfilmt sehen würden. Von diesem Brief war jener schließlich so gerührt, dass er den Roman von S. E. Hinton tatsächlich las und der Lehrerin und ihren Schülerinnen und Schülern diesen Wunsch erfüllte.
Das Ergebnis ist ein Sammelsurium voller populärer Gesichter, die mitunter einen großen Teil des sogenannten „Brat Packs“ ausgemacht haben. Tatsächlich füllen so Emilio Estevez und Tom Cruise kleinere Rollen sowie Patrick Swayze, Rob Lowe und Diane Lane größere Nebenrollen aus. Im Gegensatz dazu spielen Thomas C. Howell, Matt Dillon und Ralph Macchio die Protagonisten. Viele der jungen Darsteller wurden später zu Filmstars. Ein Ralph Macchio beispielsweise sollte unmittelbar nach diesem Film seine prägende Rolle als Karate Kid übernehmen.
Insgesamt leistet die prestigeträchtige Besetzung auch hier großartige Arbeit und haucht den Romanfiguren eine lebendige Leinwand-Persona ein. Besonders sticht Matt Dillon hervor, der als rebellischer Unruhestifter Dallas Assoziationen auf James Dean hervorruft und wahlweise in Jeans- oder Lederjacke beeindruckt. Aber auch Patrick Swayze und Ralph Macchio tragen The Outsiders mit ihren Darstellungen fast von allein.
Verstaubte Schönheit
Demgegenüber sind einige Aspekte, die den Film ebenso tragen sollen, leider etwas in die Jahre gekommen. Viele altmodische Filmtechniken wie laut ausgesprochene Monologe der Figuren oder statische Rückprojektionen als Hintergrundkulisse wirken oft immersionsbrechend und störend. Ebenso wirken beide Gangs nicht sonderlich bedrohlich, sondern durch ihren klaren Kontrast und überzeichneten Äußerlichkeiten oft fast schon unfreiwillig komisch. Hierbei wäre weniger mehr gewesen, denn die einzelnen Charaktere sind durchaus vielschichtig und komplex. Jedoch verkommen sie durch diverse kitschige Inszenierungen und Äußerlichkeiten teilweise zu reinen Setpieces für melodramatische Momente. Insbesondere die Gruppe der Socs hätte man durchaus ambivalenter darstellen dürfen.
Rein technisch hält der Film allerdings auch heute noch bestens mit. Denn die Entscheidung The Outsiders in Cinemascope zu drehen, zahlt sich in den großen Momenten des Films voll aus. So werden mit flachen Schärfen oft Hintergrund und Vordergrund gleichzeitig fokussiert und ermöglichen deshalb ganz einzigartige Einstellungen im optischen Stile großer Klassiker der 50er. Die zusätzlich in der The Complete Novel-Version eingeführten Szenen fügen sich organisch in den Ursprungsfilm ein und staffieren durch die längere Laufzeit die Figuren und Handlung noch etwas mehr auf.
Ebenso neu ist der Soundtrack, der die damalige Filmmusik von Coppolas Vater ersetzt und näher an der ursprünglichen Vision des Regisseurs sein soll. Mit Stücken von Elvis Presley oder Jerry Lee Lewis fügt sich die Rock’n’Roll-lastige musikalische Untermalung gut in die 50er-Jahre Optik der Greaser ein. Dadurch entsteht ein ganz einzigartiges Schaugefühl, das sich wie ein 80er-Teeniefilm mit einer ordentlichen Portion …denn sie wissen nicht, was sie tun kennzeichnen lässt. Kurz gesagt wechselt der Film also oft zwischen nostalgischer Zeitreise und damalig angesagten Erzähltechniken. Nicht zuletzt die Einzigartigkeit macht The Outsiders wohl auch zu einem Kultfilm.
Unser Fazit zu The Outsiders
Wem die Neuerungen eher missfallen, der wird mit der aktuellen Heimkino-Version aber trotzdem glücklich. Denn diese enthält sowohl die kürzere „Original“-Kinofassung mit dem alten Soundtrack, wie auch den neuen The Complete Novel-Cut. Letztlich kann also jeder selbst entscheiden, welche Version man bevorzugt. Wir hatten aber viel Freude mit den Änderungen und können den Film nicht zuletzt durch das prominente Star-Aufgebot auch Erstsehern ans Herz legen, die hier und da trotz altmodischer Erzählmomente ein Auge zudrücken können.
Denn die Handschrift eines Francis Ford Coppolas ist in vielen tollen Einstellungen durchaus sichtbar und als kleine Zeitreise in die Frühphase vieler bekannte Schauspieler gibt es wenig geeignetere Filme als The Outsiders. Durch die neue Restaurierung ist der Film allermindestens jedoch immer etwas fürs Auge!
The Outsiders: The Complete Novel ist seit dem 11.11.2021 auf DVD & Blu-Ray und in ausgewählten Kinos verfügbar!
Unsere Wertung:
© Studiocanal