Brad Bird nimmt erneut auf dem Registuhl eines Pixar-Animationsfilms platz und liefert dem Publikum 14 Jahre später den lang erwarteten Nachfolger seines allseits beliebten Hits Die Unglaublichen. In der Vergangenheit betonte er immer wieder, dass er nur dann ein Sequel produzieren würde, wenn das Drehbuch das richtige sei. Ob er sein Versprechen in diesem Fall mit Die Unglaublichen 2 einlösen konnte, erfahrt ihr im Folgenden!
Titel | Die Unglaublichen 2 |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Brad Bird |
Genres | Action, Abenteuer, Animation, Familie |
Darsteller | Craig T. Nelson, Holly Hunter, Sarah Vowell, Huck Milner, Samuel L. Jackson, Bob Odenkirk, Catherine Keener, Jonathan Banks, Brad Bird, John Ratzenberger, Eli Fucile, Nicholas Bird, Bill Wise, Michael Bird, Sophia Bush, Phil LaMarr, Paul Eiding, Isabella Rossellini, Barry Bostwick, Adam Rodriguez, Jere Burns, Kimberly Adair Clark, Usher, Adam Gates, Michael B. Johnson, A.J. LoCascio, Alyson Stoner, Andrew Kishino, Austin Madison, Brian Dluhy, Cathy Cavadini, Dave Fennoy, David Cowgill, Debi Derryberry, Fred Tatasciore, Teddy Newton, Dennis Singletary, Diamond White, Eddie Frierson, Grace Geller, Greg Dykstra, Jackie Gonneau, Jacqueline Pinol, Jean Gilpin, Matthew Wood, Steve Blum, Wally Wingert, Max Mittelman |
Länge | 118 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Worum geht es in Die Unglaublichen 2?
Superhelden sind für illegal erklärt worden. Aus diesem Grund muss die Familie Parr ein ganz gewöhnliches Alltagsleben führen. Das heißt, sie müssen sich im Zaume halten, wenn es darum geht, ihre speziellen Kräfte einsetzen zu wollen. Andernfalls müsse man eventuell mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Der Superheldenfan erster Stunde Winston Deavor versucht jedoch das Image seiner großen Vorbilder aufzumöbeln. Kurzerhand überredet er Mutter Helen, den mysteriösen Screenslaver zu jagen. Publikumswirksam soll alles mit Kameras dokumentiert werden, um der Öffentlichkeit die Wichtigkeit des Einsatzes übernatürlicher Kräfte zu verdeutlichen. Mr. Incredible muss also zu Hause bleiben, sich mit dem hyperaktiven Sohn herumschlagen, die Anfänge der Pubertät seiner Tochter aushalten und sich um das Baby kümmern, welches gerade beginnt eigene Kräfte zu entwickeln. An allen Fronten wird gekämpft…
Hohe Ansprüche durch einen genialen Vorgänger
Die Unglaublichen war im Jahre 2004 ein Sensationserfolg. Das Superheldengenre war noch frisch, der Film war bahnbrechend im Bereich der Animationstechnik, hatte sympathische Charaktere und insbesondere der fantastische Bösewicht konnte mit seiner facettenreichen Motivation überzeugen. Der Nachfolger Die Unglaublichen 2 schwächelt leider in nahezu allen diesen Punkten.
Das Thema Superhelden ist nahezu omnipräsent im derzeitigen Mainstream-Kino. Eine Neuinterpration und das Hinzufügen neuer Aspekte fällt daher verständlicherweise schwer. Dennoch scheint sich der Film lieber in Anspielungen an gelungene Comic-Streifen wie etwa The Dark Knight oder Iron Man und 0815 Handlungsmustern zu suhlen, als in irgendeiner Art und Weise, eigenständig kreativ zu werden. Zum Beispiel ist die Diskussion darüber, wie und ob Superhelden erlaubt seien, bereits seit X-Men intensiv beleuchtet worden und wirkt somit wie einer alter, hervorgeholter Story-Hut. Daher bleibt das Geschehen leider extrem vorhersehbar und in Folge dessen auch relativ spannungsarm. Speziell die Identität des Screenslaver riecht das Publikum schon mindestens 10 Meilen gegen den Wind. Der Umstand, dass es sich hierbei um den bisher längsten Pixar-Film handelt, tut sein Übriges, um gelegentliche Langeweile hervorzurufen.
Verschenktes Potential
Schlimmer noch als die offensichtliche Ideenarmut den Plot betreffend, ist die Verschwendung offensichtlichen Potentials. Der Screenslaver, der seine Opfer über das Medium TV hypnotisiert, könnte als intelligente Kritik am einschläfernden und paralysierenden Massenkonsum gesehen werden. Die Idee, die für Recht und Ordnung sorgenden Helden mit Kameras auszustatten, um mehr Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und zugleich für Transparenz zu sorgen, könnte auf interessante Art und Weise Diskussionen zum Thema des Überwachungsstaates anregen. Die Situation, dass der Vater zu Hause bleibt und die Mutter arbeitet, könnte einen wichtigen Beitrag zum Genderdebatte leisten.
All das tut der Film aber leider nicht. Solche guten Ideen verkommen zu reinen Nebenfaktoren, um die Handlung in Gang zu setzen oder an einen weiteren Punkt zu bringen und werden nach erfüllter Aufgabe wieder verworfen. Stattdessen wird eher eine klassische Gut-gegen-Böse-Handlung gesponnen, in der die Guten ausschließlich ehrbare Absichten hegen, während die bösen Figuren böse sind, weil sie böse sind. Von der noch so starken Antagonistenmotivation aus Teil Eins ist leider nichts geblieben.
Schönes Wiedersehen mit liebgewonnen Figuren
Ist der Film also ein totaler Reinfall? Nein, definitiv nicht! So inspirationslos man auch die Rahmenhandlung behandelt, so viel Liebe steckt im Detail. Die aus dem Vorgänger bekannten Charaktere werden liebevoll weitergeführt. Selbst wenn Brad Bird manchmal ein paar Klischees zu viel verarbeitet, so kann man sich der gewissen Anziehungskraft dieser unglaublichen Familie nicht verwehren. Dafür sind die Figuren zu charmant animiert und die Witze zu treffsicher. Speziell die Szenen mit dem Baby, um das sich der Vater kümmern muss, sind zwar ziemlich albern, man müsste aber ein Herz aus Stein haben, um diesen nicht ein gewisses Maß an Unterhaltung zuzuweisen.
Auch wenn die Thematik des bei der Hausarbeit hilflosen Vaters und der Mutter, die sich freut einmal rauszukommen, zu sehr mit dem plakativen Genderfinger winkt, so kann man sich ausgesprochen gut amüsieren, falls man nicht zu viel darüber nachdenkt. Sicherlich kann sich jeder und jede in der ein oder anderen Situation wiedererkennen.
Handwerkliches Geschick
Dass das Unterhaltungslevel stets auf einem angemessen Niveau bleibt, liegt insbesondere an den furios inszenierten Actionszenen. Die Kamerafahrten sind spektakulär und die zahlreichen kreativen Kampfszenarien, im Speziellen eine eindrucksvolle Hubschraubersequenz, können zuweilen dafür Sorgen, dass man ausgesprochen viel Spaß am Geschehen hat. Selbstverständlich ist der Animationsgrad in diesen Szenen absolut hochwertig, auch wenn er nicht ganz mit dem gerade erschienen Drachenzähmen leicht gemacht 3 mithalten kann. Dafür sind speziell die Gesichter und Figuren, wie für Disney typisch, ziemlich glatt gebürstet. Zur Freude vieler Disney-Fans vergangener Zeiten orientieren sich die Bewegungen der Figuren maßgeblich an denen der alten Zeichentrickfilme. Brad Birds Lehre bei Disney in den 80er Jahren ist somit deutlich zu spüren.
So kreativ und geschickt inszeniert, wie die Actionszenen, ist auch der Score von Michael Giacchino. Der Standardkomponist der musikalischen Begleitung eines Disney-Animationsfilms kann hier aus den Vollen schöpfen und liefert eine fantastische Idee nach der anderen. Von jazzigen Sounds in Bond-Manier über trommelnde epische Rhythmen in Anlehnung an einen Hans Zimmer, bis hin zu modernen Superheldenthemes beglückt uns der Komponist mit einem wahren Feuerwerk verschiedenster Stile. Dennoch gelingt es, eine klare Linie zu fahren und einen klaren Stil zu entwickeln, trotz der bestehenden Gefahr von Konfusität.
Die Blu-Ray
An der Qualität der Blu-Ray hingegen gibt es wohl nichts auszusetzen. Ton und Bild machen reichlich Spaß. Als Extras gibt es, wie gewohnt, Audiokommentare sowie ein äußerst spannendes Special zu Regisseur Brad Bird. Wer nicht genug von Tante Edna bekommen kann, wird außerdem mit einem Kurzfilm über sie und das Baby belohnt, welcher zwar ganz witzig, aber eigentlich nicht der Rede wert ist. Mit dem oscarnominierten Kurzfilm Bao hingegen wartet die Blu-Ray mit einem echten Pluspunkt auf. Sollte man die Disk also käuflich erwerben, darf man sich diesen auf keinen Fall entgehen lassen. Er macht den Mangel an Kreativität im Hauptfilm mit seinen eigenen genialen Ideen und seiner ausgesprochen cleveren Erzählweise nahezu wett.
Unser Fazit zu Die Unglaublichen 2
Was soll man nun also von diesem oscarnominierten Pixar-Animationsfilm halten? Neben furioser Action, Animation auf einem hohen Level, liebevollen und witzigen Hauptfiguren, sowie einem tollen Score bekommt man leider nur eine 0815-Handlung geboten, die absolut vorhersehbar ist und der Reihe nichts Neues abgewinnen kann. Kreative Ideen sind leider eher Mangelware. Genauso kann man sich fragen, was genau Brad Bird mit Die Unglaublichen 2 eigentlich erzählen möchte oder was man aus dem Gesehenen mitnehmen kann. Wahrscheinlich wird man darauf keine zufriedenstellende Antwort finden. Da ist man von Pixar eigentlich besseres gewohnt.
Einige zweifellos unterhaltsame Momente verdankt der Film dabei weniger seinen eigenen Ideen, sondern vielmehr den im ersten Teil toll etablierten und liebgewonnenen Charakteren, die hier weiter ausgeführt werden. Neue Figuren sind leider eher plakativ und langweilig. Der Streifen ruht sich somit wohlwollend auf dem Erfolg des Vorgängers aus und nutzt insbesondere niedliche Bilder, um das Massenpublikum, ohne anzuecken, wohl behütet schmunzeln zu lassen. Wer also einfache Unterhaltung möchte und nicht zu viele Gedanken an das Gesehene verschwendet, wird wahrscheinlich seinen Spaß haben, den Film allerdings auch schnell wieder vergessen. Das etwas erfahrenere Kinopublikum hingegen wird dem erfolgreichen Film wohl deutlich weniger abgewinnen können, denn wirklich Unglaubliches passiert hier eher nicht.
Der Film ist seit dem 07. Februar 2019 auf Blu-Ray und DVD erhältlich!
Unsere Wertung:
@ 2018 The Walt Disney Company Germany