Erscheint auch dir Nicolas Cage im Traum? Nein?! Schade, denn in Kristoffer Borglis A24-Produktion Dream Scenario geht es genau darum. Ob die wirklich schräge Prämisse auch einen traumhaft guten Film ergibt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Titel | Dream Scenario |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Kristoffer Borgli |
Genres | Komödie, Fantasy |
Darsteller | Nicolas Cage, Julianne Nicholson, Lily Bird, Jessica Clement, Michael Cera, Dylan Gelula, Tim Meadows, Kate Berlant, Dylan Baker, Jennifer Wigmore, Nicholas Braun, David Klein, Maev Beaty, Al Warren, Ben Caldwell, Agape Mngomezulu, Lily Gao, Marnie McPhail, Star Slade, Noah Lamanna, Richard Jutras, Kaleb Horn, Philip van Martin, Cara Volchoff, Liz Adjei, Jessie-Ann Kohlman, Greer Cohen, Krista Bridges, Noah Centineo, Josh Richards, Ramona Gilmour-Darling, Sofia Banzhaf, Marc Coppola, Amber Midthunder, Alton Mason, Thomas Mitchell, Conrad Coates, Marnie Brunton, Jim Armstrong, Leah Stanley, Stephen R. Hart, Will Corno, Talia Schlanger, James Collins, Caleb Weatherbee, Nneka Elliott, Jeremy Levick, Nicole Leroux, Jordan Raf, Trish Hoang, Domenic Di Rosa, Jesse Goldman |
Länge | 100 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Kino on Demand, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Worum geht es eigentlich in Dream Scenario?
Universitäts-Professor Paul Matthews (Nicolas Cage) führt ein beschauliches Leben mit seiner Frau Janet (Julianne Nicholson) und seinen beiden Töchtern. Lange Zeit arbeitet er an einem Buch, liegt allerdings im Clinch mit einer alten Weggefährtin um die Erwähung in deren Publikation. Doch nachdem zunächst nur seine Tochter Sophie (Lily Bird) von surreale Träumen berichtet, in denen Paul auftaucht, sind es mit der Zeit seine Studenten und andere Menschen, die Paul vorher nicht einmal kannte, in deren Träumen erscheint. Der eher unscheinbare Normalo ist plötzlich hip und findet in der Öffentlichkeit statt, das Internet feiert ihn und eine PR-Agentur möchte gern das Momentum ausnutzen und Paul zu größerer Berühmtheit führen. Doch mit der Zeit ändern sich die Träume der Mitmenschen und so findet sich Paul auf einmal in einem ganz unbequemen Szenario wieder, in dem die Öffentlichkeit ihm nicht bloß die kalte Schulter zeigt…
Eine Nicolas Cage-Show, die nur alle paar Jahre kommt
Schlösser, Superman-Comics, Steuerschulden – all das will bezahlt werden. Und daher ist Nicolas Cage seit mehr als einem Jahrzehnt pro Jahr in gut einem Dutzend Direct-to-Video-Produktionen zu sehen, mal mit mieser (Left behind), mal mit besserer (Willys Wunderland) Qualität. Cage selbst gibt dabei immer alles und sein Hang zum Overacting lässt selbst die größte Gurke noch ein wenig herausstechen. Doch alle paar Jahre kommen Filme wie Pig, Mandy oder mit Abstrichen Massive Talent heraus, in denen er nicht das einzige Highlight bleibt, sondern ein meist brauchbares Drehbuch vorliegt und der Oscar-Preisträger sein Können nicht vergeudet. Dream Scenario ist genau solch ein Film: Mit Ari Aster als ausführenden Produzenten sowie der Independent-Schmiede A24 im Rücken sind die Voraussetzungen gegeben, um einen interessanten Film zu garantieren.
Wenn dann noch mit Kristoffer Borgli ein skandinavischer Regisseur am Ruder ist, der 2022 mit Sick of myself ein bissig-böses Satire-Drama ablieferte und etwas zu erzählen hat, scheint der Indie-Hit geboren. Und tatsächlich ist die äußerst interessante Prämisse die ideale Spielwiese, um einige Varianten des plötzlich in Träumen omnipräsenten Paul Matthews durchzuspielen. Da kommt es zu skurrilen, lustigen oder auch beängstigenden Begegnungen zwischen Träumer:innen und Matthews, die nach und nach dazu führen, dass für die Zuschauer:innen Grenzen zwischen Traum und Realität nicht immer sofort klar sind. Inszenatorisch schafft Borgli sogar den ein oder anderen Schockmoment.
One-Man-Show mit kleinen Wermutstropfen
Auch diese profitieren von Cages Spiel. Denn dem Wahnsinn ein Gesicht geben kann er wie kein zweiter. Doch Borgli ist in der Lage, ihn zu bändigen. Weil es ihm gelingt, Cage auch als spleenigen Professor ohne Publikationen und Langweiler zu zeigen, ohne nicht ein wenig Cage durchschimmern zu lassen. Aus dem restlichen Cast ist lediglich Michael Cera in der Lage, als PR-Berater ein wenig herauszustechen. Denn leider gelingt es Borgli nicht, seinen anderen Figuren etwas mehr Fleisch zu geben, da der gesamte Fokus auf Paul und seine Geschichte gerichtet ist. Dies liegt vor allem an seinem erzählerischen Fokus, den er nach Etablierung der Traumszenarien legt.
Denn thematisch orientiert sich der Norweger Borgli an Themen aus Sick of myself. Auch in Dream Scenario seziert er menschliche Wünsche wie Aufmerksamkeit, Ruhm und öffentlicher Anerkennung mit scharfem Skalpell. Gerade zu Beginn legt er ein Tempo vor, ohne durch die Szenerie zu hasten, zumal er sich nicht zu sehr auf die Pitch-Formel „Nic Cage kommt den Menschen in Träumen vor“ verlässt. Viel mehr setzt er sich mit den Folgen des Phänomens auseinander, ohne allerdings seine Hauptfigur vorzuführen oder der Lächerlichkeit preiszugeben. Und so schafft es Borgli, Aspekte wie PR-Nonsens oder social media-Shitstorms und ihre Mechanismen zu offenbaren, ohne seine Hauptfigur außer acht zu lassen.
Zu kurz oder zu lang?
Im letzten Drittel macht Borgli ein oder zwei Fässer zu viel auf. Denn es fehlt die Zeit, um Themen wie cancel culture, political correctness, Influencertum oder PR-Stunts im Schnelldurchlauf zu behandeln. Mit ein wenig davon hätten die nach fast allen Seiten ausschlagenden Haken etwas mehr Treffsicherheit gehabt und würden weniger wie Stückwerk wirken. Den gerade die zum Ende hin angedeutete Möglichkeit des Traum-Sharing wird lediglich für die satirische Spitze in Richtung der start-up- und social media- Bubble genutzt.
Das ist zwar witzig und gibt derartige (Marketing-) Phänomene aus der Welt der sozialen Medien der Lächerlichkeit preis, doch man fragt sich, was der Umweg für die Figur Paul bedeutet. Und so versandet dieser Ansatz, obwohl er satirisch und albern ist, da er nichts für die Geschichte von Paul tut. Daher wäre es wünschenswert gewesen, etwas knackiger in der Laufzeit zu bleiben oder deutlich mehr Zeit zu investieren, wodurch Dream Scenario letztlich ein wenig zerfasert.
Unser Fazit zu Dream Scenario
Kristoffer Borglis Dream Scenario ist immer dann am stärksten, wenn er bitterböse und satirisch ist. Zudem kann er sich auf Nicolas Cage verlassen. Dieser packt eine seiner besten Performances der letzten Jahre aus und es wäre eine Schande, wenn Cage seinen Plan, in den Ruhestand zu gehen, tatsächlich in die Tat umsetzt. Dass der teilweise wilde Mix aus absurder Comedy mit Horror-und Suspense-Momenten am Ende etwas von seinem Drive verliert und ein paar Fässer zu viel öffnet, sei dem Norweger verziehen. Denn auch, wenn er seiner Themenpalette verpflichtet bleibt und nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllen kann, ist sein US-Debüt eine typische A24- Produktion: ein durch kreative Freiheit geprägter Film mit anspruchsvoller Thematik, jedoch ohne sein Publikum nicht auch unterhalten zu wollen. Gerade sein entlarvender, präziser Blick auf aktuelle Bezüge wie cancel culture, die Macht von Öffentlichkeit und der Drang des Menschen, sich zu präsentieren, macht unheimliche Freude.
Dream Scenario ist seit dem 21. März 2024 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung: