Der Kampf gegen die Drogen ist eine Never Ending Story und genauso unerschöpflich ist er als Quelle für die Film- und Serienwelt. In der Kritik zu Crisis könnt ihr lesen, ob dieser Thriller dem Genre etwas Neues hinzufügen kann.
Titel | Crisis |
Jahr | 2021 |
Land | Belgium |
Regie | Nicholas Jarecki |
Genres | Thriller, Krimi, Drama |
Darsteller | Gary Oldman, Armie Hammer, Evangeline Lilly, Greg Kinnear, Michelle Rodriguez, Luke Evans, Lily-Rose Depp, Guy Nadon, Veronica Ferres, Kid Cudi, Mia Kirshner, Michael Aronov, Éric Bruneau, Duke Nicholson, Martin Donovan, Indira Varma, Nicholas Jarecki, Ellora Torchia, Adam Tsekhman, Hiro Kanagawa, Marcel Jeannin, Daniel Jun, Kwasi Songui, Charles Champagne, Raven Dauda, Hamza Haq, Benz Antoine, Paul Ahmarani, Jonathan Emile, Geordie Johnson, Aalia Adam, Ted Atherton, Noah Ruscica, Jason Cavalier, Alain Goulem, Natacha La Ferriere, Dawn Ford, John Ralston, David Boutin, Sébastien Huberdeau, Nouella Grimes, Billy Bryk, Zach Fraser, Natalie Liconti, Frank Schorpion, Sébastien Beaulac, Rodney Alexandre, Hugo B. Lefort, Marc-André Boulanger, Stephanie Costa, Matt Simard, Martin Doepner, Linda E. Smith, Jeremie Jacob, Kareem Tristan Alleyne, Kenny Wong, Sabrina Campilii, Carlo Mestroni, Ryan Bommarito, Maurizio Terrazzano, Sara Sampaio, Charlie Ebbs, Ayesha Mansur Gonsalves, Meghan Allen, Glen Bowser, Ivan Peric, Andy Bradshaw, Milton Barnes, Chip Chuipka, Kate McIninch, Russell Yuen, Alain Gendreau, Slim Williams, Luc Morissette, Toni Garrn, L. Fernando Becerra Sánchez, Micheline Chartier, Jay Chevery, Éric Clark, Vicky Limkalan, Raphaël Roberge |
Länge | 119 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Crisis – Episoden aus dem Drogenkrieg
Crisis erzählt im Grunde genommen drei parallel verlaufende Geschichten mit nur wenige Berührungspunkten. Im Zentrum der ersten Teilhandlung steht Undercoverermittler Jake Kelly (Armie Hammer). Er versucht durch eine waghalsige Aktion das Vertrauen eines großen Gangsterbosses in der Gegend rund um Montreal zu gewinnen und diesen so dingfest machen zu können. Der zweite Part dreht sich um die Mutter Claire Reimann (Felicity Jones), die nach dem Verlust ihres Sohnes auf eigene Faust Vergeltung verschaffen will. Und der dritte Teil letztlich handelt vom Biologieprofessoren Dr. Tyrone Brower (Gary Oldman), der einem Skandal rund um ein neues Pharmazeutikum auf die Spur kommt, dessen Unbedenklichkeit er eigentlich bescheinigen soll. Alle drei Protagonisten geraten tiefer und tiefer in den aussichtslosen Kampf gegen die immer fataleren Auswirkungen des Betäubungsmittelmissbrauchs in den USA und Kanada hinein.
Große Namen, zu wenig Zeit zu glänzen
Nicht nur die drei Hauptfiguren sind äußerst namhaft besetzt. Auch in den Nebenrollen wird nahezu jeder Charakter von Schauspielgrößen verkörpert, die man mindestens aus zahlreichen großen Hollywoodproduktionen vom Sehen her kennt. Greg Kinnear, Michelle Rodriguez, Luke Evans, Rapper Kid Cudi oder sogar die Tochter von Johnny Depp, Lily-Rose, sind dabei. An der Qualität des Casts liegt es definitiv nicht, dass Crisis leider eine Drogenmilieustudie ohne jegliche Aussagekraft geworden ist.
Vielleicht ist auch genau jene hochkarätige Besetzung, die dem Thriller zum Verhängnis wurde. Fest steht jedenfalls, dass kaum jemand auch nur annähernd an die eigene Normalleistung herankommen kann, da auch keine der Figuren genug Zeit und Raum bekommt, um nur einen Hauch von Tiefe zu entwickeln. Lediglich Evangeline Lilly kann in einigen Szenen als verzweifelte, trauernde Mutter, die selbst mit der Sucht zu kämpfen hat, ein Stück weit als emotionale Anknüpfungsstelle fungieren. Alle anderen aus dem Cast bleiben nahezu beliebig und ihr Schicksal ist dem Publikum leider relativ egal. Aufgrund der doch eigentlich so vielversprechenden Einzelgeschichten, die hier zu oberflächlich tangiert werden, wird man kaum emotional involviert.
Zwischen Möchtegern-Soderbergh und Möchtegern-Haynes
Der Verdacht macht sich breit, dass Regisseur und Autor Nicholas Jarecki mit Crisis schlicht und einfach zu viel wollte und dabei übers Ziel hinaus geschossen ist. In unter zwei Stunden Laufzeit stecken drei Filme, die für sich genommen und einzeln vorgetragen höchstwahrscheinlich zu packenden Thrillern oder Dramen taugen würden. Die Geschichte um Gary Oldmans Rolle, also einen Wissenschaftler, der einem politischen Skandal auf die Schliche kommt und sich daraufhin einem übermächtigen Gegenspieler gegenüber sieht, ist klassischer Stoff für einen Wirtschaftsthriller à la Vergiftete Wahrheit, mit dem Todd Haynes im vergangenen Jahr in einigen Bestenlisten landen konnte.
Dort hat man sich enorm viel Zeit genommen, um peu à peu das Publikum durch das langsame Eintauchen in die Tiefen des Skandals immer stärker in den Bann zu ziehen und gar vor den Kopf zu stoßen. In diesem Film wird hingegen dieser Plot nur nach Schema F abgespult und Oldman wirkt mitunter gar merkwürdig unmotiviert. Insbesondere seine bedeutungsschwangeren Monologe und Appelle wirken gestellt und verpuffen in ihrer Wirkung komplett.
Auch die Tragödie mit Evangeline Lilly im Zentrum wirkt nur minimal so intensiv, wie man es sich von einer solchen Prämisse verspricht. In der Kürze der Zeit kann man viel zu wenig Etappen ihrer emotionalen Reise zeigen. Vergleicht man auch hier mit einer ähnlich angelegten Story, die Destroyer mit Nicole Kidman erzählt hat, so zieht Crisis wiederum in allen Belangen den Kürzeren. Die Armie-Hammer-Handlung ist einzeln betrachtet gar die uninteressanteste, weil man sie eben so schon dutzende Male gesehen hat. Der Soderbergh-Klassiker Traffic funktioniert auch heute noch, da dort die vielen Handlungsstränge ineinander laufen und alles im Gesamtbild wie eine Einheit dasteht. Crisis hingegen zerfällt in Einzelteile, die als solche jedoch mangels Tiefe, Innovation und Spannung auch für sich genommen zum Scheitern bestimmt sind.
Crisis enttäuscht durch seine fehlende Zielstrebigkeit
Thematisch wie tonal orientiert sich Nicholas Jarecki an der American-Border-Trilogie von Autor Taylor Sheridan, die sich aus den Filmen Sicario, Hell or High Water und Wind River zusammensetzt. Sheridan schafft es, aktuellen Brennpunktthemen der USA mit stark geschriebenen Thrillern eine Plattform zu bauen. Die schonungslosen und rohen Geschichten meistern den Drahtseilakt zwischen Nervenkitzel und nachdenklich stimmendem Gesellschaftskommentar mit Bravour. Das liegt auch daran, dass sich die einzelnen Geschichten jeweils nur einem Konfliktherd widmen. Er konzentriert sich auf wenige, dafür herausragend geschriebene Figuren. Crisis wirkt als hätte man versucht noch drei weitere Episoden zu diesem Kanon hinzuzufügen, allerdings ohne die Essenz des Vorbilds verstanden zu haben. Am Ende bleibt der fade Beigeschmack, dass man hier über fast zwei Stunden einen Film gesehen hat, der es nicht schafft, der Dramatik der Oxycodonkrise gerecht zu werden. Zusätzlich gelingt es auch nicht, einen packenden Enthüllungsthriller oder wenigstens einen spannenden Kriminalplot zu erzählen.
Unser Fazit zu Crisis
Aufgrund des starken Casts und der relevanten Thematiken ist es eine große Enttäuschung, wie uninspiriert und ziellos der Drogenthriller Crisis ist. Die Einzelgeschichten wären auserzählt interessante Stoffe für abgeschlossene Filme. Als Triptychon, das aus verschiedenen Perspektiven den verzweifelten Kampf gegen die Kriminalität in Verbindung mit Betäubungsmitteln darstellt, funktioniert das Thrillerdrama überhaupt nicht. Dazu kommt dann noch, dass die Besetzung hier nicht das zeigen darf, was man jeweils im Normalform an Qualität gewohnt ist.
Crisis ist ab 30. April als DVD, Blu-Ray und digital erhältlich.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures