Dünnes Blut ist das Langfilmdebüt von Mehrdad Taheri, der sich neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet und eine der Hauptrollen bekleidet. Ob der Thriller rund um die Machenschaften eines arabischen Clans überzeugen kann oder in der Masse der Genre-Kollegen untergeht, lest ihr in unserer Rezension.
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Titel | Dünnes Blut |
Jahr | 2020 |
Land | Germany |
Regie | Mehrdad Taheri |
Genres | Drama |
Darsteller | Simon Licht, Mehrdad Taheri, Kida Khodr Ramadan, Jenny Eichin, Burak Yiğit, Antonio Wannek, Imad Mardnli |
Länge | 100 Minuten |
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Worum geht’s in Dünnes Blut?
Kriminalkommissar Alexander Bischof, gespielt von Simon Licht, ist ein hoffnungsloser Idealist. Ohne eine eigene Familie zu haben, lebt er für seinen Beruf und für die Überzeugung, dass er mit seiner Arbeit die Welt ein Stück besser machen kann. Doch die vielen Jahre in der Ermittlungsbehörde haben deutliche Spuren hinterlassen und Bischof mehr und mehr desillusioniert.
Nun muss er im Fall der kriminellen arabischen Großfamilie Kaplan ermitteln, an deren Spitze der skrupellose Murat (Kida Khodr Ramadan) regiert. Die kräftezehrenden Ermittlungen verlangen Bischof alles ab und als dann noch die Grenzen zwischen Freund und Feind verwischen, findet er sich in einem perfiden Lügengeflecht wieder, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.
Im Fahrwasser der Großen
Mit seiner Prämisse macht Dünnes Blut keinen Hehl aus seinen direkten Vorbildern. Mehrdad Taheri fischt mit seiner Geschichte ganz bewusst in den Gewässern von Serien wie 4 Blocks und Dogs of Berlin oder auch Filmen wie Nur Gott Kann Mich Richten und Asphaltgorillas. Da wundert es dann auch nicht, dass mit Kida Khodr Ramadan eines der bekanntesten Gesichter des aktuell so beliebten Sub-Genres ganz weit oben auf der Besetzungsliste steht. Und Ramadan ist, soviel sei vorweggenommen, das klare Highlight des Films. Auch wenn er hier vergleichsweise wenig Screentime bekommt, reißt er jede Szene mit seiner unnachahmlichen Präsenz sofort an sich. Doch leider vermag er es nicht, Dünnes Blut im Alleingang zu einem guten Film zu machen. Denn allzu oft steht sich der Film leider selbst im Wege.
Stereotypen, wohin man blickt
Dass man mit einem Thriller, der im Milieu krimineller arabischer Clans spielt, keinen Innovationspreis mehr gewinnen kann, sollte spätestens nach 4 Blocks jedem klar sein. Dennoch ist es schon eine Leistung, wirklich jeden Stereotypen so klar zu bedienen, wie es bei Dünnes Blut der Fall ist.
Ein paar Beispiele gefällig? Ein an seinen eigenen Idealen gescheiterter Polizist. Eine Führungspersönlichkeit innerhalb der Behörde, die auf den zweiten Blick ihre eigenen Interessen über die der Allgemeinheit stellt. Sich permanent anfrotzelnde Kollegen. Und nicht zuletzt gnadenlos unterkühlte Bilder garniert mit modernem Gossensprech. Wenn man dann noch zum zweiten Mal Zeuge wird, wie ein Charakter nach einer Aussage der Couleur „Du verstehst es einfach nicht.“ bedeutungsschwanger aus dem Fenster schaut, dann wirkt das leider wie komplett auswendig gelernt und dann auch noch hölzern dargeboten. Bedauerlicherweise unterfüttert der Cast in weiten Teilen das ungelenk wirkende Gesamtkonstrukt. Ein Lichtblick, neben Ramadan, ist allerdings Burak Yigit, der Ramadans Sohn innerhalb der arabischen Familie spielt. Mit gesunden Portionen Überdrehtheit und Unberechenbarkeit bildet er einen angenehmen Gegenpol zu den ansonsten sehr flachen Figuren.
Auch die Geschichte bietet für Genre-Kenner keinerlei Überraschungen oder andersgeartete Aha-Effekte. Zumindest eröffnet sie nicht übermäßig viele Nebenschauplätze und wird somit stringent durcherzählt.
Licht im Schatten
In den technischen Gewerken leistet sich Dünnes Blut dann aber zum Glück nur wenig Ausfälle. Die Kamera fängt das Geschehen angemessen ein und das Bild wirkt, trotz der genretypischen Kälte, durchweg stimmig. Nur zum Finale hin verliert sich die Inszenierung in vollkommen unnötigen, und leider auch zerschnittenen, Kampfszenen und deplatziertem Einsatz von Zeitlupen. Das wirkt leider antiklimaktisch zur sonst eher ruhig erzählten Geschichte.
Zudem muss man Taheri zugestehen, dass er von der ersten bis zur letzten Sekunde eine zur Prämisse passende, ausweglose und fast schon fatalistisch anmutende Atmosphäre erzeugt. Witzige Situationen oder andere auflockernde Elemente sucht man bei Dünnes Blut vergeblich. Von Anfang an wird dem Zuschauer unmissverständlich signalisiert, dass diese Geschichte für so gut wie keinen der Protagonisten gut ausgehen wird.
Mein Fazit zu Dünnes Blut
Dünnes Blut orientiert sich sehr stark an seinen direkten Vorbildern, weiß aber leider zu keiner Zeit deren Klasse zu erreichen. Die Geschichte kommt sehr überraschungsarm daher und die Schauspielerriege kann dieses Defizit nur sehr selten ausgleichen.
Allesgucker im Sub-Genre der deutschen Gangster-Thriller können einen Blick riskieren, Einsteigern seien aber die im Artikel genannten Vertreter eher ans Herz gelegt.
Dünnes Blut ist seit dem 6. August 2020 auf Blu-ray, DVD und als Stream erhältlich.
Unsere Wertung:
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