Nach 18 Jahren auf dem Index wurde die Slasher-Fortsetzung Düstere Legenden 2 im Oktober 2019 rehabilitiert und ist nun erstmals auf Blu-Ray erhältlich. Seinerzeit wurde der Film nicht gerade begeistert aufgenommen. Wir haben ihn uns erneut zu Gemüte geführt, um zu sehen, ob er heute einen besseren Eindruck hinterlässt.
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Titel | Düstere Legenden 2 |
Jahr | 2000 |
Land | Canada |
Regie | John Ottman |
Genres | Horror, Mystery, Thriller |
Darsteller | Jennifer Morrison, Matthew Davis, Hart Bochner, Loretta Devine, Joey Lawrence, Anson Mount, Jessica Cauffiel, Anthony Anderson, Michael Bacall, Eva Mendes, Marco Hofschneider, Derek Aasland, Jacinda Barrett, Peter Millard, Chas Lawther, Chuck Campbell, Yani Gellman, Jeannette Sousa, Rebecca Gayheart, Bianca Muller |
Länge | 97 Minuten |
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Worum geht’s in Düstere Legenden 2?
Die Filmstudentin Amy Mayfield (Jennifer Morrison) arbeitet an ihrem Abschlussfilm, von dem sie sich eine Auszeichnung mit dem begehrten Hitchcock Award erhofft. Durch die Nachtwächterin Reese (Loretta Devine) erfährt sie von einer Mordserie an einer Universität, die nach dem Vorbild von Großstadtlegenden ausgeführt wurde. Sie beschließt, diese zum Thema ihres Films zu machen. Jedoch beginnt alsbald tatsächlich eine Reihe von Morden unter den Studenten der Filmhochschule. Amy gerät darauf selbst ins Fadenkreuz des Killers. Gemeinsam mit ihrem Verbündeten Trevor (Matthew Davis) versucht sie, diesen zu enttarnen und damit ihr eigenes Leben zu retten.
Düstere Legenden 2 – das Regiedebüt eines Cutters und Komponisten
Düstere Legenden 2 ist der erste und bislang einzige Film, bei dem John Ottman Regie führte. Ottman ist vor allem bekannt als Cutter und Filmkomponist bei den meisten Werken Bryan Singers, darunter auch dessen X-Men-Filmen ab dem zweiten Teil. Diese beiden Funktionen führte er auch bei seinem eigenen Regiedebüt aus. Und in beiden Bereichen kann der Film überzeugen. Der Schnitt ist dynamisch und bietet einige packende Parallelmontagen. Die atmosphärische Streichermusik ist für einen Slasher mehr als gelungen und teilweise gar recht ungewöhnlich.
Nur hätte man Ottman ein besseres Drehbuch gewünscht. Schon der Vorgänger war ein recht beliebiger Teenie-Slasher, der Ende der 90er Jahre im Fahrwasser von Scream und Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast entstanden war. Verbindungen zu Düstere Legenden bestehen nur darin, dass zwei Charaktere aus dem Vorgänger hier ebenfalls auftreten und die Morde erneut nach dem Vorbild urbaner Legenden gestaltet wurden. Was auch die passendere Übersetzung für den Originaltitel gewesen wäre. Jedenfalls ist der zweite Teil noch wesentlich klischeehafter als der erste. Sei es hinsichtlich der unoriginellen Charaktere, die sämtlichen in einem Horrorfilm auftretenden Tropes entsprechen. Oder der Handlung, die sich vorhersehbar an altbekannten Plot-Points entlanghangelt.
Ein Film im Film
Dabei hätte Urban Legends: Final Cut, wie der Film im Original heißt, das Zeug zu einem intelligenten, überdurchschnittlichen Genrebeitrag gehabt. Ähnlich wie der im selben Jahr erschienene Scream 3 bietet er nämlich eine Meta-Ebene, indem er das Filmemachen an sich zum Thema seiner Handlung macht. Dadurch, dass die Hauptfiguren selbst einen Film drehen, werden die Entstehung eines Films und bestimmte Inszenierungstechniken immer wieder thematisiert. Dies nutzt Ottman, um den Zuschauer mehrmals aufs Glatteis zu führen, da sich einige Szenen als Filmdrehs innerhalb der Handlung entpuppen. Auch finden sich zahlreiche Anspielungen auf bekannte Werke des Horrorgenres. Besonders eindrucksvoll ist dabei eine mit wackeliger Handkamera gefilmte Mordszene geraten, die deutlich auf den Klassiker Peeping Tom verweist. Dass diese Aufnahme von den Protagonisten selbst zuerst für eine Inszenierung gehalten wird, ist ein besonders netter und teilweise verstörender metatextueller Einfall.
Von solchen selbstreflexiven Spielereien bietet Düstere Legenden 2 aber letztlich zu wenig. Er ist hinsichtlich der Handlung und Inszenierung viel zu zahm und einfallslos, als dass er als postmoderne Satire auf das Slasher-Subgenre funktionieren könnte. Besonders verglichen mit dem übermächtigen Scream, der seinerzeit nicht nur eine unterhaltsame Fundgrube für Horrorfans bot, sondern auch an sich als spannender und blutiger Horrorthriller überzeugte. Der spätere The Cabin in the Woods zeigte auf ähnlich intelligente und unterhaltsame Weise, wie man die Erwartungen des Publikums unterlaufen kann. Beim zweiten Düstere Legenden hingegen werden diese zwar thematisiert, dann aber letztlich auf allzu bekannte Weise bedient.
Eine mittlerweile sehr prominente Besetzung
Der Cast ist immerhin noch zu loben, auch wenn die Darsteller allesamt nur Abziehbilder verkörpern. Die Akteure sind sichtlich bemüht, allerdings können sie nur wenig aus ihren platten Charakterzeichnungen und abgedroschenen Dialogzeilen machen. Interessant ist allerdings, dass man hier viele prominente Gesichter sieht, die zur Entstehungszeit des Films noch kaum bekannt waren:
Jennifer Morrison, die später Hauptrollen in den Serien Dr. House und Once Upon a Time übernehmen sollte, ist als Final Girl zu sehen. Ihre schlagfertige Freundin spielt Eva Mendes in einer ihrer frühen Rollen. Comedian Anthony Anderson ist einer von zwei Comic Reliefs. Die später in mehreren Fernsehserien auftretenden Matthew Davis (Vampire Diaries) und Anson Mount (Hell on Wheels) befanden sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch am Anfang ihrer Karriere. Mit Hart Bochner, der immer wieder in größeren Produktionen auftritt (u.a. Stirb Langsam), ist ein bereits erfahrener Darsteller im Cast vertreten. Loretta Devine schließlich kehrt als einzige Darstellerin aus dem Vorgänger in einer größeren Rolle zurück. Wobei Rebecca Gayheart, die ebenfalls in diesem auftrat, in der Schlussszene noch ein Cameo absolviert.
Die neue Veröffentlichung von Düstere Legenden 2
Zu erwähnen ist noch, dass die Mordszenen mit einer Ausnahme allesamt nicht sonderlich blutig gerieten. Selbige Szene, die auf das Finale des Vorgängers verweist, war auf der VHS-Erstveröffentlichung die einzige, die für eine FSK-Freigabe geschnitten wurde. Da der ungeschnittenen Fassung wie der damals gekürzten mittlerweile eine Freigabe ab 16 erteilt wurde, erscheint die damalige Indizierung wegen nur 20 zusätzlicher Sekunden dem heutigen Betrachter erst recht lächerlich. Immerhin erhielt Düstere Legenden 2 nun aber eine ansprechende Blu-Ray-Veröffentlichung, die den Film in ordentlicher Bild- und Tonqualität bietet. Dazu enthält diese noch einige unterhaltsame Extras. Darunter einen Audiokommentar des Regisseurs, ein paar ganz interessante entfernte Szenen und witzige Outtakes. Sowie ein Making-Of, das allerdings mehr wie ein Werbefilm daherkommt. Sämtliche Special-Features waren dabei schon auf der ersten DVD-Veröffentlichung enthalten. Das schon im November 2019 erschienene Mediabook mit drei verschiedenen Covern bietet ansonsten nur noch ein Booklet.
Unser Fazit zu Düstere Legenden 2
Düstere Legenden 2 ist letztlich nichts weiter als ein mittelmäßiger Teenieslasher, wie es diese Ende der 90er Jahre zuhauf gab. Er hat zwar mit seiner Meta-Ebene einen interessanten Ansatz, versteht es jedoch kaum, diesen richtig zu nutzen. Die bemühten Schauspieler und der durchaus talentierte Regisseur können gegen das unoriginelle Drehbuch letztlich nur wenig ausrichten. Da der Film, verglichen mit seinem Vorgänger, an den Kinokassen enttäuschte und größtenteils negative Kritiken erhielt, verwundert es nicht, dass John Ottman sich danach kein weiteres Mal auf den Regiestuhl setzte. Vermutlich auch, weil er durch Studiovorgaben zu sehr eingeschränkt wurde. Jedenfalls hinterlässt Düstere Legenden 2 außer einer einzigen drastischen Mordszene nur wenig bleibende Eindrücke. Filmfans, die gerne eine nostalgische Zeitreise ins Horrorkino kurz vor und nach der Jahrtausendwende unternehmen, werden mit der ungeschnittenen Blu-Ray-Veröffentlichung aber angemessen unterhalten werden.
Düstere Legenden 2 ist seit dem 12. März 2020 als Blu-Ray und DVD von Sony Pictures Home Entertainment erhältlich.
© SONY PICTURES ENTERTAINMENT