In ihrer beeindruckenden Dokumentation The Cleaners haben die beiden Dokumentarfilmer Moritz Riesewieck und Hans Block eindrücklich gezeigt, wie die Technik des Internet-Zeitalters Schicksale von Menschen beeinflusst. Gelingt den beiden dies auch mit Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit?
Titel | Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit |
Jahr | 2024 |
Land | Germany |
Regie | Hans Block |
Genres | Dokumentarfilm |
Darsteller | |
Länge | 87 Minuten |
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Die Inhaltsangabe von Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit
Der Verlust eines geliebten Menschen trifft die Hinterbliebenen immer sehr hart. Es ist nur verständlich, dass man die Erinnerungen erhalten möchte. Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit zeigt Menschen, die einen Schritt weitergehen. Wie wäre es, wenn man mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) die Essenz der verstorbenen Person aufrechterhalten könnte? Innerhalb der Dokumentation werden diese Möglichkeiten aufgezeigt und zur Diskussion gestellt.
“Nun sag, wie hast du es mit der Religion?”
Wenn man sich die Zahl der Kirchenaustritte, nicht nur in Deutschland, anschaut, dann fällt auf, dass die Religiosität zurückgeht. Vermutlich wird 2024 die Zahl der Kirchenangehörigen erstmals unter der 50-Prozent-Marke liegen. Selbst in den religiös geprägten USA schreitet, Studien zufolge, die Säkularisierung fort. Damit einhergehend ändert sich auch die Vorstellung vom Jenseits und den damit verbundenen tröstlichen Gedanken. Allerdings benötigen wir Menschen Mechanismen, um mit unseren endlichen Schicksal umzugehen. Technologiefirmen treten, dank KI, an diese Stelle und können Persönlichkeitsmerkmale von Verstorbenen simulieren. Dort setzen die beiden Dokumentarfilmer Hans Block und Moritz Riesewieck an und zeigen die technischen Möglichkeiten auf, die KI aktuell bietet.
Gut beobachtet
Nach eigenen Aussagen der Filmemacher soll Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit eine Debatte zum Thema digitales Klonen anregen. Dieses ist den beiden gelungen. Ihre Vorgehensweise ist dabei sehr clever. Es werden verschiedene technische Möglichkeiten kommentarlos gezeigt, um keine Meinung vorzugeben. Angefangen von einem „Chat“ mit der verstorbenen Person, über ein „Gespräch“ bis hin zu einem eigenen Avatar. Dabei werden Erfolge, wie auch Probleme und Grenzen der Programme gezeigt. Beeindruckend ist zum Beispiel ein virtuelles Baby, das auf Aktivitäten des Nutzers reagiert oder der KI-Chat der Firma Project December, der scheinbar ein Eigenleben entwickelt. Das letzte Drittel des Films beschäftigt sich mit einer koreanischen TV-Show namens „Meeting You“, die aufzeigt, welche Möglichkeiten virtuelle Realitäten bieten. Leider kommt aus meiner Sicht der technische Aspekt und die Motivationen der Erfinder etwas kurz. Bei fünf verschiedenen Technikfirmen und deren Gründern kann man alles nur anreißen. Wer mehr über diesen Aspekt erfahren möchte, dem kann ich das themen- und namensgleiche Buch der beiden Regisseure empfehlen.
Allerdings ist die Technik für den Diskurs nicht ganz so wichtig. Sie dient nur zum Überblick und besseren Verständnis der verschiedenen Ansichten. Deswegen kommen hier neben den Firmengründern auch Nutzer:innen und Beobachter:innen zu Wort. Der Film nimmt die verschiedenen Standpunkte und zeigt die Vorteile, Nachteile und Gefahren auf. Man verfolgt eine Anhörung von Sam Altman, CEO von OpenAI, und hört kritischen Meinungen von beispielsweise KI-Ethiker Carl Öhman. Auf der anderen Seite sieht man unter anderem eine Nutzerin namens Christi Angel, die eine Möglichkeit gefunden hat mit der KI ihres verstorbenen Liebsten zu interagieren. Alle gezeigten Personen sind perfekt ausgewählt, weil sie eine individuelle Sichtweise haben und so das KI-Thema mehrdimensional beleuchtet wird: wirtschaftlich, religiös, ethisch, wissenschaftlich oder technisch.
Emotionslos wie eine KI
Das Thema bietet Platz für viel Emotionen. Riesenwieck und Block hätten die Möglichkeit gehabt, stark auf die Tränendrüse zu drücken. Glücklicherweise geben sie diesem Drang nicht nach. Es bleibt beim beobachtenden Ansatz. Es wäre ein leichtes gewesen, weinende Menschen in Zeitlupe, unterlegt mit kitschiger Popmusik zu zeigen, wie man es aus einschlägigen TV-Shows kennt. Der Film nutzt sogar so einen TV-Ausschnitt – aber nur, um danach dessen Mechanismen aufzudecken. Mitten in der Szene schneidet man auf den Produzenten, der das Gesehene nüchtern kommentiert. Es bleibt natürlich nicht aus, dass auch trauernde Menschen gezeigt werden. Allerdings werden diese mit Respekt behandelt. Die beiden Regisseure haben zudem ein Händchen für Bild und Musik: Statt Ortsangaben einzublenden gibt es tolle Landschafts- und Stadtaufnahmen mit gut eingesetzter Musik, sodass in kurzer Zeit ein Eindruck vom Umfeld der Personen entsteht.
Unser Fazit zu Eternal You
Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit möchte eine Debatte über das Thema Tod und künstliche Intelligenz entfachen. Das gelingt der Dokumentation. Durch verschiedene Sichtweisen und das Anreißen der technischen Möglichkeiten hat man genug Ansatzpunkte für eine kritische Auseinandersetzung. Für den Ethikunterricht in höheren Klassenstufen drängt sich diese Dokumentation geradezu auf. Die Struktur und Aufbereitung der gezeigten Interviews ist sehr gut und die Filmlänge passend. Allerdings ist die Informationsflut ziemlich hoch und es ist daher nicht leicht, sofort alles zu erfassen. Ähnlich wie bei einer Podiumsdiskussion, lädt die Dokumentation ein, sich im Anschluss weiter in die Debatte zu vertiefen.
Eternal You läuft ab dem 20. Juni 2024 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
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